Die Gewitterschwimmerin

Buch sechs der LL des dBps handelt sowohl vom dritten Reich als vom DDR, etwas, das die Blogger ja nicht so lieben und erzählt wiederum sehr genau und von hinten nach vorn sowie umgekehrt, eine Familiengeschichte.

Die Geschichte der Tamara Hirsch und ihrer Eltern, sowie Großeltern. Die mir bis jetzt völlig unbekannte 1965 in Pakow geborene Franziska Hauser, die mit ihrem Debut schon auf der “Aspekte-Liste” stand, hat ihn geschrieben und auf dem ersten Blick hat mir das Buch sehr gut gefallen, liebe ich ja sowohl Holocaust- als auch DDR-Geschichten, auf dem zweiten könnte man sich wieder fragen, was das Neue an dieser Jahrhundertsaga ist, in der wieder alles hineingepackt ist,  sexuelle Mißbrauch, Selbstmord und Psychose,  Widerstandskampf, das Anpassen an die DDR und und und es tauchen sogar Sophie Freud und Margot Honecker darin auf, denn die Hirschs sind eine sehr bekannte Familie.

In zwei Strängen wird das erzählt, die 1951 geborene Tamara erzählt in der Ich Perspektive von 2011 bis zu ihrer Geburt zurück, während die übrige Familiengeschichte 1889 beginnt, das macht das Lesen und das Verstehen wie bei “Arichpel”, wo Inger Maria Mahlke etwas Ähnliches versuchte, etwas schwierig, weil man das, was man das liest oft erst viel später verstehen und einordnen kann.

Friedrich Hirsch, der 1893 geborene Großvater war jedenfalls Mathematiker und ein guter Lehrer, mußte in der NS-Zeit nach England fliehen, war verheiratet mit Ilse und der Sohn Alfred, Tamaras Vater, ist eigentlich wie Tamara selbst eine eher unsympathische Person, rennt er doch nicht nur allen Frauen nach, er mißbraucht auch seine Töchter und trennt sich nach dem Krieg von Esther, weil er von seinen diesbezüglichen Erfahrungen nichts mehr wissen will, heiratet Adele, eine ehemalige Krankenschwester und heimliche immer noch Katholikin, während Alfred der Schriftsteller, ein glühender Kommunist geworden ist.

1951 und 1954 werden seine Töchter Tamara und Dascha geboren und weil die Eltern viel verreisen, weil sie ja dem kapitalistischen Ausland, den Kommunismus beibringen müßen, werden die Mädchen von der Haushälterin Irmgard aufgezogen.

Tamara ist die wilde aufmüpfige, Dascha entwickelt bald eine Psychose, wird öfter schwanger und zur Abtreibung gezwuingen. Die brutalen DDR- Medizinmethoden werden recht eindringlich geschildert, wie es, und das ist jetzt wahrscheinlich wieder ein Spoiler für mich auch sehr beeindruckend war, wie die Nazi- und Pfarrertochter Adele nach der Geburt Tamaras ihren Vater bestellt und dann den Taufschein vor Alfred versteckt. Bei Daschas Geburt ist der Pfarrer dann nicht mehr da und Alfred schreibt Theaterstücker von schönen Traktoristinnen,  in denen sich die Arbeiter dann nicht erkennen, es ist also auch sehr viel Systemkritik in dem sicher sehr gut recherchierten Buch.

Tamara wird Puppenspielerin, bekommt zwei Töchter Henriette und Maja, die keine russischen Namen, wie sie und ihre Schwester bekommen sollen und durchläuft ihr Leben und ihre Männer, erlebt ihre Depressionen und besiegt die Schwieirigkeiten, denn sie ist eine starke wilde Frau, die gerne, wie schon der Buchtitel verrät, durch die Gewitter schwimmt.

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