Betreff: Einladung zu einer Kreuzfahrt

Auf unserem Wanderwochenende auf der Rax, habe ich mehr oder weniger passend, als Sommerbuch, das ich mir da ja, nicht so schwer, weil ich es im Rucksack tragen muß, Bodo Kirchhoffs neue Erzählung ausgesucht und das war ein Zufall, weil mir die Frankfurter Verlagsanstalt, bei der die Bücher des letzten Buchpreisträgers erscheinen, das Buch vor ein paar Tagen schickte.

Sonst hätte ich Barbara Frischmuths “Die Ferienfamilie” mitgenommen, das ist, glaube ich, ein noch leichteres Büchlein und auf die letzten Wanderwochenenden bin ich schon einmal mit Texten aus dem Salzkammergut beziehungsweise mit meinen ersten Buchpreisbüchern gegangen.

Und da bin ich schon wieder beim Ausgangspunkt.

Denn die, wie er behauptet, “Novelle” des 1948 in Frankfurt am Main geborenen Bodo Kirchhoff, von der ich behaupte, daß sie ein Roman ist, hat ja 2016 den dBp für den Roman, den besten, heißt es, glaube ich, nicht mehr, gewonnen, da habe ich angefragt.

Die Pressedame war sehr freundlich und hat mir dann auch gleich die Neuauflage seiner “Mexikanischen Novelle” geschickt,  sowie mir das neue Buch angeboten und weil ich ja sehr neugierig bin, habe ich nicht “Nein!”, gesagt, obwohl ich mit den zitierten Büchern ein wenig Schwierigkeiten hatte und ich mich schon fragte, ob ich immer das “Gejammere, der alten Männer um die Liebe” lesen will und dann noch die Rezensionsexemplare schlecht besprechte, weil zu maniriert, zu künstlich, etcetera…

Das ist mir zum Glück diesmal erspart geblieben, denn der Meister hat, will ich mal unken, damit einen anderen alten Meister übertroffen.

Denn der ging ja ins Kunsthistorische Museum und sinnierte dort dreihundert Seiten lang, ob er am Abend ins Burgtheater gehen solle. Dann ging er hin und die Vorstellung “war eine fürchterliche!”

Selten so sehr gelacht, das habe ich schon öfter geschrieben und dieser Meister bekommt von einer Frau Faber- Eschenbach eine Einladung auf einer Kreuzfahrt von Havanna durch dieKaribik zwei Wochen mitzufahren. Ales gratis, auch für die Begleitperson, nur ein paar Lesungen muß er dafür halten.

Das gibt es, glaube ich, tatsächlich. Zumindest erzählt Ingrid Noll manchmal auf ihren Lesungen, daß sie eine solche Kreuzfahrt gemacht und wohl auch darüber geschrieben hat und so hat auch Bodo Kirchhoff, der hintergründige, höchstwahrschlich eine solche bekommen und schreibt jetzt darüber auf hundertsechsundzwanzig Seiten, der einladenden Dame und kommt dabei von Hundersten ins Tausendste.

Fragt nach, ob die Agentin vielleicht mit der Marie von Ebner-Eschenbach verwandt ist, kommt dann darauf zu sprechen, daß wenn auf See jemand verschwindet, es kein Nachforschungsrecht  gibt und auch die Behörden in Havanna sich kaum darum kümmern werden, wenn er oder jemand anderer, dann nicht mehr von Bord geht.

Es gibt zu der scheinbar sehr freundlichen Einladung offenbar einen Anhang mit Regeln, wie sich der, der sie annimmt, dann zu verhalten hat. Der eingeladene Künstler heißt dann in den Veträgen “Edutainer” oder “Sprachliferant” und es ist auch genau geregelt, wieviel Kontakt ein solcher zu den zahlenden Gästen haben oder nicht haben darf.

