Ungarn

Weiter geht es mit den “Modernen Erzählern der Welt”  Literatur aus Ungarn, die 1957 herausgegeben wurde und Erzählungen enthält, die in etwa um den zweiten Weltkrieg spielen.

Den ersten Teil habe ich während unseres Frühjahrsaufenthalts in Bük, teilweise im Freien auf einer Bank in der Sonne gelesen, jetzt geht es weiter in der Badewanne, die das Hotel Repce ja hat, was allerdings weil es dann im Stockwerk unten tropfte, zum Teil nur möglich war.

Bis György G. Kardos, von dem ich in Harland eine ganzes Buch liegen habe, bin ich im April gekommen, jetzt habe ich weiter mit dem 1912 geborenen Geza Ottlik und seiner Erzählung “Am Donaukai” gemacht, da geht ein Schauspieler im Krieg in der Nacht über die Donaubrücke zu Freunden um dort zu übernachten, damit der nicht verhaftet wird, am Morgen ist die Brücke weg, er ist verwundet, muß einige Woche bei dem Mädchen Lona bleiben und glaubt, daß seine Frau bei einem Bombenabwurf ums Leben kam, was aber nicht passierte.

In der Erzählung “Jetzt und in alle Ewigkeit” des 1893 geborenen Pal Szabo, wird ein Schloß neu verteilt, beziehungsweise zerstört, weil es erst eine Demokratie geben kann, wenn es keine Schlößer mehr gibt, wie einer der Dorfbewohner zu sagen pflegt.

“Beim Zöllner” der Erzählung, des 1902 geborenen Gyula Illyes muß einer der aus Rom und Paris kommt, an der Grenze alle seine Sachen auspacken und in der Erzählung “Gottes Geschöpfe” des 1931 geborenen Istvan Szabo will ein Kind wissen, wie ein Mensch entsteht und versucht seinen Lehmfiguren Leben einhzuhauchen, was seine Mutter in Rage bringt.

Der 1918 geborene Ivan Mandy, dessen Spezialität es ist, wie in der Biografie beschrieben steht, das Leben der kleinen Leute darzustellen, beschreibt in “Biller war hier”, das Leben eines Studenten, der in der Zeit wo die reichen Leute und die Witwen der Offiziere abgeholt und in ein Arbeitslager gebracht werden, der von Vorträgen in Lehrlingsheimen für die Volksbildung lebt, aber nur Augen und Gedanken für seine Margit hat, die ihm in einem Cafe sitzen ließ und sich mit einem Ingenieur traf.

“Biller war hier!”, schreibt er auf eine Wand und seine Spuren verwischen sich.

In den nächsten zwei Geschichten in Josef Lengyels, 1896- 1975, “Nekeresi berichtet über Nesterov” und in des 1894 geborenen   Tibor Derys “Liebe” geht es um Flucht, beziehungsweise überraschende Entlassung aus Lager beziehungsweise Gefängnis.

Maker die Erzählung des 1902 geborenen Endre Illes “Andris”, da ist ein Junge am Vormittag allein zu Haus, die Eltern in der Arbeit, die Schwester in der Schule und er plant sich einen schönen Tag zu machen.

Das heißt er läßt sich an einem Seil in die sich darunter befindende Doktorwohnung und klaut dort vierhundert Forinth, dann geht er ins Gasthaus essen, die Mutter, die Friseuse ist, schickt ihn dorthin, weil das einfacher ist, wenn sie nicht vorkochen muß, er kauft sich Zigaretten und geht dann, statt zur Schule nach Hause und probiert noch etwas Besonderes aus.

Als der Vater am Abend von der Arbeit nach Hause kommt, findet er den Jungen am Seil erhängt.

In “Wolfsabenteur” von Imre Sarkadit, 1921-1961, hetzt ein Schifahrer in angeblicher Todesangst einen Wolf zu Tode und in den “Bericht über fünf Mäuse” des 1921 geborenen Miklos Meszölny, wird in den Weihnachtstagen, ab dem zwanzigsten Dezember, eine Mäusefamilie ausgerottet, dafür ergibt sich in Erzsebet Galgoszis “Doppelfeiertag” eine junge Lehrerin in Budapest einem Mann und der 1934 geborene György Modova läßt einen Schauspieler, den “Ungarischen Vater” spielen, der seinen Sohn zuerst im Namen des Kaisers, dann in den der Sozialisten, Kommunisten in den Krieg hetzt, bis er schließlich im Museum steht.

