Zu Felix Saltens hundertfünfzigsten Geburtstag

Der am 6. September 1869 geborene und 1945 gstorbene Felix Salten, Autor von “Bambi”, vom “Wurstlprater” und vielleicht auch von der “Josefine Mutzenbacher”, feiert seinen hundertfünfzigsten Geburtstag, was offenbar ein Anlaß für die Wien-Bibliothek war, seinen Nachlaß aufzukaufen und aus diesem Grund gab es auch am Donnerstag und am Freitag eine Tagung von der “Wien Bibliothek”  im Rathaus.

Ich glaube, daß ich von Salten einige Bücher in meinen Regalen habe, den “Wurstlprater” hat mir die Hansi Berger geschenkt und sonst wußte ich einiges, aber nicht besonders über ihn, so bin ich begierig in den Wappensaal gewandert, habe mir den Donnerstag und Freitag für ihn freigehalten und wurde auch nicht enttäuscht, obwohl das Symposium vielleicht ein wenig anders, wie erwartet und sonst üblich war.

Das heißt, Marcel Atze begann mit seiner Rolle im Nationalsozalismus, da wurde Salten, als Jude natürlich sehr verfolgt und mußte viel von seinem Vermögen abgeben, bis er endlich zu seiner Tochter, die schon mit einem Schweizer verheiratet war, dorthin auswandern mußte.

Dann kamen erst ein paar Beiträge zu seiner Biografie. In Ungarn, glaube ich, geboren, Redakteuer in der “Freien Presse”, einige uneheliche Kinder, verheiratet mit der Schauspielerin Ottilie  Metzl, Mitglied des Jungen Wiens”, befreundet mit Arthur Schnitzerund Erzfeind von Karl Kraus, zumindestens gab es ein Referat darüber, das berichtete, wie sehr er sich mit ihm duelliertm beziehungsweise es Ohrfeigen im Cafe Griensteidl gegeben hat.

Mit Hermann Bahr war er auch befreundet und ein Teil seiner Familie, das heißt, die ehelichen oder unehelichen Enkelkinder waren mit ihren Familen da.

Die Enkeltochter Lea Wyler gestaltete mit Marcel Atze das Abendprogramm und erzählte über ihren Großvater, den sie eigentlich nicht bewußt erlebt hat, beziehungsweise über den Rechtstreit der Familie bezüglich “Bambi”, denn da haben ihm ja “Warner Brothers” um tausend Dollars die rechte abgekauft. Disney hat den Film gedreht und daran verdient, während niemand Saltens “Bambi” und auch  seine anderen, glaube ich, zweiundfünzig Bücher gelesen hat.

Um das ein bißchen nachzuholen gab es am Abend eine Lesung, wo Wolfram Berger einige Texte las.Dann gab es Brot und Wein, wo ich mich mit der Angela und dem Josef sehr intensiv unterhalten habe und am Freitag ging es dann, was für mich überraschend war, mit dem Referat des stellvertretenden Direktor und, ich glaube, auch Leiter der Musikabteilung Thomas Aigner für mich sehr überraschend mit einem Vortrag “Dreierlei Musikalisches” weiter, denn Felix Salten und Musik, fragt sich die literaturwissenschaftliche Laiin und war auch dann erstaunt, als sie hörte, daß es da um Adele Strauß ging, die, als sie Witwe war, die Musik ihres Gattens zu Geld machen wollte und dafür sämtliche Operetten umschreiben und neuauflegen ließ und Felix Salten hatte Erstens ein Theater, Zweitens wirkte er als Librettist, obwohl ich ihn bisher nicht so gesehen habe.

Das was ich mir eigentlich von der Tagung erwartet habe, nämlich Einblick in Saltens literarisches Werk zu bekommen, wäre wohl im Vortrag von Konstanze Fliedl “Zu Felix Saltens früher Novelistik” gekommen, aber die war nicht da, so ging es mit Daniela Strigl weiter und die stellte den Pferderoman “Florian” vor, wo es um einen Lipizzaner ging, der mit dem Zerfall der Monarchie auch seinen persönlichen Niedergang erlebte.

Dann wurde es interessant, denn es ging um die “Mutzenbacher”, wo man ja immer hört, daß sie Salten geschrieben hat und dann wieder, daß das noch nicht sicher ist oder sogar erwiesen wäre, daß ein Ernst Klein sie geschrieben hätte.

Die Erben haben jedenfalls darum prozessiert, aber nicht Recht bekommen, weil sich auch im Nachlaß von Salten keineHinweis auf seine diesbezügliche Autorenschaft findet und so fand ich das Referat vonMurray G. Hall sehr aufschlußreich, obwohl es mir persönlich eigentlich ganz egal ist, wer die “Geschichte einer Wienerischen Dirne” geschrieben hat und man zu den Entstehungszeiten, das wohl auch noch geheimhalten hat müßen, weil man sonst ins Gefängnis gekommen wäre.

Am Schluß gab Marce Atze noch Ausblick auf eine Ausstellung, die nächsten Oktober zum fünfundsiebzigsten Todestag des Meisters im Wien Museum stattfinden wird und der Tagungsband wird dann auch vorgestellt.