Texte teilen in der “Alten Schmiede”

“Texte. Teilen” ist offenbar eine neue Reihe in der “Alten Schmiede” oder vielleicht die Nachfolgereihe der “Textvorstellungen”, wo ich auch schon gelesen habe und da stellte diesmal Mieze Medusa, drei Autoren, beziehungsweise drei neue Bücher vor.

Der erste Autor ist der 1970 geborene Autor und Musiker Jürgen Berlakovich und dessen frisch bei “Klever” erschienenes Buch “Nobot Twitter Noir”, das heute offenbar auch schon bei Ö1 vorgestellt wurde, in dem es in twittertauglichen Absätzen um Korruption und Freunderlwirtschaft, also ein sehr aktuelles Thema, aber auch soziale Medien und verändertes Erbgut und, was den Verlag betrifft, offenbar experimentell sein sollte, obwohl das Gelesene durchaus realistisch klang.

Dann folgte die in NÖ geborene Lisa Gollubich, die Biologie und Germanistik studiert und ihren bei “Mosaik” erschienenen ersten Erzählband “Die Sensationen eines Körpers”, vorstellte, bezihungsweise zwei Texte daraus “Den Körper gebrauchen” hieß glaube ich der Erste, der in einem Baumarkt spielt, wo die Erzählerin ein Ausstellungsstück kaufen will und dann ein Preisschild aufgedrückt bekommt und von einem Familienvater gekauft wird. Der zweite Text hieß “Der Hase”, wo es um eine Frau mit einem fehlenden Fingerglied ging, die der Erzählerin ihren Hasen zeigt, der schon geschlachtet ist und sie dann die Läufe geschenkt bekommt. Die Frage die Mieze Medusa dann an die Autorin stellte, war, an welchen Punkt die die Realität in ihren Texten kippen würde. Spannend, spannend, das Kippen von der Realität in die Phantastik würde ich sagen und Texte, die sehr auf mich stark wirkten und mich sogar erschreckten.

Der dritte Leser war dann der 1974 geborene Jan Kossdorff, von dem ich schon was gelesen habe und ihn auch auf einigen Lesungen hörte. Sein fünfter, bei “Milena” erschiene Roman heißt “Horak am Ende der Welt” und handelt von einem einmal erfolgreichen Autor, der ins Waldviertel auf eine Lesereise geht und dort seine Patschworkfamilie , einen Agenten und eine Bibliothekarin trifft.

Eine sehr interessante Textmischung, der Cybertext, die surrealen Kurzgeschichten und Jan Kossdorff Künstlergeschichte über das missglückte Leben oder, wie es im Text heißt “Es ist nicht die Zeit von mittelalten weißen Männern zu schreiben!”

Lyrik und Prosa bei den Textvorstellungen

Angelika Reitzer hat “Textvorstellungen”, die sie, wie, ich glaube, auf eine sehr spezielle Art und Weise machte aufgehört und die 1975 geborene Poetry Slamerin und Rapperin Mieze Medusa hat heute damit begonnen, wie Kurt Neumann vor der Veranstaltung einleitete und daraufhinwies, daß sich die Textvorstellungen aus dem “Literatureck”, entwickelt haben.

Da habe ich ja einmal, ich glaube, es war 1980, gelesen und dann immer wieder bei den “Textvorstellungen”, von Herbert J. Wimmer bis Reinhard Wegerth könnte man so sagen. Nachher hat mich noch einmal Renata Zuniga eingeladen, ob ich jetzt noch eine Einladung bekommen, weiß ich nicht, ich hatte in den Neunzigerjahre bis Mitte Zweitausend aber auch ein großes Loch, obwohl ich immer meine Manuskripte hinschickte, jetzt tue ich es mit meinen Büchern und Mieze Medusa hat, glaube ich, auch ihre eigene Art der “Textvorstellungspräsentation”, obwohl ein Kontrast zu Angelika Reitzer, ein sehr großer sogar und Kurt Neumann betonte ihren Mut, daß sie Lyrik mit der Prosa mischte.

