Feministische oder auch unfeministische Schreibgespräche

Wieder einmal “Reden vom Schreiben” im Literaturmuseum. Das ist die Veranstaltungsreihe, die die GAV bekommen hat, damit sie dem Literaturmuseum wohl gesinnt ist, als es vor der Gründung Proteste dagegen gegeben hat, könnte man flapsig  meinen und  ein paar Mal im Jahr ein schon ältereres mit einem jüngeren Mitglied interviewt und vorgestellt wird.

Die jüngeren sind dann die aufstrebenden Stars, die älteren sind das schon länger und Leute wie ich bleiben über, unke oder jammere ich weiter und ich war auch ein paarmal bei den Gesprächen.

Bei der Ersten mit Robert Schindel und Anna Weidenholzer auf jedenfall, da hat auch Renata Schmidtkunz interviewt und weshalb sich ein Herr im Publkum beschwerte, keine Fragen zugelassen.

Bei der zweiten, wo Marie Therese Kerschbaumer dran war, war ich mit dem Alfred in Deutschland und als ich zurückkam, hatte ich eine Suchanfrage auf meinen Blog, die sich nach der Veranstaltung erkundigte.

Heute waren Gertraud Klemm und Margit Schreiner dran und ich bin seit langem wieder einmal ins Literaturmuseum gekommen und auch noch ziemlich spät, denn wieder, was ich jetzt öfter habe, eine sechs Uhr Stunde.

Dafür einen Platz in der ersten Reihe und diesmal hat nicht Bernhard Fetz, der gar nicht da war, sondern eine junge Dame vorgestellt und ich habe auch niemaneden von der GAV gesehen, am Anfang war, glaube ich, Petra Ganglbauer da und wurde begrüßt jetzt wurde nicht einmal erwähnt, daß es eine GAV-Veranstaltung war.

Renata Schmidtkunz stellte die Autorinnen vor und erwähnte vorher, daß sie einmal einen Preis bekommen hat, weil sie sich für die Bordelleklame am Flughafen beschwert hat.

Man sieht, es wird schon irgendwie feministisch oder frauenbewegt, was ja heute schon fast ein Schimpfwort sein könnte, Ronja von Rönne hat sich einmal dagegen empört und bei den Identitären  gibt es, glaube ich, auch schon Frauen mit antifeministischen Seiten, die sich Mann und viele Kinder wünschen.

Es waren aber, ob zufällig oder geplant, zwei sehr feministisch oder als feministisch geltende Autorinnen oder was vielleicht auch ein Zufall ist oder nicht, welche die autobiografisch oder  von Hausfrauen. und  Mütterthemen schreiben.

“Hausfrauensex” heißt, glaube ich, das Buch mit dem die 1953 in Linz geborene Margit Schreier berühmt geworden ist. Ein böser  Monolog eines Mannes, der von seiner Frau verlassen wurde.

Ihr letztes Buch heißt “Das menschliche Gleichgewicht”. Daraus hat sie eine Stelle gelesen und zwar eine, die eher essaystsch  anmutete, nämlich eine Beschwerde über die über Sechzigjähreigen, denen man nicht recht machen könnte.

“Ich bin über sechzig!”, sagte sie am Schluß und erzählte ein bißchen über den Schreibprozeß. Sie wollte über die Insel auf der sie öfter ist, schreiben und über eine Freundin die von ihrem Sohn ermordet worden ist.

Und die 1971 geborene Gertraud Klemm hat auch ein neues Buch.

“Erbsen zählen” heißt es und ich habe es an dem Tag an dem ich mit der Ruth wegen unseres Schreibprojektes bei Julia Danilcyck im Kuöturamt der Stadt Wien war, in ihrem Büro liegen gesehen und dann noch in der Auslage von Anna Jeller und es scheint wieder den typischen Klemmschen Sound zu haben, nämlich eine Frau, Annika 29, hat sie Gertraud Klemm vor ihrer Lesung vorgestellt, besucht eine Veranstaltung in einem Vereinshaus, wo offenbar eine Psychologin über das Glück oder über Gefühle doziert und beobachtet die Mittelschichtmütter, die im Publikum sitzen und lästert über sie, die ihr Leben ihren Kindern widmen, sie füttern, waschen und ihnen Allergien anzüchten und die Psychologin am Podium rührt eine Seelensuppe an, in die sie ein paar Tennisbälle mischt, wo einer dann in Annikas Schoß landet.

Alles sehr sehr flapsig erzäht und ein Sound, den ich vielleicht nicht so mag, weshalb ich auch mit Gertraud Klemm vielleicht Schwierigkeiten habe. So hat mir ihr “Aberland” mit dem sie ja beim “Bachmannpreis” Fuore machte und dann auch auf der dBp Longlist stand, nicht so gefallen, weil es mir zu larmojant war.

Interessant war aber, daß Gertraud Klemm im Gespräch erzählte, daß sie das Gefühl hatte, daß sie damit in Klagenfurt nicht so angekommen sei und die männlichen Juroren ihren Ton nicht ausgehalten hätten, weil ich das anders in Erinnerung habe.

Da dachte ich und habe mich darüber gewundert, jetzt ist der große Star geboren, erlebte aber bei der Preisverleihung, wie sie von einer Runde zu der anderen rückte, bis es dann endlich was beim Publikumspreis geworden ist.