Die 1917 geborene Magda Szabo, von der ich schon ein Buch gelesen habe, läßt einen ungarischen Emigranten, der in Hamburg, Stockholm, Rom lebte und dort seine Verwandten empfing mit den Gedanken spielen wieder nach Ungarn zurückzukehren, was zu seinem Erstaunen, der Familie gar nicht gefällt.

Der 1932 in Budapest geborene Akos Kertez, der in seinen Erzählungen, die am Ende der Fünzigerjahre erschienen sind, die das Leben der Arbeiter überzeugend schildert, demonstriert das in dem Neuen, während der 1926 geborene  Gyula Hernadi in “Schenkungsurkunde” einen Brief an “Seine Exzellenz General Charles de Gaulle, Präsindent der Republikc Frankreich” schreibt.

Die 1932 geborene Anna Jokai beschreibt eine “Ungarischstunde”, wo die Lehrerin nicht zum Unterrichten kommt, weil ihr die Kinder von ihren blauen Flecken und den Prügeleien, denen sie ausgesetzt sind, erzählen und in Istvan Csurkas “Happening” geht ein Intellektueller mit einem Küchenmädchen ins Bett, beziehungsweise in den Winkel hinter der Küche, wo dieses steht und wundert sich sowohl über den Schmutz, als auch die vielen Bücher in der Zimmer-Küche-Wohnung, in der sie mit Mutter und Schwesterlebt, das Bild ihres Bräutigams, der sich umbrachte, steht am Bettkästchen, das er gleich erkennt, weil es nicht “Stalin” ist und sie trägt auch feine Unterwäsche, weil sie herzkrank ist und daher öfter in Ohnmacht fällt.

Peter Nadas, der mit Geburtsjahr 1942, jüngste Autor dieses Bandes,  schildert einen sehr ausgelassenen Kindergeburtstag zu dem der kleine Sany eingeladen wurde und Istvan Csaszar, 1936 geboren,  in “Nichts als Einbildung, oder?” das verhinderte Bohemienleben oder die Dreiecksgeschichte zwischen Geza, Anna und Karoly und dann gibt es noch “Mininovellen” von Istvan Örkeny, die unter anderen auch einen Fragebogen beinhalten: “Was halten Sie von der Vereinsamung des Menschen im XX. Jahrhunders? Sprechen Sie manchmal mit den Hausmester oder “Was halten Sie von der Regierung? “Finden Sie sie gut, schlecht oder würden Sie lieber in Wien leben?”

Spannende Erzählungen aus dem vorigen Jahrhundert unseres Nachbarlands von einigen bekannten und einigen wahrscheinlich längst vergessenen Autoren.

Inzwischen hat sich nicht nur das pollitische System verändert, so daß es gut ist, daß ich auch Anna Mwangis Roman auf diesen Ungarn-Aufenthalt mitgenommen habe.

Terezia Moras “Einzigen Mann auf dem Kontinent” werde ich dann später lesen.

Übergrenzen in der Hauptbücherei

Während in der “Alten Schmiede” Erich Hackl und Robert Streibel aus ihren Büchern lasen, beziehungsweise vielleicht miteinader über die sogenannte Dokumetarliteratur diskutierten, ging es in der Hauptbücherei über Grenzen, denn da hat der “Septime-Verlag”  die Anthologie “übergrenzen” vorgestellt, die von Marlen Schachinger, der Überfrau offenbar herausgegeben wurde und die die Veranstaltung sowohl moderierte, als auch selber im Duett mit Michael Stavaric ihren Text las.

Marlen Schachinger deren literarischen Aufstieg von ihrer ersten Veröffnetlichung bei der Ruth in der “Edition die Donau hinunter” zu ihren Leseauftritten in der ” Frauen lesen Frauen- Lesegruppe des ersten Wiener Lesetheaters” bis zu ihrer Mitwirkung in dem Schreibinstitut in Ottakring, wo Selbstpublisher nicht an den von ihr angeboteten Schreibwerkstätten teilnehmen durften.

Jetzt ist sie Doezentin an ihrem eigenen Schreibinstitut, hat zwei Bücher bei “Otto Müller” und eines bei  “Leykam” herausgegeben und im Februar die Betty Paoli Vorlesung im Wiener Rathaus gehalten.

