Leipziger Messeimpressionen III

Bei Schnee und Kälte ist es heute wieder auf die Messe gegangen, wo die erste Session am blauen Sofa, etwas verspätet, beziehungsweise mit einer anderen Moderatorin angefangen hat, da die angekündigte im Zug irgendwie steckengeblieben ist.

Die erste Session war der Essayband mit Antonia Baum die ich beim Bachmannlesen kennengelernt habe und die in “Stillleben”, glaube ich, ihre Erfahrungen mit der Mutterschaft beschrieben hat.

Dann bin ich zwischen Halle drei, fünf und vier herummarschiert, habe kurz mit Frau Sailer vom “Aufbau-Verlag” gesprochen und mir bei “Hommunculus” ein Buch über die Entstehung des “Frankensteins” geben lassen und bin dann im Österreich-Cafe gerade zur Lersung von Luis Stabauer “Die Weißen” zurechtgekommen, wo es um ein Schicksal vom Spiegelgrund geht.

Danach in die Glashalle, wo ich mir ein Hotdog kaufte und mich damit, um das sehr volle balue Sofa drängte, wo gerade Navid Kermani über die Flüchtlingssituation referierte.

Dann kam die norwegische Bestsellerautorin Maja Lunde, die mit ihrem Buch “Die Geschichte der Bienen” bekanntgeworden ist. Das ist auf vier Teile angelegt, der zweite Teil “Die Geschichte des Wassers” ist gerade erschienen und hätte eigentlich von der norwegischen Kronprinzessin Mette Marit moderiert werden sollte, die aber krankheitshalber absagte.

Danach habe ich mir noch Hans Joachim Schädlich angehört, der eine literarische Dokumentation über den Maler Felix Nussbaum “Felix und Felka”, der in Auschwitz umgekommen ist, geschrieben hat.

Danach wieder hinauf in Halle fünf, denn ich wollte einen Kaffee trinken und den gab es sowohl in der Blogger Lounge, als auch beim Halle-Stand, da waren zwar eine Menge Leute, hinter denen man sich anstellen mußte,, es gab aber wieder die berühmten Hallorerkugeln, wo ich mir ein paar einsteckte und dann noch bei “Droschl”Henrike Blum fragte, ob sie mir das neue Buch von Daniela Strigl schicken kann?

Dann wieder in das Österreich-Kaffeehaus, da stellte um halb vier Kirstin Breitenfellner, die ich schon auf der “Buch-Wien” hörte, ihren fiktiven Bericht über die Achtzigerjahre “Bevor die Welt unterging” vor und um halb fünf kam Gerhard Jaschke, der sein erstes “Ritter-Buch” “Gemischte Freuden. Sätze” vorstellte und mir vorher erzählte, daß seine Frau, die Malerin Ingrid Wald, letzte Woche gestorben ist und heute vor zehn Jahren ist Werner Herbst gestorben, mit dem Gerhard Jaschke gemeinsam aufgetreten ist und auch ein paar Bücher gemeinsam herausgab.

So hat er am Schluß ein paar seine Gedichte gelesen und auch viel über die Wiener Avantgardszene seine Veröffentlichungen bei “Freibord” etcetera, erzählt, so daß der dritte Messetag sehr österreichisch endete.

Leipzig gebloggt

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Ich verfolge die Leipziger Buchmesse ja schon lange und fahre seit cirka 1997 mit dem Alfred auch mehr oder weniger regelmäßig hin, da uns die Hudertmarks dort in ihrem Dachboden schlafen lassen und blogge seit 2009 auch sowohl live als auch von meinem Wohnzimmer darüber.

Die Idee, daß ich da mal, wie ich es auch bei der “Buch-Wien” betreibe, da nach einem Gratiseintritt fragen könnte, ist mir zwar schon einmal gekommen, dann war es mir aber zu mühsam das zu organisieren und so habe ich die Messe immer mit einer Dauereintrittskarte besucht, aber diesmal war alles anders, denn diesmal hat die Messe etwas für ihre Blogger getan, eine sogenannte Bloggerlounge eingerichtet und wenn man schon mehr als ein Jahr regelmäßig über Literatur oder Bücher bloggt, konnte man sich akkreditieren lassen und so habe meine “Presse-Dauerkarte” zugeschickt bekommen und bin mit dem Alfred letzten Mittwoch losgefahren.

