Diese eine Entscheidung

Statt zu Buch acht des “Deutschen Buchpreises“, geht es jetzt kurz nach Frankreich und da zu Karine Tuil, von der ich ja schon “Die Zeit der Ruhelosen” gelesen habe und da schildert die 1972 geborene Juristin, wie das Leben einer Richterin nach 2015 aussieht, die über die Freilassung oder Weiterinhaftierung von Syrien-Rückkehrern entscheiden soll.

Frankreich, das ja einmal Gastland der Frankfurter Buchmesse war, hat starke Stimmen, die das schwierige Leben in Paris schildert und von diesem Buch, ich schreibe es gleich, bin ich ein bisschen enttäuscht oder sagen wir es so, es wundert mich, daß das Buch bei “DTV”dtv” erschienen ist, denn ich finde das Ganze eher einfch beschreiben und das ist Kritiker, hört her und fangt nicht gleich an zu schreien an, etwas das mir vielleicht auch vorgeworfen werden könnte.

Also vielleicht zu beschreiben, zu wenig literarisch zu wenig plotgetrieben. Lydia Mischkunig hat ja auch einmal über eine Richterin geschrieben und hat das wahrscheinlich mehr sprachexklusiv getan.

Da ist Alma Revel, eine Frau um die Fünfzig, sie ist mit einem jüdischen Schriftsteller verheiratet, hat drei Knder, die Ehe ist aber nicht mehr sehr gut. Sie haben sich auseinandergelebt, denn Ezra hat zum Judentum zurückgefunden und nach seinem Debut keinen Roman mehr zusammengebracht. Es gibt einen Liebhaber namens Emmanuel und der ist und das ist wahrscheinlich nicht ganz korrekt, der Anwalt des Syrien-Rüückkehrers über dessen Freilassung oder weitere inhaftierung Alma entscheiden soll.

Da gibt es seitenlange Protokolle, wo Abdeljalil Kacem beschreibt wieso er mit seiner Frau Sonia nach Syrien gegangen und dann wieder nach Paris zurückgekommen ist, wo er in Untersuchungshaft genommen wurde.

Die Geschichte spielt nach 2015. “Charlie Hebdo” und Bataclan haben schon stattgefunden und der dreiundzwanzigjährige Abdeljalil beteuert seiner Richterin, daß er mit dem IS -Staat nichts zu tun hatte. Er ist in den Banlieus, als Sohn einer algerischen Familie aufgewachsen, hat als Kind Gewalt erlebt und hat sich als Kleinkrimineller betätigt. Dann wurde er fromm, hat die konvertierte Sonia geheiratet, die von ihm schwanger war und ist mit ihr nach Syrien gegangen, um dort “humanitäre Hilfe” zu leisten und ist, als er gesehen hat, wie der IS ist, wieder nach Frankreich zurückgekommen.

Soll Alma ihm freilassen oder nicht, ist die Frage? Im Gefängnis wird er weiter instrumentalisiert und eigentlich hat er ja nichts viel getan, aber man kann nicht wissen, ob er weiter terroristisch gtätig ist. Sie entscheidet sich dafür und dann geht es los und das ist wahrscheinlich ein wenig kitschig und überzufällig, denn er schießt in einer Disco oder einem Privatclub herum, tötet ein paar Menschen, darunter Ali, den muslimischen Freund von Almas Tochter Milena. Milena entkommt gerade noch. Abdejalil hat offenbar gelogen, alle getäuscht und hasst die Ungläubigen und Alma hat den Scherm auf.

Das ist wahrscheinlich etwas, das in dem problembehafteten multikulti Frankreich wahrscheinlich wirklich, wenn vielleicht etwas weniger plakativ passiert und so würde ich den etwas papiereren wirkenden Romanbericht für sehr interessant halten. Literarisch ist er aber wahrscheinlich nicht sehr. Da hatte ich das erste Buch der Autorin, glaube ich, etwas anders in Erinnerung.

Die Zeit der Ruhelosen

Das wahrscheinlich letzte Buch in diesem Jahr ist noch ein Nachtrag des Frankreich-Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse und der war für mich eine Überraschung, denn, daß die französische Gegenwartsliteratur so aktuell politisch ist,habe ich nicht gewußt.