Nun also auch Herausgeberin einer Anthologie, weil sie seit einigen Jahren in Laa an der Thaya,  der Grenze nicht so weit entfernt lebt und die literarischen Grenzen, wie das Fabulieren, Lügen, Flunkern, scheint sie, wie ich einem Video auf ihrer Seite entnehme, auch sehr interessieren, aber auch die physischen Grenzen, so sind in der Anthologie sowohl sehr bekannte Autoren wie  Ilia Trojanow, Karl Markus Gauss, Josef Haslinger, als auch sehr junge mit ihren ersten Texten vertreten und offenbar sowohl Österreicher als auch Migranten, wie Radek Knapp und Michael Stavaric.

Christian Jahl leitete ein und erwähnte, daß der “Septime Verlag” das erste Mal am Urban Loritz Platz präsentiert wurde, aber 2013 gleich zwei Werke auf der “Alpha Shortlist” standen und über den “Alpha” für den er offenbar gerade wieder liest, habe ich mich mit ihm vor der Veranstaltung auch kurz unterhalten.

Denn es ist ja sehr spannend sich vorzustellen, wer da ab August auf der Shortlist stehen wird?

Valerie Fritsch mit ihrem neuen bei “Suhrkamp” erschienenen Buch sicher, falls es noch nicht mehr als das dritte ist,  den Namen Karin Petschka hat er genannt, Elisabeth Klar, Harald Darer habe  ich vor kurzem gelesen. Aber jetzt zurück zu den Grenzen und zu der Anthologie und da begann Michael Staravic mit einem Text aus der “K und K Monarchie”  und von den Kaisern, die damals herrschten, von dem mit der Sissi bis zu Kaiser Franz Klammer und die Grenzen haben sich inzwischen auch verwischt.

Wer dann folgte, war der andere Migrant, der 1976 von Polen nach Österreich übersiedelt ist, nämlich der 1964 geborene Radek Knapp, der einmal bei der Exil Juroren Lesung gelesen hat, 2008 war das und ich kann mich an das Schragl oder Schragerl noch genau erinnern und daran, daß Radek Knapp noch immer nicht weiß, was das ist, aber als er 1976 zum ersten Mal in seinem Leben österreichische Grenzer gesehen hat und sich für deren Pistolen genausosehr, wie sie für seinen Paß interessierte, hat er sich mit der deutschen Spraqche schwer getan oder auch nicht, denn in Polen lief damals eine Fernsehserie über den zweiten Weltkrieg und mit den zwei Sätzen, die dort gesprochen wurden, ist er locker durch das nächste Jahr gekommen, denn in Wien spricht man sowieso nicht Deutsch, sondern Wienerisch und so wurde, der etwas ältere Radek bei einem Praktikum von Halle A nach Halle B geschickt, um dort ein Schragl zu holen, was dann aber keines war.

Sehr lustig  der Text von Radek Knapp, wie immer, der über einen großen Humor verfügt, während die Debutantin des Abends, die 1992 in Wien geborene Lisa Veronika Glawischnig es viel ernster auffaßte und einen sprachlich schönen Text von einer Selbstmörderin las.

Dann folgte Marlen Schachinger, die Autorin mit “Realitäten in Fabulatorien” und darin schildert sie drei Gespräche die sie mit Michael Stavaric im Schanigarten des Kaffee Jelineks übers Schreiben, beziehungsweise darüber führte, wie sich eine Katze fühlt, wenn sie am nächsten Tag als Maus erwacht, bzw. was sie darüber denkt. Ein Ameisenbär kommt in dem Text auch vor und eine zerbrochene Flasche und am Ende ist alles erstunken und erlogen und die Gespräche haben so nie stattgefunden. So weit waren wir schon.

Danach gab es ein Gespräch am Podium mit dem Verleger Jürgen Schütz, der sich sehr freute, als Marlen Schachinger ihn eines Tages anrief und ihm die Anthologie vorschlug, obwohl sich Anthologien an sich nicht so gut verkaufen lassen, wo das Thema Grenzen von allen seinen Seiten diskutiert wurde und sich Radek Knapp darüber beschwerte, daß er von den Reporter immer noch als Migrant gehandelt wird, der gefälligst Migrantenliteratur zu schreiben hat.

Michael Stavaric nahm das gelassener und erzählte, daß er als er 1979 von Brno nach Laa an die Thaya übersiedelt ist, die Tschechei immer, von Österreich aber lange nicht sehr viel gesehen hat.

Dann war er Sekretär bei Jirsi Grusa und Thomas Klestil war der österreichische Bundespräsident, Vaclav Klaus der tschechische und wenn man nicht weiß, wer wer ist, konnte man das sehr leicht verwechseln, genauso wie im Prager Telefonbuch immer noch sehr viele deutsche Namen stehen und im Wiener tschechische.

