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Jetzt kommt zur Abwechslung wieder etwas aus dem Schrank, alt und neu ist ja die Losung, wenn man sich so einigermaßen durch die Literatur lesen will und da habe ich einmal ein rotgelbes Büchlein von einem mir unbekannten Sergej Bolmat gefunden und habe durch die Buchbeschreibung erfahren, daß das ein russisches Kultubch ist, das 2000 geschrieben, das hype Leben nach der Wende in Sankt Peterburg beschreibt.

Leben, wie im Traum oder, wie im Hollywoodfilm, könnte man so sagen und der 1960 in St. Petersburg oder wahrscheinlich Leningrad, geborene  Sergej Bolbat, lebt seit 1998 in Köln und führt uns in seinem Debutroman für den er den russischen “Booker-” und noch andere Literaturpreise bekommen hat, das rassante Leben in dem hypen St. Petersburg vor.

Da gibt es nämlich, die im neunten Monat schwangere Marina, die mit ihrer Freundin Korea Ho und deren Hund in einer Art Wohngemeinschaft lebt.

Ihr Freund Tomja, ein Dichter, der moderne Verse schreibt, hat sie verlassen. Das Geld geht den beiden Frauen aus, die Wohnungsvermieterin drängt. Sie gehen aber trotzdem einkaufen und geraten an das Handy eines Auftragskillers, sie rufen an und bekommen den Auftrag einen Geschäftsmann, der von einigen Leibwächtern, wie das in dem hypen St. Petersburg offenbar so ist, umzulegen.

Das gelingt mit einigen Schwierigkeiten. Denn Erstens sind die Pistolen, die sie verwenden meistens nicht geladen, Zweitens verliebt sich das Opfer in Marina und will sie unbedingt heiraten. Die ist aber noch Tomja verliebt und will ihr Kind in Indien zur Welt bringen.

Deshalb sucht sie mit Korea Ho ein Reisebüro auf, sie quartierten sich auch in ein Luxushotel ein, bestellen Eis mit Mayonnaise. Man sieht vielleicht schon, wohin das supermoderne hype Buch geht. Dann kommt das Kind zur Welt, Tomja betrügt natürlich seine Freundin.

Korea Ho rät den Heiratsantrag anhzunehmen und das Opfer Charin beim Ringwechsel vor dem Traualtar umzulegen.

Das passiert dann auch, allerdings sind, glaube ich Tomja und Marina das Brautpaar und man ist sehr rasant durch das neue hype Leben von St. Petersburg, das ja einmal eine Zarenstadt war, gesprungen.

Ein nicht ganz so einfach zu lesendens Buch, das, glaube ich, aber trotzdem einen guten Eindruck vom russischen Leben nach der Wende gibt.

Bei “Amazon” gibt es nur eine Rezension, die nicht ganz so begeistert, wie die Buchbeschreibung ist, es ist aber sicher spannend über das neue und moderne Russland zu lesen.

Über das von Stalin natürlich auch und da werde ich, glaube ich, auch bald bei einer Neuerscheinung dazu kommen.

Unter der Sonne

Jetzt kommt wieder etwas ganz Altes, nämlich Daniel Kehlmanns, 1998 bei “Deuticke” erschienener Erzählband “Unter der Sonne”, da war der 1975 in München geborene und in Wien aufgewachsene Sohn des berühmten Regisseurs Michael Kehlmann, gerade dreiundzwanzig.

“Beerholms Vorstellungen”, das ich mir einmal in einem Antiquariat in der Kirchengasse, um dreißig Cent kaufte, war da schon erschienen und das Buch stammt aus einem der Bücher-Türme der “Literatur im März”, wo ich mir ja damals viel mitnahm und langsam aufzulesen versuchte, als ich mir vor ein paar Jahren alle meine ungelesene Bücher auf meine Leseliste schrieb. Die habe ich im vorigen Herbst mitten meines Buchpreislesens, als sich die Rezensionsexemplare türmten und ich sah, daß ich sie nicht, schaffte, wieder umgeändert.

“Unter der Sonne” ist daraufgeblieben und das Buch passt jetzt auch ganz gut, wurde gerade ein Theaterstück von Daniel Kehlmann, der ja inzwischen aufgestiegen und berühmt geworden ist, in der Josefstadt aufgeführt, deshalb war er auch in der Sendereihe im Gespräch und eine Frage beim Ö1-Quiz und ich habe von den noch nicht so berühmten Kehlmann “Der fernste Ort”, 2001, bei “Rund um die Burg” sowie in der “Alten Schmiede” gehört und die dabei gemachten Erfahrungen in meiner “Viertagebuchfrau” verarbeitet.

Dann kam 2003 “Ich und Kaminsky”, alles schon bei “Suhrkamp” erchienen und der kleine österreichische “Deuticke” und inzwischen “Hanser-Ableger” leidet ja noch immer, daß der große Khelmann ihn verlassen hat, obwohl schon ein Vertrag, für dann bei einem anderen Verlag erschienenes Buch, geplant oder vorhanden war.

Nun ja, die “Vermessung der Welt” erschien 2005 bei “Rowohlt” und machte den Autor schlagartig mit einem historischen Roman berühmt, interessant, bei dem Radiointerwiew sagte er, daß er in seinem Literaturstudium gelernt hat, daß man ja nicht, unter gar keinen Umständen mehr einen historischen Roman schreiben dürfe und dann kam vielleicht auch ein Knick, denn die späteren Werke sind möglicherweise nicht mehr so erfolgreich oder bekannt geworden.

“Ruhm” habe ich jedenfalls gelesen und den Roman “F” 2013, als ich noch nicht so buchpreisbloggte auf der LL des dBps und jetzt ein Griff zu den Anfängen und die sind, ich schreibe es gleich, sehr interessant.

Richtig, etwas habe ich noch vergessen. In einer der aus Leseproben zusammengeknipsten Gratisbücher zum Welttag des Buches des Hauptverbands, war einmal eine Kehlmann-Geschichte, die mich sehr beeindruckt hat, sonst würde ich den inzwischen auch nicht mehr so ganzen jungen Mann ja eher für einen sehr eifrigen und ehrgeizigen Schreiber halten, der vielleicht auch gut gefördert wurde und jetzt sind diese Kurzgeschichten, die ich ja gar nicht so gerne lese, auch höchst eindrucksvoll.

“Bankraub” heißt die erste und da wacht ein höchst mittelmäßiger junger Mann mit einem ganz gewöhnlichen Leben, der eine kleine Wohnung hat, gerne Bücher liest, aber sonst keine Interessen, auf und hat, als er seinen Bankauszug ansieht, plötzlich durch einen Irrtum ein paar Millionen auf dem Konto. Er hebt sie ab, bekommt sie sonderbarer Weise auch gleich in einem Koffer, nimmt ein Taxi, fährt zum Flughafen und dann an einemfernen Ort, um dort ein neues Leben zu beginnen.

Geht wahrscheinlich und passiert auch in Echtzeit nicht, ist aber sicher der Traum des kleinen Mannes und sehr gut und sehr präzis erzählt, das ist wahrscheinlich auch Daniel Kehlmanns Stärke.

“Töten” heißt die zweite und erzählt von genausoviel Mittelmäßigkeit, vielleicht auch ein Kehlmann Thema.

Sommerferien, irgendwo in einer Gartensiedlung, ein gelangweilter Vierzehnjährigerärgert sich über den Hund des Nachbarn, schnappt im rennenden Fernseher ein paar Sätze über das Böse im Menschen auf, geht auf die Straße findet einen Ziegelstein, schmeißt ihn auf ein Auot, geht zurück, klaut der Mutter Wurst aus dem Kühlschrank, vermischt sie mit Rattengift, füttert den Hund damit und die Mutter fragt beim Essen “Wunderbares Wetter, nicht. Genau richtig für die Ferien. War das nicht ein schöner Vormittag?”

“Doch!”, sagte er dann, “doch ja. Er war ziemlich gut!”.

