Der einzige Mann auf dem Kontinent

Jetzt gibts noch einen Abschluß unserer Bük-Badereise und eine kleine Vorschau auf den “Deutschen Buchpreis”, beziehungsweise ein “Buchpreisbacklesen”, das ich mir ja einmal vorgenommen habe, denn das Buch, der 1971 in Sopron geborenen Terezia Mora, ist 2009 auf der Longlist gestanden und “Der einzige Mann auf dem Kontinent” ist der erste Teil einer Trilogie, mit dem zweiten “Das Ungeheuer” hat sie 2013 den dBp gewonnen, der dritte Teil heißt “Auf dem Seil” und ist 2019 erschienen. Band eins habe ich mir, glaube ich, einmal bei einem “Morava- Abverkauf” um drei Euro gekauft und lange nicht gelesen. Aber Lesungen glaube ich daraus gehrt, denn Terezia Mora hat 2010 den “Fried-Preis” bekommen und wurde dann zu einer Studentenlesung der “Hochschule für Sprachkunst” eingeladen. Da habe ich, glaube ich, Darius Kopp, dem “Einzigen Mann auf dem Kontinent” gehört und das Buch ist, würde ich sagen eine Verarbeitung der Finanzkrise oder eine Auseinandersetzung mit der New-Economy. Da gibt es den Mann aus der ehemaligen DDR, verheiratet mit der Ungarin Flora.

Das Ganze spielt, glaube ich, Berlin, wo auch Terezia Mora lebt, obwohl Flora in einem Strandcafe jobbt. Darius Kopp ist der einzige Vertreter Ost-und Mitteleuropas einer internationalen Firma und bekommt eines Tage eine Schachtel mit vierzigtausend Euro auf den Schreibtisch. Die stammen von Armeniern, die glaube ich, hunderttausend Euro Schulden haben und was macht man damit?

Man bespricht das Ganze mit der Buchhaltung, denke ich, aber die gibt es bei dem einzigen Mann vielleicht nicht. Deshalb versucht er seine Chefs in der ganzen Welt zu erreichen. Die sind das natürlich schwer. Sein Gehalt oder seine Sozialausgaben hat er auch schon lange nicht bekommen, obwohl die chefs ihm immer versprechen, das gleich morgen zu überweisen.

Das Ganze spielt in einer Woche von Freitag bis Freitag und ist ein bißchen verwirrend, also nicht ganz der Reihe nach geschrieben. Einen allwissenden Erzähler, der sich manchmal einschaltet, gibt es auch.

Darius Kopp irrt jedenfalls herum. Besucht Flora in ihrem Strandcafe und will ihr eine Rose kaufen. Seine Mutter liegt in einem Krankenhaus. Er muß sie besuchen, hat aber ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter. Mit dem Zug fährt er auch nicht gern. Muß es aber, weil er gerade keinen Führerschein hat. Kauft sich Hemden, Schuhe, Socken, einen neuen Laptop braucht er auch. Bezahlt mit dem Fünfziger aus der Kiste, hat Flecken am Hemd vom Croissant mit der Marmelade und so geht es dahin.

Im Klappentext steht etwas, das in dieser Woche seine Struktur und seine Sicherheit an dieser Welt verloren geht. Seine Ehe ist auch nicht so gut. So zieht Flora am Ende des Buches aus. Seinen Job ist er dann auch los und dann geht es noch zwei Bände lang weiter. Aber die habe ich nicht gelesen und da ich ja so viele Neuerscheinungen habe, werde ich wohl kaum dazu kommen. Noch dazu müßte ich sie erst in den Bücherschränken oder sonstwo finden und jetzt warten noch ein paar Neuerscheinungn auf mich, bevor es ans neue “Buchpreislesen” geht.

Reisen wir?

Während im Literaturhaus die GAV beziehungsweise Helmut Rizy drei oberösterreichische Autoren vorstellte, ging es in der “Gesellschaft für Literatur” zumindest auf dem ersten Blick ums reisen, stellte nämlich Mirko Bonne seinen ersten Erzählband “Feuerland” und Wilhelm Hengstler den bei “Droschl” erschienen Roman, Memoir oder “doppeltesReisebuch” “flußabwärts, flußabwärts” vor und ich habe mich gegen Rudolf Habringer, Waltraud Seidlhofer und Walter Kohl entschieden, weil ich Mirko Bonne, den 1965 in Tegernsee geborenen und in Hamburg lebenden n Autor kennenlernen wollte, der 2013 mit “Nie wieder Nacht” auf der Shortlist des dBp und 2009 mit “Wie wir verschwinden”, da habe ich ihn kennengelernt.

Dann kam Alfred bibliophile WU-Kollegin und verkaufte um je zwei Euro ihre Buchbestände darunter “Der eiskalte Himmel” 2006 erschienen, das steht immer noch auf meiner Leseliste und “Nie mehr Nacht” habe ich dann voriges Jahr im Schrank gefunden.