Eva Jancak

Eva Jancak

Gertraud Klemm

Gertraud Klemm

Am Donnerstagmorgen war es dann ein wenig kompliziert in die Messe hineinzukommen, weil man sich im Pressezentrum freischalten lassen mußte und das habe ich nicht gleich gefunden, obwohl ich schon in der Straßenbahn mit einer Journalistin ins Gespräch gekommen bin, die mir erzählte, daß sie für eine israelische Zeitung oder Gesellschaft schreibt und dafür Amos Oz interviewen will.

Ja, richtig Israel war heuer Gastland und da war auch ein Buch für den “Leipziger Buchpreis” in der Sparte Übersetzung nominiert, nämlich Mirjams Presslers Übersetzung von Amos Oz “Judas”, aber dazu vielleicht später. Ersteinmal habe ich einige Zeit gebraucht, das Pressecenter zu finden und bin dann zwei Stunden in den Messehallen herunmgeschlendert, habe meine “Literaturgeflüster-Werbekarte” von denen mir der Alfred rechtzeitig tausend Stück drucken ließ, am Stand der IG-Autoren verteilt und sie beim “Droschl-Stand” auch Gertrud Klemm in die Hand gedrückt und dann den Alfred, um eins vor einem Messerestaurant getroffen, vor dem wie zu DDR-Zeiten ein junges Mädchen in der Kellneruniform stand und die Gäste erst auf ein Zeichen von unten hineinließ.

Unten war es dann ziemlich leer, die Kellner wieselten irrsinnig schnell umher, schauten einem aber nicht an, so daß es dem Ehepaar aus Halle, die neben uns Platz gefunden hatten, passierte, daß sie eine Stunde auf die Bestellung und später  auf das Essen warten mußten.

Slavoj Zizek

Slavoj Zizek

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So ist es auch bei uns drei geworden, bis wir die Rechnung bekommen hatten und weiter gehen konnten, ich nicht weit, sondern habe mich in die Glashalle, gleich neben die Absperrung und neben die Bühne, wo später die Jury des “Leipziger Buchpreises Platz” nahm, gesetzt und meine bis dahin gesammelten Unterlagen geordnet.

Ein Superplatz, wie sich herausstellen sollte, die Mikrophone waren zwar verzerrt zu hören, aber alles gut zu sehen, während ich die letzten Jahre, weil keine Einladungskarte immer ganz hinten gestanden oder gesessen bin.

Ja, mit den “Bloggerpaten”, für die ich mich, allerdings nur in der Sparte Belletristik auch “beworben” habe, hat es vielleicht wegen meiner Rechtschreibmängel, die gerade erst wieder bemerkt wurden oder auch der großen  Konkurrenz, nicht geklappt, so daß ich daneben beobachten konnte, wer aller in der Sparte Belletristik, Übersetzung, Sachbuch gewonnen hat.

Bei der Übersetzung war es Mirjam Pressler mit Amos Oz, das habe ich schon verraten, aber erst einmal hat der Messedirektor eröffnet und Hubert Winkels, den Vorsitzenden der Jury vorgestellt.

Dann stellte der die Jury vor, in der auch Daniela Strigl war, dann wurden die fünfzehn Bücher, je fünf in den drei Sparten vorgestellt.

Nicolas Mahler

Nicolas Mahler

Topsy Küppers

Topsy Küppers

Bei der Übersetzung war noch ein ein paar tausend Seiten Werk von Stefano D`Arrigo “Horcynus Orca” dabei, das von Buzzaldrin gepatet wurde und das man vielleicht mit Reinhard Jirgl oder Arno Schmid vergleichen kann und eine neue Übersetzung des “Nils Holgersson”.

Bei der Belletrik war Teresa Präauer nominiert und Jan Wagner mit seinem Gedichtband “Regentonnenvariationen”, dann noch Norbert Scheuier und Ursula Ackrill mit “Zeiden, im Januar” und ich blogge es auch gleich, toll, daß es eine weitere Sensation und der Lyrikband im “Monat der Lyrik” gewonnen hat.