Für mich noch beeindruckender die Titelgeschichte, in der ich  Vorstudien für “Ich und Kaminski” vermute, denn da geht ein, wahrscheinlich, wie Kehlmann sagen will, wieder mittelmäßiger Literaturdozent auf die Suche nach seinem Idol, der heißt Bonvard und ist ein schon verstorbener Dichter, der einen Roman oder eine Trologie unter dem Titel “Unter der Sonne” geschrieben hat und Kramer, so heißt der erfolgllose Dozent hat sein ganzes Leben ihm gewidmet. Seine Bücher gelesen, vielleicht wegen ihm Literaturwissenschaft studiert, Diplomarbeit, Dissertation, jetzt die Habilitation, die in einem mittelmäßigen Verlag erscheinen soll, allles ihm gewidmet. Er hat ihm auch öfter Briefe geschrieben und ihm seine Verehrung ausgedrückt, keine Antwort, der Sekretär des Berühmtes hat die Briefe wohl alle weggeschmissen. Jetzt soll das Buch “Bonvards Grab” heißen. Ein Foto von desselben ist aber nicht aufzufinden. So reist der Wissenschaftler in der Sommerhitze, an den kleinen französischen Ort, wo der Dichter lebte, hetzt einen Berg hinauf auf den Friedhof, um vom Gärtner dort zu erfahren, das Grab liegt in einem anderen Ort. Er fährt dorthin, aber der Zug ist ein schneller, der nicht stehen bleibt, sondern direkt nach Paris fährt, wo der Wissenschafter auch am Abend einen Vortrag halten muß. Jetzt erkennt er seine Mittelmäßigkeit und fängt im Zug zu weinen an und der Schaffner geht betreten hinaus.

Nun, das ist vielleicht ein wenig übertrieben und was soll eine seit über vierzig Jahren erfolglos Schreibende, der öfter von ihren Kriikern geraten wird, doch endlich damit aufzuhören, zu dem Text eines Zwanzigjährigen sagen, der inzwischen viel höher aufgestiegen ist?

Den Nobelpreis, den Bonvard übermütig ablehnte “Solche Ehrungen der Mittelmäßigkeit benötige ich weder künstlerisch noch finanziell”, hat er aber noch nicht und wird ihn vielleicht auch nicht bekommen, denn wir haben ja schon eine Nobelpreisträgerin und Deutschland, wo Kehlmann jetzt wieder zu leben scheint, hat die auch schon und so füge ich nur hinzu, daß ich auch einmal an einem sehr heißen Sommertag auf den Grinziger Friedhof hinausgegangen bin und während die anderen in wahrscheinlich fröhlicher Runde beim Leichenschmaus saßen, vergeblich das Grab unseres Idols Thomas Bernhard suchte und es auch nicht gefunden habe, aber ich bin ja eigentlich kein Fan der großen Meister und also auch von diesem nicht.

Mit der genauen Beschreibung der Sinnlosigkeit des durchschnittlichen Lebens beziehungsweise dessen Extremsituationen geht es weiter.

In “Auflösung” verschwindet einer in die Psychiatrie, weil er die Zeit verliert. in “Pyr” legt ein Pyromane seinem Autor die Liebe zum Feuer in die Feder und in “Schnee” verschwindet der Direktor einer Firma in den weißen Massen und erlebt ein nie geahntes Glücksgefühl dabei.

Wie schon gewußt, sehr präzise und genau erzählt “Ein Fall von früher Meisterschaft”, schrieb die “Abendzeitung am Buchrücken.

Wir wissen  nun inzwischen, wie es mit Daniel Kehlmanns Begabung weitergegangen ist.

 

Das Hochhaus

Jetzt kommt wieder etwas ganze Altes von der Leseliste, ein Buch, das ich in einem der offenen Bücherschränke gefunden habe. Und da reagiere ich vorwiegend nach Namen, die schönen Cover tuens mir auch manchmal an.

Aber den Namen Drewitz kannte ich, glaube ich, aus der Zeit als es noch, die sozialistische Zeitschrift “Die Frau” gegeben hat, die meine Mutter abonniert hatte, vielleicht auch aus der “Emma” oder der “Stimme der Frau”, die ich eine Zeittlang gelesen habe, beziehungsweise der Alfred sie in den Achtziger- und Neunzigerjahren oder so lange es sie gab, für die Anna abonniert hatte.

Keine Ahnung, der Name hat sich mir eingeprägt und jetzt habe ich natürlich nachgegooglet, daß Ingeborg Drewitz, die 1923 in Berlin geboren wurde und  1986 dort gestorben ist, eine gesellschaftpolitische, sozialkritische Autorin war, die einige Romane und Sachbücher geschrieben hat und bis vor ihrem Tod, auch Jurorin beim “Bachmannpreis” war.

Es gibt auch einen nach ihr benannten Preis oder Preise.

Heute scheint sie aber ziemlich vergessen und ihre Bücher höchstwahrscheinlich nur mehr antiquarisch erhältlich.

Am Buchrücken steht fettgedruckt “Menschen und Gefühle in Beton….” und unter der Inhaltsangabe “Ein Roman aus der Unwirtlichkeit unserer Städte.”

Das Buch ist 1975 erschienen und spielt 1974 in einem Hochhaus in Berlin. Die Handlung zieht sich eine Woche von Freitag bis Donnerstag hin und da wird jeden Tag eine Beschreibung voranggestellt.

“Freitag” beispielsweise “Freitagnacht ist die erste Nacht der Woche. Freitagnacht werden Kinder gemacht. Freitagnacht wird viel Alkohol getrunken. Denn Freitagnacht fühlt sich der Mensch als Mensch.”

Dann gehen wir hinein in das Haus und lernen seine Bewohner kennen, die recht unterschiedlicher sozialer Herkunft sind, was ich beispielsweise nicht so realistisch finde.

Da zieht jedenfallls in den sechzehnten Stock aus Kassel, ein Direktor mit seiner Frau und seiner Tochter Susanne ein und rüstet sich zur Willkommensparty, wo er die anderen Direktoren samt Gattinen seiner Firma einlädt.

Die zwölfjährige Susanne hat mittlerweile die Bekanntschaft des gleichaltrigen oder vielleicht dreizehnjährigen Peters gemacht, sie beobachtet aus dem Fenster, wie er von zwei Jungen, Jockel und Kalli am Bein verletzt wird.

Die wohnen auch in dem Haus, Jockel ist schon fünfzehn und hat seine Mutter verloren, jetzt lebt er mit dem Vater, einem Fernsehautor, beziehungsweise reißt er, nachdem er Peter ein Bein gestellt hat, aus, kommt eine Nacht nicht heim, raucht einen Joint, bevor er vom Hausmeister, der stark berlinert nach Hause gebracht wird.

Kalli ist der Sohn eines Omnibusfahrers, Schofför steht in dem Buch, aber das ist der, der im Mercedes den Herrn Direktor Montag früh abholt und in die Firma bringt, während Jockels Vater einen BMW fährt.

Kalle hat einige Geschwister und wenn, die Eltern ein bißchen Sex haben wollen, schicken sie die Kinder nach draußen zum Spielen. Viele Kinder und eine schon wieder schwangere Frau hat auch der Herr Pastor, der ebenfalls in dem Haus wohnt.

Dann gibt es noch zwei ältere Damen und, um wieder zu Peter zurückzukommen, sein Vater, ein Maler, hat sich politisch betätigt und sitzt jetzt im Gefängnis. Darüber wird getruschelt, die Mutter Mitte Dreißig ist Verlkäuferin in einer Stoffabteilung und besucht den Vater jeden Sonntag in Tegel.

Bis Montag zieht sich die Handlung dahin und wir lernen die einzelnen Charakäre kennen, die Kinder freunden sich untereinander an, Susanne und Peter tun das, Jockels Vater macht ein großes Essen für den wiederheimgekommenen Sohn und verschafft ihm eine kleine Rolle im Fernsehen.

Susannes Mutter nimmt  Reitstunden und kleidet sich und die Tochter auch in standesgemäße Breeches ein und Peters Mutter geht Montagabend plötzlich aus dem Haus und alleine in ein Tanzlokal.

Sie fährt dann im Taxi heim, wird von einem, mit dem sie einige Male tanzte, im Auto verfolgt und am Dienstag steht der dann im Flur und fragt bei den Postkästen, eine der alten Damen nach einer Frau Aussehens.

Die antwortet aus Angst nicht, in einem wirklichen Hochhaus werden sich auch nicht alle Mieter kennen und mir würde nicht auffallen, wenn ein Fremder plötzlich am Montag bei den Postkästen steht.

Der findet jedenfalls die Mutter, als sie von der Arbeit nach Hause kommt und fährt mit ihr weg und nun nimmt die Handlung einen rassanten Schwung und es passiert wohl das, was Ingeborg Drewitz damit thematisieren wollte.

Die Mutter kommt jedenfalls nicht mehr zurück und der Sohn ruft am Dienstag aus der Schule in dem Kaufhaus an, die Kollegin meinte zwar, die Mutter wäre krank, meldet sich, was mir auch ein wenig unrealistisch erscheint, gleich bei der Fürsorge und, die erscheint dann auch und klopft oder läutet.

Es macht ihr aber niemand auf, denn Peter hat sich vor Schreck in der Wohnung verbarrikatiert. Ob das realistisch ist weiß ich nicht so genau. Er hat jedenfalls Angst, daß die Möbel geklaut werden würden, wenn ihn die Fürsorgerinnen in ein Heim bringen.

