Zur Bundespräsidentenwahl

Warum ich nichts zur Bundespräsidentenwahl schreibe, hat mich Judith Gruber-Rizy nach dem ersten Durchgang gefragt, wo ich meinen damaligen Eintrag mit den Worten beendete, daß ich jetzt das Radio aufdrehe und vielleicht auch noch bedauerte, daß ich El Awadalla nicht mehr wählen konnte.

Nun das “Literaturgeflüster” ist ein literarischer Blog oder mein höchstpersönliches Schreiben über das Lesen, das Schreiben und die literarischen Veranstaltungen, die ich besuche und auch ein bißchen über den Literaturbetrieb.

Ich bin aber auch ein politischer Mensch oder natürlich eine solche Frau, in einem sozialistschen Gemeindebau aufgewachsen, wo jedes Monat die Frau Schauffler, glaube ich, hat sie geheißen kam, um den Mitgliedsbeitrag zu kassieren, dann war ich bei den “Kinderfreunden” in einer Tanzgruppe und im Sommer in Ferienlagern, wo ich einmal in St. Veit an der Glan fast ertrunken wäre.

Meine erste Tat aus Prostest gegen meinen Vater, war, daß ich die ÖVP wählte, die Presse habe ich mir damals, das war knapp nach meiner Matura, wo ich  im November so zwischen neunzehn und einundzwanzig volljährig wurde,auch gekauft.

Dann kam ich aber bald in den “Arbeitskreis schreibender Frauen”, ging zu Veranstaltung des “Bundes demokratischer Frauen”, fing irgendwann auch beim “Volksstimmefest” zu leen an und richtig, die “Grünen” habe ich zwischendurch auch einmal gewählt, aber eher nur kurz und was die Bundespräsidentenwahl betrifft war das ja, so weit ich es erlebte, immer eine Wahl zwischen rot und schwarz und ein Matsch wer da der Stärkere ist.

In den Siebzigerjahren war das eindeutig die SPÖ unter Kreisky und das würde ich auch, die Zeit in der ich studierte und glaubte, daß mir die Welt und der Literaturbetrieb offenstehen würden, als sehr starke Jahre betrachten.

Dann es aber auch die “Waldheim-Krise”, in dieser Zeit wurde ich in die GAV aufgenommen und da hatten wir einen Präsidenten, den vielen nicht wollten,  mit starken Prostest begegneten und beispielsweise dagegen anschrieben.

Ich auch, “Zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt” wäre so eine Erzählung, die sich damit beschäftigt, damals habe ich an einer sehr starken Protestveranstaltung, im NIG,im Hörsaal 1, wo auch Julian oder vielleicht auch nocn Jutta Schutting, Hans Weigel am Arm hereinführte, teilgenommen und ein Stück daraus, das “Nur seine Pflicht getan”, im Titel oder im Text hatte, gelesen, das dann auch in einer von Milo Dor herausgegebenen Anthologie veröffentlicht worden ist.

Heute glaube ich, daß er wirklich nicht verstanden hat, was man ihm da vorwirft. Er hat aber nicht mehr kanditiert und Thomas Klestil, auch ein ÖVP-Kanditat mußte dann die schwarz blaue Regierung mit sauren Gesicht angeloben und Benita Ferrero-Waldner war einige Jahre später sehr verärgert, daß die “linken Feministinnen”, lieber Heinz Fischer zum Präsidenten wollten.

So weit, so what und diesmal war alles anders, denn im Dezember erklärte plötzlich Irmgard Griss, eine Frau und ein Namen, den ich damals nicht kannte, daß sie zur Wahl antreten würde. Dann hörte man Erwin Pröll will nicht, stattdessen kanditiert Andreas Khol, der ja bei schwarz blau sehr aktiv tätig war, der Name van der Bellen, der langjährige “Grünen-Sprecher” tauchte auf, für die Sozialisten der Sozialminister und ehemalige ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer und die FPÖ nominierte statt der ehemaligen ÖVP-Bezirksvosteherin Ursula Stenzel, doch Norbert Hofer, den jüngsten der Kanditaten, der zuerst wegen seiner Jugend gar nicht wollte und den ich auch nicht sehr kannte.

