Peter Rosei mit Publikum

Hurrah, hurrah, es gibt wieder Publikum in der “Alten Schmiede”, wenn man seinen Reise- und Impfpaß oder Testzeugnis mitnimmt, kann man sich wieder natürlich nur mit FFP-2-Maske in den wahrscheinlich schachbrettartig gelichteten Vortragssaal setzen und ich wundere mich ja immer daß es Leute gibt die das tun. Es waren aber Köpfe im Livestream zu sehen. Für mich ist das nicht und man kann auch, wie die schwarz gekleidete Johanna Öttl noch einmal betonte, bis September die Veranstaltungen per livestream ansehen und diesmal gab es eine Doppelveranstaltung mit dem1946 geborenen Peter Rosei, den ich ja das letzte Mal in Rauris gesehen habe und von dem ich, ich habe nachgesehen, acht Bücher in meinen Regalen habe.

Das ist zugeben nur ein kleiner Teil des umfangreichen Roseiischen Werke. Ich war auch ein paar Mal bei seinen Veranstalten, bei den 2016 in der “m AS” zum siebzigsten Geburtstag veranstalteten Smposium zu seinen “Wiener Archiven”, glaube ich, abernicht, da habe ich nur drei von den fünf oder sechs Bücher, die sie umfassen, gelesen und ein Jahr früher gab es beim Literaturfestival Gmunden eine Rosei- Veranstaltung und Alexandra Millner, die unermüdliche Lteraturwissenschaftlerin, ebenfalls schwarz gekleidet, hat aus den beiden Veranstaltungen ein Buch zusammengestellt.

“Extended Rosei” das jetzt bei Ritter erschienen ist und das sie vorstellte.

Ich würde das Roseiische Werk auch in zwei Teile gliedern, in die Reise Texte und dann die, die sich als Globalismuskritik äußern und von den acht Büchern, die ich habe, ist auch eines, das ich mir einmal kaufte, als ich noch in der Otto Bauergasse wohnte.

Da habe ich mein Geld ja oft in den Buchhandlungen gelassen und hatte dann Schuldgefühle deshalb, so daß ich einmal beschloßen habe, mir jede Woche ein Buch zu kaufen. Ich weiß nicht mehr genau, ob es die 1974 erschienenen “Wege” oder das 1987 bei “Residienz” erschienene “Von hier nach dort waren”, aber wahrscheinlich war es doch der “Suhrkamp-Text” und beide Bücher zählen wohl zu den Reisetexten.

Dann habe ich noch außer den drei Glabilisierungsromane “Mann und Frau”, 1984 erschienen, “Kurzer Regentag” und einen “Sonderzahl-Band” in meinen Regalen.

Alexandra Millner hat das Roseische Werk auch in einige Teile gegliedert und dann die Referenten aufgezählt, die damals die Texte oder die Referate darüber geschrieben haben.

Sebastian Fasthuber, Ronald Pohl, Kurt Neumann, etcetera, waren dabei und einer hat Balzac zu einem Vorbild von Rosei gemacht, was dieser im Publikum sitzend, dementierte und meinte Kafka, Musil oder Doderer wären eher seine Vorbilder, aber die fünf Wien-Romame sind vielleicht einem Balzackschen Werkzklus nachempfunden und dann erklärte Peter Rosei genau, daß man als Schriftsteller anders, als als Literaturwissenschaftler arbeitet. Da schreibt man drarauf los, während die dann alles analysieren und im zweiten Teil, nach der Pause, wo man, wie Johanna Öttl erklärte, hinaufgehen und seine Masken auslüften konnte, las Peter Rosei dann aus seinem neuen Roman dem “Märchen vom Glück”, ebenfalls bei “Residenz” erschienen, das auch schon in Rauris oder war es in der “Gesellschaft”, erwähnt wurde, das wie Johanna Öttl erklärte, eine episodenhafte Aneinanderreihung vom Leben von fünf Personen darstellen, die sich miteinander verbinden, dann wieder auflösen oder wieder zusammenkommen, Karriere machen oder vielleicht auch sterben.

Andras, der Ungar aus Stein am Anger, der als Arbeitsmigrant nach Wien gekommen ist, in einem Supermarkt Obst schlichtet und dann in einem See ein paar Frauen herummrundert, Lena aus der Steiermark, die eibenfalls in einem Supermarkt arbeitet, Sonja, die Altenpflegerin und eine Putzfrau. Mit Lena kommt er dann zusammen und die zweite Stelle, die Peter Rosei las führte nach Brünn zu einer Eva, die als Kellnerin arbeitet.