Spannend also die Anthologie der Grenzen, die von Marlen Schachinger durchaus auch literarisch bzw. graphisch verstanden wurde, so daß in dem Buch wahrscheinlich auch sehr experimentelle Gestaltungen enthalten sind und die dann noch zur Diskussion im kleinen Kreis beziehungsweise zum Kaufen des Buches aufforderte.

Fledermausland

“Diverse Wahrheiten über Wasserstände, Paranoia, Jounalismus und Hunter S.Thompson”, sind in einer, beim “Gonzo-Verlag” herausgegebenen Anthologie, die anläßlich des zehnten Todestages des US-amerikanischen Schriftstellers Hunter S. Thompson, der sich am  20. Februar 2005 erschoßen hat, zu finden.

Hunter S. Thompson, keine Ahnung wer das ist, noch nie etwas von  dem Journalisten und offenbar auch Beat Poeten gehört und auch von einem Gonzo-Verlag nicht, der  2007 von der damaligen fünfundzwanzigjährigen Studentin Miriam Spies, der Name basiert auf den Gonzo-Jounalismus, den von Hunter S.Thompson prägte, gegründet wurde.

Wieder etwas gelernt und das erste unverlangt zugesandte Rezensionsexemplar, das gleich als E-Book mitgeschickt  wurde, habe ich von Miram Spies vor ein paar Wochen auch bekommen und mir beim Lesen und beim Rezensieren ein wenig schwer getan, denn erstens von dem Beat-Poeten keine Ahnung und auch von die in derAntholgie versammelten Autoren, waren mir bisher unbekannt, so daß ich beim Lesen sehr viel nachschauen mußte und fast denke, daß ich mir mit einem herkömmlichen Printexemplar leichter getan hätte, da ich aber sehr neugierig bin und gerne, wie ich immer schreibe, über den Tellerrand schaue, habe ich mich durch die vier Teile, die auch noch englische Namen tragen, durchgesurft und allmählich  etwas von dem mir bisher ungekannten Autor mitbekommen.

“It never got weird enough  for me” heißt der erste Teil und ein Vorwort von Miss Gonzo, wo sie ein bißchen die Schwierigkeiten der Herausgabe schildert und auch die Frage öfter kommt, wer Hunter S. Thompson war, offenbar war das auch nicht allen eingeladenen Autoren geläufig, gibt es auch.

Dann geht es schon in Medias Res da schildert die 1966 geborene Susan Klossek, die in Leipzig Germanistik und Slawistik studierte, wie sie sich beim “Frühstück mit Hunter”, plötzlich im Jahr 1974 und mitten in der Beatgeneration befindet.

Ein Autor bekannte, daß er nichts von gelesen hat, dann aber tauchen immer wieder, die selben Titel im Inhaltsverzeicnis auf.

“Angst und Schrecken in Bochum, auf der Buchmesse” etc und ich kapiere, daß “Angst und Schrecken” oder “fear and lLoathing in Las Vergas” offenbar ein bekanntes Buch des Autors war. Dann gibt es noch das “Rum Diary”  und ein sehr schönes Gedicht von Florian Günther, 1963 in Ostberlin geboren, gibt es in der ersten Sektion auch.

“Gespannte Ruhe:  Als sich Stifter die Kehle durchschnitt…, als  Fallada mit einer  Rothaarigen anbändelte…, als der alte Jäger mit seiner Schrottflinte.., als Scott  Fitzergerald auf den Boden seiner letzten Flasche sank, war er so unbekannt wie ich…. Doch irgendetwas hielt ihn noch zurück.”

In “…which is only fun for amateurs”, vielleicht ein Hunter S. Thompson Zitat, gibt es Gedichte von Pablo Haller “Leda” und  Marco Kerbler “Fahrt zum Literaturfestival” und auch sonst einiges Schreibspezifisches, so behauptet Klaus Bittermann alles über die “Frankfurter Buchmessse 2012” zu verraten, wo China viel gewonnen hat, Robert Menasse auftrat und der “Kommunst und Wespennest-Herausgeber Walter Famler angeblich einen  Skandal aufdeckte” und der 1966 geborene Kersten Flenter berichtet in recht flapsigen Ton vom “Literarischen Leben”, nämlich den Literaturschreibwerkstätten, die sie in Hamburg Altona über Rockmusik macht, einen Poetry Slam aufführen läßt und die dabei enstandenen Texte gnadenlos zerlegt, damit sich nicht noch mehr Schreiber untereinander konkurrieren machen.

