Quarantäne-Schreiben

“Ins Erzählen flüchten”, lautet der Titel von drei Poetik-Vorlesungen, die Jonas Lüscher abgehalten hat, als von Corona wahrscheinlich noch keine Rede war und die jetzt als Buch erschienen sind.

Als ich es gelesen habe, war davon schon ein bißchen die Rede, aber noch lange nicht so aktuell und brisant wie jetzt und ich bin ja dafür bekannt, daß ich immer gerne über die aktuellen gesellschaftlichen, literarischen, sozialen, etceteram Zustandslagen schreibe, so habe ich in einem sogenannten “Haßposting an Corona” eine diesbezügliche Glosse abgeliefert.

Das war vorige Woche, die Ereignisse haben sich inzwischen überschlagen und die Realität überholt, so daß ich denke, daß es sehr sehr interessant ist, in literarischen Glossen und Berichten, die gegenwärtige Entwicklung als Zeitdokoment zusammenzufassen.

“Die postapokalyptische Welt wird Ihnen bestimmt für Ihr Zeitdokument ewig dankbar sein!”, hat so in etwa mein Freund Uli kommentiert und hat es wahrscheinlich ironisch gemeint.

Glaube ich nicht, beziehungweise ist das gar nicht das, was mich an der Sache hauptsächlich interessiert, für mich ist das Dokumentieren  in erster Linie wichtig, um meine Gefühle und Gedanken zusammenzufassen und das ist wahrscheinlich in Zeiten, wie diesen etwas was jeden betrifft und da rät die Psychologin, darüber reden, darüber schreiben, malen, singen etcetera.

In Italien hat man, glaube ich, angefangen sich am Abend auf den Balkon zu stellen und “Bella Ciau” zu singen.

Man könnte sicher auch die “Internationale” dafür nehmen oder die Bundeshymne, je nach Geschmack, aber die bitte in gegenderter Form, füge ich hinzu, denn es gehen jetzt ja wohl auch die Töchter auf den Balkonen und singen oder gehen für die kranke Nachbarin einkaufen, stehen im Spital, machen Tests, etcetera und das Erste was mir schon vor zwei Wochen eingefallen ist, als da die Leipziger Buchmesse abgesagt wurde, war lesen, lesen gegen die Angst, gegen das Aufschaukeln in die Hysterie, etcetera, die Alternative.

Dafür habe ich auch meine Frühjahrslesestapel im Badezimmer und da habe ich sicher keinen Notstand, die Bücher gehen so schnell nicht aus und kommen auch nach, wie ich merken kann, obwohl die Buchhandlungen bei uns ja ab heute geschloßen sind und das Literaturcafe hat auch schon eine Zusammenstellung gegeben, welche Bücher sich dafür am besten eignen.

Camus “Pest” könnte, sollte man da vielleicht nochmals oder erstmals lesen. “S. Fischer” hat für die sich in Quarantäne befindenden Personen und wahrscheinlich auch für die anderen, eine Leseliste mit vierzehn Büchern für die vierzehn Tage zusammengestellt.

Die meisten, ich eingeschloßen, werden das wahrscheinlich in dieser Zeit gar nicht schaffen und länger dafür brauchen, aber man braucht wahrscheinlich mehr, um seine Angst zu bewältigen und da eignet sich, wenn man jetzt seine Sozialkontakte einstellen soll, auch bevorzugt, das Schreiben.

Da hätte ich wahrscheinlich noch vor einem Monat die Antwort bekommen “Dafür habe ich keine Zeit!”

Das gilt Erstens wahrscheinlich jetzt gar nicht mehr, denn Zeit in Hülle und in Fülle und was bitte fängt man damit an, wenn man gar nicht damit geechnet hat?

Also eignet sich das Schreiben besonders dafür, aber für die Zeit braucht man auch ein Management und für das Schreiben einen Plan und für all das hat ja Jurenka Jurk ihre Roman-Schreibschule und die bietet sie schon seit längeren Online an und da hat sie auch immer ihre berühmten Zeitmangagementseminare und Zufall oder nicht, gab es in der letzten Woche wieder zwei Gratiswebinare und ich glaube auch einen Kurs zu “Zeit fürs Schreiben”, der nächste Woche beginnt.

Für Jurenka Jurk ist es da in Zeiten, wie diesen warhscheinlich auch besonders wichtig, daß sich Leute dafür melden, andere zögern vielleicht und denken, daß sie, wenn sie nicht wissen, wie es in der nächsten Zeit weitergeht, vielleicht vorsichtig sein sollen und noch andere, wie beispielsweise Ronny Rinderer, den ich durch eine von Jurenka Jurks Onlinemessen kennengelernt habe, hat und der in der Buchhandlung auf der Meidlinger Haupstraße ein monatliches Schreibcafe hat, das jetzt natürlich nicht mehr stattfindet, hat noch eine andere Idee, hat er doch den “QuarantiMo” ausgerufen.

“QuarantiMo” was ist das bitte?”, werden jetzt vielleicht meine Leser fragen. Wir kennen den “Nanowrimo”, den “National Writing Month”, ein Schreibprojekt aus Amerika, der jeden November stattfindet, aber ein QuarantiMo?

Also da hat Ronny Rindler wahrscheinlich auch die Idee gehabt, daß es gut sein kann, seine Ängste schreibend auszudrücken und sich in der Zeit, wo man zu Hause ist, schreibend zu beschäftigen. Anstecken kann man sich  dabei auch nicht, wenn er jeden Samstag ein Video auf seinen Kanal mit einer Schreibaufgabe stellt und das, solange die Krise anhält und man nicht ins Schreibcafe gehen kann, anhält.

Die erste Aufgabe gibt es schon, da rät er jeden Tag drei Morgen- oder was auch immer Seiten mit seinen Ängsten, Befürchtigungen etcetera zu schreiben und mir, die ich ja schon seit einigen Wochen über die aktuelle Krise literarisch oder glossenhaft schreibe, ist auch schon die Idee gekommen, bei meinem nächsten Projekt, das ich angehen werde, wenn ich mit dem “Fräulein No”, an dem ich derzeit aktuell korrigiere, fertig bin, die Krise einzubeziehen.

Da war ja die Idee im Sinne der “Heldenreise” einen Plot auszuprobieren beziehungsweise zu planen, wo eine Frau, die ihren kranken Mann betreut sich in einen Jüngeren verliebt, das könnte ich in Carona-Zeiten vorverlegen und dafür sammle ich aktuell schon Ideen.

Zum Schreiben selber ist es dazu wahrscheinlich noch zu früh, weil sich die Ereignisse ja derzeit überschlagen, aber schreiben und lesen ist sicher eine gute möglichkeiten in Zeiten, wie diesen Ruhe und Sicherheit wiederzugewinnen, denke ich und freue mich auf das nächste Video am Samstag, die ich zum reinen Morgenseiten schreiben wahrscheinlich zu ungeduldig bin, selber schon, wie, ich glaube, ein ganz gutes Zeitmanagement habe, Zeit zum Schreiben wahrscheinlich auch und Zeit zum Lesen natürlich, die ganz besonders und ein Notizbuch habe ich auch auf meinen Schreibtisch liegen, in das ich alles eintragen kann.

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