In einer komplizierten Beziehung mit Österreich

Pünktlich vorm Nationalfeiertag, als der letzte Soldat Österreich verließ und wir in der Hauptschule, als es den Nationalfeiertag noch nicht gegeben hat, in den Prater gingen, ich das aber, wenn ich mich nicht irre und nichts durcheinanderbringe, nichtmit durfte, bleibt es, bevor es weiter mit dem “Deutschen Buchpreislesen” geht, noch ein bißchen zu Österreich und geht zu dem 1983 im Waldviertel geborenen Martin Peichl, der mit seinem Debutroman “Wie man Dinge repariert”, der mir sehr gut gefallen hat, sowohl für den “Alpha” als auch für den “Blogger Debutpreis” nominiert war. Von daher habe ich das Buch, den “Alpha 2020” scheint es nicht zu geben, vielleicht wurde er wegen der “Casino Affaire” eingespart, aber mit Maske wäre ich ohnehin nicht hingegangen, also wieder ein Event weniger. aber Martin Peichl habe ich ja in der “Kühlen Meile Zieglergasse” aus beiden Büchern lesen gehört, was eine der letzten Veranstaltungen außer dem Amerlinghaus war, bei denen ich gewesen bin und man jetzt ja schon über die Maskenpflicht im Freien diskutiert, aber Bücher kann man ja zu Hause lesen und da sticht Martin Peichls bei “Kremayr und Scheriau” erscheinenes Buch heraus.

Ist es doch Erstens in quadratischer Form erschienen und dann ist es ein Bierdeckelbuch, mit sogar einem echten, die anderen führen die Bierdeckelgeschichen an, in denen Martin Peichl eben von seiner Beziehung zu Österreich, beziehungsweise zu den Frauen erzählt.

So heißt die Geschichte zum dem Bierdeckel “Ab und zu zeiht es mich zu dir hin a love story “Tal ohne Schluss” und da erzählt Martha zwischen sehr vielen Schnäpsen ihren Freunden, die immer gleichen Geschichten von ihren Männern.

Der Bierdeckel zum “Kessler-Effekt” heißt “Wir lieben uns mit Messer Gabel Schere Licht” und da geht es um die Beziehungs zu der Kroatin jelena.

Beim Bierdeckel “Schon lange widme ich dir alle meine Hangover” wird gespielt “Wir sind acht- Wir spielen UNO: wir lernen, dass es schlecht ist, viele Karten, dass es gut ist, nur eine Karte in der Hand zu haben” oder “Wir sind sechs-Wir spielen MENSCH ÄRGERE DICH NICHT” oder bei “MONOPOLY” lernen wir “Wie sich kapitalismus anfühlt und dass das wenige Geld, das wird jedes Mal am Start bekommen, eine Art Mindestsicherung, nicht einmal für das billigste Hotel reicht”, etcetera und so weiter und den “Blinden Passagieren”-“Bin mit mitte Dreißig vielleicht ein Schrottplatz geworden”, wo es um das “Durchs Glas gehen” und um Ameisen geht.

Es gibt immer wieder “Staffeln zwischen Schalko und Pichler”, was sich offenbar auf den “Tatort” bezieht.

“Männer ohne Eigenschaften” und einen Bericht über die “Tschernobyl-Kinder, wo Jakob auf Terschnobyreise geht und den Reaktor und die dort noch Lebenden besucht.

In der Buchmitte gibt es überhaupt nur Bierdeckeln immer schön auf dem karierten Tischtuchhintergrund drapiert zu sehen “Wir haben aufgehört unsere Eskalationsstufen zu zählen”, “Das ist ein Chemiebaukasten wo du aufhörst und ich beginne”,”Wenn ich mein Bier verschütte, dann immer in deine Richtung”, “Am Wochendende bin ich dann endlich für alle zu haben”, “Hier endet der Text und hier beginnt das Verhör” und so weiter und so fort.