Eduard Louis “Im Herzen der Gewalt” habe ich mir zum Geburtstag schenken lassen und werde wahrscheinlich erst im nächsten Jahr, wenn überhaupt, zum Lesen kommen.

Sophie Divris “Als der Teufel aus dem Badezimmer kam” habe ich schon gelesen und viel Übereinstimmung mit meinem Schreiben gefunden, habe ich diese Themen ja auch in meinen Texten bearbeitet und von der  1972 geborenen promovierten Juristin Karine Tuil, habe ich vor einiger Zeit die “Gierigen” im Schrank gefunden.

Da bin ich auch noch nicht zum Lesen gekommen, dafür habe mich “Die Zeit der Ruhelosen” die letzten Tage begleitet und was soll ich sagen, es ist ein verstörendes Buch, eines das von sehr viel Gewalt geprägt ist und das Leben der Reichen und der Schönen in Frankreich schildert, die auch nicht glücklich sind.

Ein Frankreich nach dem Irak Krieg, das Buch spielt etwa 2009 oder 2010 habe ich mir ausgerechnet und Romain Roller kommt schwer traumatisiert von einem Afghanistan-Einsatz zurück und wird bevor er wieder nach Frankreich darf in einem Luxushotel  in Zyperbn ein paar Tage lang von Psychologen behandelt.

Dort ist auch die Journalistin Marion Decker und die ist mit einem der reichsten Männer Frankreichs, dem Chef einer Telecom-Firma Francois Vely verheiratet, der oder dessen Vater eigentlich Levy hieß, sich aber vom Judentum abwandte oder sich ihm nie zugehörig fühlte.

Der ist auch ein gebrochener Mann, hat sich seine zweite Frau doch aus dem Fenster gestürzt, als er Marion heiratenwollte, sein Sohn Thiboult ist inzwischen zum Judentum konvertiert und nennt sich Moldechai und Vely, weil sehr an moderner Kunst interessiert, posiert bei einem Interview auf einem Sessel, der eine unterdrückte afrikanische Frau darstellt.

Das löst eine Well der Empörung aus, Vely wird des Rassismus verdächtigt und als Jude beschimpft und bekommt ausgerechnet von dem ehemalisgen Streeworker Osman Diboula, einem Schwarzen, der Berater des Präsidenten war, aber inzwischen in Ungnade gefallen ist, weil er sich nicht von einem Rechten beschimpfen lassen wollte, Unterstützung.

Ja, so geht es zu, im Frankreich in den Zweitausenzehnerjahre, die starken Männer koksen und trinken und werden erpresst, die Frauen tauchen eher als Schemen auf und im dritten Teil des Buchen finden sich alle im Irak ein.

Roller kehrt, obwohl schwer traumatisiert, als Sicherheitsmann dorthin, Osman, der beim Präsidenten wieder Gnade gefunden hat, wird Staatssekretär des Äußeren und soll in Bagdad eine Messe besuchen. Er kommt auf die Idee, Francois zu bitten, ihn dorthin zu begleiten und der wird dort entführt und letztlich als Geisel erschossen.

“Eiskalt, fesselnd, furios”, geschrieben, steht am Buchrücken und man bleibt wirklich mit einem beklemmenden Gefühl, ob der Gewalt, der Verzweiflung, der Depression, die im heutigen modernen Leben herrscht und uns umgibt, zurück.

“Furios erzählt Karine Tuil von Menschen, die getrieben sind vom Wunsch nach Anerkennung, Geld und Macht, ein gradioses Gesellschaftspanorama unserer Zeit”, steht noch im Klappentext.

Jetzt bin ich auf die “Gierigen” gespannt und weise auf mein letztes Adventkalenderfenster hin, das es in diesem Jahr zu öffnen gibt.

Was bisher geschah läßt sich hier erfahren und die “Nika,Weihnachtsfrau”, vor zwei Jahren im Rahmen des “Nanowrimos” geschrieben, ist wahrscheinlich auch ein Gesellschaftspanorama unserer Zeit, zumindestens eines im kleineres Rahmen, das sich  vielleicht während der Flüchtlingskrise auf der Wiener Mariahilferstraße abgespielt hat.