Shortlist-Reflexionen

Um zehn wurden die Shortlist-Kanditaten bekanntgegeben, die sechs aus den zwanzig, am neunzehnten August bekanntgegeben, nominierten Büchern, von denen dann einer oder eine am zwölften Oktober zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse, den begehrten Preis gewinnen wird.

Vom neunzehnten August bis zum sechzehnten September ist es ein knappes Monat, kann man in dieser Zeit zwanzig Bücher lesen, wenn der österreichische oder deutsche Durchschnittsleser laut irgendeiner Statistik acht oder neun Bücher jährlich schafft?

Ich konnte es nicht und begann gerade Buch zwölf, Feridun Zaimoglus “Siebentürmeviertel”,  auch ein fast achthundert Seiten Buch und Inger-Maria Mahlkes Historienbuch “Wie ihr wollt” das jetzt doch gekommen ist, liegt auf meinem Badezimmerstapel.

Besprochen und erschienen sind neun und eigentlich hätte ich gedacht und habe das der Wandergruppe bei unserem Bergausflug im August, als ich gerade mit Buch eins begonnen hatte, auch so herumerzählt, daß ich vierzehn Bücher schaffen würde, ich habe dann ja auch noch die nicht LL-Bücher “Jesuitenwiese” und “Der Susan Effekt” eingeschoben und die “Fünf Kopeken” fertiggelesen.

Zehn von den Büchern haben mir die Verlage, wofür ich mich noch einmal sehr herzlich bedanke zur Verfügung gestellt, davon das der Moniqe Schwitters in E-Book Form, eines hatte ich schon zu Hause gehabt, zwei mir vom Alfred zum Geburtstags kaufen lassen, wovon ich die Alina Bronsky auch vom Verlag bekommen hätte, aber im August war ich noch in Harland, das Bücherpaket das inzwischen gekommen ist, lag beim “Heimtierprofi” in der Krongasse und ich hatte einen Lesenotstand.

“Risiko” habe ich beim “Thalia” auch wenn es ebenfalls beim “Heimtierprofi” lag in der Kremsergasse gelesen, denn ich habe ja in einer Buchhandlung mit dem LL begonnen, nachdem ich die Verlage angeschrieben hatte.

Das könnte ich jetzt weitertun und werde mich morgen, wenn ich zwischen einer Fortbildungsveranstaltung und der Supervision-Reflexion, die ich am Abend besuche, drei Stunde Zeit habe, auch höchstwahrscheinlich in die Buchhandlung “Kuppitsch” setzen.

Nur was lese ich da? Die “Thalia-Auswahl” in St. Pölten war so knapp nach der Bekanntgabe sehr begrenzt,  jetzt hätte ich die Auswahl zwischen Clemens J. Setz “Die Stunde zwischen Frau und Gitarre”, ich glaube über tausend Seiten und im Internet hat am Montag eine betreute Lesegruppe begonnen und Frank Witzel “Die Erfindung der roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager im Sommer 1969”, was mich sehr interessiert, aber glaube ich, nicht wirklich dünner ist und dann gäbe es noch Ulrich Peltzers “Das bessere Leben”, das zwar, glaube ich auf den Bestenlisten steht, die Blogger brechen es reihenweise ab, weil sie es zu schwer zu Lesen finden.

Es gäbe auch vielleicht Dünneres.

Rolf Lapperts “Über den Winter”, Vladimir Vertlibs”Lucia Binar und die russische Seele”, das mich sehr interessiert, Christine Wunnickes “Der Fuchs und Dr. Schamamura”, interessiert mich auch und Heinz Hellingers Endzeiteepos “Eigentlich müßten wir tanzen”, da kann ich vielleicht etwas anlesen und dann den Otto anrufen, der sie mir ja borgen will, mir die beiden dicken Wälzer wirklich zu Weihnachten wünschen und wenn die Leute, die zu meinem Geburtstagsfest kommen, mich fragen, was sie mitbringen sollen, diese Titel nennen.