Die Fürsorgerin fragt beim Hausmeister nach und der geht auch hinauf und klingelt, überlegt, ob er den Kleinen nicht nach untern oder von dort was zum Essen hinaufbringen soll?

Diese Überlegungen haben auch der Pastor, die alte Dame, inzwischen steht das Verschwinden der Mutter schon in der Zeitung, ruft bei der Pfarre an, wo die Sekretärin zur selbständigen Nächstenliebe rät und Kallis Vater.

Sie kommen aber nicht dazu, den Kleinen in ihre Wohnungen mitzunehmen und ihren überlasteten schwangeren Frauen einen Tischgast zuzumuten, denn der macht nicht auf und der Pastor weiß auch schon weiter, daß das die Fürsorge nicht zulassen wird, weil sie mit ihm ja nicht verwandt sind.

Am Donnerstag oder so hat die Fürsorge, dann die Wohnung aufgebrochen und Peter mit einer Rotenkreuzschwester ab- beziehungsweise in ein Heim geführt und das Leben geht in dem Hochhaus weiter, beziehungsweise macht Susanne ihren Eltern Schwierigkeiten, als sie sich zu Essen weigert, wird aber von ihnen gleich belehrt, daß es eben soziale Unterschiede geben muß und am Schluß des Buches gibt es noch zwei kurze Zeitungsnotizen, die eine daß eine etwas Dreißighährige Frau erwürgt am Ufergebüsch aufgefunden wurde und dann noch eine von einem Autounfall und einen ausgebrannten Wagen, wo man rätseln kann, ob das der des Mörders der Mutter ist: “Bisher fehlt die Bestätigung des Unfalls der DDR-Behörden” steht noch darunter, was uns daran erinnert, in welcher Zeit das Buch geschrieben wurde. Die Väter, die darin vorkommen, sowie der Hausmeister müssen sich ja auch noch die Frage gefallen lassen, was sie vor 1945 gemacht haben und der Hausmeister ist, wie man liest, auch Blockwart gewesen.

Und mir hat sich beim Lesen die Frage gestellt, was man in einem solchen Fall wohl wirklich richtig macht?

Was macht ein Zwölfjähriger, dessen Mutter am Abend nicht nach Hause kommt? Geht er zur Polizei, zu den Nachbarn, am nächsten Tag zur Lehrerin oder in die Direktion?

Und die Nachbarn, Kallis Eltern, vielleicht auch, die von Susanne, obwohl sie den Jungen noch gar nicht kannte, der Pfarrer, der Hausmeister sollen sich vorläufig, um ihn natürlich kümmern, wenn er anläutet und sagt “Die Mama ist nicht da?”

Aber dann wird sich vermutlich tatsächlich das Jugendamt einschaltetn und nach Verwandten fragen und wenn, die Mutter unauffindbar ist, ihn wahrscheinlich auch in ein Heim bringen.

Ein spannendes Buch, wo sich das meiste, abgesehen von den politischen Geschehen, das inzwischen anders ist, vielleicht auch heute noch so abspielen könnte.

Ich würde nur bezweifeln, daß sich Hartz IV Empfänger oder Alleinerzieherinnen wirklich unter einem Dach mit einem Pastor und einem Betriebsdirektor, der vom Chauffeur abgeholt wird, befindet, auch wenn es natürlich Dachetagen gibt, die viel teurer und viel größer sind und Ingeborg Drewitz dürfte es wohl auch vorwiegend, um die soziologischen Aspekten bei ihrem Roman gegangen sein, wie man an der “benützen Literatur”, die auf den letzten Seiten angegeben ist, sehen kann, besteht die  hauptsächlich aus Büchern über “Die wohnliche Stadt”, “Städtbauliche Utopien” und andere “Wohnbaubücher. Literatur von Konfrad Lorenz und Alexander Mitscherlich ist aber auch angegeben.

Im Lande Israel

Jetzt kommt wieder etwas von meiner Leseliste und aus dem Bücherschrank, ein grünes “Suhrkamp-Taschenbüchlein” aus dem Jahr 1984, das Jahr in dem meine Tochter Anna geboren wurde.

Amos Oz “Im Lande Israel” und da ist der 1939 in Jerusalem geborene Schriftsteller, der in einem Kibbuzt lebt oder lebte, 2015 hat die Übersetzung seines “Judas” den “Preis der Leipzigerbuchmesse” bekommen, 1982, wie er im Vorwort schreibt, im Lande herumgereist und hat Gespräche mit verschiedenen Menschen geführt, die hier in den einzelnen Kapitel widergegeben werden, das von dem Land, seinen Leuten, seinen Schwierigkeiten, Problemen, Freuden erzählt.

Für eine, die nicht sehr viel Ahnung von der israelischen Literatur hat und gerade mal ein paar diesbezügliche Krimis, sowie einen Roman von Judith Katzir, David Grossmann und einen Meir Shalev gelesen hat, wo sie sich wunderte, wie gewalttätig, das Leben in den Jerusalemer und Tel Aviver Straßen ist und, daß da oft nicht einmal Kinder ungestört in ihre Schulen fahren können, nicht sehr einfach zu lesen.

Es kommt auch noch dazu, daß sich seit den frühen Achtzigerjahren des vorigen Jahrhundert sicher viel verändert hat, die Politiker nicht mehr die selben sind und, die Menschen die hier zu Wort kommen, vielleicht gar nicht mehr leben. Trotzdem ist der Streifzug durch das Land in dem ich nie gewesen bin sehr interessant, macht neugierig, verlockt zum Lesen und mit Ajelet Gundar-Goshen “Löwen wecken”, ein Buch über das ich in Leipzig vor zwei Jahren, wo Israel ja Gastland war, werde ich das, weil inzwischen auch gefunden, hoffentlich in diesen Jahr noch tun und jetzt hinein in das Land und zu seinen Leuten, mit Amoz Os durch Israel, der aus seinen Streifzügen sehr poetische Schilderungen machte und mit den Leuten,  mit denenAmos Oz, wie er in seinem Vorwort noch betonte, ohne Aufnahmegerät seine Interviews machte, über Religion und Glauben, die Araber und das leidige Palästineserproblem, über die Goj ims und die Dschidden, was die letzteren sind, kann man in den Fußnoten, wenn man es nicht schon weiß. nachlesen, führte. Es geht auch, um die Frage, was der Unterschied zwischen einem Israeli und einem Juden ist?

Ich würde da sagen, daß ein Jude einer mit dem entsprechenden Glaubensbekenntnis und ein Israeli der ist, der in diesem Land wohnt, aber vielleicht sieht man am Orte des Geschehens diesbezügliche Unterschiede.

Es wird auch die Frage diskutiert, ob die Juden, wenn sie sich nur rechtzeitig gewehrt hätten, den Holocaust verhindern hätten können und oo das ihre Palästinenserpolitik rechtfertigt.

Amos Oz besucht die Ost Jerusalemer Zeitung “Die arabische Morgenröte” und den Friedhof von  Sichron Ja`akow und läßt einen arabischen Schriftsteller über seine schwierige Annäherung an die Israeli und seine Erfahrungen, daß diese auch Menschen sind erzählen. Dann diskutiert er mit Pater Dubois über “den Kampf zwischen Juden und Arabern, zwischen Irsrale und den Gojim und hört noch einen alten Mann über die Erfahrungen der Gründung Israels erzählen.

Am Schluß gibt es noch die Erfahrungen, die Amos Oz nach den Veröffentlichungen seiner Aufzeichnungen in der wöchentlichen Beilage der Zeitung “Davar” machte und die “New York Times Book Review hat über “Im Lande Israel geschrieben:  “Dieses Buch führt in eindringlicher Weise jene menschlichen Realitäten vor Augen, die die explosive Situation der israelischen Gesellschaft bewirken.”

Interessant mit Amos Oz durch Israel zu reisen und sich die verschiedenen Stimmen von Land und Leute anzuhören, aber natürlich setzte ich hinzu, daß es wahrscheinlich noch interessanter ist, sich selber in den Flieger zu setzen und das heutige Land und seine heutigen Stimmen und Stimmungen zu beobachten und zu erfahren.

Aber ich bin ja, wie ich immer schreibe nicht sehr reiselustig, so hat es ein literarischer Kurzausflug zur Eindrucksfindung sicher auch getan und neugierig auf die israelische Literatur und seine Schriftsteller, bin ich, wenn ich das nicht schon vorher war, auf jeden Fall geworden.

