Nachkommen

Jetzt geht es weiter mit dem “Longlistenlesen”, nämlich mit Marlene Streeruwitz “Nachkommen”, die voriges Jahr auf der Longlist stand und einen Roman über eine Zwanzigjährige geschrieben hat, die mit ihren Roman “Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland” auf die Shortlist gekommen ist.

Marlene Streeruwitz ist mit der “Schmerzmacherin” 2011 darauf gekommen.

Ich habe mir beide Bücher zum Geburtstag gewünscht, da mich ja die Griechenland-Krise interessiert und durch die offenen Bücherschränke oder andere Gelegenheiten habe ich in den letzten Jahren sehr viel Streeruwitz gelesen und bin allmählich in ihren Stil hineingekommen.

Auf der “Buch-Wien” und auch in der “Alten Schmiede” habe ich sie lesen gehört und mir die Frage gestellt, mit welchen Buch ich jetzt beginnen soll?

Mit dem Roman oder mit der Shortlistverleihung? Wahrscheinlich doch mit dem Roman, weil es den zuerst gegeben hat und ich habe die beiden Bücher auch in meine Sommerfrische mitgenommen, weil ich auch über Griechenland und die Griechenlandkrise an Hand der Studentin Eleni, der Freundin der Sandra Winter schreiben will.

Dann hatte ich in der ersten Sommerfrischenwoche aber nicht sehr viel Gelegenheit dazu, denn da war ja das “Germanisten-Porno”, O-Ton Nora Gomringer über das Bachmannlesen und so habe ich, als ich mit John Knittels “Das Verhängnis” fertig wurde, mit den “Nachkommen” angefangen.

Wahrscheinlich wäre es umgekehrt doch besser gewesen, aber das Buch passt wieder gut zum Longlistenlesen, mit dem ich jetzt ja auch angefangen habe.

Also sind die “Nachkommen”, jetzt gelesen und ich sage, es war eines der leichtestens Streeuwitz-Bücher, denn die ist ja manchmal sehr kompliziert und nicht leicht nachzuvollziehen, aber hier erschien mir alles sehr vertraut, vielleicht, weil ich mich schon länger mit dem Literaturbetrieb beschäftige und da auch irgendwie daneben stehe, obwohl Nelia Fehn tut das eigentlich nicht.

Die ist eine Halbwaise, zwanzig Jahre, glaube ich, gerade die Matura gemacht und danach ist sie offenbar nach Griechenland gefahren, hat da aus ihrem Tagebuch den Roman gemacht, mit dem sie gleich auf die Shortlist gekommen ist.

Ein bißchen unrealistisch wahrscheinlich, aber die “Nachkommen” beginnen an dem Tag, da sie nach Frankfurt zu der Preisverleihung fliegen muß, wenn man nicht hinkommt, bekommt man das Geld nicht, steht in dem Buch, habe ich so gehört, die Herren vom Börsenverein haben das das letzte Jahr bei der Preisverleihung abgestritten.

Nelia will aber hin, denn sie braucht das Geld für ihren Freund Marios, der in Athen oder sonstwo auf einer Demonstration von der Polizei verletzt wurde und für die Operation in der Privatklink Döbling würde sie sechzigtausend Euro brauchen.

Der Preis ist aber nur fünfzigtausend und es ist auch nicht so leicht von Wien oder Kaiserbad oder, wo das Buch beginnt, wegzukommen, denn der Großvater ist gestorben und hat an diesem Tag das Begräbnis.

Sie fliegt aber trotzdem, trifft in Frankfurt ihren Verleger, das ist ein etwas windiger geiziger Mann, der sie auszunützen scheint und fährt in das Hotel, das der Börseverein für die Nacht nach der Preisverleihung für sie gebucht hat. Danach muß sie auf Verlegerkosten, der ihr noch keinen Vorschuß bezahlt hat, umziehen, weil sie auf der Messe Termine, Interwiews, etc hat, der quartiert sie in eine windige Pension ein, wo sie die Farbe des Kastens nicht ertragen kann.

Es ist auch kalt in Frankfurt, sie hat keinen Mantel, offenbar auch nicht viel Geld und so zieht sie herum, denn es gibt auch noch einen Vater in Frankfurt, zu dem sie bisher keinen Kontakt hatte. Er hat nur die Alimente bezahlt, um alles andere hat sich der Großvater gekümmert, hat sie die Matura machen lassen, mit achtzehn hat der Vater zu zahlen aufgehört. Jetzt meldet er sich und will Nelia oder Cornelia treffen.

Sie hat auch Probleme mit ihrer Ernährung, ist sie nämlich Vergetarierin und ein bißchen Messie dürfte sie auch sein, so sammelt sie auf den Empfängen oder, wo sie sich befindet, die Gurkenscheiben und die Baguettestückchen ein, holt sich aus einem Supermarktabfallcontainer das Obst heraus und wird dabei beobachtet.

Ein bißchen trist das Bild, das Marlene Streeruwitz da zeichnet, auf der anderen Seite wird sie überall erkannt und auf den Preis, den sie natürlich nicht bekommt, wie  auch die Streeruwitz zweimal nicht, angesprochen.

Sie muß Interviews geben, auf die Messe gehen und sich dort von der Security untersuchen lassen.

Der “Suhrkamp-Verlag” und sein Rechtsstreit kommt auch darin vor und, ich glaube, eine enttäuschte Nichtgewinnerin, zwei Jahre später soll das ja Clemens Meyer passiert sein, daß er enttäuscht,  die heiligen Hallen des Römers verlassen hat.

Der Titel “Nachkommen”, bezieht sich wohl darauf, daß Nelia ständig über ihre “Mami”, die hieß, Dora Fehn und war auch eine berühmte Schriftstellerin resumiert, ihrer bürgerliche Familie mütterlichseits, es gibt auch eine Schwester, die in Griechenland leben dürfte und der unbekannte Vater spielen natürlich eine Rolle, der auch seine Familie, Freundinnen, Kinder etc hat.

Es kommt zu einem Treffen, sie läuft dann davon, besucht ihn wieder in seiner Villa, in der gerade ein Empfang stattfindet und das letzte Kapitel spielet in einem Museum, in London wahrscheinlich, wenn ich das richtig verstanden habe, denn Nelia ist von Frankfurt wieder abgereist und betrachtet hier ein berühmtes Bild mit einer “Griselda”.

Marlene Streeruwitz hat da während ihrer Lesung in der “Alten Schmiede” einiges erklärt.

En spannendes Buch und eine verständliche Streeruwitz würde ich sagen, die politischen Themen sind mir vertraut, wie auch der Literaturbetrieb, der wahrscheinlich im realen Frankfurt nicht so schäbig ist, wie ihn die Streewuwitzt schildert und ich schreibe  auch oft darüber und die Frankfurter Buchmesse habe ich auch in zwei Büchern ein  beschrieben, in der “Mimi” wo der Johannes Staudinger auch auf der Shortlist steht und in der “Heimsuchung” kommt Frankfurt ebenfalls vor.

Spannend also das Loglistenlesen 2015 damit zu beginnen und als nächstes oder übernächstes kommt die junge Anarchistin dran.

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