Dann kam noch die Sachbuchkategorie, Sachbuch und Essay, um ganz genau zu sein.

Da kenne ich mich nicht so besonders aus, es war aber eine Kafka-Biografie dabei und gewonnen hat  Philipp Terr mit “Die neue Ordnung auf dem alten Kontinent”.

Danach ging es für die innerhalb der Sperre zum Empfang und für mich in die Halle 4, ins “Österreich Kaffee”, denn da gibts am Donnerstag um fünf immer den traditionellen Umtrunk des Hauptverbandes mit Käsestangen und Schokolade.

Bedendikt Föger, der bei der Buchpreisverleihung in der ersten Reihe gesessen hat, ist auch nach oben und nach Österreich gegangen, ich habe wieder ein paar meiner Karten verteilt und am OÖ Stand gab es ein paar “Resistenz” und “Arovell-Bücher” zur freien Entnahme, so daß ich wieder was zu lesen habe.

Am Freitag habe ich meinen Messetag beim blauen Sofa begonnen, denn da hat Thomas Brussig, seinen neuen Roman “Das gibts in keinem Russenfilm” vorgestellt, in dem ein Schriftsteller namens Thomas Bussig, nicht autobiografisch, wie er natürlich betonte, eine Entwicklung einer DDR schilderte, die es so nicht gegeben hat.

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Es war sehr voll um das Sofa und kein Platz zu bekommen und dann ging es mit Gertrud Klemms “Aberland” weiter, die ich schon vor einer Woche im “Musa” hörte, da habe ich ein bißchen Probleme, weil ich finde, daß die Frauen mit achtundfünzig vieleicht nicht so alt sind, wie von Gertrud Klemm geschildert und die Fünfunddreißigjährigen, auch nicht mehr alle nur Hausfrauen. Aber das Buch wurde  beim “Bachmannpreis” sehr gelobt, bzw. der Textausschnitt, der dort gelesen wurde und inzwischen habe ich es auch vom Alfred bekommen, so daß ich selber nachlesen kann, wie das mit dem “Aberland” der Frauen und ihren nicht vollendetend Karrieren, bei Gertrud Klemm so ist.

Nach Sibylle Berg, die auch einen neuen Roman über Sex geschrieben hat und sich zu einer Art Kunstfigur stilisiert zu haben scheint, ging es wieder in das, wie ich noch immer fand, etwas “surreale” Messerestaurant, diesmal auf einen Hamburger und ein Glas Wein und dann bin ich wieder zwischen Halle drei und Halle fünf entlanggeschlendert, bzw. in Halle fünf in die Bloggerlounge gegangen, wo sich um dreizehn Uhr die Buchpreisnominierten, den Bloggerfragen stellten und es um zwei ein inoffiziellen Bloggertreffen gegegeben hat.

Da habe ich dann Mara Giese kennengelenrt, bzw. ihr mein Kärtchen zugesteckt und dann ging es zwischen dem Suchen nach dem besten gratis Kaffee, denn einen solchen gab es wieder sowohl beim TAZ, als auch beim “Halle-Stand”, weiter zu der neuen Bühne der “Unabhänigigen Verlage”, wo ich Iris Hanika hörte, die bei “Droschl” verlegt und beim TAZ- Stand habe ich den letzten Bachmannpreisträger, Tex Rabinowitz gesehen, während ich auf meinen Cappuchino wartete.

Um fünf wird am Freitag traditionellerweise der “Preis der Literaturhäuser” vergeben, den diesmal Nicolas Mahler aus Wien gewonnen hat, der sowohl aus Robert Musils “Mann ohne Eigenschaften”, als auch Thomas Bernhards “Alte Meister” ein Graphic Novel machte und interessant ist, daß man beim anschließenden Glas Wein und dem Brezel immer gut ins Gespräch mit Besuchern kommen kann, haben wir da ja sowohl einen bayrischen Buchhändler als auch einen Literaturagenten aus Kosice kennengelernt.