Adam geht durch die Stadt

Ich suche mir seit einiger Zeit für meine “Reisen” ja immer die nötige Reiselektüre aus, für die Salzburg-Lesung also Salzburg Bücher, wie sie beispielsweise, die von Margot Koller sind, da habe ich mir diesmal “Alle Wege führen…zum Wasser” mitgenommen und ungelesen nach St. Pölten zurückgebracht, denn wenn man eineinhalb Tage in Salzburg ist und sich auch ein bißchen die Stadt und ihre Bücher ansehen will, kommt man nicht sehr zum Lesen.

Obwohl ich Erich Landgrebes “Adama geht durch die Stadt” schon vorsorglich Donnerstag früh in der Wiener Badewanne zu lesen angefangen habe und jetzt in der in Harland beendete, denn eigentlich habe ich das Landgrebe-Buch ja schon bei unserem vorjährigen Salzburg-Aufenthalt lesen wollen, aber da hatte ich Margit Schreiner “HausFrauenSex” halbgelesen mitgenommen und dann noch im Zug Margot Kollers “Im Paradies der Bücher”.

Und “Adam geht durch die Stadt”, den Roman, des 1908 in Wien geborenen und 1979 verstorbenen Malers und Schriftstellers Erich Landgrebe dessen Nachlaß im Salzburger Literaturarchiv, das wir uns im Vorjahr mit Margot Koller angesehen haben, verwaltet wird, habe in einem der offenen Bücherschränke gefunden.

Das Cover ist mir dabei wahrscheinlich aufgefallen und vielleicht auch der Name, ich suche mir meine Bücher meistens nach den Covern und den Autorennamen aus.

Ob ich da schon kombinierte, daß ich, als Kind einmal zu Weihnachten sein “Aufruhr in Salzheim – Ein Roman für die Jugend” geschenkt bekommen habe und von der Geschichte der beiden Gauner, die mit einem falschen Tausendschillingschein eine ganze Kleinstadt lahmlegten, schwer begeistert war, kann ich nicht sagen.

Jetzt habe ich den “Adam” ein Buch eines in Wien Geborenen, der in Salzburg gestorben ist, also gelesen und kann den spärlichen “Wikipedia-Angaben”, Landgrebe ist ja inzwischen, glaube ich, so gut wie vergessen und seine Bücher höchstwahrscheinlich nur mehr in den Schränken, Antiquariaten oder Archiven zu finden, nicht entnehmen, wann es geschrieben wurde und die früher erschienenen Bücher haben oft keine Zeitangaben. Da gab es ja einmal einen Krieg. Ist das Buch vorher oder später geschrieben worden? Dem Inhalt nach kann man es nicht erkennen, denn dort findet soetwas nicht statt.

Ich habe jedesfalls eine “Donauland-Ausgabe” mit dem Copyright von 1954 und da steht im Klappentext, den es da wunderbarer Weise schon gibt, daß es sich bei dem Buch, um eine Neubearbeitung handelt und Landgrebe seinen Adam also wieder und neuerlich in die Stadt schickt.

Das hätte ich  damals im Archiv erfragen können, auf welche Ausgabe ich noch schauen soll. Bei “Wikipedia” steht jedefalls auch etwas von einer sehr frühen NSDAP-Mitgliedschaft, daß sich Landgrebe nach dem Krieg davon distanzierte und, daß er Freunde wie Weigel, Doderer und Matejka hatte, die ihn förderten und stützten.

Nun denn hinein in das Buch, das für den am heutigen Schreibstil gewohnten etwas schwierig zu lesen ist, denn Landgrebe spielt sehr mit dem Raum zwischen Phantasie und Wirklichkeit und es auch nicht ganz einfach herauszufinden, was er damit sagen will?

Ist es ein Lob  auf das Künstlerlleben und eine Paradies auf das bürgerliche Beamtentum, wo die Menschen in stregen Regeln mit Ärmelschonern und Stempeln herumlaufen und das wirkliche Leben dabei versäumen?

Wenn das so ist, geht das Buch vielleicht zu schlecht aus, denn die Seifenblasen zerplatzen ja irgendwie und Adam, hat zwar einen Romanpreis gewonnen, sein Mädchen aber verloren, weil beide nie ehrlich zueinander sein konnten und sich immer etwas vormachen mußten.

Nun denn genug der Vorreden. Da liegt einer auf einer Wiese mit einem Zeitungsartikel in dem steht, daß er von der Polizei gesucht wird, weil er etwas angezündet haben soll. Also fälscht er seine Papiere, radiert den richtigen Namen aus und nennt sich fortan Adam, damit er nicht gefunden wird und zieht als Vagabund mit dem Rucksack herum.

Man erfährt auch noch, daß der falsche Adam aus einem bürgerlichen Leben gekommen ist, Familie und einen Beruf hatte, aber wegen einem untreuen Mädel mit dem Rucksack hinausgezogen ist, dort ist er zwar auch nicht immer ganz treu geblieben, sondern hat so manche Magd am Heustadel genommen und sie dafür gezeichnet, man sieht die autobiografischen Elemente, würde ich mal vermuten, denn auch einen Roman hat er vorher schon geschrieben und an eine Zeitungsredaktion geschickt.

Jetzt zieht er also herum und es kommt der Winter, die Zeit also, wo die Landstreicher irgendetwas stehlen, damit sie erwischt werden und den Winter warm auf Staatskosten überleben können. Adam tut das nicht, er geht in die Stadt. Ob Wien damit gemeint ist, weiß ich nicht, würde ich aber vermuten, Salzburg erscheint mir zu klein dazu. da wird er an der Stadtgrenze gleich von zwei Gaunern erwartet, die ihm sein Erspartes, das er noch hat, abknöpfen wollen. Adam ist aber, obwohl er so naiv wirkt, schlauer und zieht am Ende mit dem im Falschspiel gewonnenen Geld davon.

Er mietet sich in ein Zimmer ein, sucht sich einen Job als Kinorollenübertrager, ja das gab es damals offenbar, Pendler, steht im Buch. Dazu braucht er allerdings ein Motrrad, das er sich billig kauft, so ganz glatt ist es mit seiner Mittellosikgeit also doch nicht und er lernt auch gleich ein Mädchen, seine Sibylle,Tochter aus guten Haus, die einen lieben Papa hat und eine Mama, die den leider mit einem Gecken betrügt, kennen. Vielleicht ist das die Ursache, daß Adam und Sibylle nicht zusammenkommen können.

Sie lädt ihn jedenfalls zu einem Tee ein, ich habe ja schon geschrieben, daß ich mich wundere, wie freizügig man  in den alten Büchern war, dort lernt er Prinz Jeremias, den Luftkönigaufschneider und Rudolf, einen Malen, der eine Eisenhandlung übernehmen muß, kennen.

Prinz Jeremias oder Jeremias Prinz, wie er wirklich heißt, ist ein armer Teufel, einer von denen, die im Amt mit dem Ärmelschoner herumlaufen, lebt aber in seiner Traumwelt und flunkert allen alles vor. Metrostationen in Paris beispielsweise, die nach irgendwelchen Adeligen heißen,  Güter oder Fabriken, die er bald als Direktor übernehmen wird, dabei hat er kein Geld die Ringe zu bezahlen, die er seiner Inge, einer Gutstochter zur Verlobung schenken will. Die ist ihm aber über, nimmt sich alle Männer und luchst am Ende Adam noch das Auto ab, das er sich von dem Geld kaufte, das er mit dem Los gewonnen hat, das Jeremias ihm einmal schenkte und den gewonnenen Betrag partout nicht zurücknehmen will, denn er lebt ja in seiner Traumwelt und will von der Wirklichkeit nicht wissen.

Da merkt man schon, wie das Buch, beziehungsweise Erich Landgrebe gestrickt ist, schade, daß ich nicht weiß, wann er es geschrieben hat und wie er dazu gekommen ist, die Welt so zu sehen und natürlich ist es ein schöner Traum, sich einfach durch den Tag zu leben, einfach seine Papiere zu fälschen und sich damit eine Motorrad und sogar ein Auto zu kaufen und wenn man keinen Job hat, geht man zu einem Geschäft hin und putzt ungefragt die Fenster.

Heute würde das in Zeiten der Hochsicherheitssysteme ind Identitätskarten nicht gehen, damals war es offenbar anders, aber Adam und Sibylle, ich habe es schon geschrieben, kommen nicht zusammen. Sie erleben zwar in einem Hotel ihr Hochzeitsessen, aber immer wenn er sie besuchen will, läßt sie sich verleugnen, obwohl sie ihn liebt, ihn sogar Handschuhe schickt, damit er, wenn er seine Kinorollen ausfährt, keine klammen Finger bekommt.

So ist das Leben bei Erich Landgrebe und die Wünsche, die vielleicht ein Krieg und ein falsches Heilversprechen verstört haben?