Ansonsten werde ich wahrscheinlich im Oktober ebenfalls LL lesen, obwohl auch meine Leseliste lockt oder droht und ich “Residenz” jetzt nochmals angefragt habe, weil das Buch der Verena Mermer  gerne lesen will und den neuen Brandstetter und die Anthologie der Petra Hartlieb eigentlich auch und dann hat der “Kremayr und Scheriau Verlag” eine neue Debütantenschiene und feiert das mit einer Release Party im Siebenstern.

Ich weiß, ich bin unersättlich oder interessiert, um es positiver zu formulieren und dreizehn Longlistenbücher ist eigentlich eine stattliche Menge, das soll mir einer nachmachen, die “offiziellen Buchpreisblogger” haben, glaube ich auch noch nicht alles gelesen, obwohl sie eine “Blogger-Shortlist” inclusive Pressemitteilung und der Versicherung ihrer “Vielbeachtheit” herausgegeben haben.

Ich habs ja schon  geschrieben, ich habe die ersten Jahre des deutschen Buchpreises  verschlafen, 2008 hat mich dann Christiane Zintzen, deren Blog ich jetzt wieder regelmäßig verfolge und der sich etwas geändert hat, darauf, beziehungsweise auf das Longlistbüchlein aufmerksam gemacht.

Ein Jahr später habe ich danach gejagt und habe nicht sehr viel davon live gelesen, sondern mir meine Kanditatenliste aus der Bekanntheit der Namen erstellt, da lag ich meistens falsch.

Irgendwie habe ich damals auch geglaubt, da werden die sechs besten ausgesucht und das andere braucht man dann nicht mehr lesen, vor zwei Jahren ist dann Buzzaldrin mit ihrer “Fünf lesen zwanzig-Aktion” dahergekommen, da hat es mich das erste Mal gejuckt, die Verlage anzufragen und mitzulesen, ich habe das dann nur sehr sehr reduziert getan und im Vorjahr gab es diese Longlistenleseaktion, da habe ich “Kastelau” gewonnen und erst bekommen, als schon bekannt war, daß es nicht auf der Shortlist steht und da habe ich zu begreifen gebonnen, daß das Lesen der zwanzig nicht mit der Shortlistenvergabe aufhört und, daß eigentlich die Longlist das viel interessantere ist, weil es einen, wenn auch nur kleinen Einblick in die Herbstproduktion des Jahres gibt und man dadurch die Bandbreite des deutschen Schreibens wenigstens ein bißchen erfassen kann, was mich ja sehr interessiert.

Im Vorjahr hat das “Graue Sofa” Jaqueline Masuck eine der Buchpreisblogger und Buchhändlerin nach dem Buchpreis gefragt und sie hat gesagt für Buchhändler ist erst die Shortlist interessant, weil da beginnen sich die Leute zu interessieren und nach den Büchern zu fragen, klar, sechs Bücher lassen sich leichter als zwanzig lesen und dann stapft man m Oktober oder November kauft den Sieger, liest ihn selbst oder schenkt ihn zu Weihnachten her. Und die Buchhändlerinnen unter den Bücherbloggern wünschen sich überhaupt das Leichtlesbare für ihre Kunden.

Interessant ist, glaube ich, wirklich das Longlistlesen oder das Lesen überhaupt, das Lesen meiner elendslangen Leseliste, wo es im nächsten Jahr einen Vicki Baum Schwerpunkt geben wird und ich wieder einmal hoch und heilig vorhabe, die, wenn möglich wirklich durch zu lesen.

Buchpreisbloggen, will ich zwar auch wieder, etwas moderater, das was mir die Verlage schicken und das andere vielleicht zu Weihnachten oder zum Geburtstag wünschen  und nun zu den Shortlistprognosen.