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Am Samstagmorgen saß Mircea Cataresccu auf dem blauen Sofa und der hat Mittwochabend im Gewandhaus bei der feierlichen Eröffnung schon den “Preis der europaischen Verständigung” für seine Trilogie “Orbitor” gewonnen, an der er vierzehn Jahre geschrieben hat und deren dritten Teil “Die Flügel” schon bei der letzten “Buch-Wien” vorgestellt wurden.

Arno Geiger stellte dann sein “Selbstportrait mit Flußpferd” vor, wo es um einen zweiundzwanzigjährigen Veterinärstudenten namens Julian geht, der sich in einen Sommer von seiner Freundin trennt und ein Zwergflußpferd betreuen soll, das schließlich sein Leben ändert.

Peter Estherhazy kam am Nachmittag auf das blaue Sofa, inzwischen kam der Messedirektor in die Bloggerlounge und die Buchhändler erklärten, was sich die Blogger von ihren erwarten können und für mich war es sehr interessant, mich in der sehr unterschiedlichen Bloggerlandschaft umzusehen, gibt es da ja die Literatur und die Bücherblogger und die bloggen auch über ganz Unterschiedliches.  Interessieren sich die einen ja für Fantasy und sind ganz junge Mädchen, die anderen für Jugendbücher und die dritten haben Literatur studiert und bloggen über die deutschen Buchpreise und Ayelet Gundar- Goshens Buch “Löwen wecken”, das auch zum Israel Schwerpunkt passt und das am Samstag vor Jussi Adler Olsen auf dem blauen Sofa vorgestellt wurde, habe ich durch den Blog von Sophie Weigand kenenlelernt, das man dort gewinnen konnte.

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Den Sonntag begann ich auf einer der “Glashallenbühnen”, wo eine junge Frau, ein Buch über ihren schwarzen Hautkrebs geschrieben hat, wechselte dann zu “3-Sat”, wo die nominierte Ursula Ackryll, ihr Buch über Siebenbürgen im Januar 1942, vorstellte, dann ging es zum “Mephisto-Stand”, wo ich wieder Ulrike Almut Sandig hörte, die einen Erzählband über das “Verschwinden” geschrieben hat und einen Teil einer Geschichte las, die in Leipzig spielt.

Danach schlenderte ich ein bißchen durch die Hallen, teile noch ein paar Karten aus, kaufte mir ein Hot Dog, trank einen oder zwei Kaffees, in der Bloggerlounge stellten die unabhängien Verlage, das Buch über die “Wanderhure” vor, das einen Prozeß bekommen hat und interviewten Autor und Verleger, wie sie es mit dem Bloggen hielten, dann ging es noch einmal zum blauen Sofa, wo der Schauspieler Michael Degen, der vor langer Zeit eine Nacht mit Oskar Werner durchgetrunken  und jetzt ein Buch darüber geschrieben hat, das schon im “Kulturjounal” vorgestellt wurde und der den berühmten Schauspieler, den ich  in den Neunzehnhundertsiebzigerjahren in seiner Rolle als Feuerwehrmann in “Fahrenheit 451” kennenlernte und 1983, wo es mit seiner Karriere schon  zu Ende ging, einmal im Volkstheater bei einer Lesung hörte, als überzeugten Nazi-Gegner schilderte, da ist mir eingefallen, daß ich ihn einmal in einer Nazi-Uniform in einen Film gesehen habe, den ich für einen Propagandafilm  der Nazis gehalten habe, so daß ich ihm dazu etwas fragen wollte.

Dann kam noch Michael Bergmann auf das Sofa, der auch ein Buch mit einem interessanten Titel, nämlich “Weinhebers Koffer” geschrieben hat, der aber gleich dazu sagte, daß das nichts mit Josef Weinheber zu tun hat, sondern er  mit Leonhard Weinheber, einen fiktiven jüdischen Schriftsteller erfunden hat, weil ihn der Name interessierte und dann ging es wie in den Jahren vorher auch, zu Ulrike Geburtstagsfest und einen Spaziergang mit den Großvätern und Ulrikes kleinen Söhnen zu einem Ententeich haben wir auch gemacht und am Montag vor der Rückfahrt noch einen Sprung in das “Kaufland”, um Brot, Milch Joghurt und was man sonst so braucht, einzukaufen und da haben wir auch ein paar Fläschchen Rotkäppchensekt mit nach Wien gebracht.