Er darf sich jedenfalls, meint der Schreiber weder “moralisch oder unmoralisch” äußern und sieht da schon ein Problem, ist er doch erfolgsgewohnt und vor allen, die Damen rennen ihm gern nach oder liegen ihn zu Füßen und darf er sich dann während der zwei Wochen auf dem Schiff frei bewegen oder mußer in seiner Kabine bleiben und das Geschehen vom Balkon aus beobachten und dann kommen auch noch die Fragen des Publikums, die ja bewantwortet werden sollen und die sind meistens “Warum schreiben Sie?, Werden Sie auch über diese Kreuzfahrt schreiben und werden Sie mich oder meine Frau in ihr nächstes Werk einbeziehen” und “Kann ich Sie dann klagen?”, füge ich hinzu?

Dann bezweifelt er auch den literarischen Geschmack des zahlenden Publikums und meint, daß das lieber, die Sonnenuntergänge beobachten, als in einem Buch lesen würde.

Irrtum, Herr Kirchhoff, da kann ich Sie beruhigen, ich bin zwar kein zahlender Gast einer Karibik-Kreuzfahrt und würde auch meinen, daß man dort lieber den neuesten Krimi der Frau Noll, als den neuesten Kirchhoff mitnimmt, habe aber auf der Rax im Habsburghaus, als alle beim Fenster saßen, um den Sonnenuntergang zu sehen, in dem Buch, gerade diese Stelle gelesen. Dnn bin ich hinausgegangen, habe mich auf eine Bank vors Haus gesetzt und beides abwechselnd getan.

Bodo Kirchhoff oder sein Erzähler geht aber noch weiter. Zitiert Kafka und den “Hungerkünstler”, fragt sich,  ob der eine solche Einladung angenommen hätte und ich frage mich, wie es Meister Bernhard damit gehalten hatt und nattürlich auch, ob Meister Kirchhof auf einer oder mehreren solcher Kreuzfahrten war und das Ergebnis diese leichte lockere und doch auch verteufelt hintergründige Erzähhlung ist und setze gleich hinzu, daß ich gerne auf eine solche Kreuzfahrt ginge und dort beispielsweise aus meinen “Sommerelebnissen” oder auf einer auf der Adria aus “Claire-Klara-Clarisse” lesen würde.

Aber mich, weil ich ja nur als eine Selfpublisherin oder Hobbyautorin gelte und dem zahlenden Publkium kein Begriff bin, lädt wahrscheinlich keiner ein, finde die “Einladung zu einer Kreuzfahrt” sehr interessant und vielleicht ist Bodo Kirchhoff mit seinem neuen Buch auf einer  Kreuzfahrt gerade unterwegs und wird dann sicher nicht vom Bord geschmissen, sondern die anwesenden Damen und auch die Herren Studienräte oder, wer sonst auf Kreuzfahrten und auf die dort angebotenen Lesungen geht, werden sicher sehr erfreut sein.

Aber vielleicht wollen, die auch wirklich lieber Ingrid Noll und ihren neuesten Krimi hören und der hintergründige Meister und Buchpreisträger hat sich das alles nur ausgedacht.

Das Cover des Buches ziert jedenfalls ein schönes Schiff und ich füge hinzu, man kann es auch herrlich auf einer Wiese auf der Raxalm, also von der Karibik sehr weit entfernt lesen.

Aber bei der beschriebenen Kreuzfahrt ist es, glaube ich, auch, um eine Reise zwischen Weihnachten und Sylvester gegangen.

Also doch kein Sommerbuch, auch wenn es am vierten Juli erschienen ist und im Buch sind auch sämtliche andere bei FVA erschienene Werke des Meisters aufgelistet und da habe ich ja noch den “Schundroman” gelesen und “Infanta”, glaube ich, einmal im Bücherschrank gefunden.

Also ein meisterhaft hinterfotziges Buch und ideal wahrscheinlich für den oder die die wissen wollen, was man alles auf hundertsechsundzwanzig Seiten “Betreff: Einer Einladung zu einer Kreuzfahrt” schreiben kann.

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