Vom Revolutionsworkshop zur Privatsammlung

Am ersten Mittwoch im Oktober begann wieder Stephan Teichgräbers Privatissimum in der “Dokumentationsstelle für ost- und mitteleuropäische Literatur”.

Vier solche Workshops habe ich dort schon besucht, zuerst ging es um die Literatur des Centrope, dann um die Partisanenliteratur und die Utopie und dieses Semester ist die Revolution dran. Man sieht Stephan Teichgräber hat für seine literarischen Analysen einen speziellen Geschmack und auch immer spezielle Literaturvorschläge und damit ich nicht ganz alleine mit dem Meister bin, die ersten zwei Semester war noch ein Herr Eder anwesend, im vorigen, ich meistens die einzige Teilnehmerin, habe ich die Ruth mitgebracht, die ja jetzt evanglische Literatur studiert, Griechisch lernt und an einem Buch über einen belgischen Maler schreibt.

Was ist Revolutionliteratur und um welche Revolutionen geht es? Da gibt es ja sehr viele zur Auswahl und weil Stephan Teichgräber ein Slavist ist und die russischen Bücher bevorzugt im Original liest, hätte ich da an die russische gedacht. Die Französische gibt es auch, der ich ja eher skeptisch gegenüberstehe. Ein reines Blutbad, das immer noch, als die größte Errungenschaft gefeiert wird. Es gibt die Revolution von 1948 und die von 1968, wenn das eine war und in Österreich und Deutschland hat Stephan Teichgräber mich belehrt, hat es 1918 auch eine gegeben.

Ich dachte eher da war der Weltkrieg aus und die Monarchie ist zusammengebrochen. Aber es hat ja die Räterepublik in München gegeben und da wären wir schon bei der Literatur. Hat doch Volker Weidermann ein Buch im Vorjahr darüber geschrieben und Alfred Döblin hat sogar einen Vierteiler mit Namen “November 1918” verfaßt, von dessen ersten Band “Bürger und Soldaten” ursprünglich 1939 in Stockholm und Amsterdam erschienen, wir die ersten Seiten gleich einmal analysiert haben.

Die Ruth hat den Andreas Okopenko eingebracht, der in der Slowakei geboren wurde, aber von der Ukraine hergekommen ist und seit 1939 in Wien lebte. Den “Kindernazi” habe ich von ihm gelesen. Seine ukrainischen Revolutionserinnerungen nicht, obwohl mir Ralph Klever den Band gegeben hat, der anläßlich seines achtzigjährigen Geburtstags erschienen ist und ich habe bei November 1918 natürlich  an Franz Theodor Csokors Stück “3. November 1918” gedacht, das ich einmal noch im Rahmen des “Theaters der Jugend” im Burgtheater gesehen habe, das aber, glaube ich, auch eher den Untergang der Monarchie, als die Revolution thematisiert.

Interessant, interessant also, während die Ruth evangelische Theologie studiert, am Mittwoch <nachmittag meine bildungslücken aufzufrischen und mit Stephan Teichgräber literarisch zu plaudern und dann ging es noch einmal in Richtung Grinzig, denn in der Colloredogasse in Währing hat der phantastische Maler und Sänger “Sie hab` a Haus baut”, eine Villa und da seit 2000 ein Privatmuseum, durch das seine Tochter Timna regelmäßig führt und sehr viel von ihrem Vater und seine Kunst erzählte und man sich die Bilder und Karikaturen auch sehr genau anschauen konnte.