Zwei tote Dichter in Dichterloh

Dritter Abend des diesjährigen “Dichterloh-Festivals” und diesmal stellte Michael Hammerschmid, den 2006 verstorbenen Gerhard Kofler und den mir bisher unbekannten tschechischen Dichter Ivan Blatny vor und den 1949 in Bozen geborenen Gerhard Kofler kannte ich sehr gut, war er ja, glaube ich, nach Josef Haslinger bis zu seinem Tod Generalsekretär der Grazer Autorenversammlung und da habe ich mit ihm, da ich ja in dieser Zeit sehr viele Veranstaltungen für die GAV organisierte, sehr gut kennengelert.

Kennengelert habe ich ihn, glaube ich, wirklich bei der ersten GV der IG-Autoren, bei der ich war, das muß etwa in den späten Achtzigerjahren gewesen sein und fand noch in der Annagasse in einem Pressezentrum statt, das Literaturhaus hat es noch nicht gegeben, da ist er, glaube ich, mit einer Aktentsche aufgetreten, hat ein Buch herausgenommen und das irgendjemanden, ich weiß nicht mehr genau ob der Gerhard Ruiss war, übergeben.

Ein sehr freundlicher, sehr kompromißbereiter Herr mit einem Schnurrbart und den hat auch Michael Hammerschmid erwähnt, seine Gedichte wurden nach seinem Tod, ich war auch auf seinen Begräbnis am Ottakringer Friedhof, das auch ein sehr kompromßbereites war, nämlich ein katholischer und ein evangelischer Priester und dann hat Robert Schindel noch das Kaddish gesprochen, in der “Alten Schmiede” vorgestellt und ich war mit ihm oder mit der GAV auch einige Male in Mürzzuschlag bei einem Fest für Ernst Jandl, Gerhard Rühm und Friederike Mayröcker, mehrtägige Literaturfestivals, wo man dann bei den jeweiligen Abend- oder Mittagessen zusammengesessen ist und ich kann mich erinnern, daß ich da mit ihm und Marie Therese Kerschbaumer in das Brahms-Museum gegangen bin und dann mit ihm noch bei Kaffee oder etwas anderen zusammengesessen bin und ein Erlebnis habe ich auch gehabt mit dem der Dichter gar nichts zu tun gehabt hat, denn es war in einer Deutschstunde der Anna in der Rahlgasse, wo die Praktikantin ihrer Lehrerin, Alexandra Millner, Texte von Werner Kofler ausgeteilt hat und die Anna sagte “Da gibt es noch einen Gerhard!” und Alexandra Millner fragte erstaunt “Woher kennst du den?”

“Von meiner Mutter, die ist nämlich in der GAV!” und da hat mich Frau Millner zu einer Lesung in die Rahlgasse eingeladen. Aber das nur nebenbei. Seine zweisprachigen Gedichte habe ich öfter bei der “Lyrik im März”, die damals noch in dem berühmten Hörsaal eins, im NIG stattgefunden hat, gehört und als ich einmal im Bruneck war, ich bin ich ja öfter mit der Anna und dem Alfred in Obergeil in den Semesterferien gewesen und spazierengegangen bin, während die anderen Schifahren waren, ein Klofler-Bändchen, zweisprachig natürlich, ich glaube aus der “Herbstpresse”, mitgehabt und es dort gelesen und jetzt ist bei “Haymon” ein Kofler-Band herausgekommen “in fließnden übergängen – in vasi comunicanti” und Michael Hammerschnmid hat etwas von frühen Gedichtbänden, die in Trilogien erschienen sind, erzählt.

Der 1993 in Innichen geborene Sprachkunststudent Gerd Sulzenbacher, hat die italiensichen Gedichte gelesen, Michael Hammerschmid, die deutschen, eines im Südtiroler Dialekt gab es auch und eines, wo der Dichter von seinem Leben in zwei Sprachen oder seiner Entscheidung zwischen zwei Fußballvereinen, spricht und da habe ich Gerhard Kofler, den kompromißbereiten, wiedererkannt und dann ging es von Südtirol, der GAV und Gerhard Kofler zu einem gänzlich unbekannten Dichter, der ein sehr interessantes Leben hatte, nämlich den 1919 in Brünn geborenen Ivan Blatny, der in den Vierzigerjahren mehrere Gedichtbände herausgebracht hat und dann nach England emgirierte. Dort hat er den Rest seines Lebens in der Psychiatrie verbracht und dort wahrscheinlich ähnlich, wie Robert Walser, seine Gedichte unentwegt auf Klopapier geschrieben, wo sie dann vom Klinikpersonal entsorgt wurden.

Eine tscheschische Jrankenschwester hat sie dann gesammelt und jetzt wurden einige Gedichte von Jan Faktor und Anette Simon in der “Edition Korrespondenzen” nochmals herausgegeben.

“Hilfschule Bixley” heißt der Band und der 1951 in Prag geborene Jan Faktor und die 1952 in Berlin geobrene Psychoanalytikerin Anette Simon wurden zugeschaltet. Es gab einen Film über das Leben Blatny. Annette Simon stellte sein Leben vor und las dann aus den Gedichten und am Schluß gab es noch ein Gespräch zwischen den beiden und Michael Hammerschmid und ich habe wieder einen interessanten Dichter kennengelernt und einen, der mich, glaube ich, sehr geföerdet hat, weil er mir im Rahmen der GAV immer wieder Lesungen ermöglicht oder mich zu Organisationen zum Beispiel in St. Pölten, von wo ich mir der kleinen Anna vor über dreißig Jahren nach Wien gependelt bin, ermöglicht hat und morgen wird es mit Christian Steinbacher, auch ein engagiertes GAV-Mitglied, das ich bei den damaligen Generalversammlungen weitergehen, aber da habe ich eine Stunde und werde daher ins Literaturhaus ausweichen.

Gerhard Koflers Gedichtpräsentationen

Der Südtiroler Autor Gerhard Kofler, der lange GAV-Generalsekretär war, ist am zweiten November 2005, ich glaube, an Krebs gestorben, also auch ein Fall für die gestrige “In Memoriam-Lesung im Literaturhaus”, es sind von ihm posthum aber inzwischen bei “Haymon” drei zweisprachige Gedichtbände erschienen.

Gerhard Kofler hat auf Deutsch oder Italienisch geschrieben und seine Gedichte selber übersetzt, in den jetzt erschienenen “Meeressammlungen –  Collezione marini”, hat das Leopold Federmair für ihn getan und der Paduer Universitätsprofessor Furio Brugnolo hat die Bände herausgegeben, stellte er den dritten Band oder auch alle drei, alle haben, glaube ich, auch mit dem Meer zu tun und das Wort Meer scheint auch in jedem dritten Gedicht vorzukommen, gemeinsam mit dem 1971 geborenen Michael Hammerschmid vor, der ja selber Lyriker ist und in der “Alten Schmiede” schon einige Lyrikveranstaltungen kuratierte.

Hannelore Kofer, die Witwe und sein Sohn Kevin waren anwesend, Marie Therese Kerschbaumer, die mit Gerhard Kofler, glaube ich, befreundet war und die von Michael Hammerschmid, gemeinsam mit Gerald Bisinger auch erwähnt wurde.

Rudi Lasselsberger, Lisa Fritsch, Magdalena Kapp-Menzel, die neue GAV-Geschäftsführerin, Gerhard Jaschke, Angelika Kaufmann, etcetera.

Die Lesung war natürlich zweisprachig und ich nützte die Gelegenheit meine rudamentären Italienischkenntnisse zu perfektionieren.

Was, wie schon erwähnt nicht ganz so schwierig auf, tauchte doch das Wort “Mare” häufig auf und auch das der “Poesiea” und von einem griechischen Mittag wurde geschrieben und Michael Hammerschmid erwähnte, daß für ihn die Gedichte unter dem Motto “Meer, Erinnern und Gesang” stehen würden, aber auch die “Erwartung” tauchte auf und höchstwahrscheinlich die “Einsamkeit”, beziehungsweise das Wort “Solo”.

Schöne starke Gedichte und eine starke Erinnerung an den kleinen Mann mit dem meist dunkelblauen Anzug und den grauen Schnurrbart, der mich in der GAV ja irgendwie gefördert hat und ich bin oft bei ihm im Büro gewesen um mit ihm den “Tag der Freiheit des Wortes” und auch die anderen Veranstaltungen, die ich für die GAV organisierte, zu besprechen. So zum Beispiel auch die Frauenlesung, die, glaube ich 1998 oder 1999 in der “Alten Schmiede” stattfand, kurz bevor wir nach Belgrad zur Tante Dora gefahren sind.

Ich war auch bei seinem Begräbnis 2005 am Ottakringer Friedhof, habe einige seiner Gedichtbände gelesen und war auch bei seinen Lesungen. Beispielsweise kann ich mich auch an die Veranstaltung zur  Lyrik im März” erinnern, die er moderierte oder auch eines seiner zweisprachigen Gedichte las.

Anfang November ist ja eine Zeit des Erinnerns und Gedenken und gut daher, das an Gerhard Kofler, den Vermittler und Kompromißbereiten zu tun, der auch noch ausgerechnet an einem zweiten November gestorben ist, so daß er eigentlich einen Stamplatz bei der “In Memoriam-Lesung” bekommen sollte.