Peter Rosei hat die Lesung damit begonnen, daß er von den Grausamkeiten, die Märchen beinhalten sprach und nach der Lesung erklärte er noch, was er unter Glück versteht.

“So das ist jetzt genug!”, erklärte er dann nach einer Weile, alle klatschten und Johanna Öttl erklärte noch, daß es einen Büchertisch gäbe, der aber von außen zugängig wäre, damit man ohne Maske einkaufen könne.

eVerrückt, nicht wahr, füge ich dazu, vielleicht läßt sich darüber auch ein Märchen oder eine Dystopie schreiben und Peter Rosei, das hätte ich jetzt fast vergessen, hat noch erklärt, daß man das Inferno leichter, als das Glück beschreiben kann. Natürlich, weil einem das Glück ja meist als kitsch ausgelegt wiürde.

Wieder Wien-Reihe

Als Julia Danielczyk das Literaturreferat der Stadt Wien übernommen hat, hat sie die Literatur im Musa eingeführt, das heißt in dem dem Rathaus gegenüberliegenden Museum, das jetzt zu dem der Stadt Wien gehört, einmal monatlich die Preisträger und Stipendiaten der Stadt Wien vorzustellen, was ich sehr interessant und wichtig fand, die literarischen Stimme und deren Texte kennenzulernen, die von der Stadt Wien ausgezeichnet wurden und bin eigentlich fast immer dort gewesen, bin dort oder auch ein bißchen später nämlich bei einer Buch-Wien mit Julia Danielczyk persönlich in Kontakt gekommen, die mich darauf angesprochen hat, daß sie mich im Musa gesehen hat. Das Musa wurde dann zum Wien-Museum und die Literatur im Musa ist dann als Wien-Reihe in die “Alte Schmiede” übersiedelt, da war ich nicht mehrso oft, weil der Alfred einmal ins Kino wollte, etcetera und dann kam Corona und da wollte ich mich ja nicht mit Maske in die “Alte Schmiede” setzten und einmal kann ich mich erinnern habe ich nur kurz hineingeschnuppert, weil ich eine Stunde hatte oder vielleicht auch nicht darüber bloggen wollte.

Also ein bißchen den Kontakt zu den Stipendianten und dem Literaturgeschehen der Stadt Wien verloren, das ja oder die Musa-Abende sehr beeindruckend waren, nachher gabs im Musa Brot und Wein, ich bin entweder alleine neben dem Tisch der Ines Varga gestanden oder habe mich mit der Angela und dem Josef unterhalten, die ich dort kennengelernt habe, also durch den Lockdown oder auch schon ein bißchen früher den Kontakt zu der Wien-Reihe verloren, aber heute hat es geklappt und da stellte Julia Danielcyck den Stadt-Wien Stipendiaten Norbert Kröll und die Canetti-Stipendiatin Andrea Winkler vor.

Den 1981 in Villach geborenen Norbert Kröll habe ich, glaube ich, im Musa kennengelernt, weil er schon einmal Stipendiat war. Das ist es um seinen Roman “Sanfter Asphalt” vorgestellt, der mir sehr experimentell vorgekommen ist. In der “AS” und bei dieser Benefizlesung im Amerlinghaus habe ich Norbert Kröll dann noch einmal gehört und im Frühling während des Lockdown wurde dann sein Roman “Wer wir wären” im Rahmen der Corona-Lesungen vorgestellt. Jetzt hat er auch daraus gelesen und ich war sehr erstaunt, wie realistisch der junge Autor inzwischen geworden ist und sprachlich sehr genau und eindruckvoll bearbeitet füge ich hinzu “Ein Punkt, irgenwann kommt ein Punkt”, beispielsweise, zwei Stellen hat der Autor aus seinem Buch gelesen. Die Erste, wo der Erzähler Albert seine Frau Elisabeth verlässt, in der Zweiten geht es um einen Freund, der ihn gemalt hat, weil er ein “Einfaches Gesicht” hat und dann in eine Schizophrenie verschwindet und auf diese Art und Weise Albert verläßt.

Im Gespräch mit Julia Danielczyk ging es dann um Schuld und Verrat und Julia Danielczyk fragte ihn dann nach den autorbiografischen Anteilen. Denn der erste Roman kommt vor und der Norbert hat mit dem Albert die letzte Silbe gemein. Der Autor wich elegant aus und dann folgte Andrea Winkler mit der und ihrer Sprache ich mich auf diesen Blog ja schon sehr intensiv beschäftigt habe, aber jetzt, wie ich unlängst bemerkte, schon länger nicht mehr hörte.

