Von Maria Lazar zu Margarete Schütte-Lihotzky

Freitag ists und da gibts in diesem Semester das Gegenwartsdramaturgie-Workshop, an dem ich teilnehme, wenn ich mich Freitags in Wien befinde und da hat Stephan Teichgräber “Theater im Centrope” eingegooglet und  fünf Treffer angezeigt bekommen, das Vienna English Theater, das Raimundtheater und ganz besonderrs interessant, den “Spielraum” in der Kaiserstraße, den wir meistens beim Adventrundgang besucht haben, sowie zwei Bratislaver Theater und dann hat mir Stephan Teichgräber noch erzählt, daß er im Burgtheater gewesen ist und sich dort den “Henker”, der 1895 in Wien geborenen Maria Lazar, die dieses expressionistisches Stück  1921 geschrieben hat und mit dem Journalisten Friedrich Strindberg verheiratet war und das war interessant, weil am Abendprogramm,  eine Veranstaltung zum zwanzigsten Todestag der 1897 in Wien geborenen Architektin Margarete Schütte- Lihotzky stattfand, die die Alternative zum Slam B im Literaturhaus war, zu dem ich sonst wahrscheinlich hingegangen war.

Aber die hundertdrei Jahre alt gewordenen Archtiektin, die in der Franzengasse gewohnt hat, so daß ich sie in ihren letzten Lebensjahren öfter gesehen habe, hat für mich auch eine andere Bedceutung, hat sie doch 1948 mit Nina Loos den “Bund  demokratischen Frauen” gegründet und dort wurde ich ja im “Arbeitskreis schreibender Frauen” literarisch sozialisiert, da habe ich den Namen wahrscheinlich das erste Mal gehört und die alte Dame dort vermutlich auch bei Vorträgen gesehen, ihr inzwischen wideraufgelegtes Buch “Erinnerungen aus dem Widerstand”, habe ich wahrscheinlich in den achtziger und neunziger Jahren gelesen und jetzt ein Abend für sie im MUSA, wo früher die “Literatur im MUSA” stattfand, das jetzt aber zum Wien-Museum gehört, so daß die Literatur in die “Alte Schmiede” ausgewandert ist und im MUSA findet derzeit und das wahrscheinlich schon das letzte halbe Jahre eine Ausstellung zum “Roten Wien” statt und das ist mir auch etwas Vertrautes, bin ich doch im roten Wien in einem dieser alten Gemeindebauten aufgewachsen, war mit meinem Vater vor wahrscheinlich vierzig Jahren auch in einer diesbezüglichen Ausstellung, ich glaube in der Meidlinger Remisse und habe da die unterlagen sicher noch in Harland liegen und am Karlsplatz war ich auch einmal in einer diesbezüglich Ausstellung, bei der im Wien-Museum habe ich mich bisher immer herumgedruckt, weil ich ja nicht gerne Eintritt zahle und nicht im Verteiler des MUSA bin, aber diese Veranstaltung hat auch der republikanische Club ausgedsendet und da ich ja nicht so gern zu  Poetry Slams gehe, war es im MUSA, das inzwischen umgebaut wurde, auch sehr voll.

Jetzt gibt es eine Bar und eine Eintrittskassentheke. Der Eintritt war aber frei und der Saal schon sehr voll. Heidi Ambrosch, die wahrscheinlich die derzeitige Vorsitzende des “Bunds demokratischen Frauen” ist, als ich zu den Arbeitskreistreffen in den “Rotpunkt” gegangen bin, war das Irma Schwager, mit der ich einmal, lang lang ist her im Zug von Klagenfurt nach Wien gefahren bin, als sie mich dort zum “Preis der Arbeit” eingeladen haben.

Jetzt eröffnete Werner Michael Schwarz vom Wien-Museum, die Veranstaltung und Bernadette Reinhold von der Universität für angewandte Kunst hielt einen Vortrag zum “Jahrhundertleben” der Architektin, die aus einem bürgerlichen Haus stammte, an der Angewandten studierte und  ihre ersten Häuser oder Küchen für die Siedlerbewegung des roten Wiens baute. Dann ging sie nach Frankfurt, schuf dort ihre berühmte Frankfurter Küche, auf die sie dann ihr Leben lang reduziert wurde, was sie, glaube ich, nicht mehr hören wollte, baute dann in Moskau Kindergärten und Schulen, war in der Türkei und ist dann 1941 oder 42 als Widerstandskämpferin wieder nach Wien gegangen, wo sie von der Gestapo verhaftet wurde und bis 1945 im Gefängnis saß.

Später ist es ihr dann als Kommunsitin nicht gelungen, von der Stadt Wien bedeutende Aufträge zu bekommen. Sie wurde aber als Achtzigjährige geehrt und hat das “Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst” erst angenommen als Kurt Waldheim nicht mehr Präsident war, sondern sie es von Thomas Klestil überreicht bekam.

Zum hundertsten Geburtstag gab es dann einen Ball, wo sie kurz mit Michael Häupl Walzer tanzte und ich war inzwischen, glaube ich, auch in einer Ausstellung, aber sonst ist es um die berühmte Archteiktin in der letzten Zeit eher still gewesen, jetzt aber der Rundgang in dreißig Minuten durch ihr Leben. Einen Filmausschnitt gab es auch und dann eine Lesung, wo die Schauspielerin Esther Csap verschiedene ihrer Texte, darunter “Warum ich Archtiektin wurde?” las.

Dann gab eine halbe Stunde Pause, wo man durch die Ausstellung gehen konnte, in der auch Margarete Schütte-Lihotzky berühmte Spülküche, die sie für die Siedlungshauser entwarf, nachgebildet war, die wurde dann auch erklärt und am Schluß gab es noch ein Konzert von Robert Rotifer, dem Sohn des Exministers Ferdinand Lacina und der Enkel von Irma Schwager, die mit Margarete Schütte-Lihotzky befreundet war und der einen “Frankfurt Kitchen- Song” geschrieben hat.

Er hat auch andere Lieder, zum Beispiel, die “Arbeiter von Wien” gesungen und es war ein interessanter Abend, der mich wieder einmal an meine sozialistische Herkunft und meine Sozilisation im “Bund demokratischer Frauen”, denn in den Siebzigerjahren bin ich dort sehr oft zu Vorträgen gegeangen und sehe, die Frauen, Maria Lautischer etcetera, die es noch gibt, auch regelmäßig jeden Jahr beim Volksstimmefest wieder, erinnert wurde.