Richard Lugner, der Baumeister und Society-Löwe kanditierte zum zweiten Mal und während ich dann meine Rangreihe machte, Alexander van der Bellen mit etwas Bauchweh, denn ich glaube auch, daß Wirtschaftsflüchtlinge oft einen guten Grund haben ihre Heimat zu verlassen und daß man sie gar nicht so scharf von den anderen unterscheiden kann und dann im zweiten Durchgang Rudolf Hundstorfer,  denn ich hatte ja dieses Modell eingeprägt, tauchte El Awadalla, die ich vom “Arbeitskreis schreibender Frauen” kenne, die 2005 bei der “Millionenshow” gewonnen hat, auf und sagte “Ich kandidiere auch!”

“Fein!”, habe ich gedacht, “dann weiß ich, wem ich das erste Mal wähle!”

Aber dazu braucht man sechstausend Unterstützungserklärungen und die sind wahrscheinlich nicht so einfach zu bekommen. So fiel das dann leider weg und ich hörte mit Erstaunen, aber eigentlich noch nicht sehr interessiert, van der Bellen liegt vorne, dann kommen Hofer und Griss und als ich nach meiner Wahl am vierundzwanzigsten April mein Mittagessen machte, hörte ich im Radio, Hofer würde vorn liegen.

Das lag er dann auch mit fünfunddreißig Prozent, ganz klar an der Spitze und zuerst war noch nicht sicher,  ob ihm Alexander van der Bellen oder doch Irmgard Griss folgen werden und die beiden Großparteikanditaten weit weit ab.

Da war ich dann erstmal froh, daß ich nicht El Awadalla wählen konnte und wunderte mich bei den folgenden Wahlkampfduellen über die Sanftheit und die viele Zustimmung von Alexander van der Bellen für Norbert Hofer und habe auch nicht ganz verstanden, warum er angegriffen wurde, weil er einmal bei der SPÖ war und dann “Sprecher der Grünen” war.

Die Duelle wurden schärfer und ich habe mir in der letzten Woche sehr viele angeschaut, auch das Konzert für van der Bellen auf der “You Tube” oder “Facebook Seite” und habe mitgefiebert, denn ich möchte eigentlich auch keine Beschimpfungen, Kornblumen und Burschenschaft, sondern Solidarität und Weltoffenheit und da habe ich vor einer Woche am Markt von St. Pölten einige unerfreuliche Szenen erlebt.

Es ist also sehr spannend und sehr sehr ungewöhnlich, wer der nächste Präsident von Österreich werden wird?

Der Bundeskanzler ist  inzwischen auch zurückgetreten, beziehungsweise wurde er am ersten Mai am Rathausplatz, als wir seit langen wieder Mal in Harland und beim Kirtag in Wilhelmsburg waren, ausgebuht und die Menschen sind frustiert und von der Flüchtlingskrise, die wir das letzte Jahr erlebt haben, auch überfordert.

Die Politik und die Medien waren da auch nicht sehr hilfreich,  daß das aber durch Rechtsruck, Drohungen und Beschimpfungen besser wird, glaube ich nicht.

Ich bin also sehr gespannt, wie das Duell zwischen blau und grün ausgehen wird, das, wie ich höre  und lese  sehr, sehr knapp werden wird, da ja noch die Wahlkarten ausgezählt werden müßen, mit denen van der Bellen mit ein paar Stimmen vorne liegen könnte und dann muß man, wenn man sich so die Facebookkommentare ansieht, die Gräben schließen, die jetzt geöffnet sind, weil sich alle gegenseitig beschimpfen.

 

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