Adam verläßt jedenfalls, als der Frühling wieder kommt, die Stadt und da trifft er dann den Landstreicher wieder, der ihm damals vernadert hat, er hat auch wieder einen Zeitungsartikel für ihn. Nur diesmal steht nichts von der Bradtstiftung sondern “Gesucht … steltsamer Steckbrief… der Preisträger des großen Wettbewerbes — unter falschen Namen als Gelegenheitsarbeiter … groß, dunkelblond, graue Augen… zweckdienliche Angaben…” darin.

Und Adam geht weiter: “Wind weht über die Wege. Großes und Kleines wirft er drucheinander. Mist, Spreu, Samen – und manchmal ist eine Blume darunter. Und die Menschen gehen dazwischen und berechnen das Ihre und schwanken zwischen drohendem Gefängnis und Ehrungen, ahnungslos – wie wir alle.”

So schließt das Buch und Erich Landgrebe entnehme ich weiter “Wikipedia” hat sich später hauptsächlich, als Maler betätigt. Ein buch über Vang Gogh hat er auch geschrieben, das noch auf meinen Bücherstapel liegt.

Vielleicht komme ich bei meinem nächsten Salburg-Aufenthalt dazu es zu lesen.

Höhenrausch

Jetzt kommt ein ChickLit einer Bestsellerautorin “Ildiko von Kürthy ist Spezialistin für den schauen Frauenroman”, schreibt die Welt am Sonntag und am Buchrücken steht “Liebe! Romantik” ein supertolles Buch- Harald Schmidt”

Da teilen sich die Geister offenbar wieder, denn wenn man zu “Amazon”, den bösen geht, was ich ja gerne tue, findet man ein bis fünf Sternrezensionen in großer Zahl. Ich wäre hier, obwohl ich das ja nicht tue, vermutlich für die Einsternvariante und Ildiko von Kürthy gehört wohl zu den Autoren, die mir nicht so liegen.

Wladimir Kaminer, David Sedaris und wahrscheinlich noch ein paar andere, gehören auch dazu, obwohl das andere Kaliber sind, da liegt es wohl am Humor, der mir nicht so liegt, hier wahrscheinlich an der Frauenschemaliteratur, obwohl ich ja ChickLits eigentlich ganz gerne lese und ich da auch meine Lieblinge habe.

“Mondscheintarif” habe ich vor Jahren gelesen und ein paar andere liegen noch in meinen Regalen, alles Funde aus den Bücherschränken und bei “Mondscheintarif” haben mich die bunten Bildchen gesötrt, hier ist es, obwohl nicht alles rosa ist, ähnlich. Ein blaues Cover mit gelben Luftballons und dann immer wieder Bildchen, die die Handlung demonstrieren sollem.

Bei “Amazon” habe ich einige Leserstimmen gefunden, denen das Buch auch nicht gefällt, obwohl sie schreiben, daß sie die 1968 geborene, freie Journalistin sonst ganz gerne lesen würden und meinen, daß es hier immer das gleiche Schema gibt: ein wenig selbstbewußtes Dummchen wird von ihrem Freund verlassen, sucht sich einen verheirateten Liebhaber, eine Freundin und einen schwulen Berater gibt es auch.

So ist es, könnte man da sagen, zumindestens bei diesem Buch, da ich sonst ja nur  eines gelesen habe und mich daran kaum noch erinnern kann, aber bei meinem Vicki Baum Schwerpunkt ist mir vor kurzem auch aufgefallen, daß die Vielschreiber, no na, ich tue es ja auch, sich an ihren Plots orientieren  oder sie wiederholen.

Und aufgefallen ist mir hier besonders, was vielleicht ein Merkmal der Chick Lits oder vielleicht nur das der Ildiko von Kürthy ist, es geht um nichts, als um Männer, abnehmen, schöne Kleider, etcetera, keine Politik, keine Probleme und das ist es wahrscheinlich auch, was mich stört und dann bin ich wahrscheinlich auch noch so konservativ, daß mich das Verherrlichen des Fremdgehens stört, obwohl das Ildiko von Kürthy vielleicht sogar ein bißchen sarkastisch behandelt.

Außer den Bildchen gibt es noch ein paar Schreibstile, ein unbekannter Freund, der Mails schreibt, die Freundin, die sich durch ein Bilchen “Silke (Jülich) ruft an” zu kennen geibt und besonders originell, die Kapitelüberschriften, findet man dann ein paar Zeilen später mitten auf der Seite wieder.

Das Buch war gar nicht so leicht zu lesen, weil es plötzlich mitten drin von der Handlung abwich und anfing von der Vergangenheit zu erzählen oder Einschübe kamen, daß die Mutter, der Protagonistin, die schlechteste Weihnachtsgeschenkverteilerin aller Zeiten ist, etcetera,  Pausenfüller würde ich sagen, wenn ich die Schreibwerkstatt schauen würde.

Das ist also Linda Schumann, fünfunddreißig und vielleicht ein bißchen pummelig, jedenfalls ißt sie sehr gern, sie ist freie Übersetzerin und übersetzt, wie sie sagt, schlechte Liebesromane (vielleicht auch einen der Ildiko von Kürthy?)

Sie wird von ihrem Freund, den sie nur Draco nennt, der aber anders heißt, seinen Namen darf man aber nicht aussprechen, verlassen, das heißt sie kam auf einen Seitensprung drauf, verlangte eine Entscheidung, er wollte Zeit, so war es aus und Linda so totunglücklich, daß sie mit einem ihr unbekannten Andreas für drei Monate die Wohnung tauscht und nun in Berlin am Prenzlauer Berg wohnt und verzweifelt ist, so begibt sie sich in eine seltsame Partnervermittlungsagentur und lernt durch eine Verwechslung den schwulen Halbtürken Erdal kennen, der dann ihr bester Berater wird.

Andreas schreibt ihr SMS, in denen er ihr auch Ratschläge gibt und plötzlich taucht auch noch ein älterere Hans Berger auf, Spitzenmnager, verheiratet, Vater eines Sohnes, der am Wochenende heim nach Kiel zur Family fährt, aber in Berlin etwas für das Herz oder den Penist sucht, Pech nur, daß Linda sich total in ihn verknallt, so daß sie seinetwegen auch sündteure Schuhe kauft.

Es kommt dann in Hamburg zu einer Begegnung mit seiner Ehefrau, Linda hilft bei einer Party, wo beide anwesend sind bei Erdals Partyservice aus und die Ehefrau entpuppt sich eigentlich als nett, die ihr sogar, weil sie in Berlin lebt, den Ratschlag gibt, sich um ihren armen Mann zu kümmern, der ja unter der Woche so einsam in Berlin ist und die beiden offenbar auch sehr verliebt sind.

Am Schluß des Buches taucht Draco auf, der sich nun doch für Linda entschieden hat und sie wieder zurückhaben will, aber jetzt ist es sie, die zögert und nicht weiß, für welchen der Männer sie sich entscheiden soll?

Es kommt zu einer Szene, wo Johann Berger mit Sekt und Blumen vor der Türe steht und drinnen in der Wohnung ist der nackte Draco und “Schätzchen du hast mich wohl doch mehr vermißt, als du zugeben willst!”, schreit, denn Linda hat von ihrer Mutter zu Weihnachten ein Kißen mit einer Männerhand geschenkt bekommen, daß er in ihrem Backofen gefunden hat und Linda kann sich nun entscheiden, schmeißt beide hinaus und fängt wahrscheinlich eine vielleicht bessere Beziehung mit den bisher unbekannten Andreas an.

“Sternschanze”, steht noch auf meiner heurigen Leseliste, vermutlich werde ich nicht mehr dazu kommen.

 

Messers Schneide

Jetzt kommt eines der dünnen “Suhrkamp-Taschenbücher”, die ich mir einmal au einer der “Ein-Euro-Buchlandungskisten” gezogen habe.

Ralph Rothmanns erster Erzählband “Messers Schneide” und den 1953 geborenen deutschen Autor habe ich einmal bei den “Literatur im März Veranstaltungen” im damas noch nicht fertigen Museumsquartier gehört. Was er da gelesen hat, kann ich nicht mehr sagen, Alexandra Millner, die Kuratorin hat ihn, glaube ich, vorgestellt und gelesen habe ich von dem sehr gelobten Autor, dessen  “Suhrkamp-Taschenbücher” man  leicht in den Abverkaufskisten finden kann “Windfisch” und “Flieh mein Freund”.

Den Gedichtband “Kratzer” muß ich noch lesen und im “Frühling sterben”, das hochgelobte Buch über World War I, das der Autor 2015 nicht auf der LL haben wollte, habe ich anläßlich meines Ö1 Quizz bei der Buch-Wien 2015 gewonnen oder bekommen.

