Die Wahrheit der anderen

Jetzt kommt wieder ein aktuell gesellschaftspolitisches Buch, das heißt so aktuell ist es wahrscheinlich gar nicht, spielt es doch im Jahr 2011, glaube ich, als eine Gruppe pakistanischer Flüchtlinge die Minorittenkirche besetzt.

So etwas gab es, glaube ich, in etwa dieser Zeit in der Votivkirche und ein Journalist, der in Hamburg, die “Henri Nannen-Schule” besuchte und dann in seinen preisgekrönten Berichten, die Fiction mit den Facts vertauschte, gab es vor viel kürzerer Zeit auch und da ist der 1983 in Freiburg am Breisgau geborene Jurist und Asylberater Daniel Zipfel, dessen Erstling “Eine Handvoll Rosinen”, ein ähnliches Thema behandelte und eines der ersten Bücher der “Kremayr & Scheriau-Literaturschiene” war.

Durch einen Zufall oder eigentlich meine wohlbekannte Schlampigkeit ist es nicht zu mir gekommen, denn damals hat es zwei “Kremayr & Scheriau-Veranstaltungen” gegeben, in denen die literarischen Neuerscheinungen präsentiert wurden, zweimal  je drei der vier Neuerscheinungen, einmal bei einem Fest im “Siebenstern” und einmal in der “Gesellschaft der Literatur”  und als ich die Bücher anfragte, habe ich bei der Antwort, welche ich will, den Daniel Zipfel übersehen, was nicht so schlimm wäre, denn damals, 2015 am Höhepunkt der Flüchtlingskrise, war ich das erste Mal beim Literaturhaus-Flohmarkt und hatte das Buch schon in der Hand zwei euro hätte es, glaube ich, gekostet.

Ich dachte “Sei sparsam und geh stattdessen lieber zum offenen Bücherschrank!” und legte es zurück, dumm, ich weiß, denn als ich es am nächsten Tag kaufen wollte, war es nicht mehr da.

So etwas ist mir schon mit Peter Zimmermanns “Odessabuch” passiert, daraufhin habe ich meine “Reise an Odessa” geschrieben und 2015 war ich gerade bei meinem “fünften Nanowrimo” und den dritten Teil meiner Flüchtlingstrilogie oder dem Adventkalender, jetzt ist die “Wahrheit der anderen”, der neue Roman des jungen Juristen, viel einfacher zu mir gekommen.

Ich habe ihn gelesen und ich muß sagen, ich bin ein wenig verwirrt. Vielleicht macht mir auch die aktuelle gesellschaftspolitische Situation, das Corona-Virus und der offenbare Zusammenbruch der Wirtschaft infolge dessen, etwas zu schaffen, so daß ich mit den chronologischen Sprüngen nicht ganz mitgekommen bin. Obwohl es wahrscheinlich ganz einfach ist, denn da wird  eine eigentlich ganz einfache Geschichte in verschiedenen Perspektiven oder aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt.

Da sind also die die Flüchtlinge in der Minoritenkirche und da ist der Hamburger Journalist Uwe Tinnermann, der seine Chance sieht, eine junge Pakistanin fotografiert und dann seine Geschichte daraus machen will.

Die, Veena Shahida, die immer einen grünen Schleier trägt und  sehr elegant gekleidet ist, Tochter aus guten Haus, Wirtschaftssctudentin, stellte einen Asylantrag, weil sie von ihrem Vater nicht zwangsverheiratet werden wollte und wird nun von diesem Journalisten und ihrer Anwältin Birgit  Toth hin und hergerißen, weil jeder sein eigenes Süppchen kochen will.

Am Ende wird sie abgeschoben und die Geschichte wird von einem Konrad Brandt, dem Chef, Lehrer und Ziehvater Tinnermanns, der ihn von Hamburg nach Wien holte und es selbst einmal in London mit der Wahrheit, der Geschichten, nicht so genau nahm, erzählt.

“Ich habe das aufgeschrieben, damit nicht Tinnermann`s Artikel alles erzählen. Glauben Sie mir.”, lauten die letzten Sätze und am Buchrücken steht noch “Ein Roman über die Grauzonen der Asylpolitik und die verschiedenen  Gesichter der Wahrheit”.

Angesichts der aktuellen politischen Situation erscheint das gerade erschienen Buch, das vor kurzem, als es dort noch Veranstaltungen gab, gemeinsam mit den “Verlassenen Kindern” von Lucia Leidenfrost vorgestellt wurde, fast anachronistisch, es ist aber trotzdem sehr interessant zu lesen und da man den Buchhandel, wegen seiner Sperrung und die Autoren wegen ihrer abgesagten Lesungen unterstützen soll, empfehle  ich es sehr.

