Wir sind allein unter den Bäumen

Jetzt kommt wieder ein Debut und wieder ein Roman der eigentlich keiner ist, sondern eine beeindruckende Skizzensammlung in einer sehr schönen künstlerischen Sprache des 1983 in Zwickau geborenen Jonathan Böhm, der in Leipzig lebt und auch am Literaturinstitut studierte, vor der Danksagung betauert er, daß alles in diesem Buch, die Handlungund die Personen frei erfunden wäre und wenn man trotzdem Ähnlichkeiten erkennte müßte man “die Wirklichkeit beschuldigen, weil sie Verhaltenswisen hervorbringt, die man wiedererkennt.”

Also auch sehr schön formuliert und es geht um eine Schulklasse in der ehemaligen DDR, die dort aufgewachsen und vielleicht sogardas Abi machten und danach in alle Winde verschwanden und einer von ihnen, Richard ist verstorben. Nun tragen sie ihn zu Graben und reflektieren dann über ihn und das Leben und tun das, wie am Klappentext steht “Richard ist tot. In seinem ersten Roman erzählt der Autor in eindringlicher sprache von einer Gruppe junger Menschen, die einst Freunde Richards waren und später in verschiedenen Berufen und auf denkbar unterchiedlichen Wegen ihr Lebensglück versuchen. Böhm schafft es aus verschiedenen Erzählperspektiven und Erzählzeiten ein Puzzle zu entwerfen, und wir Leser schauen wie durch ein Kaleidoskop auf die Biografien der Protagonisten, was uns bis zur letzten Zeile in Atem hält” und ich schreibe wieder, daß es hier ein wenig schwierig für mich wurde, weil ich mich nicht immer auskannte, da die handelnden Personen immer in der “Ich-Perspektive” sprachen, so daß ich oft nicht wußte, wer ist wer?

Richard ist tot und da gibtes einen Christoph, eine Dora, eine Damris, eine Kristina, eine Sophie und und, also die Klassenkollegen, die erzählen und auch die Erzählzeiten, was mir im Klappentext ein wenig weiterhalf, waren nicht immer klar. Wann ist Richard jetzt gestorben? Nach dem Abi oder erst später? Denn er ist nach Bremen gegangen und hat auch in verschiedenen Berufen gearbeitet.

Eine große Rolle spielt ein See, vor dem sich alle treffen, hingehen und ihre Erinnerungen an Richard davon. Einezieht ins alte Land und züchtet alte Äpfel und ein Plastwerk spielt auch eine große Rolle in dem Buch, das eigentlich könnte man sagen aus verschiedenen Szenen besteht, die lose meist mit schönen Metaphern und Überschriften verbunden, zusammenhängen.

So machen die Abiturenten in diesem Werk ein Praktikumund müßen den Wachmann fragen, wenn sie in den Pausen oder auch so an den See wollen. Der hat ein Bildchen mit einer Fee irgendwo hängen und das treffen wir späterin einem Hospitz wieder, wo eine der Abiturentinnen Krankenschwester ist und der Wachmann seiner Leukämie erlag. In dem Werk soll umgebaut werden, die Leiharbeiter entlassen. Nur einer setzt sich durch und ein anderer Klassenkamerad, ich glaube Jakob, wollte Schauspieler werden.Später wurde er Lehrer. Vorher spielte er aber in einem Becket Stück.

Sehr eindrucksvoll und schön erzählt. Für mich, die ich es ja gerne ganz genau auserzählt haben will, ein wenig unklar. So weiß man beispielsweise bis zum Ende nicht, wer Richard eigentlich war. Von einigen seiner Freunden erfährt man viel. So geht eine mit Sophie am Meer entlang, um nach Dänemark zu sehen und erzählt dabei, daß ihr Vater, der Pfarrer, die Mutter mit der Katechetin betüg tund die Eltern der anderen sind auch geschieden und die Mutter hat sich nach ihrem Krankenschwesterberuf doch noch entschloßen Medizin zu studieren. Schöne undauch sozialkritische Szenen von der Veränderung der DDR in die das vereinte Deutschland und der 1983 geborene Autor als Kind erlebte.

Schön erzählt und eindrucksvoll. Von Jonathan Böhn wird man wahrscheinlich noch einiges hören. Ein Roman ist es, denke ich, trotzdem nicht, es sollte aber auf Long- oder Shortlist des Bloggerdebuts und vielleicht auch noch auf andere Listen kommen.