Am Buchrücken stehen lobende Worte von Ludwig Fels, in der Buchbeschreibung werden auf die schönen Bilder und, daß Rothmann mit seinem Erzähldebut Preise bekommen hat hingewiesen, bei “Amazon” wo ich mich ja gerne informiere, gibt es sowohl ein als auch fünf Sternrezensionen, bei der mit dem einen Stern steht “Wieder ein gelungener Roman, an zynischen, bisweilen boshaften Betrachtungen mangelt es nicht… wunderbar zu lesen!”

Das ist wohl auch zynisch gemeint und dem kann ich entgensetzen, daß es sich bei dem hundertdreißig Buch erstens, um eine ERzählung, das steht sogar so in dem Buch, handelt und das zynische habe ich gar nicht so bemerkt und der Held ist mir auch gar nicht, wie ich auch gelesen habe, so unsympathisch, Rothmann ist aber zweifelsfrei ein großer Sprachkünstler und vielleicht auch künftiger Büchner-Preisträger.

Eine ganze Liste von Preisen hat er schon bekommen, dem es um die Sprache und die Bilder geht, wenn er vielleicht etwas sehr alltägliches erzählt.

Geht es doch um eine ambivalente Beziehung zwischen Manfred Assen, einem Dichter, der vom Taxifahren in Berlin lebt und dessen Freundin Iris, die ein Kind bekommt. Sie will es, er nicht, weil er sich vor der Verantwortung drückt, sich den an ihn dann gestellten Anforderungen nicht gewachsen fühlt, etcera.

Das ist eigentlich schon alles und beim Rest bleiben tatsächlich die schönen Worte, die Bilder, die Assoziationen hängen.

Es beginnt mit der Kindheit, mit den Schlägen der Mutter, eine Internatsszene wird erzählt, wo Schwester und Bruder im selben stregen Internat leben, wo nur der Nachtisch bekommt, der schnell ißt, die Mädchen sind da langsamer und gehen so leer aus. Der Bruder pflückt nun für die Schwester Kirschen, versteckt sie in ihrem Bett, versucht ihr das, damit sie nicht in sie hineinklatscht, nonverbal, denn während des Essens darf man nicht sprechen, zu vermitteln, die Schwester mißversteht, das Bett wird rot und der Junge muß auf Erbsen knien, während die Klosterschwester eine Stunde fromm in einem Buch liest.

Das ist es, die starken eindrucksvollen Bilder. Es gibt auch Schwierigkeiten mit dem Vermieter, der ihn aus dem Haus haben will, um die Wohnung teurer zu vermieten, in Berlin gibt es zu dieser Zeit Demonstrationen und wenn man sich damals, das Buch ist 1986 erschienen über die Sterlisation informieren wollte, mußte man zu einer Beratung ins Gesundheitsamt gehen, eine Gebühr zahlen, seinen Namen ausfüllen und bekam dann von dem Psychologen nach einem Gruppengespräch nur eine Broschüre ausgehändigt, wo all das, was er sagte, drinnen stand.

Assen ist hin- und hergerissen, ruft Iris an, dann wieder meldet er sich nicht und, als die ihm schließlich versichert es ihm schriftlich zu geben, daß er sich, um das Kind nicht zu kümmern braucht, ist es ihm auch nicht recht.

Die Schlußszene weist auf den Titel hin. Assen ist in einem Lokal, wo ein paar amerikanische Soldaten sehr brutal agieren und von den Gästen Geld wollen, er steckt das Steakmesser ein, verfolgt mit Mordlust die Soldaten, als er aber soweit ist, daß er es gebrauchen kann, hat er es verloren, so sinkt er neben einer am Boden liegenden Frau, in deren Tasche, die Soldaten vorhin hineinpissten, nur hilflos hin.

Auch ein starkes Bild, das den Helden vielleicht auch so unsympathisch macht, ich denke, es ist ein Buch der schönen Bilder und keine “Einstern-Erzählung”, aber ich würde mir trotzdem mehr Realistik und mehr Handlung erwarten, wissen, wie es Assen und Iris wirklich geht und nicht nur schöne Metahpern zu lesen bekommen, an Hand denen, ich mir die psychologischen Hintergründe selber denken muß.

Aber so funktioniert der Literaturbetrieb und so wird man ein preisgekrönter Autor, auch wenn, die Leute das Buch dann vielleicht nicht so lesen oder es als zynisch interpretieren, das weiß ich schon.

Das Bildnis einer Verschollenen

Ich stehe ja auf alte Bücher, so auf Unbekanntes aus der Zwischen- oder Nachkriegszeit, beispielsweise und da habe ich einmal in einem der Bücherschränke Ferdinand Kögls “Das Bildnis einer Verschollenen”, erschienen in der “F. Speidelschen Verlagsbuchhandlung”, 1946 ,gefunden und der Name des 1890 in Linz geborenen und 1956 dort verstorbenen Musikers und Schriftstellers erschien mir bekannt, habe ich doch in meinem Bibliothekskatalog, die “Silberflöte” und die “Gottesgeige” eingetragen, aber höchstwahrscheinlich noch nicht gelesen.

Jetzt also der 1946 erschienene Unterhaltungs- oder Frauenroman mit einem geheimnisvollen Frauenbild am Cover und man  merkt dem Buch wahrscheinlich sein Erscheinungsdatum an, oder doch nicht, denn vom Krieg, der 1946 gerade vorüber ist, kein Wort und  Christian Vockh, der nach vierzehnjähriger Abwesenheit aus Los Angeles in seine Heimatstadt zurückkehrt, kommt auch in kein zerstörtes Wien.

Er kommt in ein Wien, wo man mit dem Auto auf der Kärtnerstraße und den Graben fahren kann, aber das war, glaube ich, noch bis zu den Sechzigerjahren so und er kommt in seine Heimat zurück, um endlich einmal einen zweimonatlichen Urlaub zu genießen und auch mit seiner Vergangenheit abzurechnen.

Denn die war nicht so schön, hat er doch in einem Bankhaus gearbeitet und mußte, weil er in eine Diebstahlsaffaire verwickelt war und bei ihm eine gestohlene Banknote gefunden wurde, nach Amerika fliehen.

Dort machte er allerdings Karriere, ist aufgestiegen und reich geworden und jetzt kann er sich an die Tochter des damaligen Bankdirektors, Brigitte, erinnern, die als einzige an ihm glaubte und  auch von seiner Unschuld überzeugt war.

Leider war er so beschäftigt, daß er nie darauf geantwortet hat. Jetzt hat er vor das nachzuholen, zuerst geht er aber auf die Bank und will dort eine große Summe abheben. Das passierte damals so, daß der Angestellte nach der Adresse und der Telephonnummer fragte und daß der Prokurist dann die Summe in die Wohnung brachte.

Vockh hat sich auch gleich am Graben bei einer hübschen jungen Frau eingemietet, die zwar eigentlich nur an ein Ehepaar vermieten wollte, aber Vockh hat  keine Frau.

Der Prokurist, der mit dem Geld kommt, ist ein bekannter, denn er war schon damals in der Bank, er spricht ihm gleich auf die Affaire an, will das Geld zurück, was Vockh aber verweigert. Dafür geht er später in ein Kartenbüro, kauft eine Opernloge und lädt den Prokuristen mit seiner Frau ein, denn er hat inzwischen erfahren, daß die Tochter des ehemaligen Direktors Brigitte Dunhart jetzt die Frau des Prokuristen Prikhil ist.

Sie kommt aber nicht mit ihm in die Oper. Es kommt nur der Prokurist mit seinem Rechtsanwalt und die sind sehr feindselig, sagen Brigitte hat ihren Mann schon lang verlassen, weil sie ja bei Vockh in Amerika ist.

So nimmt sich der einen Detektiven, erfährt etwas von Venerdig und reist der Verschollenen nach. In Venedig verliebt er sich zwar fast in eine andere Frau, macht dort auch die Bekanntschaft eines etwas sonderbaren Schriftstellers und reist weiter von Venedig nach Neapel, dann nach Capri und auch wieder nach Wien oder Altaussee zurück, wo der Prokurist mit seiner Freundin Ellen Elpert, die ihn eigentlich heiraten will, aber er ist ja noch nicht verheiratet, Sommerfrische macht.

Er kommt auch nach Salzburg und telefoniert mit seinem Sekeretär in Los Angeles, denn die Angelegenheit wird immer komplizierter. Schmuck wurde gestohlen und aus Neapel ist Frau Brigitte auch verschwunden. Ein Verbrechen wird vermutet. Sie hat aber einen Brief geschrieben, in dem auch ein Bild von Vockh enthalten ist und allmählich stellt sich heraus, Prikihl war aus Eifersucht der Täter und Brigittes Vater drängte sie in die Ehe zu ihm. Sie hat aber bald die gestohlenen Banknoten gefunden und ihn deshalb verlassen.