Was sage ich da jetzt nachdem ich elf Bücher gelesen habe, eine wirkliche Rangreihe kann ich auch jetzt nicht geben, spannend ist aber die Bandbreite von der Zeitgeschichte, der DDR, der RAF, dem ersten Weltkrieg, dem sechzehnten Jahrhundert, das mich jah weniger interessiert, zu den sehr poetischen Texten, zu den Entdeckungen aus den kleineren Verlagen und und und, wenn ich nach den bekannten Namen gehe, würde ich sagen Setz, Peltzer, Erpenbeck, Zaimoglu, Dutli, Valerie Fritsch, als die neue poetische Stimme, die mich beim Lesen jetzt allerdings ein bißchen enttäuschte, vielleicht oder Peter Richter, wenn es ein DDR-Roman sein muß, wie manche Blogger  beklagen.

Und wieder mal trefflich geirrt.

Denn:

Jenny Erpenpeck “Gehen ging gegangen”

Rolf Lappert “Über den Winter”

Inger Maria Mahlke “Wie ihr wollt”

Ulrich Peltzer “Das bessere Leben”

Monique Schwitters “Eins im Andern” und

Franz Witzels “Die Erfindung der roten Armee Fraktion durch einen manisch depressiven Teenager  im Sommer 1969”

stehen auf der Shortlist.

Da werden die glorreichen Bücherblogger, die den Peltzer ja nicht mögen, fluchen.

Zwei der Bücher habe ich gelesen und jetzt doch weiterlesen und mich über den Peltzer, den Witzel, den ich ja schon von Anfang an lesen wollte und den Lappert hermachen, sofern ich an die Bücher komme.

Die Inger Maria Mahlke kommt ja nach dem Zaimoglu, den ich gerade begonnen habe, dran.

Valerie Fritsch, was ich seit gestern nicht mehr ganz so bedauere und Clemens J. Setz, was mich ein wenig wundert sind nicht dabei, aber wer tut sich die tausend Seiten schon an, werden sich die Juroren gedacht haben und ich erinnere wieder alle, die es hören wollen, sich nicht davon irritieren zu lassen, das sind Jurymeinungen, man kann selber, wie ich ja bei Valerie Fritsch, deren Besprechung am Sonntag erscheint, merkte, eine andere Meinung bekommen.

Das das Buch der Monique Schwitter von dem man bei den Blogs bisher nur sehr wenig hörte, drauf steht, freut mich, bei Zaimoglu finde ich es bis jetzt schade und der Key Weyandt hat mir wie schon oft geschrieben sehr gefallen, ist für eine Shortlist aber wahrscheinlich zu independant. Mal sehen, wie es ihm auf der “Hotlist” geht und nun lesen lesen lesen oder auch arbeiten, lieben, schwimmen, frühstücken, Flüchtlingen helfen oder etwas ganz anderes machen.

Für Österreich gibt es den “Alpha-Literaturpreis” der “Casino Austria”, ein eher Jungautorenpreis, wo es Isabella Feimers neues Buch, Valerie Fritsch, Sandra Gugic, Anna Elisabeth Mayer, die auch den Priessnitz Preis bekommt, Gesa Olkucz, Karin Peschka, Wolfgang Popp, Richard Schuberth und Bernhard Strobel auf die Shortlist schafften  und der “Leo Perutz-Preis” des Hauptverbvandes, der sich des “Krimis” als Verkaufsschlager angenommen hat und was mich betrifft, habe ich jetzt “Im Namen des Vaters” zu korrigieren, das wird also bald fertigwerden und als meine Herbst oder Winter Neuerscheinung in die Literaturgeschichte eingehehen, der “Sommernanowirmo” ist zu korrigieren und ab November, wenn die “Lesewut” dann ein wenig nachgelassen hat, schreibe ich beim Richtigen eine Geschichte über die “Nika Weihnachtsfrau” in vierundzwanzig beziehungsweise einunddreißig Kapiteln.

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