Vom Doml in die Schreibgruppe

Stephan Teichgräber hat dieser Tage wohl sehr viel zu tun, beginnt doch morgen das “Literarischer Lenz in Centrope XI-Festival” im Theaterbrettt in der Münzwardeingasse und so hat der heutige zwei Personen- Workshop schon um halb fünf geendet, da er etwas mit dem Techniker zu besprechen hatte und dorthin mußte.

Seit drei oder vier Wochen bin ich mit ihm ja allein und da geht das Erarbeiten des Skriptums auch besonders langsam vor sich, weil wir immer wieder literarische Gespräche einschalten, denn ich mag es ja zwischen meinen inzwischen recht dichten Stunden einmal in der Woche zwei Stunden Quatschen über Literatur einzuschalten, weil ich ja der Meinung bin, daß ich sehr viel davon verstehe, obwohl mir das nicht alle Leute glauben.

Am Sonntag bei der KritLit sehr wohl, da habe ich, glaube ich, einen Vortragenden sehr damit beeindruckt, als ich ihm erzählte, daß Johannes Urzidil sehr darunter gelitten hat, immer mit dem gleichnamigen sehr bekannten Fußballstar verwechselt zu werden und, daß Josef Hader Stefan Zweig in dem Film “Vor der Morgenröte” spielte und, daß die vorgetragene Textpassage aus der “Welt von Gestern” stammt.

Nun ja, wenn man sich über fünfundvierzig Jahre sehr intensiv mit Literatur beschäftigt, hat das seine Spuren und wenn das niemand merkt, ist das nicht so leicht zu verkraften, deshalb also seit einem Jahr das Mittwöchige Literaturworkshop das zu zweit oder zu dritt stattfindet.

Weil wir immer soviel  literarisch abschweifen geht es mit den zu analysierenden Texten auch nicht so schnell weiter. So sind wir immer noch bei den ersten Seiten von George Orwells “1984”, dem utopischen Klassiker, den ich einmal, lange lang ists her, wahrscheinlich in den Siebzigerjahren in der Wattgasse gefunden habe. Wahrscheinlich war das Buch im Besitz meiner Schwester, vielleicht auch in dem meines Vaters.Gekauft habe ich es mi,r glaube ich, nicht und ich habe es wahrscheinlich auch nicht geschenkt bekommen.

Ich habe es damals als literaturbegeisterte Psychologiestudentin wohl ziemlich unbedarft gelesen und keine Ahnung, daß es wahrscheinlich Orwells Verarbeitung des zweitens Weltkriegs war. Es hat mich aber tief beeindruckt und manche Sätze oder Phrasen daraus gelten inzwischen höchstwahrscheinlich als der Inbegriff der utopischen Literatur, das “Big brother is watching you” beispielsweise oder Sätze wie “KRIEG BEDEUTET FRIEDEN- REIHEIT IST SKLAVEREI – UNWISSENHEIT IST STÄRKE” – Verballhornungen, die man heute überall finden kann, wenn man sich über ein diktatorisches Vorgehen lustig machen will.

Ganz besonders interessant ist dabei wahrscheinlich, daß Stephan Teichgräber, die Metaphern und poetische Vergleichseinteilung aus dem englischen Original übernimmt. Wenn ich dazu aber die deutschen Sätze, die Übersetzung von Kurt Wagenseil nehme, stimmt vieles nicht mehr, sondern wurde literarisch ageschwächt.

Dann mußte ich in meine Praxis und danach sollte wieder einmal unsere Schreibgruppe sein, die ja auf Peter Czaks Wunsch vom Dienstag auf den Mittwoch verschoben wurde.

Das letzte Mal ist nur die Ruth gekommen und wir haben nichts geschrieben. Diesmal war Doris Kloimstein die einzige Gästin, obwohl der Robert und auch Peter Czak zugesagt haben.

Wir haben auf Alfreds Wunsch einen Text über das Alter geschrieben, der vielleicht in meinem nächsten Work on progress Einklang finden wird und werde auf Doris Kloimstein Wunsch noch einmal versuchen einen Termin am sechsten Juni zu fixieren, dann gebe ich es auf.

Denn ich kann ja schreiben und werde es höchstwahrscheinlich noch mit einem weiteren Werk versuchen, beziehungsweise im Juni, wenn der Alfred in Amerika ist, meine “Unsichtbare Frau” fertig  korrigieren.

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