Elfter literarischer Lenz mit slowenischer Literatur

Den literarischen Lenz im Centrope, die Maiveranstaltung, die Stephan Teichgräber zur Literatur Tschechiens, der Slowakei, Ungarns und Österreichs organisiert, gibt es nun schon zum elften Mal.

Ich war leider nur einmal vor drei Jahren dort. Vorher ist die Veranstaltung irgendwie an mir vorbei gegangen, obwohl ich Stephan Teichgräber schon seit der Zeit kenne, als er die Veranstaltungen der Szene Margareten organisierte und mich dazu eingeladen hat.

Vor zwei Jahren waren wir wohl in Kroatien und im Vorjahr ist der Alfred gerade aus Amerika zurückgekommen oder dorthin gefahren. Da habe ich aber das Centrop Workshop besucht und mit Stephan Teichgräber und Jakob Eder sozusagen ein Semester lang die dort vorgestellte Literatur diskutiert.

Jetzt gibt es den Utopie-Workshop und im vorigen Semester den zur Partisanenliteratur, dafür geht es sich diesmal aber wieder aus, das Theaterbrett in der Münzwardeingasse zu besuchen. Da heißt, ich habe mir das so organisert, daß wir erst Samstagfrüh nach Harland fahren, denn da ist ja Pfingsten und da will ich gerne wiedermal zum Pfingstmarkt nach Nussdorf an der Traisen.

Stephan Teichgräber ist ja wirklich ein unermüdliches Original und es verdient ihm großer Dank, daß er in der Dokumentationsstelle in der Spengergasse Vorträge und Wirkshops organiert, auch wenn da nur ein oder zwei Leute hinkommen und das kleine, aber feine Festival in der Münzwardeingasse, wo man ein paar bekannte Österreicher und dann meist für mich unbekannte Tschechen, Slowaken oder Ungarn in der Originalsprache und der Übersetzung hören kann.

So war es auch heuer. Es begann Anna Weidenholzer mit ihren “Herren, die die Seesterne” tragen, ein Buch, das ich ja schon gelsen habe und Anna Wiedenholzer, glaube ich, daraus auch einmal in Göttweig lesen hörte und das ist ja interessant, denn das “Literatur und Wein Festival” ist ja immer bummvoll und sauerteuer ist es auch. Während das kleine tschechische Theater meist ziemlich leer ist, es aber eine interessante Literatur dort zu hören gibt und meist ziemlich übersehen wird.

Stephan Teichgräber führte mit der Autorin ein Gespräch und fragte sie und das war für mich, die mittlerweile einzige Utopie-Workshopteilnehmerin, interessant, ob ihr Roman utopisch ist, weil ja der Karl seine Interviepartner die er zum Thema Glück befragt, M1-.. bzw. F2-… nennt und erwähnte, daß ja Jewegnij Samjatin in “Wir” seinen Personen auch Namen und Buchstaben gibt. Ich weiß nicht, ob Anna Weidenholzer, die Anspielung verstanden hat? Sie hat jedenfalls eifrig genickt. Dann kam der 1978 in Bratislava geborene Ondrej  Stefanik, der so, wie der tscheoslowakische Staatsgründer heißt und der las aus seinem Roman “Ich bin Paula” für den er, glaube ich, einen Buchpreis gewonnen hat, auf Tschechisch, während die deutschen Übersetzungen von Studenten einer Schauspielschule gelesen wurde.

Dann wurde es Ungarisch und Zoltan Lesi, der seit sieben Jahren in Wien lebt, habe ich, glaube ich, schon im Literaturhaus gehört. Der hatte einen Gedichtzyklus, der sich mit transgender Sportlern die in der Olympiade 1936 in Berlin aufgetreten oder nicht aufgetreten sind, beschäftigte. Das gab eine interessante Dikussion und Vratislav Manacks Text, der 1988 in Westböhmen geboren wurde, wurde nicht nur ins Deutsche sondern auch ins Ungarische übersetzt und am Schluß wurde es wieder österreichisch und bekannt, denn Franzobels “Floß der Medusa” mit dem er den bayrischen Literaturpreis gewonnen und auf der Shortlist des dBps gestanden ist, habe ich ja nicht nur bei den O-Tönen gehört sondern vor zwei Jahren in der “Alten Schmiede” auch in einer Vorschau, als das Buch noch nicht erschienen war.