Es gab sich dann ein Gespräch über Feminismus oder Nichtfeminismus. Hat Gertraud Klemm ein feministisches Buch geschrieben? Und sie sagte, man würde ihr Antifeminismus vorwerfen und die Männer würden das nicht so gerne lesen, während die Frauen wieder und da waren wir ja schon beim Thema, das mich in der letzten Zeit etwas beschäftigt hat. Und wieder interessant, Gertraud Klemm war auch in der Veranstaltung im Cafe Siebenstern und sie meinte, was ich eigentlich nicht so nachvollziehen kann, daß Frauen weniger  ehrlich schreiben sondern Schreibwerkstattprosa produzieren, was fast ein wenig verächtlich klang.

Renata Schmidtkunz fragte auch nach, was Schreibwerkstattprosa ist, zu glatt,zu einheitlich gebügelt, was wieder interssant ist, weil Gertrud Klemm selber von einer Schreibwerkstatt kommt und dort, glaube ich,  auch Pädagogin war und ich denke auch nicht, daß Frauen so uninteressant schreiben.

Ganz im Gegenteil habe ich mich jetzt ja beim dBp durch einige mir eher glattgebügelt erscheinende männliche MidlifekriseRomane gequält, während eine Frau eine Parodie darüber geschrieben hat, die dann aber leider nicht gewonnen hat und jetzt habe ich gerade Doris Knechts Geschichte über den sich durchvögelnden Viktor beendet, die mir glaube ich, genauso wenig gefällt, wie die, wo Frauen über die Kinder anderer Frauen schimpfen oder sich über die Mütter aufregen, die vielleicht welche wollen.

Es wurden dann noch die ersten feministischen Schreiberinnen der Siebzigerjahre Karin Struck und Brigitte Schweiger erwähnt, die sich nicht durchsetzen konnte und Margit Schreiner meinte, sie wären selber schuld gewesen, weil sie subjektiv gejammert hätten, als ihr Leid zu objektivieren.

Das mußt man wohl, wenn man autobiografisch schreibt, das ganze etwas literarisieren und ich habe auch interessant gefunden, daß das autobiografische Schreiben hier so positive gesehen wurden, meint man sonst ja öfter, daß man das nicht darf und nicht soll, weil das nicht wirklich literarisch ist. Aber das ist wohl auch das was Gertraud Klemm bedauerte, daß sie dadurch von den Männern in eine Schublade gesteckt werden würden und daß Männer keine Frauenliteratur lesen würden, die Frauen aber schon.

Margit Schreiner meinte noch, daß Thomas Bernhard, der ja auch  jammert oder eher schimpft, “weiblich” schreiben würde und ihr “Hausfrauensex” ist ja, glaube ich, in seinem Stil. Dann ging es ins Publkum das diesmal ein paar Fragen stellen durfte und sich dabei  auch mit dem Feminismus beschäftigte

Eine interessante Veranstaltung mit zwei wichtigen literarischen Stimmen, obwohl ich glaube, daß die österreichische und auch die andere Gegenwartsliteratur noch viele andere hat, was ich sehr gut finde und auch immer aufrufe über den Tellerrand zu schauen. Schreibschulen sind wichtig, das”Institut für Sprachkunst” auch.Das sozialkritische Schreiben ebenso, wie das experimentelle.

Derzeit  lese ich ja sehr viel, so daß ich fast mit dem eigenen Schreiben ein wenig stocke, das heißt damit  nicht wirklich weiter komme, auch glaube, daß die zehntausend Worte, die ich schon habe nicht gelungen sind. Aber es kommt ja bald der November und damit der “Nanowrimo” und diesmal der Schreibmarathon des Writersstudio,wo ich  mitmachen will.

2 thoughts on “Feministische oder auch unfeministische Schreibgespräche

  1. Liebe Eva Jancak, hier muss ich etwas klarstellen. Ich sprach NICHT von Schreibwerkstätten (in denen ich sehr viel gelernt habe, und die ich mit ihrem experimentierfreudigen Zugang, wie es zB. die Wiener Schreibpädagogik praktiziert, schon seit Jahren wärmstens empfehle), sondern von den Literaturinstituten und akademischen Schreibschulen. Bei denen finde ich vor allem die Vor-Selektion (Alter, Verkäuflichkeit, Talent) insofern bedenklich, dass sie einen konformistischen Output nach sich ziehen, was ja auch so sein muss, wenn ein Markt bedient werden soll. Literatur sollte aber, finde ich, nicht so viele Siebe passieren müssen, bevor sie als Solche eine Berechtigung hat. Denn: Wer beurteilt das Talent? Ab wann ist man zu alt? Was wird gefördert? Für die Entwicklung einer individuellen Sprache finde ich den individuellen Weg besser. Das ist meine Meinung. Die ist vielleicht nicht so deutlich rübergekommen. Aber: dass ich die Schreibwerkstätten so diffamiert hätte, kann ich einfach nicht auf mir sitzen lassen! Liebe Grüße!

  2. Hab ich ohnehin so gemeint, beziehungsweise nicht so genau zwischen Schreibschulen, wie beispielsweise den Schreiblehrgang und dem Literaturinstitut in Leipzig beispielsweise, differenziert.
    Ich, die ich diese Argumente ja kenne und auch oft genug höre, habe dazu eine eher differenziertere Meinung, beziehungsweise ist es wahrscheinlich halb so und so.
    Denn schreiben muß man natürlich lernen, man kann es selber im try and error System oder man besucht eine Schreibschule, einen Kurs oder ein Literaturinstitut, wenn man dort genommen wird und bekommt hier das entsprechende Feedback.
    Ob da wirklich alles so glatt gebügelt wird, bin ich mir nicht einmal so ganz sicher und der Vorteil von den Schreibinstituten, wie Leipzig ist wahrscheinlich der, daß man da automatisch nach Klagenfurt eingeladen wird und die Lehrer dort dann Gutachten an Verlage wie Suhrkamp oder Fischer schreiben, ebenfalls liebe Grüße!

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