Es geht wahrscheinlich trotz Nationalfeiertag mehr um Beziehungsgeschichten und um das reale oder fiktive Leben des Autor. So wird anhand von verzerrten Fotos die Beziehung zum Vater dargestellt, die Großmutter, eine Tschechin, weshalb der Erzähler ein Achteltscheche ist, steht in ihrem Garten. Mit der Kroatin Jelena gibt es Schwierigkeiten und die Marta, die wir schon kennen, erzählt uns von ihren Dates und zählt dabei die “Männer ohne Eigenschaften” auf. Listen scheinen überhaupt etwas zu sein, was Martin Peichl fasziniert. Listen und Aphorismen, den Beziehungsstatus gibt es auch und die Frage, was aus den handelnden Personen geworden ist, wie sie sich eiterentwickelt haben, wird auch beantwortet.

Sehr viel von allem, manches vielleicht nur angerissen, manches vielleicht auch zu übertrieben darsgestellt, könnte das abschließende Urteile, wie es meine Leser ja von mir zu wollen scheinen, lauten.

Also, ich habe ein interessantes Buch gelesen, das ich weiterempfehlen kann und wie sagt man doch in der “Gesellschaft”: “Weihnachten kommt bald!”

Also kaufen Sie das Buch! Notfalls läßt es sich bestellen und wird vom maskierten Fahrradboten nach Hause gebracht und richtig, die Pandemie und die Krise in der wir derzeit leben, ist in dem Buch auch schon thematisiert.

Liebesnacht

Der 1938 in Basel geborene und vorigen April in Zürich verstorbene Urs Widmer ist ein Meistererzähler, ein Schelm und ein Fabulierer könnte man noch anfügen, zumindestens habe ich den Eindruck, nachdem ich mich jetzt in der Badewanne in dem verzweifelten Versuch den Inhalt zu erfassen, durch seine Erzählung “Liebesnacht”, ein Fund aus dem Bücherschrank und vom Vorleser an einigen Stellen angestrichen, durchgelesen habe.

Das zweite Buch, das ich von ihm habe, “Im Kongo”, das demnächst folgen wird, habe ich einmal von einer Psychotherapeutenkollegin auf einem meiner Geburtstagsfeste geschenkt bekommen und zweimal habe ich den Meister auch in der “Alten Schmiede” gehört, beim zweiten Mal, seinem Portrait, habe ich dann seine Bücher auf meine Leseliste gesetzt und keine Ahnung gehabt, daß ich den Dichter des letzte Mal gesehen habe.

Es gibt auch eine umfangreiche Bibliographie von der ich glaube ich den Herrn Adamson, während eines Frankfurt-Surfing bin ich darauf gekommen, am liebsten lesen würde, habe das Buch auch schon in einer Abverkaufskiste gefunden, allerdings haben mich die fünf oder sieben Euro dann doch abgeschreckt.Ich bin ja sehr sparsam.

2013 war er auch auf der Longlist des dBp.

Zur 1982 erschienenen Liebesnacht, die es zu “25 Jahre detebe” um zehn Mark gegeben hat.

“Im Elsaß  sitzen die Freunde zusammen”, habe ich als ich mit dem Buch schon fertig war, dem Rücken entnommen, wenn ich das vorher schon gewußt hätte, hätte ich das Buch im Vorjahr auf meinen Elsaß-Urlaub mitnehmen können, so bin ich, ganz ehrlich während des Lesens nicht daraufgekommen, daß es im Elsaß spielt und hätte, das ehemalige Wirtshaus in dem Dörfchen eher der Schweiz zugeordnet.

Aber vielleicht habe ich etwas überlesen, denn es passiert in dem Buch, in der Nacht, ja sehr viel, obwohl ich einer Rezension entnehme, daß nichts passieren würde, als daß einige Freunde beim Wein zusammen sitzen und über ihre ersten Lieben erzählen.

Es beginnt jedenfalls mit Joseph Conrad und hat auch sonst  viele literarische Anspielungen, von denen ich sicher nicht alle verstanden habe und dann kommt nach einer längeren Einleitung, der Freund Egon über die Felder, mit einem Rucksack und vielleicht einem Koffer, da ist sich der Erzähler, der offenbar Schriftsteller ist, nicht sicher, er kommt aus Argentinien zurück, wo er, wie auch sonst auf der Welt viele Kinder und auch Frauen hat und dann setzen sich die Freunde, ein alterer Versicherungsmann, der Erzähler mit seiner Frau und noch ein Paar zum Wein und erzählen, während die Kinder mit Bausteinen, einer Schaukel und dem Hund spielen und schon sind wir mitten drin in den Geschichten oder den Fabuleien, von denen manche einfach hängen bleiben, manche eher mühseliger zu erfassen waren. Zumindest ist das mir so ergangen.