In Los Angeles hatte sie auch einen väterlichen Freund, der ihr immer Nachrichten über ihre heimliche Liebe, Christian Vockh gab. Sie wollte ihn auch nach Los Angeles nachreisen, hatte auf dem Schiff aber einen Unfall. So daß sie lange in einem Sanatorium lag.

Jetzt ist sie aber wieder gesund und auf dem Weg nach Wien, wo sich nach einigen weiteren Verwicklungen alles aufklären und die Ehe zwischen den zwei Liebenden geschlossen werden kann.

Ein bißchen konstruiert könnte man sagen, aber viel viel einfacher, als die heutigen Romane und interessant natürlich in das Wien von 1946 zurückzukehren, in dem offenbar nie ein Krieg stattgefunden hat und in dem man auch ohne Internet und Handy mit Telegrammen und Telegraphen sehr gut miteinander kommunizieren konnte.

Man brauchte natürlich das nötige Geld dazu, aber das stand dem aufgestiegenen Christian Vockh, der dann sogar sagte, daß er das alles dem eifersüchtigen Prokuristen verdankte, zur Verfügung, der  auch genügend herumreiste. Überall in den besten Gegenden seine Wohnungen hat und offenbar waren auch die Geschlechterverhältnisse kein Problem.

So hatte der eifersüchtige Prokurist eine Freundin, eine Modezeichnerin und Frau Maria Osketja nahm den einsamen Herrn dann doch in ihre Wohnung auf und war offenbar auch so emanzipiert, daß sie öfter erst um Mitternacht nach Hause kam und da dachte ich doch in den Nachkriegsjahren waren die Frauen noch nicht so emanzipiert und selbstädnig, aber in den Romanen ist es wahrscheinlich immer etwas anders, als in der Wirklichkeit.

Ein interessantes Buch, auch wenn  es wahrscheinlich nicht sehr literatirsch ist. Unterhaltungsliteratur mit einer damals wahrscheinlich gar nicht so geringen Auflage und Ferdinand Kögl hat sogar eine “Wikipedia Seite”, wenn auch seine Bücher inzwischen wahrscheinlich nur mehr antiquarisch erhältlich oder in den Bücherschränken  zu finden sind.

Verpfändetes Leben

Weiter geht es mit einem Buch aus meinem Vicki Baum Schwerpunkt, da hatte ich ja 2016 sechs Bücher auf meiner Leseliste, die ich so nach und nach aus den Schränken angesammelt habe und seltsamerweise, waren die ersten drei späte,  die anderen  frühere Werke. Dann habe ich die Bücher bis auf die “Karriere der Doris Hart”, 1936 geschreiben oder erschienen, auf 2017 verschoben.

“Liebe und Tod auf Bali” zwischen den Jahre gelesen und mir jetzt “Verpfändetes Leben”, 1946, steht in “Wikipedia”, im Buch und auch im Netz habe ich gefunden, das es posthum erschienen ist und das ist interessant, denn es finden sich einige Elemente, der “Doris Hart” darin, der Schuß, der aus Liebe oder Eifersucht abgegeben wird, das Opfer, das sich mit dem Täter solidarisiert, das Krankenhausszenarium, der reiche Mann, der alles zahlt und auch die Gesangslehrerin, die Stimmen kaputt macht, der künstlerische Aufstieg eines armen Mädchens, beispielsweise.

Ein bißchen dichter komponiert ist es mir zumindest am Anfang erschienen, bei der “Doris Hart” ist mir ja das Spiel, um die Moral oder Unmoral der kleinen Mädchen ein bißchen auf die Nerven gegangen, hier geht es eher um die starken oder auch vermeintlich schwachen Frauen, aber irgendwie ist die Handlung genauso unglaubwürdig und operettenhaft, obwohl sie irgendwie packender geschildert scheint.

“In dieser souverän psychologischen Studie  erzählt Vicki Baum  die Geschichte der attraktiven Broadway-Sängerin Marylinn und ihrer Managerin Bess, die selbstlos und unermüdlich zum Ruhm des faszinierenden Stars arbeitet, dieses hübschen aber einfältigen Mädchen aus einer Kleindstadt, das nun gefeiert im Rampenlicht steht, als ihr Geschöpf, das Ergebnis ihrer rastlosen Energie. Als Bess jedoch plötzlich ihren Lebensinhalt gefährdet sieht, schlägt ihre Hingabe in Hass um..” steht in meiner “Buchgemeinschaftsausgabe” die auch ein hübsches Monroe ähnliches Bildchen am Cover hat und im Netz.

Wenn man das Buch liest, erscheint aber alles anders und mir gar nicht so psychologisch auskompniert oder vielleicht verstehe ich etwas anderes darunter und eigentlich kann man diese hundertausend Verwicklungen und Wendungen, die da auf den hundertneunzig Seiten passieren, auf einen  kurzen Plot zusammenfassen, der aber rückwärts aufgerollt wird und wieder sind auch einige sehr schöne realistische Schilderungen, enthalten, die das Nachkriegsamerika das wohl die Vicki Baum erlebte, gut vorstellbar machen lassen.

Bess Poker, auch Poky oder Pokerface genannt, die enorm tüchtige, intelligente, aber, wie sie selber meint, sehr häßliche, erschießt den Star, weil dieser einen ganz einfachen dummen Mann heiraten und nie wieder singen will.

So denkt sie jedenfalls, als sie die Polizei anruft, die verhört sie und Elisabeth Poker beginnt zu erzählen. Sie hat Mary Lynn vor zehn Jahren in der Pension ihrer Mutter in Brooklyn kennengelernt. Da wurde sie der Wirtschaftskrise wegen gerade entlassen, sie war irgendwo Stenotypistin, obwohl sie solange studierte, als das Geld ihres Vaters reichte und schreibt einen Bewerbungsbrief, der an die der Irmi Fuchs herankommt, der  die prekären Verhältnisse, des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts schildert.

Sie wird unterbrochen, Luke Jordan, der als Hausmeister in der Pension tätig ist, dafür kann er im Keller schlafen, sein Essen verdient er sich durchs Klavierspielen bei einer Gesangslehrerin, die auch die Stimmen verdirbt. Er ist nämlich Schlagerkomponist und immer fröhlich. Er lenkt Bess ab, will mit ihr ins Kino gehen, wenn sie, die Tüchtige ihm das Geld dafür borgt, wird aber von Mary Lynn, dem wunderschönen Mädchen vom Land unterbrochen, das in der Pension wohnt, der Mutter aber schon lang die Miete schuldig bleibt, weil es mit dem Vorsingen in den Reuven nicht so klappt.

Luke sagt mit Marys Schönheit und Bess Verstand kann man etwas machen und die Idee des Geschöpfs beginnt, denn die Mutter stirbt, Bess erbt etwas, zieht mit Mary nach Paris, läßt sie dort singen und französisch lernen.

Das alles erzählt sie dem Polizeiinspektor, inzwischen stellt sich heraus Marylynn ist gar nicht tot, nur angeschoßen und es tauchen jetzt eine Reihe von einflußreichen Männern im Krankenhaus auf, der Zeitungszar mit dem Mary mal verlobt war, der ist es auch der den Herzspezialisten herankarrt, der operiert, Luke Jordan, der geschiedene Ehemann und auch sehr aktuell, ein Präsädientschaftskanditat und Anwalt, mit dem sie am Abend vor der Tat aus war.

Die drei streiten sich nun, wer die Unterschrift zur Operation abgeben darf, da taucht plötzlich der Typ vom Land auf und sagt er ist der Ehemann.

Es geht aber mit der Lebensgeschichte weiter, der Polizist glaubt Bess nicht so recht, daß sie die Täterin ist, sie sagt auch was von Selbstmord. Er verdächtigt Luke, so daß die starke Frau zusammenbricht, ihrer Wächterin erzählt, wie sie Marylynn, die sie als Französin in ein Kabarett einschmuggeln wollte, das ist es das “wehrlose Geschöpf”, das den Spuk beendet und sagt, ich komme aus einer kalifornischen Kleinstadt und singe die Schlager von Luke, einmal vor einem Brandt mit dem Einsatz ihrer eigenen Haut rettete und will dann plötzlich doch einen Verteidiger.

Wir gehen zurück ins Krankenhaus, das wacht Marylynn langsam auf, beziehungssweise sieht sie sich noch nach dem Brandt im Koma und auch die Geschichte, wie das Geschöpf an den reichen Zeitungszar vermittelt werden soll, wird erzählt.