Dann gabs wieder Brötchen und Gelegenheit zu Gesprächen in verschiedenen Sprachen, wie im Programm angekündigt war und am Freitag ging es am Nachmittag mit einem Vortrag zur slowenischen Literatur im “Doml” weiter, obwohl die eigentlich nicht zum “Centrope” gehört, Ivan Cankar aber, der große slowenische Dichter einige Zeit in Wien gelebt hat, so daß es für Stephan Teichgräber in Ordnung war Jana Vollmaier Lubej, die derzeit in Wien eine Gastprofessur hat, einzuladen, um über die “Multikultalität, Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kontakte bei der modernen slowenischen Literatur zu sprechen. Ich war die einzige Zuhörerin und habe so wieder ein Privatissimum über die bedeutensten slowenischen Schriftsteller bekommen, die ja auch öfter in der “Alten Schmiede”, im Literaturhaus oder bei der “Buch-Wien” zu hören sind.

So habe ich Drago Jancar schon öfter in der “Alten Schmiede” gehört, von Boris Pahor die “Villa am See” gelesen und von Lojze Kovacic, das waren die Beispiele die Jana Vollmaier Lubej brachte, habe ich auch schon einiges in meinen Regalen. Sie erwähnte dann noch einen jungen, 1980 geborenen Dichter Goran Vojnovic, dessen Roman “Vaters Land” bei “Folio” erschienen ist und Gabriela Babnik, die, glaube ich, noch nicht auf Deutsch übersetzt wurde, sich aber in ihrem Werk viel mit Akfrika beschäftigt und auch einige Zeit dort gelebt hat.

Dann hatte ich noch eine Stunde, bevor es wieder in die Münzwardeingasse ging und hier eröffnete Mechthild Podzeit-Lütjen mit der ich eine Zeitlang in der “Frauen lesen Frauengruppe” des ersten Wiener Lesetheaters war, die sich inzwischen  Jonke nennt oder nannte. Sie stellte den Band “welch eine liebe der geheime grund”, vor, der, glaube ich, vor zwei Jahren erschienen ist, aber Gedichte enthielt, die ich noch von derZeit kannte, wo wir gemeinsam gelesen habe und las dann eine sehr poetische Geschichte, die von Blutrache und einem Mann, der seine Familie bei einem Flugzeugabsturz verlor, handelte.

Poetisch ist es dann auch geblieben, denn die 1947 slowakische Schauspielerin und Autorin Zusanna Ciganova beschäftige sich in ihrem Buch “Aksal oder Ebeil” mit der Liebe, während die 1968 geborene Ungarin Virag Erdös sehr schöne und auch sehr politische Gedichte vortrug, Balladen, die auch vertont sind, die ungefähr so klingen:

“He sagt schon ihr Klugscheißer, wie soll es sein, wen schmeißen wir raus, wen lassen wir rein?”, die sich, wie im Gespräch deutlich wurde, auch an Demostrationen in Budapest beteiligt oder solche organisiert.

Reinhard Kaiser-Mühleckers “Fremde Seele dunkler Wald” habe ich auch schon gelesen, weil es ja 2016 auf beiden Buchlisten stand und es bei der deutschen soar auf sie Shortlist schaffte und der wie Stephan Teichgräber zitierte von Peter Handke aos zwischen “Stifter und Hamsum” bezeichnet wurde. ich habe von ihm schon zwei andere Bücher gelesen und war auch auf mehreren  Lesungen und am Schluß wurde es audiovisuell, es ging nämlich um einen Comic des 1984 geborenen und in Prag lebenden Marek Sindelka “Heilige Barbbara”, wo es um Verwandlungen, Mißhandlungen, eine Sekte und Journalisten, die die Sache aufklären wollen, geht.

Sehr sehr spannend der elfte literarische Lenz mit sehr unterschiedlichen Texten jüngerer und auch älterer Autoren, die wahrscheinlich einen guten Einblick der mitteleuropäischen Gegenwartsliteratur gibt, so daß man sich, wie Stephan Teichgräber in seinem Schlußwort erwähnte, schon auf das nächste Festival freuen kann.