Egon und sein Freund waren jedenfalls viel auf Reisen, sprechen sowohl Französisch, wie auch Deutsch ziemlich fließend und der Ich-Erzähler und das ist die Geschichte, die mir am eindringlichsten erschienen ist, reist einmal mit einem Schiff auf eine griechische Insel. Da liegen die Griechen seekrank herum, nur ein zwölfjähriges Mädchen kommt zu ihm und spricht ihn auf Französisch an, dann wird es von seinem Bruder abgeholt, das ist der Wirtsohn des einzigen Hotels, dort wird er einquartiert. Das Hotel hat vier Zimmer und wenn er in seines will, muß er durch die drei anderen gehen, die von einem Franzlsen, einem englischen Paar und einer Italienerin bewohnt werden. Er klopft vorher immer an und die Italienerin zieht sich erschreckt die Decke über den Kopf.

Dann gibt es den Wirten, den Sohn, noch eine ältere Tochter und einen Angestellten, ob auch eine Mutter dabei ist habe ich jetzt vergessen, die Kleine sieht er jedenfalls nur noch einmal während einer Hochzeit.Er darf dann auch auf ein Luxusschiff und bei dessen Besitzerin übernachten, das heißt er erwacht morgens in ihrer Kajüte. Da reist er dann verschreckt ab und bekommt von der älteren Schwester einen Brief, daß sie sich als seine ewige Braut betrachten würde, weil sie einmal seine Hand gehalten hat. Er antwortet nicht.

Er war dann noch lange in Frankreich und hatte eine Bezihung zu einer neunzehnjährigen Hebamme, die ihn zu ihren Freundinnen mitnahm, die sich Sachen erzählten, die “ich glaube nicht, daß ein Klassentreffen emeritierter Gynäkoligen wissendere Witze erzählen kann”, während Egon auf seinen Aufenthalten in Arabien, Amerika, etc, mit einem kraushaarigen Kind durch die Highways reitet, in der Nacht in Motels übernachtete und Zwischenstops einlegen mußte, weil das Pferd nicht mehr mitkann.

Eine der Geschichten ist auch, wie der Ich-Erzähler seine Frau kennenlernte, dazu braucht er mehrere Ansätze und sie gerät dann auch sehr phantastisch und das Bild, wo er in die Dorfschule kommt, wo die Lehrerin so aussieht, als würde sie noch den Laib Brot in der Hand halten, den sie vorher an die Kinder verteilte, erinnerte mich an Werthers Lotte.

Inzwischen fällt die Decke von dem ehemaligen Gasthaus, die Kinder sind schon eingeschlafen, die Frauen haben sie aber nicht zu Bett gebracht, nur versucht den größten Schutt wegzuräumen, damit man weitererzählen kann.

Am Morgen nimmt dann Egon seinen Koffer, den er nun doch bei sich hat und verschwindet wieder durch die Felder und das Kind fragt nach ihm.

“Es stand vor mir am Bett, ein zuckerbestäubter Zwerg mit großen runden Augen, und fragte mich, wo der Mann mit dem Schnauz und den Zähnen hin sei, als ich es ihm sagte, weinte es.”

“Angesichts der auch schon literarisch erfaßten geschwätzig-kaputten Sprachlosigkeit heutiger Paarbeziehungen, ist die Poesie dieser Geschichte, ist die Wärme und Bestimmtheit dieser Liebe ein Hoffnungsschimmer, ein unaufdringliches Plädoyer für Gefühle in einer Welt geregelter Partnerschaften, die ihren Gefühlsanalphabetismus hinter Barrikaden von Alltagsslang verstecken”, schreibt Barbatra von Becker, vom Norddeutschen Rundfundk, Hannover, am Buchrücken ein wenig unverständlich.

Ein interessantes Buch und ein Nachruf auf den großen Sprachmeister, der auch einmal das Klagenfurter Wettlesen eröffnet hat.