Französische Comics statt Markus Köhle

Heute hatte ich wieder eine sechs Uhr Stunde und  anschließend zwei Optionen, entweder ins Literaturhaus, wo Lewis Trondheim und Brigitte Findakly ihre zwei Comics “Das verrückte Unkraut” und “Mohnblumen aus dem Irak” vorstellten oder in die “AS”, wo Markus Köhle und Claudia Rohrauer ihr gemeinsamen bei “Sonderzahl” erschienes Buch vorstellten.

Klingt beides interessant und beides irgendwie nicht, denn ich bin ja eigentlich keine Comic-Leserin und für die experimentelle Literatur interessiere ich mich auch nicht so besonders, habe mich aber aus dem Bauch entschieden ins Literaturhaus zu fahren, obwohl ich nicht ganz sicher war, ob es dort nicht sehr voll sein würde, wie das bei den Comic- Präsentationen ja seltsamerweise öfter ist und ich dann würde stehen müssen, weil ich ja zu spät kommen würde.

Zu spät bin ich gekommen, einen Platz in der zweiten Reihe habe ich aber trotzdem gefunden und die französische Übersetzerin Isolde Schmitt hat gerade auf eine Frage von Thomas Ballhausen geantwortet, daß der französische Comiczeichner zuerst Strichmännchen mit offenen Mündern gezeichnet hat, um das Metier zu erlernen und es dann mit Zeichnungen ohne Text versucht hat.

Lewis Trondheim  entnahm ich dem Programm gehört zu den bekanntesten französischen Comiczeichnern, der in Instagram jeden Tag eine Zeichnung aus seinem berühmten “Herr Hase Album” stellte und das “Verrückte Unkraut” ist der neueste Band der Serie und seine Frau Brigitte Findakly wurde im Irak von einer französischen Mutter und einem irakischen Vater geborren, ist Coloristin und hat ein Buch über ihre Kindheit mit ihrem Mann zeichnen wollen.

Die Bilder aus den Comics liefen im Hintergrund während die beiden Zeichner zuerst Thomas Ballhausen und dann die Fragen aus dem Publikum beantwortete und nachher gab es, um den Büchertisch eine lange Schlange, denn bei Comics Vernastaltungen das habe ich schon bei den “Fried Symposien”, wo es ja eigene Comic Abende gibt, gehen die Bücher, wie die warmen Semmeln weg und der Zeichner sitzt vorn an einem Tisch und signiert jedes Buch mit einer eigenen Zeichnung, während es beim Getränketisch gar keinen Andfrang gab, obwohl man da den Wein nicht zahlen mußte.

Auch sehr interessant, die Leute mit ihren Büchertaschen abziehen zu sehen, gekannt habe ich kaum jemanden aus dem Publikum und, als ich nachher in den “Wortschatz” schaute und gerade dachte “Nicht viel Besonderes drin!”, stieß ich auf Evely Schlags brandneues “Yemen Cafe”, was ja vielleicht zum Thema ganz passend ist und ich auch, wenn ich mich nicht ihre,  bei der Präsentation in der “AS” war.

Totality-Fliegende Schatten

Jetzt geht es zu den “Comics” oder in das “Graphic-Novel Genre”, hat mir doch der “Zwerchfell-Verlag” seine zwei Herbst-Debuts zugeschickt, die ich interessant finde, obwohl ich wahrlich keine “Comic-Expertin” bin. Mir aber “Irmina” sehr gefallen hat und ich mich auch regelmäßig durch die “HolzbaumNeuerscheinungen” lese.

“Totality-Fliegende Schatten”, ein Comic des 1984 geborenen Moritz von Wolzogen geht in den Jugendbereich, in das Klassenzimmer, aber auch in totalitäre Gesellschaften und war für eine, die dreißig Jahre vorher geboren ist, nicht  wirklich leicht zu lesen.

Zu schnell, zu vorbei flanierend könnte man es formulieren, obwohl die geschilderten Inhalte zumindesten zum Teil durchaus bekannt sind und auch schon anderwo gelesen wurden.

Da geht es um drei Jugendliche, drei Freunde, Alex, Storch genannt,  Merle und Simon, die alle, wie dem Klappentext zu entnehmen sind, außergewöhnliche Fähigkeiten haben.

Es beginnt mit einer Verspätung. Alex, dessen Vater in der Arbeit, die Mutter irgendwie nicht vorhanden ist, wacht eines Morgens zu spät auf und kommt zu spät in die Schule, die Lehrer warnen, die Freunde sind erfreut und in der Pause werden die drei von einem Holger gestalkt, gemobbt oder erpresst und dann entwickeln sich offenbar Storchs außergewöhnliche Fähigkeiten, Zisch, Wumm, Bumm und viele schnelle Zeichnungen, bis die Polizei in Form eines netten Paares in Zivil bei Storch auftaucht und ihn zu seinen Fähigkeiten, beziehungsweise seiner Morddrohung befragt. Denn wenn Alex nicht aufpasst, beziehungsweise sich nicht kontrolliert, explodieren diese , wie der inzwischen aufgetauchte Vater bestätigt.

“Paß besser auf und willst du nicht in Therapie?”, sagen die verständnisvollen Polizisten und verabschieden sich, beziehungsweise das Polizei Sturmaufgebot vor der Haustür. Im Strefenwagen diskutieren sie dann über Alexs Gaben beziehungsweise ordnen sie sie in ihr Diagnoseschema ein.

“Gelb Prio zwei?” vielleicht und Simon mit den schwarzen Igelhaaren bekommt auch gleich eine Diagnose, denn seine Fähigkeit ist es, mal schnell einen Haarspray zu entwickeln, der “zehnmal so lang als die herkömmlichen brennt!”, beziehungsweise, wenn der Cousin vom privaten Sicherheitsdienst zum Mittagessen kommt, sich zu Demonstrationszwecken am Handgelenk zu verbrennen und die Eltern stöhnen, wollen sie doch nicht für schlechte Erzieher gehalten werden.

Dazwischen gibt es seitenweise sprachlose Bildsequenzen, die wohl, wie weiter im Beschreibungstext steht von der “Macht und Ohnmacht, beziehungsweisen den Gewaltszenarien dieser Welt, die sowohl am Schulhof, als auch auf den Schlachtfeldern in der USA, Syrien, Afghanistan, vielleicht auch den Hinterhöfen passieren können.

Die Freundschaft einiger Superkinder mit außergewöhnlichkeiten Fähigkeiten könnte diese wohl aufhalten oder einen Gegenpart darstellen, will uns dieser Comic wohl sagen und an seine Leser weitergeben.

Schwungvolle expressive Zeichnungen, die  uns in Atem halten,  gibt es auch und nach einer kleinen Pause geht es  mit einem österreichischen Zeichner in den dreißigjährigen Krieg.