Um Hunter S. Thompsen geht es natürlich auch, so haben Mara Braun und Klaus Pfeiffer in  “gONZo loves you”, die richtige Schreibweise des Verlags, eine atmemlose Geschichte verfaßt, wo eine Journalistin auf der Suche nach dem Drogencocktail in einem Hunter S.Thompsen Shop einen Schriftsteller trifft,  der für eine Anthologie einen Text über Rotwild und Greifvögel schreiben soll und sich dabei mit ihm in einen Drogen- und Liebesrausch bzw. ins “Fledermausland” verirrt.

Geschichten von echten Beatpoeten gibt es natürlich auch, so hat der 1935 geborene Lufthansa Pilot, Jürgen Ploog, der mit Jörg Fauser und Carl Weissner eine Literaturzeitschrift gründet hat, über Tristeza & der Matrose”  geschrieben und Stefan Gaffory schildert, wie das ist, wenn man “54 Stunden in einem Stück wach ist”, aufregend kann ich sagen und wechsle in die dritte Abteilung hinüber.

Da wurde die für mich eindrucksvollste Geschichte “Der richtige Zeitpunkt” wieder von Kersten Flenter geschrieben und spielt nach dem Tod von Wolfgang Herrdorf, da sitzt der Erzähler nach einer Lesung mit drei über Sechzigjährigen zusammen und überlegt, welches Alter das richtige zum Sterben ist. Sechzig beschließt, der noch nicht Fünzigjährige, der bis dahin seinen großen Roman schreiben will, die Älteren sind betroffen.

Ein paar Texte über Leipzig gibt es auch, wie überhaupt sehr viele Autoren einen Ostdeutschen Hintergrund haben.

Der 1981 geborene Max Schober hat sein “Kaktuseis” nach der Leipziger Buchmesse geschrieben, entnehme ich den Biografien undMax Beckmanns “Tag der deutschen Einheit” dort und Hadayattuah Hübsch wurde als Paul Gerhard Hübsch 1946 in Chemnitz geboren, er war Schriftsteller und Aktivist der 68 Bewegung, sowie Imam in der Nuur Moschee und Leiter des Freitagsgebet. 2011 ist er gestorben, bei you Tube kann man sein Begräbnis sehen, das Gedicht “Es ist Sonntag” ist Anne Waldman gewidmet und ist eine Hommage an die Beat Generation.

Dann kommen zwei Reportagenteile, in denen es seltsamerweise auch Gedichte gibt.

Das von Marcus Mohr “Selbstmord” beispielsweise “Sie sagte sie würde es mit Rattengift machen. Er sagte er würde sich nen Strick nehmen, ihn an die Reling der Dentzer Brücke binden und abspringen. Und du, fragten sie mich, wie würdest du es anstellen? Mein Leben weiterleben.”

Während Andrea Mohr, verwandt, verschwägert oder verpseudonymisiert, aus ihrem ebenfalls sehr interessanten Leben erzählt, bzw. im Gespräch mit einem Psychiater in ihre Kindheitserinnerungen geht.

1963 ist sie geboren und hat als Drogenschmugglerin internationales Aufsehen erregt, war mehrere Jahre in Melbourne inhaftiert und kam dann zurück nach Deutschland, um ihre Autobiografien zu schreiben, die sowohl bei “gONZo”, als auch im österreichischen “Driesch-Verlag”, den ich ja kenne, erschienen sind.

Und Robsie Richters Reportage “Antropophagus”, die eigentlich auch mehr eine Short Story” ist, geht ins Kannibalen- oder Menschenfreßermilieu. Da besucht einer eine entsprechende Seite, stellt sich als Opfer zur Verfügung und trifft sich dann mit dem, der ihn verspeisen will, in einem Mc Donald Restaurant.

Ein höchst ungewöhnliches Buch, wie schon zu bemerken war, auch wenn die nächsten Reportagen sich dann viel friedlicher gegen die “Hygiene” oder “Passwörter” wenden.

In der zweiten Reportageabteilung “like falling down an elevator shaft…” folgend dann einige Aufsätze über den Journalismus, die sich auch auf Hunter S.Thompson beziehen, darunter ein Text des Liedermachers Konstantin Weckers und schließen tut es wieder mit einem Gedichts des zum Islam konvertierten  Hadayadullah Hübsch,  ich habe einige sehr interessante Autoren kennengelernt und danke Miss Gonzo sehr für das Rezensionsexemplar.