Aber Lyrik hat es bei den “Textvorstellungen” schon bei Michael Hammerschmid gegeben, da wahrscheinlich nur, während Mietze Medusa könnte man so sagen, tatsächlich einen sehr großen Kontrast wagte und dem auch noch ein sehr ungewöhnliches Motto gab.

“Zwischen Tisch und authentisch – Rollenspiele zwischen ich & du” und da könnte man schon einmal “Hui, was soll das heißen?” fragen, noch dazu wenn man die eingeladenen Autoren Petra Piuk, Verena Stauffer und Jan Kossdorff dazu in Beziehung setzt.

Die 1975 in Burgenland geborene Peta Piuk hat ihr Debut “Lucy fliegt” schon im Sommer bei den “O Tönen” vorgestellt und der Roman von einer überforderten Stimme, die quasselt und quasselt, während sie im Flugzeug sitzt und sich von allen Realitäten wegredet, kann man, glaube ich, nicht, wie Mieze Medusa aus einer Rezension zitierte mit dem “Fräulein Else” vergleichen und mit dem Schnitzer wahrscheinlich nur wegen dem Inneren Monolog.

Petra Piuk gab ihr aber eine laute und sehr eindrucksbvolle Stimme, während, die 1978 in Kirchdorf an der Krems geborene Lyrikerin Verena Stauffer schon einmal eine sehr lyrische Stimme hat, mit der Bachmann oder Valerie Fritsch vielleicht vergleichbar. Sie las sehr leise poetische Texte aus einem Manuskript, hat aber schon bei “Hochroth” veröffentlicht und dazu kam dann gleich das nächste Kontrastprogramm, nämlich ein Autor, den ich sehr mag und von dem ich, glaube ich, schon seinen zweiten Roman “Spam” gelesen habe, nämlich der 1974 win Wien geborene Jan Kossdorff. Sein vierter Roman “Leben Spielen” ist bei “Zsolnay” erschiene, vorher hatte er drei Bücher bei “Milena”.

Sein 2009 erschienenes Debut “Sunnyboys” das ich glaube ich bei “Rund um die Burg” hörte, ist wie Mieze Medusa erwähnte, inzwischen vergriffen.

“Kauft Leute”, was mich auch sehr interessieren würde, habe ich dann bei “Rund um die Burg” neu gehört, “Spam” wie gesagt, gelesen und “Leben Spielen” handelt wieder im Schauspielermilieu.

Jan Kossdorf ist ja einer mit sehr ungewöhnliches Einfällen. So steigt ein Schauspieler aus, beziehungsweise hat er da nicht die große Karriere gemacht und kommt mit einem Freund auf die Idee, die Schauspielkunst im Alltag anzubieten.

Man kann sich ihn mieten und er spielt dann die gewünschten Szenen nach. Mit seiner Freundin Valerie und seinem Freund Sebastian tut er das und die Stelle, die Jan Kossdorff vorlas, spielt in einer Wohnung im zweiten Bezirk. Ein alter Drehbuchautor, Emigrant aus Wien, der in Hollywood Karriere machte, wünscht sich eine Begegnung aus den Fünfzigerjahren nachzuspielen. Sehr interessant.

Nachher gab es ein sehr intensives Gespräch in dem sich Verena Stauffer nach dem Motto erkundigte. Ich würde da ja nur sprachliche Gemeinsamkeiten sehen und hätte in den drei Texten keinen Tisch entdeckt.

Verna Stauffer war aber begeister,t umso mehr, da Mieze Medus ihr verriet, daß sie der Tisch gewesen wäre. Sie brachte gleich ein Gedicht über einen Tisch und sagte, daß für sie der Schreibtisch das wichtigste ist und ich glaube, daß Miezes Medusas “Textvorstellungen” wahrscheinlich auch etwas Besoneres werden, auch wenn ich das Motto nicht nachvollziehen und auch nicht sehr passend finde.

Die gewagte Mischung finde ich aber interessant und da wird es im Juni wieder “Textvorstellungen” mit Mieze Medusa geben, auf die man sich schon freuen kann.