Friß oder stirb

Jetzt kommt die zweite” Kremayr & Scherirau-Herbstneuerscheinung” und das zweite Buch über die Schrecken der Kindheit und die Störungen, die sich beim ganz normalen Erwachsenwerden entwickeln können.

Nämlich “Friß oder Stirb” der Roman über eine Eßstörung der 1982 in Graz geborenen Barbara Rieger von der ich nicht nur ihren ersten Roman “Bis ans Ende Marie”, der auch bei den O-Tönen war, gelesen habe, sondern auch ihren Fotoband “Kinder der Poesie”, den über die Kaffeehausliteraten habe ich nur in der “Geellschaft der Literatur” gehört.

Die beiden Bücher sind eigentlich recht ähnlich im Stil, die Barbara Rieger ist natürlich realistischer, aber die Kapitel sind auch oft abgehackt und unterschiedlich lang und die graphische Gestaltung der “Kremyar& Scheriau-bücher” sind in der ganzen Reihe zu loben.

Ein Gebiß am Cover und dann immer Tonbandccassetten bei den einzelnen Kapiteln, die das Leben von Anna zwischen vierzehn und siebenunddreißig schildern. In drei Teilen geht das vor sich “Hinein”, “Rein raus, rein raus” und dann zum Glück “Hinaus” aus der Störungung.

Beginnen tut es mit der Siebenunddreißigjährigen, die wieder zu ihrer Therapeutin geht und die sagt “Gut sehen Sie aus!” und die Lösung des Buches steht auch gleich darunter ” Anna hat angefangen abzunehmen, als sie aufgehört hat, abnehmen zu wollen”, wenn das nur so einfach wäre, diese Anna und mich würde jetzt natürlich interessieren was und wieviel davon autobiografisch ist, hat dreiundzwanzig Jahre dazu gebraucht und, wie es weitergeht, weiß man nicht, in diesen dreiundzwanzig Jahren hat sie aber angefangen alles in Tagesbücher aufzuschreiben und die läßt sie nun los.

Die Kapitel haben die Altersangaben zum Thema, beginnend mit vierzehn und dann hoch bis siebenunddreißig und eigentlich kann ich wieder schreiben, war es eine ganz normale Kindheit, mit der Mutter und Heinz dem Stiefvater, der Vater hat die Mutter verlassen. Die Mutter spricht nicht viel über ihn, gibt der Tochter aber die Adresse und da gibt es etwas Kontakt.

Die Vierzehnjährige hat Freundinnen, die Petra und die Melli. Es gibt einen Kurt, der in Drogen abgleitet, einen Paul. Später mit Siebzehn einen Amerikaaufenthalt bei einer Gastfamilie, das Gymnasium die Schwierigkeiten mit Mathe und Latein und eine Mutter, die immer wieder zum Essen auffordert und sich wundert, daß das Kind nichts ißt.

Das stopft dann bald alles in sich hinein und kotzt es später wieder aus, hat verschiedene Freunde, geht nach Wien zum Studieren, wohnt in verschiedenen WGs, die Mutter mahnt sie “Du bist so wankelhaft!”, gibt ihr dann die Adresse der Therapeutin, da kommt sie mit Zwanzig hin und mit Siebenunddreißig ist sie geheilt, beziehungsweise endet da das Buch, das sehr dicht, von der oder den Eßstörungen erzählt, als Metapher wird die Tiefkühltruhe oder die gefrorenen Gefühle erwählt, die mangelnde liebe und Anna fragt auch einmal ihre Mutter, wie es ihr gegangen ist, als ihr Vater sie damals verlassen hat.

Die Therapeutin mahnt, was ich auch bei meinen Klienten öfter tue, die Mutter so zu lassen und sich selbst zu ändern und man hat, glaube ich, wenn man das Buch gelesen hat, viel über Eßstörungen erfahren.

Es ist sehr dicht und packend, ob es wirklich ein Roman ist , einen wie ihn sich die Literaturwissenschaftler vorstellen, darüber könnte man streiten und beunruhigend ist das buch in Zeiten, wie diesen, wo die Heranwachsenden wahrscheinlich noch zusätzlich durch die Corona-Pandemie und das Abstand halten traumatisiert wird, allemal.

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