The Hill we climb

Jetzt kommt der dritte Gedichtband in einer Woche oder eigentlich ein ganz besonderes, ein zweisprachigs Langgedicht auf vierzig Seiten mit einem Vorwort von der amerikanischen Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey und Erläuterungen der drei Übersetzerinnen Uda Strätling, Hadija Haruna-Oelker und Kübra Gümüsay “das berühmteste Gedicht der Welt – im Zeichen von Aufbruch, Hoffnung und Gerechtigkeit”, wie am Buchrücken, des kleinen dünnen “Hoffmann und Campe-Bändchen” geht.

Wem das zu großspurig erscheint, kann ich verraten, daß es sich um das Inuaugurationsgedicht zur Amtseinführungvon Joe Biden, das die 1998 in Los Angeles geborene US-amerikanische Lyrkerin Amanda Gorman, die sich für soziale Gerechtigkeit, Gendergleichheit und gegen Rassismus und Unterdrückung einsetzt, am 20. Jänner 2021gehalten hat und die dadurch offenbar weltberühmt wurde.

Das lila Buch mit dem sehr selbstbewußten Frauengesicht, ist dann in diversen Blogs und literarischen Seiten, die ich lese, sehr oft aufgetaucht und ich habe mir von der Amtseinführung Joeoe Bidens, dessen Buch über seinen Sohn ich gelesen habe, einiges auf OE24 angehört, das Ganze aber, ich gebe es zu, nicht sehr aufmerksam verfolgt und daher von der jüngsten Inaugurationsdichterin der Geschichte nicht viel mitbekommen, gar nicht gewußt, daß es das gibt und in Amerika üblich ist, wohl aber, wie schon erwähnt, das Buchcover oft gesehen und im April, glaube ich, ein Mail von einem Bücherblog bekommen, der mir einen Büchergutschein versprach, wenn ich auf ihn hinweise.

Am “Welttag des Buches” ist es sich ausgegangen und ich habe dann bei “Amazon” nachgeschaut, was sich da ausgeht und so ist es Amanda Gorman “The Hill we climb” geworden und ich habe in der Badewanne mitbekommen, was ein Inaugurationsgedicht ist und was da Amerika bewegte. Es geht um den Aufbruch in eine neue Welt von der die junge Frau hoffnungsvoll vortrug: “Wir treten das Erbe eines Landes und einer Zeit an, /da ein kleines, dünnes, Schwarzes Mädchen,/ Nachfahrin von Sklavinnen, Kind einer /alleinerziehenden Mutter,/davon träumen kann, Präsidentin zu werden, und/ nun hier, heute, für einen Präsidenten vorträgt”

Sehr viel hoffnungsvolle Aufbruchsstimmung, die wahrscheinlich, wenn man an den Sturm des Capitols denkt, der am 6. 1. von Ex-Präsident Trump angestachelt vor sich ging, vergegenwärtig, nicht nicht so ganz realistisch ist. Aber Amanda Gordon dichtete weiter:

“So führt der Weg ins versprochene Licht,/ den Hügel hinauf, wenn wir uns trauen./ Denn amerikanisch sein ist mehr als/ der uns überkommene Stolz -/es ist die Vergangenheit, die wir beerben/ und wie wir gutmachen werden”.

Noch eine Stelle will ich zitieren “Unser Weg führt uns nicht zurück zu dem, was war,/ sondern voraus zu dem, was werden soll:/ Ein Land, das angeschlagen ist, aber ganz,/ guten Willen, aber gefeiert/wehrhaft und frei.”

Wieder läßt sich anführen, hoffnungsvoll und euphorisch, wie es bei einer Inaugurationsfeier wohl auch sein muß. Die Realität wird zeigen, ob es unter dem neuen Präsidenten zu einer Veränderung kommen kann.

Den Rest selber lesen und sich sein eigenes Bild machen, das Gedicht ist ja nicht lang, kann ich empfehlen. Man kann es auch in Englisch tun, wo die Sprachgewalt wahrscheinlich sichtbarer wird.

Von Michelle Obama, der Ex-Präsidentengattin, gibt es noch ein Zitat am Buchrücken: “Die Kraft, die von Amanda Gormans Worten ausgeht, ist einfach umwerfend.”

Von den Anmerkungen der drei Übersetzerinnen, die über einige Seiten gehen, kann ich noch zitieren, daß mit dem “hill” das Capitol, das ja gestürmt wurde oder werden sollte, gemeint ist und die Übersetzerin merken auch, ähnlich wie bei dem Baldwin-Buch, die Schwierigkeiten an, die es bei dem Wort “colour” gab.

Interessant, interessant und sicher ein historischer Moment, den man nicht versäumen sollte. Ein neuer Präsident, nach dem umstrittenen alten, eine junge schwarze Frau, die zur Inauguration eingeladen wurde und da man die Hoffnung nicht aufgeben soll, kann man gespannt sein, was sich in der nächsen Zeit im Umgang mit den anderen und auch in der Weltpolitik ändern wird und kann.