Politische O-Töne

Daniela Strigl

Daniela Strigl

“Liebe Literaturfreunde, heute wird es politsch!”, sagte Daniela Strigl zur Eröffnung, der heurigen sechsten O-Töne-Veranstaltung, bei fünf bin ich gewesen, die inzwischen von ihrem Urlaub zurückgekommen scheint, denn sie hat diesmal den Debut-Leser Daniel Zipfl selber vorgestellt und mit Daniel Zipfl Buchs “Eine Hand voll Rosinen”, ergeht es mir  sehr seltsam, denn irgendwie kommt es nicht und nicht zu mir, obwohl ja einige diesbezügliche Anläufe bestanden haben, denn es ist ja vorigen Herbst  bei “Kremayr&Scheriau” erschienen, da gab es eine “Release-Party” und eine Vorstellung bei der “Gesellschaft für Literatur“, aber da wurden nicht immer die gleichen Bücher vorgestellt, einmal war Daniel Zipfel dabei, bei der Party und der Lesung vorher, glaube ich, nicht und als ich die Bücher angefragt habe und sagen sollte, welche ich wolle, habe ich ihn übersehen.

Dabei ist es ein interessantes Thema, geht es ja um Traiskirchen, einen Schlepper und einen dafür zuständigen Polizeibeamten, allerdings schon im Jahr 2003, also nicht die aktuelle Situation, die es vorigen Herbst gegeben hat, als das Buch erschienen ist und dann war ich ja im Dezember bei dem Literaturhaus Flohmarkt und da war es dann, um zwei Euro zu erwerben.

Ich hatte es schon in der Hand, dachte dann aber nein, ich nehme es nicht und bin gegangen und als ich am nächsten Tag wieder gekommen bin, war es leider nicht mehr da, so machte ich, als ich Petra Piuks “Lucy fliegt”, bestellte einen zweiten Anlauf, aber dann sah ich Marianne Jungmaiers “Sommernomaden” sind inzwischen erschienen und wieder nichts, aber vielleicht kommt es noch mal zu mir.

Daniel Zipfel

Daniel Zipfel

Vielleicht steht es auch auf der Debutliste, denn es ist ja ein interessantes Buch, das 1983 in Freiburg geborene Jurist da geschrieben hat. Er bedankte sich auch sehr höflich für die Einladung und las zwei Stellen vor. Eine über den Fremdenpolizisten Ludwig Blum und dann noch eine über einen afghanischen Schlepper, der in Istanbul in einer Kneipe sitzt und immer wieder einige Rosinen, so ja auch der Titel, zugeschoben oder weggenommen bekommt, je nachdem, wie die Geschäfte laufen.

Dann kam die letzte “Veza Canetti Preisträgerin” Sabine Gruber, die ja schon zur Preisverleihung vorigen Oktober im MUSA ein  Stück aus ihrem eben erschienenen Roman “Daldossi oder das Leben des Augenblicks” gelesen hat. Dafür hat sie, erzählte Daniela Strigl im Gespräch mit ihr, sehr viel recherchiert und sogar eine Ausbildung zur Kriegsfotografin gemacht und Bruno Daldossi ist ein solcher, der aber dabei ist auszusteigen, viel trinkt, eine Trennung durchmacht und dann mit einer anderen Frau, nach Lampeduasa fährt, weil Flüchtlingsboote offenbar viel einfacher zu fotografieren sind, als minenverseuchte Gebiete.

Sabine Gruber

Sabine Gruber

Das weiß ich zwar nicht so genau, ob das stimmt, aber es gibt auch Beschreibungen von sechzehn Fotografien in dem Buch, zwei davon hat die 1963 in Meran Geborene, die auch einmal Sekreätrin bei der GAV war und die neben dem “Priessnitz-“, den “Veza-Canetti-“, auch den “Wildgans- Preis” bekommen hat und, wie ich in den “Tonspuren” hörte, sich um das Preisgeld ein Motorrad kaufte, das sie deshalb “Wildgans” nannte, vorgelesen und ich bin eigentlich sicher, daß das Buch, wenn nicht auf die deutsche dann auf die österreichische Buchliste kommt.

Dann werde ich es, wenn ich es bekomme, lesen, sonst steht ja noch “Stillbach oder die Sehnsucht” auf meiner heurigen Leseliste, das ich mir einmal glaube ich bei einem der “Morawa-Flohmärkte” kaufte. Mal sehen ob ich das alles schaffe?

Die O-Töne waren jedenfalls wieder sehr gut besucht und weil die Leute da ja alles reservieren, habe ich obwohl ich schon um viertel acht gekommen bin, einen Platz weit hinten gefunden, aber Robert Schindel und ich glaube auch Lorenz Langenegger gesehen, der, wenn ich mich nicht irre, auch vorige Woche bei der Friederike Mayröcker war.

Ansonsten kann ich noch berichten, daß ich  mit dem ersten Kapitel von “Claire-Klara-Clarisse oder wilder Lavendl”, zweieinhalb Seiten, 1340 Worte, angefangen habe und auch das ist sehr gut gegangen.