Das Leben des Vernon Subutex III

Jetzt kommt Band drei der SubutexReihe, des “Gesellschaftsromans unserer Zeit”, wie Volker Weidermann im “Literarischen Quartett”, sagte und auch auf den Buchrücken schreiben ließ und es stimmt, es ist ein gewaltiges Gesellschaftsbild, das die 1996 in Nancy geborene französische Autorin Virginie Despentes, da in drei Bänden aufzeichnet, die eigentlich ganz harmlos im ersten Teil mit dem Gang in die Obdachlosigkeit des ehemaligen Plattenhändlers beginnt.

“Aha!”, habe ich damals gedacht, als ich von St. Pölten nach Wien fahrend im Auto die “Ex Lbris-Rezension” hörte, ein Thema das mich interessiert und an das ich mich auch schon literarisch gemacht habe.

Dann habe ich um Weihnachten den ersten Teil gelesen, war etwas verwirrt, ob der Vielfalt der Personen, die da auftauchten und auch über den rauhen Ton, wie die Autorin die französische Gesellschaft schildert. In Band zwei gibt es dann ein Personenverzeichnis und die Obdachlosigkeit ist verschwunden, beziehungsweise wird Vernon von seinen Freunden aufgefunden und sie ziehen  alle aufs Land hinaus, um dort “Convergences” zu veranstalten, denn Vernon ist ein begnadeter Plattenaufleger und in Band drei, das konnte man schon überall lesen geht es um das Jahr 2015 in dem die Anschläge auf Charly Hebdo passierten und Michelle Houllebeque seinen berühmten Roman geschrieben hat.

Ich habe warhscheinlich wieder “Aha!”, gedacht und “Das interessiert mich!” und wieder gingen die Ansprüche weit über die Erwartungen hinaus und während mir Band zwei eigentlich recht klar erschien, war es hier wieder sehr verwirrend und ich würde sagen, der strikte Handlungsfaden fehlte, aber das war höchstwahrscheinlich gar nicht der Anspruch der Autorin.

Denn es beginnt mit einem Zahnarztbesuch Vernons, der deshalb wieder nach Paris zurückfährt, dort sucht er den alten Charles auf, der ihm  am Beginn von Band zwei aus der Obdachlosigkeit half.

Der hat einen großen Llottogewinn gemacht, ihn aber vor seiner Llebensgehhrtin geheimgehalten. Jetzt ist er gestorben und die Lebensgefährtin muß Vernon mitteilen, daß Charles den “Subutexen” die Hälfte des Vermögens vermacht hat.

Das löst natürlich einiges aus und dann geht es auch, um den Anschlag auf den Produzenten Laurent Dopolent weiter, der ja von der jungen Muslima Aicha und Celeste zwangstätowiert wurde. Das ließ er entfernen, will sich aber an den zwei Frauen, die von der Hyäne versteckt wurden, rächen. Die hat sie ins Ausland gebracht, Aicha nach Berlin oder Frankfurt, das kommt nicht so ganz klar heraus oder doch Aicha, die bei einer muslimischen Familie Kindermädchen ist, geht am Main spazieren, wird dort vom Hausherrn, den sie ja  nicht ansehen darf, angemacht und geschwängert, während Celeste in Spanien entführt und gefangengehalten wird.

Es kommt dann der November 2015 und das Leben verändert sich. Es kommt auch zu einem großen Anschlag während der “Convergences”, wo alle außer Subutex umkommen. Der verbringt dann den Rest seines Lebens bei Aicha und ihren Nachkommen, stribt mit zweiundsiebzig Jahren, wird vorher noch eine berühmte Mangafigur und die “Convergencens” werden wohl auch wegen der weiteren gesellschaftlichen Entwicklung verboten, bestehen aber im Untergrund weiter und im Jahre 2286  wird von einem Nachkommen  Aichas,  “die offizielle Anerkennung des “Subutext-Kults” bei der Weltregieung beantragt.

Die Anerkennung wurde abgelehnt. Angesichts des großen Interesses für die von den ersten Anhängern geöffenten Tore wurden jedoch die Gesetze, die seine Befolgung befahlen, außer Kraft gesetzt. Gegen jede Erwartung wird also weitergetanzt, im Dunklen und zu einer primitiven Musik, deren Kult auch am Ende des dritten Jahrtausends nicht aussterb en wird.”

So endet die Trilogie und wir haben wirklich eine gigantische Gesellschaftbeschreibung gelesen, die mich zwar nicht, wie Antje Deistler, vom “Deutschlandfunk”, am Buchrücken schrieb,  süchtig machte, ich habe mir mit Teil eins und drei sogar eher schwer getan, aber doch angesichts der momentanen Gesellschaftszustände und Umstrukturierungsversuche nachdenkelich macht und auf jedenfall sehr sehr eindrucksvoll ist.

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