Aufzeichnungen einer Blumendiebin

Jetzt kommt wieder die Besprechung von etwas ganz Alten. In Frankfurt hat man sich bei einem Bloggertreffen ja gewünscht, daß die Blogger nicht alle immer das gleiche Neue besprechen sollen und die haben gewantwortet, daß sie  weniger Aufmerksamkeit hätten, wenn sie die alten Schinken hervorholen würden.

Aber ich habe ja meine Leseliste und die offenen Bücherschränke, kaufe Bücher in Abverkaufslisten und da sind mir beim “Morawa” einmal zwei Bücher der 1962 geborenen Burgenländerin Karin Ivancsics in die Hände gefallen, die ich seit den Zeiten kenne, als ich meine Manuskripte immer regelmäßig zu “Milena” oder noch zum “Wiener Frauenverlag” schickte und dort war sie Lekotrin, Mitglied bei der “Fried-Gesellschaft”, wo man ausgewählt werden muß und sich nicht bewerben kann, ist sie auch, so sehe ich sie öfter im Literaturhaus oder bei anderen literarischen Veranstaltungen.

Bei der “Poet Night” und bei den “Wilden Worten” hat sie gelesen, ich glaube auch beim “Volksstimmefest” und als ich ihr erzählte, daß ich leider die “Aufzeichnungen einer Blumendiebin” noch nicht gelesen habe, hat sie mir das Buch geschickt.

Das war schon im vorigen Jahr, ich habe aber eine lange Leseliste und damals noch die Illusion, daß ich sie herunterlesen könnte, so kam ich jetzt erst dazu, wo inzwischen schon ein neues Buch von ihr erschienen ist und die “Restplatzbösrse” habe ich, glaube ich, heuer beim “Morawa” gekauft und muß es noch lesen.

“Die Aufzeichnungen einer Blumendiebin”, 1996 bei “Ritter” erschienen, ist ein dünnes zweiundachtzig Seiten Bändchen und wenn ich mich nicht irre, ist es die poetischte Karin Ivancsics, die ich je gelesen habe.

Ein sehr lyrisches Buch, wo mir die Sprache fast ein bißchen besser gefällt, als das letzte Buch der Valerie Fritsch, von dem  ja alle sehr begeistert sind und ich muß gestehen, ich habe Karin Ivancsics so viel Lyrik gar nicht zugetraut, die feinsinnigen Beobachten schon, die sind, glaube ich, ja auch in “Wanda wartet” enthalten.

Da zieht eine, schläft sich, liebt sich, durch eine heiße Sommerstadt und schreibt dabei ihre Gedanken in sechs Teilen auf, die Überschriften wie “Morning Glory”, “Hermes & Hyde”, “Liberty bells” etcetera, haben.

Die “Blumendiebin” schlängelt sich, wie eine Handlung durch das Buch und beginnt gleich am Anfang mit “Ich bin ein Kind vom Land, am Wochenende stehle ich Sonnenblumen von den Feldern und montags schneke ich sie den hungrigen Herzen der Stadt”

So zieht sie herum durch die heiße Gegend, wird von Männern angesprochen und tut ihnen, wenn es sich, wie in den neunziger Jahren üblich, um einen bosnischen Flüchtling handelt, unrecht, wenn sie gleich an Anmache denkt, sie wollen nur die Nägel von ihr geschnitten haben und dafür versäumt sie gerne eine Straßenbahn und winkt noch nach.

Der Vergleich mit dem Tod kommt auf und eine sehr schöne Metapher ist es, sich die Ankommenden am Flughafen, wie die aus dem Totenreich vorzustellen oder umgekehrt, wird man dann aus und in ein anderes Land geflogen.

Dann kommt die Großmutter, der sie ihre Sucht gebeichtet hat und erzählt, daß das Blumenstehlen nun verboten ist und sie stellt sich vor, wie das die Execkutive ahnden wird.

“Patrouillieren rund um die Parks und rund um die Uhr ? Oder wird auf die Mithilfe der Nachbarschaft vertraut, auf die alten, gelangweilten Weiblen, die vor allem im Sommer aus den Fenstern hängen und das Telefon nicht weit, Hallo, Herr Inspektor, bitte bkommen S schnell, da hat grad ein junges Mädchen drei Zweige vom Goldregen abgerissen und ist damit auf und davon.”

Sie findet dann aberh Rosen und Narzissen, als sie sich das Stehen verbietet, vor ihrer Tür, beziehungsweise auf der Straße und beginnt sich vorzustellen, wer Rosen einfach auf die Straße wirft?

Eine Frau, die nicht beschenkt werden wollte, ein Liebhaber, der vergeblich gewartet hat, etcetera?

Sie beginnt auf dem Markt die Schnittblumen zu kaufen oder in Häusern ohne Gegensprechanlage, die gab es in den Neunzehnhundertneuzigerjahren noch, Topfblumen in ihren Korb zu stecken, dann beginnt sie, um ihre Sucht zu überwinden, ihre Zimmerblumen zu verschenken, begibt sich Mathlerapie denkt an Steinhof und Gugging und an die Psychoanalyse mit Freud, beziehungsweise an sein Träume.

Der Sandmann taucht im dritten Kapitel auch mehrmals auf. Sehr poetisch halt und auch sehr realistisch, wenn beispielsweise von der adrett aber ärmlich gekleideten alten Frau berichtet wird, die sich an der Supermarktkassa ihr Kartoffelpürree nicht mehr leisten kann.

“Hat sie wirklich kein Geld!”,, kreist es dann lang im Kopf der namenlosen Protagonistin, die höschstwahrschelich Invacsiscsche Züge hat, herum.

Liebhaber tauchen auf, kommen und gehen, wie die Jungfernhäutchen. Es ist auch ein sehr erotisches Buch, das aber auf  weiblich und auch sehr musikalisch.

Man sieht, ich bin begeistert und kann das Lesen nur empfehlen, aber höchstwahrscheinlich ist es vergriffen und nur mehr in den schon erwähnten Bücherschränken, wenn man Glück hat, zu entdecken, denn Bücher haben zwar kein Ablaufsdatum, werden in Zeiten, wie diesen, aber wahrscheinlich oft nicht mehr wieder aufgelegt und sind, wie ich auch immer hörte, nach wenigen Wochen schon ein Abschreibgegenstand.

Deshalb ist es wirklich gut, daß es Blogs und Blogger gibt, die sich damit beschäftigen, ich bin eine davon.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *