Fremde Refrains, andere Lieder

Oder der siebzehnte Abend der vierten “Poliversale” mit Albert Ostermaier, Franz Josef Czernin und Oswald Egger. Michael Hammerschmied moderierte vor einem Pult stehend und stellte die drei Autoren vor, um mit ihren zuerst ein Gespräch zu  beginnen und ihnen einige Fragen zu ihrem Werk zu stellen.

Der Titel weist schon darauf hin, es geht um Bezugnahmen und Referenzen auf andere Dichter, vor allem bei den ersten beiden Autoren wurde das deutlich oder sagen wir besonders bei Franz Josef Czernin, dessen “Winterrreise-Verwandlung” mit der “Krähe”, ich schon im “Literaturmueseum” gehört habe.

Also etwas Bekanntes und das war auch ein bißchen  bei dem Dramatiker und auch Romanautor  Albert Ostermaier, 1967 geboren, so, dessen Gedichtband “Außer mir” bei “Suhrkamp” erschienen ist, denn sein Stück “Letzter Aufruf” habe ich vor Jahren  im “Arsenal” gesehen.

Jetzt also den Lyriker, waren wir ja bei der “Poliversale” dem vierten internationalen Lyrik-Festival und da begann es mit einem Gedicht über die Liebe, das auch einen Filmbezug hatte, Michael Hammerschmid erwähnte es in seiner Einleitung und dann ging es zu Shakespeare, beziehungsweise zu einem Zyklus der sich auf ihn bezog oder überhaupt zu Theatertexten oder Gedichten und am Schluß kam etwas Poetologisches, wie Alber Ostermaier erklärte, nämlich am “Anfang ist was Wort”, also auch etwas recht Bekanntes, wenn dann auch die Abwandlungen kamen.

Danach der mir ebenfalls bekannte, 1952 geborene und “H.C.Artmann Preisträger” Franz Josef Czernin, der in seiner neueren Arbeit Wilhelm Müllers “Winterreise” neu verwandelte.

Michael Hammerschmid stellte den Dichter auch als Sprachforscher vor und der erklärte, daß man heute nicht mehr so wie Wilhelm Müller reimen könne. Albert Ostermaier hat das zwar ein bißchen in seinen Theatergedichten so getan, der “H. C. Artmann Preisträger” ist aber ein experimenteller Dichter, also kamen die Verwandlungen und Franz Josef Czernin projezierte  die “Krähe” und dann noch zwei Gedichte aus dem Zyklus, las zuerst sie und dann seine Verwandlungen von denen es wieder einige Abwandlungen gab.

Sehr interessant und dann zu Oswald Egger,  1963 in Südtirol geboren und mir auch kein Unbekannter, habe ich ihn ja vor kurzem im Literaturhaus gehört, als dort der “Preisträger der Literaturhäuser” Ulf Stolterfoht gelesen hat und in dessen Verlag ist  auch sein Gedichtband “Gnomen und Amben” erschienen.

Damals habe ich mich etwas über die lässige Art der beiden Dichter aufgeregt und auch ein bißchen über die Sprachgewalt von Oswald Egger “Ich schluckte das Ferkel und ich schluckte zwei Stuten”, jetzt erklärte zuerst Michael Hammerschmid und dann noch genauer der Dichter seine Vorgehensweise, wie er verdichtet und mit “Zwirn und Faden” zu seinen Sprachgebilden kommt, die er wieder in wahrlicher  Sprachgewalt vortrrug.

Am Schluß forderte Michael Hammeschmid das Publikum, das sehr zahlreich war, zum Kaufen der Gedichtbände und zum Wiederkommen, der noch zwei stattfindenden Abende auf und ich ging nach Hause, um von der Lyrik zur  Prosa zu schwanken, das heißt mir die Eröffnung des “vierzigsten Bachmannpreises” anzusehen und kam gerade zur Eröffnungrede von Burkhard Spinnen, dem für seine Verdienste als langjähriger Juryvorsitzender die “Klagenfurt Medaille” verliehen wurde und morgen wird Stefanie Sargnagel den Eröffnungreigen beginnen, was vielleicht kein gutes Omen ist, weil die Ersten haben, glaube ich, noch nie gewonnen, ich bin gespannt und werde versuchen mir auch noch den Rest der Eröffnung anzusehen..

Wieder einmal Schreibgespräche

Im “Literaturmuseum” war ich jetzt ja schon länger nicht, ich glaube, das letzte Mal bei der “Ernst Jandl- Veranstaltung” im Oktober und bei der GAV-Reihe “Reden vom Schreiben”, glaube ich, nur das erste Mal, als Renata Schmidtkunz den älteren Robert Schindel der jüngeren Anna Weidenholzer gegenüberstellte, als dann Marie Therese Kerschbaumer an der Reihe war, war ich noch Radfahren, auf meinen Blog wurde aber nach der Veranstaltung gesucht.

Jetzt ist es sich wieder ausgegangen und jetzt war auch Daniela Strigl, die Moderatorin, die ich ich ja schon am letzten Freitag in einer Gesprächsreihe hörte und Angelika Reizter, die neben Franz Josef Czernin vorgestellt wurde, habe ich vorige Woche auch zweimal in der “Alten Schmiede” gehört.

Ja, ich komme viel herum in der literarischen Szene Wiens, beziehungsweise stehe ich daneben oder sitze dabei und beim Hingehen ist mir  schon eingefallen, daß ich nach der Sonderausstellung fragen sollte, die da ja bald eröffnet werden soll und wie es der Zufall will, aber wahrscheinlich ist es gar keiner, hat Angelika Reitzer diese Ausstellung kuratiert, die nächsten Freitag eröffnet werden wird, aber da bin ich in Göttweig bei der “Literatur und Wein”

Ja, mich treibt es literarisch herum, obwohl in diesem Fall der Alfred der Auslöser ist, der die Dauerkarten bestellte, aber am 2. Mai bekommt Marianne Jungmaier im “Literaturmuseum” das “Georg Saiko-Reisetipendium” und da kann man ab achtzehn Uhr in das Museum, also muß ich noch ein wenig warten, aber Franz Josef Czernin und Angelika Reitzer sind auch sehr interessante Gegensätze, wie Daniela Strigl gleich in der Einleitung betonte, ist ja der 1952 geborene Franz Josef Czernin ein eher experimenteller Lyriker, er hat den Jandl und den “H. C. Artmann Preis” für Lyrik bekommen, ist aber auch Essayist und hat einmal mit Ferdinand Schmatz, den “Residenz-Verlag” genarrt. Das hat Daniela Strigl in ihrer Einleitung nicht erwähnt, aber gesagt, daß er ein ganzes Buch über ein Gedicht von Reinhardt Priessnitz geschrieben hat und auch gerne Texte anderer  umlautet.

Die  1971 in Graz geborene Angelika Reitzer ist mir wahrscheinlich besser gekannt, ging ich ja sehr oft zu den von ihr moderierten Textvorstellungen in die “Alte Schmiede”, die besonders experimentell oder sprachkünstlerisch waren, so hat sie Anna Weidenholzer, Nadine Kegele, Valerie Fritsch, Sandra Gugic und und und vorgestellt und stellt jetzt in der Reihe “Lesart” neue Bücher vor.

Das von Clemens J. Setz meinen vorigen Buchpreisfavoriten beispielsweise aber auch andere, Karin Peschka und und.

Ich habe sie ja, glaube, ich in der Hauptbücherei so richtig kennengelernt, als ich da einmal ein Buch vorstellte, sie aber vorher, ab 2007 glaube ich, als das neue aufsteigende GAV-Talent erlebt, als sie den “Priessnitz-Preis” bekommen hat, war ich gerade auf das Literaturhaus sauer, weil mich Silvia Bartl nicht mehr die “Mittleren III” dort hat machen lassen, an dem Tag habe ich aber auch eine Einladung von Friedrich Hahn zu den “Textvorstellungen” mit Cornelia Travnicek bekommen, das aber nur nebenbei zu Angelika Reitzers Rolle als Kulturvermittlerin.

“Unter uns” und “Wir Erben” habe ich gelesen. Daniela Strigl stellte sie als Spezialistin für prekäre Verhältnisse vor und ich habe mich schon beim Hingehen gefragt, wie die beiden Autoren wohl zusammenpassen?

Wie die Faust aufs Auge wahrscheinlich nicht, weil Angelika Reitzer sprachlich sehr anspruchsvoll ist, aber keine Lyrik schreibt, Daniela Strigl, die ja sehr gekonnt zu moderieren versteht, erste Frage war dann auch, ob sich der Literaturbetrieb seit dem Beginn des Schreibens verändert hat?

Hat er natürlich, zu Beginn meines Schreibens, das sich wahrscheinlich mit dem von Franz Josef Czernin decken wird, war er total experimentell und das Erzählen out. Franz Josef Czernin hat das vornehm, als den Wunsch nach schwierigen Texten umschrieben. Der sich inzwischen verändert hat, inzwischen ist ja, wie man vielleicht am Beispiel “Morgen mehr” von Tillmann Ramstedt  oder Ronja von Rönne sieht, eher performantistisch, blogmäßig geworden, was damals sicher undenkbar war.

Angelika Reitzer hat seit 2007 keine so großen Veränderungen bemerkt, da war das narrative Schreiben schon erlaubt und die Experimentellen haben über soviel “mittelmäßige Romane”  gestöhnt, sie aber auch nicht verhindern können und dann kam eine Überraschung , nämlich eine Listenlesung von Angelika Reitzer, die aus einem Buch, aus dem Leben  der Zell am Seer Bankerin  Auguste Lammer las, wo sie ihr Leben von 1- 200 skizzierte und dann im Gespräch erklärte, daß sie das für das Salzburger 200 Jahre Jubiläum geschrieben hat, also auch sehr schön experimentell, diese Indexlesung, dann gab es noch eine Diskussion über die Vor- und Nachteile des Listenschreibens und ob sie einem bei Schreibblockaden helfen können?

Das hat Angelika Reitzer, glaube ich, ein wenig irrigiert, aber Gleiderungen helfen natürlich, zumindestens erlebe ich das gerade bei meinem momentan noch nicht sehr geglückten Schreibversuchen.

Dann kam der Übergang zu Franz Josef Czernin, der an Hand von Wilhelm Müllers “Krähe” aus der “Winterreise” demonstrierte, wie das Umformen von Gedichten geschehen kann.

Danach ging das Schreibgespräch weiter, denn Daniela Strigl wollte genau wissen, ob mit der Hand oder in den Computer geschrieben wird und stellte dieselbe Frage, die ich mir auch immer stelle, daß es ja, wenn es gleich in den Computer geht, dann keine Originale für das Literaturmuseum oder eine Handschriftensammlung gibt.

Es gibt aber natürlich ein Notizbuch und Franz Josef Czernin überraschte mehrmals durch sehr orignelle Antworten (Der Wert steigt dadruch), während Angelika Reitzer erzählte, daß sie es bei Autofahrten schon einmal mit dem Handy probiert hat.

Die Reihe geht weiter, versprach Daniela Strigl, aber ich werde erstmal mein neues Buch in den “Read!!ingroom” bringen, am Mittwoch ist wieder MUSA und am Donnerstag kann ich, wenn  die “Schreibgruppe” stattfindet, vielleicht meine erste Wurfgeschichte über “Dosenbier” schreiben und  meine momentanen Schreibblockade ein wenig überwinden.