Frauen schreiben Krieg

Bin ich vorigen Dienstag zu spät in eine Veranstaltung zu “Hundert Jahren Frauenwahlrecht” ins Literaturhaus gehuscht, bin ich das heute zu den “Wiener Vorlesungen zur Literatur”, in die “Alte Schmiede”, eine Veranstaltungsreihe, die es dort regelmäßig gibt und die wahrscheinlich einmal von Kurt Neumann, der die Essays über die weibliche Sichtweise des Krieges von der “Wildgans-Preisträgerin Sabine Scholl moderierte, obwohl er, glaube ich, sich schon in Pension befindet, ins Leben gerufen wurde.

Eine Veranstaltungsreihe, die ich manchmal, nicht regelmäßig besuche, bin ich ja keine Theoretikerin, sondern eher eine der Praxis, eine schreibede Frau, wie ich immer schreibe, wenn mich meine Kritikerinnen beschimpfen “Was Sie nennen sich Dichterin und haben so viele Fehler?”

Nein, nenne ich mich nicht, aber ich bin wahrscheinlich eine gründliche Lerserin und die Vorlesungen oder Essays, wie es die 1958 in OÖ Geborene nannte, waren auch wahrscheinlich eher praktisch, als theoretisch.

Zwei Vorlesungen mit einer viertel Stunde Pause dazwischen, die ich zum Lesen von Dietmar Füssels “Deppenstories” nützte, die die weibliche Sichtweise des Krieges von 1914 bis 1945 unter dem Titel “Körper Kleider Blut” und dannn bis in die Gegenwart “Knochen Ruinen Kameras” beleuchtete und die erste weibliche Berichterstatterin ist wohl unzweifelhaft die Alice Schalek, die der Karl Kraus so verhunzt hat, wie Kurt Neumann später sagte, habe ich versäumt, weil ich  irrümlich am Karlsplatz zur U 2 statt zur U1 hetzte und dabei wohl einen Zug ausließ, aber da war ich ja einmal bei einer Lesung im Literaturhaus und habe die Cartoons, nicht das Original zur den “Letzten Tagen” gelesen und mir würde wohl auch noch Adrienne Thomas “Kathrin wird Soldat” einfallen, aber Sabine Scholl war schon bei Punkt zwei und bei den weiblichen Berichterstatterinnen, die in den World war two geschickt wurden, als ich den Schmiedesaal erreichte und das waren vorwiegend drei Damen namens Margaret Bourke-White, Martha Gellhorn, eine der Frauen von Ernest Hemingway und Lee Miller, die sich mit Uniformen, Puder und Lippenstift an die Front versetzen ließen, in der “Vogue” berichteten, sich in Hitlers Badewanne fotografieren ließen, etcetera.

Die Bücher und Bildbände der drei Damen lagen am Büchertisch auf. Sabine Scholl ist dann zu Irene Nemirovsky eine in Frankreich lebende rrussisch-polnische Jüdin übergegangen, die den Krieg in Romanen beschireb, die aber erst von ihrer Tochter veröffentlicht werden konnten, weil sie in Auschwitz ums Leben kam und dann zur Svetlana Alexjewitsch, der Nobelpreisjträgerin, die russische Frauen, die im World war II mitgewirkt hatten, nach ihren Erfahrungen fragten.

Vor der Pause kam dann noch Dascha Drindic an die Reihe mit ihrem Projekt “Sonnenschein”, die auch schon in der “AS” gelesen hat, die im Juli in Riejka gestorben ist und nach der Pause ging es von World War II über den Jugoslawienkrieg in die Gegenwart und da hat die Kroatin Slavenka Draculic auch eine wichtige Arbeit geleistet, als sie die Den Haager Prozesse beobachtet hat und darüber in “Keiner war dabei” einen Bericht über den Balkankrieg geschrieben hat.

Sie hat dann noch ein Buch über die Vergewaltigungsopfer geschrieben und dabei die Fiction mit der Wirklichkeit verbunden und die Protagonistin in “Als gäbe es mich nicht” ihr Kind dann noch behalten ließ, was nicht nur von Sabine Scholl kritisiert wurde.

Junge kroatische serbische bosnische Frauen etcerta gibt es auch, die ihre Kriegserlebnisse aufzeichneten, mir fiele dabei nur Marica Bodrozic ein. Sabine Scholl hat aber die mir unbekannten Ivan Salko und Sara Novic erwähnt und natürlich noch Sasa Stanicic und Tiljan Sila aber es ging hier, um die weibliche Sichtweise und Anna Kim, die österreichische Autorin mit südkoreanischen Wurzeln hat  in der “Gefrorenen Zeit” von außen über den Jugoslawienkrieg berichtet, in dem sie einen, der seine Frau verloren hat, auf Spurensuche gehen ließ.

Von Jugoslawien geht es dann, was die Kriege betrifft nach Tschetschenien und in die Ukraine und beim letzteren hat Sabine Scholl Oksana Sabuschko und Tanja Majlartaschuk erwähnt und die Bachmannpreisträgerin von heuer hat mir ein bißchen als Namensgeberin gedient, als ich mich sowohl im “Schutzengelchen” als auch in der “Sommergeschichte” mit der Ukraine beschftigt habe, was ich natürlich auch von außen getan habe und in den “Sommererlebnissen”, die die Ereginisse von 2015  schildern, geht es natürlich auch um Syrien und das war der nächste Andockungspunkt von Sabine Scholl.

Hier hat sie ein Internetprojekt von Annika Reich und Linda Muzur erwähnt, die sich im “Weiterschreiben” mit “Literarischen Begegnungen mit Autorinnen und Autoren aus Kriegsgebiegten” beschäftigte, das heißt Sabine Scholl hat sich nur mit den weiblichen Namen beschftigt, die auch im Programmfolder abgedruckt sind, aber mir ist gleich das bei “Ullstein” erschienene Buch eingefallen, das seit einigen Wochen in meinem Badezimmer liegt und da sind auch Autoren wie Sasa Stanisic, Maritn Kordic, etcetera, enthalten, aber auch die Autorinnen, die Sabine Scholl erwähnte, das ich wahrscheinlich nach Weihnachten lesen will.

Am Schluß gab es eine Diskussion und Kurt Neumanns Frage, wie Sabine Scholl auf die Idee, sich mit dem Thema zu beschäftigen, gekommen ist. Das heißt, das hat sie, glaube ich, schon vorher selber beantwortet, daß die weibliche Sichtweise auf das Kriegsgeschehen anders und  besonder wichtig ist und daher erforscht werden sollte.

Sabine Scholl schreibt jetzt auch, wie sie verriet an einem Roman über Frauen im Krieg, weil sie, wie sie weiter sagte, die männliche Berichterstattung, die ja wahrscheinlich viel stärker ist, nie so interessierte. Aber ich denke “Wie der Soldat das Grammofon reparierte” oder im “Westen nichts Neues” ist schon sehr interessant, finde das Thema und die Beschftigung mit den weiblichen Stimmen aber auch sehr wichtig, habe viel gelernt,  auch schon viel darüber gelesen und werde das auch weiter tun.

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