Ein vierter Abend für Elfriede Gerstl

Am sechzehnten Juni 1932 wurde Elfriede Gerstl in Wien geboren, wo sie am neunten April 2009, also vor sechs Jahren starb und seit drei Jahren werden rund um ihren Geburtstag, die jeweiligen bei “Droschl” erschienenen und von Christa Gürtler und Martin Wedl herausgegebenen Bände der Werkausgabe vorgestellt, die auf fünf Teile angelegt ist.

Der erste Band “Mittellange Minis” vor drei Jahren in der “Alten Schmiede”, der zweite “Behüte behütet” 2013 an einem sehr heißen Sommertag in ihrem Stammcafe dem Cafe Korb.

“Schwitzen für Elfriede Gerstl”, habe ich da, glaube ich dann bei Katharina Serles gelesen und im vorigen Jahr gab es im Literaturhaus eine Modeschau, denn Elfriede Gerstl war ja eine Kleidersammlerin.

“Haus und Haut”, haben die Werke von 1995-2009 geheißen und jetzt gab es zum vierten Band, den verstreut publizierten Texten “Tandlerfundstücke” ein Archivgespräch im neuen Literaturmuseum und die Volksschauspielerin Erni Mangold trug ihre Texte vor.

Da der Veranstaltungsaal im Literaturmuseum eher klein ist und ich mich vor allem an das Gedränge im Cafe Korb vor zwei Jahren sehr deutlich erinnere, bin ich sehr früh in die Johannesgasse gegangen und dann war es gar nicht so arg, daß heißt die Mittelreihen waren schon ziemlich besetzt, beziehungsweise reserviert, an der Seite ganz vorn war aber noch alles frei und die Autorenschaft hat sich heute auch nicht so sehr  gedrängt, vielleicht weil es keine Brötchen gab, vielleicht weil das Literaturmuseum noch nicht so bekannt als Veranstaltungsort ist, ect.

Herbert J. Wimmer, Judith Nika Pfeifer, Gerhard Jaschke, Angelika Kaufmann, Konstanze Fliedl , Vera Albert, Maximiliian Droschl und noch einige andere waren aber da.

die Veranstaltung war auch prominent besetzt und, die um fünf Jahre ältere,  rank und schlanke Erni Mangold, die auf dem ersten Blick, fast wie ein junges Mädchen wirkt, ist auch eine eloquente Frau, die gleich das Wort ergriff, vom Publikum wissen wollte, wer Elfriede Gerstl gekannt hätte, fast alle würde ich schätzen, bis vielleicht die Studenten im Publikum und dann erzählte, daß Günther Grass sie im literarischen Quolloquium abgelehnt hätte und sie von  ihren Hüten sehr fasziniert war.

Es gab aber ein Programm und eine Eröffnungsrede von Johanna Rachinger, dann stellten die beiden Herausgeber, den vierten Band vor, der fünfte und letzte wird in zwei Jahren erscheinen und in diesem sind, sowohl die frühen Texte, die in den “Neuen Wege”, sowie im “Jüdischen Echo” erschienen sind, wie, wenn ich mich nicht irre, auch der posthum erschienene Band “Lebenszeichen” mit den Textkrümel” enthalten, die kurz vor ihrem Tod geschrieben wurden.

Dann begann die Mangold Lesung, wo man die literarische Entwicklung der Dichterin gut verfolgen konnte, die sie zwischendurch immer wieder kommentierte und der erste Text “Mein Lichtstrahl”, 1955 in den neuen Wegen publiziert, der das Überleben im Versteck in der Nazizeit schilderte, war auch sehr beeindruckend.

“Ein anderer würde einen Roman darüer schreiben, Elfriede Gerstl schafft es in wenigen Worten!”, hieß es dann in der Diskussion, in der auch auf dke “Spielräume”, hingewiesen wurde, der erst zehn Jahre nach seinem Erscheinen publiziert werden konnte, aber schon wichtige Elemente des feministischen Schreibens vorweggenommen hat.

Elfriede Gerstl, die Randfigur, ich habe ja schon vor zwei Jahren geschrieben, daß ich das eigentlich anders empfunden habe, als nach 1999 mit dem “Trakl- und dem Fried-Preis” spät aber doch der Erfolg gekommen ist und für mich war sie mit ihren Hüten schon in den Siebzigerjahren in der Szene sehr präsent und nach 1999 wurde sie vor allem von den Lesetheaterfrauen immer wieder eingeladen, damit Publikum kommt, wenn sie am Programm steht, was sie sehr wohl wußte und vielleicht auch nicht sehr gut nein sagen konnte.

Sie war ja auch einmal bei einem meiner Geburtstagsfeste und wir haben öfter Bücher miteinander getauscht, da hat sie sich bei mir erkundigt, ob die “Wiener Verhältnisse” um die es dabei  handelte, ein erzählendes Werk wären und mir dann gesagt, daß sie nicht so schreibe, Elfriede Gerstl, die Verdichter und Verknapperin, die sich in den fünfziger und in den sechziger Jahren, sowohl von der “Wiener Gruppe”, als auch von der “Gruppe 47” nicht so angenommen gefühlt hat, die Rand- und die Kultfigur, von der ich  einige Gedichtbände habe und mir die erste “Wiener Mischung”  in ihrer Orignilaform kaufte, als ich noch in der Otto Bauer Gasse wohnte.

Nach der Lesung gab es eine Diskussion, eben das Archivgesrpäch mit Sabine Scholl und Elfriede Czurda, Franz Schuh wäre auch noch am Programm gestanden, sowie Christa Gürtler unter der Leitung der “Standard-Redakteurin” Andrea Schurian, die alle diese Punkte zusammenfaßte und in Erinnerung rief.

Es gab  auch einen Büchertisch wo man  die Werkausgabe und noch einiges andere kaufen konnte, darunter einen Band mit sehr schönen Fotos, aber ein Gerstl-Bild habe ich  auch in diesem Blog, war sie ja eine, die nicht nur in der inneren Stadt von Kaffeehaus zu Kaffeehaus mit ihren Hüten herumspazierte, sondern auch regelmäßig am Wochenende vor Schulbeginn aufs Volksstimmefest und zu den Lesungen vom “Linken Wort” ging, obwohl sie dort, wenn ich mich richtig erinnere, eher nicht gelesen hat.