Bess denkt sich eine falsche Lebensgeschichte aus und flötet sie der neunzigjährigen schwerhörigen Mutter des Tycons ins Ohr, aber Marys entlarvt wieder und stellt sich plötzlich als Pflanzenexperitin heraus, so daß sie das Herz der alten Frau gewinnt. Sie löst aber die Verlobung und heiratet Luke, wahrscheinlich auch von Bess arangiert, die aber Luke liebt, wie der Präsidentschaftskanditat, der der Verteidugung, herausfindet.

Der Überclou bekannt aus der “Doris Hart” ist dann Marylynns Aussagen, nein Bess hat nicht gewußt, daß der Revolver geladen war, sie hat auch nicht auf Marylynn geschoßen, es war alles ein Irrtum.

So wird Bess entlassen, Marylynn, die sich plötzlich als superstarke Konstiution entpuppt, ist noch mit ihrem echten Ehemann im Krankenhaus, Bess geht nach Haus, will sich umbringen. Da kommt plötzlich Luke herein und sagt “Ich kann dich doch nicht allein lassen, Pokergesicht!”

Er sagt ihr auch, daß sie schön ist und sie hat schon wieder Pläne aus einem Revuemädel, das nächste Geschöpf für Lukes Operette, an der er gerade arbeitet zu machen….

So endet das Buch ich habe wieder eine interessante Facette aus Vicki Baums Schreibennähkästchen kennengelernt. Denn auch sie arbeitete offenbar auf Vorrat, wiederholte sich und verwendete die selben Schemen öfter, kann bei einer Vielschreiberin wahrscheinlich auch nicht anders sein. Bei der Courths Mahler gibt es auch solche Wiederhohungen und bei meinen “Krimis” werden die Leute ja auch öfter von Ästen erschlagen.

Plagiat kann man das bei sich selbst bedienen wahrscheinlich nicht nennen, obwohl die Leser manchmal darüber schimpfen.

Eine Satire auf den Broadwaybetrieb ist das Buch wohl auch undnochmals interessant, bei “lovelybook” ist eine “Rezension” zu finden, die ohne Anführungszeichen ziemlich genau mit der Beschreibung aus dem Buch beginnt und eine hat daraufhin kommentiert, “Großartige Rezi, vor allem der erste Satz!”, was wohl auch wenig satirisch ist und viel mehr gab es bisher über das Buch im Netz nicht zu finden

Liebe und Tod auf Bali

Weiter geht es mit dem “Vicki Baum-Schwerpunkt”, der vorläufig ein kleiner ist, denn 2016 habe ich von den sechs geplanten Bücher nur “Die Karriere der Doris Hart” gelesen und “Liebe und Tod auf Bali” in das neue Jahr hinübergenommen, was ein interessantes Buch einer interessanten Autorin ist, die ja irgendwie den Ruf  einer  Chick Lit oder Trivialschreiberin hat, mit “Stud chem  Helene Willfüer,” 1928 schlagartig berühmt wurde und damit ihren Beitrag zur neuen Sachlichkeit lieferte.

“Menschen im Hotel” gilt als Kolportageroman, mit “Hotel Shanghai” hat sie das Leben der jüdischen Emigranten in China beschrieben und weil sie auch einige Monate in Bali war, erschien 1937, zeitgleich mit dem ChickLit “Doris Hart”, der Roman “Liebe und Tod auf Bali”

“Entgegen dem Titel handelt es sich nicht, um eine Liebesgeschichte, sondern um eine romanhafte Schilderung des von Ritualen bestimmten Lebens eines balinesischen Dorfs und seine Vernichtung durch holländische Kolonisalitoren am Anfang des letzten Jahrhunderts”, steht bei “Wikipedia”.

Das klingt gar nicht so verlockend, beweist aber wieder, daß die 1888 in Wien geborene und 1960 in Hollywood verstorbene Hedwig Baum eine sehr vielseitige Schriftstellerin war, bei der es sich lohnt, ihre Werke zu entdecken. Nun ich habe ja noch einige auf meinen Leselisten und zumindestens die, die in Harland sind, werde ich heuer höchstwahrscheinlich auch lesen.

“Liebe und Tod auf Bali” beginnt mit einem Vorspiel, ein alter offenbar holländischer oder deutscher Arzt Dr. Fabius, der schon längst die einheimischen Gebräuche angenommen hat, kehrt von seinem Dienst im Spital heim zu seinem Hof und sieht dort in den Vorhöfen zwei Menschen sitzen, einen Schnitzer und einen Bauern, die ihn lange mit höflichen Gesprächen aufhalten, bevor der Arzt erfährt, daß der Sohn des Bauern Putuh, der zum Tempeltänzer ausgebildet werden soll, krank ist und wahrscheinlich Malaria hat.

Er eilt mit dem Bauern hin und am Rückweg überfallen ihn Visionen, von der Zeit, um Neunzehnhundert, als die Holländer in das Dorf eindrangen, den Fürstenpalast zerstörten, an deren Stelle jetzt moderne Hotelanlagen stehen.

Dann geht es in die Zeit um 1907 und da strandete ein chinesisches Schiff vor dem Dorf Taman Suri und die Einheimischen bemächtigten sich der Waren, wie es Brauch war, denn was die Götter an das Land schwemmen, gehört ihnen, der Chinese Kwe Tik Tijang verlangt Schadenersatz vom Fürsten Alit, der zahlt nicht.

Die holländischen Kolonisatoren, die Verbesserungen bringen wollen, also die Hahnenkämpfe und das Witwenverbrennen verbieten, mischen sich ein und am Schluß des Romanes ist das Dorf zerstört und der Chinese unterschreibt, dem holländischen Beamten Boomsmer, daß er siebentausendfünfhundert Gulden Schadenersatz erhalten hat.

Dazwischen ranken sich neun Kapiteln, die vom Leben des Dorfes an Hand des Bauern Pak, seinen zwei Frauen, seinen Söhnen und Töchtern, seinen Hahnenkmpfen etcetera erzählt, seine Schwester Lambon, ebenfalls zur Tempeltänzerin ausgebildet und in den berühmten Tänzer Raka verliebt, wird dem Fürsten, der eigentlich eher ein weltfremder Gelehrter, als ein Frauenliebhaber ist, als eine von sechs Nebenfrauen zu seinem Geburtstag zugeteilt.

Das erfolgt in großen Ritualen, sie trifft sich eine Zeit heimlich mit Raka, dem besten Freund des Fürstens, bis der die große Krankheit und den Aussatz bekommt. Pak gewinnt mit einem schönen Hahn und während er noch überlegt, ob er den nicht einem Schmied verkaufen soll, kommen die Beamten des Fürsten und erklären ihm, daß er dazu auserwählt worden ist, dem Fürsten den Hahn zu schenken und nehmen ihn ihm weg, was Pak  dazu bewegt, als die Holländer das Dorf angreifen, weil sich beim Begräbnis seines Vaters drei seiner Frauen mit ihm verbrennen ließen, obwohl das doch streng verboten ist, nicht mitanzugreifen, sondern sich in dem Hof eines Abtrünnigen zu verschwazen.

Ein Teil der Bauern,auch Lambon und Raka tun das aber schon und gehen mit dem Fürsten in den Tod und die Tradition verschwindet. Die Holländer beginnen zu herrschen und in den Bali-Führern entnehme ich “Wikipedia”, wird das Buch den Bali Touristen, als Lektüre wärmstens empfohlen. Deshalb gibt es auch relative viele Rezensionen bei “Amazon” zu finden.

Ich war einmal mit dem Alfred und der kleinen Anna in Bali und habe das wahrscheinlich in seinem Führer auch so glesen und bedaudert, daß ich das Buch nicht habe, jetzt habe ich es gelesen und empfinde es durchaus interessant. Es regt auch angesichts der Tatsache, daß ich mir in der letzten Zeit einige Videos der Identitären, die sich und ihre Identität durch die Flüchtlingskrise und die Masseneinwanderung bedroht fühlen, auch zum Nachdenken an.

Aber die Gebräuche, Rituale und Tempelfeste gibt es in Bali, glaube ich, noch immer und ansonst ist das Land wahrscheinlich sehr amerikanisiert und als ich vor dreißig oder fünfunddreißig Jahren öfter in Holland war, habe ich die indonesischen Reistafeln, die man dort essen konnte, als etwas sehr Besonderes und Außergewöhnliches erlebt, das man bei uns noch nicht kannte.

Daß sich die Witwen in Bali nicht mehr mitverbrennen lassen müßen, ist natürlich gut, Gewalt gegen Frauen und Massenvergewaltigungen soll es aber, wie man  hört, immer noch dort und auch in Indien geben.