Daß er einen Erzählband namen “Feuerland” geschrieben hat, wußte ich nicht und die “Gesellschaft für Literatur” war auch nicht besonders voll, Marianne Gruber moderierte und entschied im Vorgespräch, daß der 1944 in Graz geborene Willi Hengstler, der mir  vom Namen her ein Begriff war und von dem ich “fare” auf der LL habe, beginnen soll.

Sie hielt auch eine ihrer sehr langen und sehr gelehrten bemühten Einleitungen, die Mirko Bonne, glaube ich, zum Lächeln brachte, wies auf Gemeinsamkeiten zwischen beiden hin, daß sie nämlich daß “er” zum “Ich” machen würden oder umgekehrt, wenn ich es richtig verstanden habe.

Und” flußabwärts flußabwärts” ist, wie schon der Name sagt eine doippelte Reisegeschichte und auch ein deja vue Erlebnis, denn da will einer mit dem Rad die Donau hinunter ans schwarze Meer fahren, bereitet sich darauf schon vor, dann bekommt er einen stechenden Schmerz im Bein und muß den Sommer statt auf dem Rad im Spital verbringen. Da beschließt er aus dem Spitalsaufenthalt eine Reise im Kopf oder Zimmer zu machen und als er später gesund wird, holt er die Reise nach und geht dabei, wie Marianne Gruber in ihrer Einleitung erwähnte, an seine Grenzen, denn er ist ja offenbar schon über siebzig, will, wie alle Männer, wie Marianne Gruber vermutete, keine Schwäche zugeben, ringt sich die Fahtrt also ab und die beiden Geschichten dürften auch ineinander verschachtelt sein und richtig, außer seiner Frau nimmt er noch “Proust auf seine Reise mit.

Wo ist da das Deja vue Erlebnis werden meine Leser vielleicht fragen?

Nun 2007 bin ich mit Ruth Aspöck und der Dichterkarawane die Donau von Ybbs bis Regensburg entlanggefahren und dann zurück gekommen und habe in “Und Trotzdem” meine Helga Schwarz eine Krebsdiagnose bekommen lassen, worauf sie beschließt mit dem Rad bis an das schwarze Meer zu fahren.

Interessant, interessant, die Parallelen und dann kam Mirko Bonne an die Reihe und Marianne Gruber erzählte von den elf Erzählungen, die den Band umfassen, die erste heißt der “Eichelhäher”.

Da erzählte sie den Inhalt nach und interessant ist, daß es dem Protagonisten, der sich vorher von seiner Mutter verabschiedet hat, um auf eine Reise ins “Feuerland” zu gehen, ähnlich schlecht, wie vorher vielleicht Wilhelm Hengstlers Erzählfigur ging. Er kommt auch, wie Mirko Bonne dann erklärte, gar nicht ins Feuerland an und das ist das Gemeinsame der Geschichten, das zwar in allen irgendwo das Feuerland vorkommt, aber keine der Geschichten dort spielt.

Mirko Bonne hat lange an den Erzählungen gearbeitet, Romankapitel, Auftragsarbeiten und auch Geschichten, die Romane werden hätten sollen, hineinverwoben und las die zwölfte, die nicht in dem Buch enthalten ist, weil sie der Verlag nicht wollte, wo Väterlein Stalin Boris Pasternak anruft und von ihm will, daß er sich für Ossip Mandelstamm einsetzt.

Das hatte ich schon einmal, beziehungsweise vor kurzem über Ossip Mandelstamm gelesen und Mirko Bonne las dann noch eine “Der Kuß” genannte Geschichte, wo sich das Feuerland in einem Buch befindet und ein Vermieter sich in die Freundin seines Mieters verliebt, bezeihungsweise mit ihr Pfingsten verbringt.

“Ist der Kuß real?” fragte am Ende Marianne Gruber.

“Er eröffnet dem Leser Vorstellungen oder Weiten!”, antwortete, glaube ich, Mirko Bonne und ich fragte mich, wie wohl er sich bei der Lesung gefühlt haben mag?

Er hatte aber, glaube ich, Fans beziehungsweise Experten im Publkum und die wollten wissen, wieso einer der soviele Romane geschrieben hat plötzlich Erzählungen schreibt?

Die Antwort habe ich schon beschrieben und  ist auch für mich interessant, denn ich habe ja als nächstes auch ein Erzählprojekt vor und meine persönliche Antwort wäre, weil ich ein wenig ausgeschrieben bin, will ich mich an kürzere Texte wagen.

Das mag ein wenig unprofessionell klingen oder auch sein, “literarische Restlverwertung” hat es Christl Greller, die auch im Publikum war, genannt und Mirko Bonne hat ihr widersprochen, aber ich werde mir meine Themen ja erst erwerfen oder finden.

Habe heute wieder einen sehr interessanten literarischen Abend gehabt und einen Autor kennengelernt, den ich, wie ebenfalls Marianne Gruber, die von ihm noch wissen wollte, ob er Hemingway mag, erwähnte, wahrscheinlich sobald nicht mehr sehen werde, freue mich auf “Nie mehr Nacht”, den “Eiskalten Himmel” und natürlich auch auf die Erzählungen, wenn ich sie mal finden sollte, bezeihungsweise auf die, die ich vielleicht demnächst schreiben.