Am Anfang meines Blogens habe ich ein Namensspiel mit Andrea Grill und Evelyn Grill, ihr, Andrea und Linda Stift, gemacht, denn ihren ersten Roman “Hanna und ich”, den ich, glaube ich, inzwischen schon gefunden habe, ich, glaube ich, einfach vor 2008 im Literaturhaus kennenlern, als sie noch eine ganz junge Autorin war.

2009 hat sie dann, glaube ich, beim “Bachmannpreis” gelesen und ist mit ihrem “Zug im kleinsten Bahnhof der Welt” nicht sehr gut weggekommen. Den “Priessnitz-Preis”, hat sie auch gewonnen und ich war bei einigen ihrer Lesungen, zum Beispiel in der “Alten Schmiede” und in der “Gesellschaft”, habe mich ein bißchen über ihrer Sprachräusche mokiert und nach der Handlung in ihren Texen gesucht, die sie ja, wie viele andere Sprachkunstautoren nicht so sehr interessiert, die “VierTöne” und den “Hofnarr und Volk” habe ich dann bei einem der Literaturhaus Flohmärlte gekauft und, ich gestehe, noch immer nicht gelesen und jetzt ist sie Elias Canetti-Stipendiatin und hat vier kurze Texte gelesen, die, wie sie erklärte im Zusammenhang mit Musik oder bildender Kunst aufgeführt werden hätte solche und ich betone wieder die präszise schöne Sprache, die Julia Danielczyk dann genau themastisierte und die Autorin danach befragte und meinte, daß die präzise Ausdrucksform ins Schweigen übergeht, weil man ja nicht alles aussprechen kann, wo Andrea Winkler dann betonte, daß sie nichts verschweigen wollte, man aber nicht alles bennen und ausdrücken könnte.

Am Schluß erwähnte Julia Danielczyk dann die nächste Wien-Reihe im April und im März wird es eine Sonderveranstaltung geben. Der Wein und das Brot haben natürlich gefehlt, aber man kann sich sein Glas natürlich selber eingießen und auch Online, beispielsweise auf diesen Blog darüber diskutieren und Julia Danielczyk merke ich an, hat vielleicht genauso ein Luxusproblem, wie ich, leben wir ja in Lockdown Zeiten, wo man derzeit nicht zum Friseur gehen darf, aber ab nächster Woche mit Test Ausweispflicht und FFP2- Maske wieder möglich sein wird.

Gesellschaft poetisch verändert

Zweiter Abend des Lyrikfestivals “Dichterloh”, wo Michael Hammerschmied in der “Alten Schmiede” saß und die ausgewählten Autoren aus Berlin und Moskau zugeschaltet waren und das Publikum, die zwanzig bis dreißig Livestream-Zuschauer irgendwo in ihren Wohnzimmern und das ist ja auch eine interessante Art der Literaturveranstaltungen, wenn auch etwas gewöhnungsbedürfig und auch etwas anders, da man sich aber ja in Zukunft wahrscheinlich freitesten wird müssen, wenn man in die “Alte Schmiede” will, werde ich mich wohl daran gewöhnen müssen und habe heute wieder zwei interessante Dichter und eine Dichterin kennengelernt.

Der Erste ist der 1987 in Berlin geborene Max Czollek von dem ich auf der Buchmesse Frankfurt, glaube ich, schon einiges gehört habe, hat er doch 2018 “Desintegriert euch” geschrieben. Als Lyriker war er mir bisher unbekannt. Michael Hammerschmid führte ihn aber wieder enthusiatśtisch ein und der junge Mann mit rosa Kapperl und schwarzen Pulli war das auch, zeigte sein in Berlin erschienenes Büchlein “Grenzwerte”, wo es stark um das jüdische Leben ging und auch darum, daß “Amoz Oz” schon wieder einmal den “Nobelpreis” nicht bekommen hat und dann immer wieder die “Typologie der Hitze”, das Gespräch mit Michael Hammerschmid war dann auch sehr interessant und dann kam ein Sprung und eine Überraschung, denn die 1971 in Skopje geborenen Lidija Dimikovka tauchte auf einmal live neben Michael Hammerschmid auf und ich hatte schon spekuliert, daß der Platz, Wasserglas und Mikrofon für den Übersetzer Alexander Sitzmann reserviert war. Ihr bei der “Parasitenpresse” erschienenes Büchlein heißt “Schwarz auf weiß” und das habe ich ja, als das für den Frühling geplante Festival Corona bedingt verschoben werden mußte, bei einem Gewinnspiel gewonnen, von dem ich gar nicht gewußt habe, daß man sich noch beteiligen konnte und so konnte ich die auf mazedonisch und deutsch gelesenen Gedichte schwarz auf weiß mitlesen, beziehungsweise erraten, welches Gedicht, die Autorin gelesen hat. Swoboda heißt Freiheit, das wußte ich und dieses Gedicht war im dritten Teil des sechsundsechzig Seiten Büchleins enthalten. Lidija Dimkovska hat vier Gedichte aus dem dritten Teil “Interpunktion des Lebens” gelesen.Der erste heißt “Summa Summarium” da gibt es ein Gedicht namens “Würfel”, das Michael Hammerschmid in seiner Einleitung erwähnte. Beginnen tut das Buch mit dem Gedicht “Mein Grab” Jeden Tag betrachte ich mein Grab im Hof, inbegriffen im Kaufpreis des Hauses”.

Daran schließt sich sehr beeindruckend “Wie ist es” “Ein Kind von Eltern zu sein, die im Krieg umgekommen sind, ein Kind von Eltern zu sein, die sich haben scheiden lassen, oder ein Kind aus Afrika auf einem überdimensonalen Plakat, in einem Behindertenheim zu leben”.

“Beim jüngsten Gericht” geht es um das Sterben.

“Mit der Zeit hörte meine Frau auf, mich zu küssen, mein Kind mich zu umarmen….

Eine Zeit lang küßte ich meine Frau noch, umarmte mein Kind…

Aber irgendwann hörte ich selbst auf meine Frau zu küssen, mein Kind zu umarmen…

Meine und eure Welt trennt ein Grabstein. Darunter spüre ich von Zeit zu Zeit, wie obend jemand schluchzend eine kerze für mich anhzündet, aber ich weiß nicht wer von euch.”

“Summa Summarum” ist das letzte Gedicht in der ersten Abteilung, von der “Korrespondenz mit der Welt” geht es zuerst quergedruckt zum “Wannseer Diptychon”, ein “Todesgedicht” und einen “Gefängnisbrief” gibt es auch.

In der “Interpunktion des Lebens” gibt es den von Michael Hammerschmid erwähnten “Syrischen Morgen”, den “November in Graz”, wo Lidija Dimiskovska vielleicht einmal ein Stipendium hatte “Den November in Graz erleben”. Das Gedicht “Asylanten” “Unter der Erde befindet sich das größte Asylantenheim. Dort sind die Selbstmörder untergebracht, Emigranten ins Jenseits” hat Lidija Dimiskovska auch gelesen. Und das titelgebende Gedicht lautet “Zuhause Vaterland. Sprache.Stammbaum. Individuelles und kollektives Gedächtnis. Archetypen. Atavismus. Unvergleichbarkeit.”

Sehr beeindruckend das Buch und Lidija Dimkovska sagte im Gespräch, daß ihre Gedichte sehr realistisch sind und ich habe mich sehr gefreut, eine mir bisher unbekannte Dichterin kennengelernt zu haben, die, glaube ich, schon einmal beim “Dichterloh Festival” gelesen hat, durch deren Buch ich mich nach der Veranstaltung in der Badewann durchgelesen habe.

Dann ging es nach Moskau, nämlich zu dem 1939 in Sibirien geborenen Wjatscheslaw Kuprijanow, der auch als Übersetzer tätig ist und beispielsweise Hölderlin und Jandl übersetzt hat und daher ausgezeichnet Deutsch spricht. Er ist auch auf Deutsch offenbar besser als im Russischen mit Büchern vertreten, obwohl ich im Netz gar nicht so viel über ihn fand. Das Gespräch und die Lesung wurde voraufgezeichnet. Daher wieder Überraschung, ein völlig veränderter Michael Hammerschmid, nämilich mit sehr kurzen Haaren, während er jetzt ein wenig bärtiger ist und der Autor las sich selbst auf Deutsch und Russisch. Das erste Gedicht handelte von Wölfen. Da heulte der Autor regelrecht, was Michael Hammerschmid dann als singen interpretierte. Einige Geidchte wurden auch von Gerald Bisinger übersetzte. Deshalb winkte dessen Sohn August schön maskiert nach Moskau in den Schirm und der Autor hielt seine deutschen Bücher hinein, erzählte vom literarischen Kolloquium, wo er offenbar als Stipendiat war, beantwortete Michael Hammerschmids Frage, ob er von Daniil Charms beeinflußt wurde.

Sehr beeindruckend der Abend und sehr unterschiedlich die Texte der Autoren, die allesamt sehr sozialkritisch waren, was in der Lyrik ja eigentlich nicht unbedingt so üblich ist und am nächsten Montag geht es mit einer kommentierten Lesung von Gerald Kofler und Ivan Blatny, die beide schon gestorben sind, weiter.