Handlungsfortgang

Gestern Nachmittag habe ich, als ich von meiner Radfahrt zum “Lidl” nach St. Pölten zurückgekommen bin, die “Bibliophilin” fertig korrigiert, den ersten Schwung hatte ich schon am Mittwoch gemacht, so daß der Widerstand verschwunden war und ich mich in die Spannung einlassen konnte, obwohl der Gedanke,”Das ist wieder nicht gut genug gelungen, zu flach, zu flüchtig, einfallslos, sprachlich keine Literatur!”, etc, schon gekommen ist.

Aber dennoch ganz spannend, denn meine Schreibeuphorie ist ja fast vor einem Monat gewesen, dann sind wir nach Leipzig gefahren, wo ich mich zwar in den Houellebecq vertiefte, auf meine Handlung aber vergessen habe.

Also es waren achtzehn Szenen, die ich im Rohtext hatte und siebenundfünfzig, jetzt sechsundfünfzig Seiten, sowie 27 257 Worte und die letzte Szene ist, wo dieThekla berichtet, daß die Yasmin in der Schule wieder zum Direktor gerufen wurde und die Staatssicherheit, weil sie ja dem Integrationsminister eine Facebooknachricht geschickt hat, sie verhörte.

“Schlecht, schlecht!” habe ich gedacht und der Vorsdatz etwas so Flüßiges, wie den Houellebecq hinzustellen, denn manche Stellen, vor allem die mit der Fatma sind noch recht holprig und das mit dem Bücherauflesen scheint wieder nicht gelungen, denn die Thekla ist zusehends in den Hintergrund gerückt, ist es nicht geworden.

Es ist vielleicht eher etwas für Jugendliche, als der große literarische Roman und wie geht es weiter? Eigentlich ist es schon fertig, den Rest, Selma kommt zurück und studiert Zahnmedizin schreibe ich nächste Woche, dann korrigiere ich und kann in der Schreibwerkstatt der Sommerfrische wieder nach einem neuen Thema suchen.

Positiver formuliert, es ist so gut wie es kann und ich schreibe eben nicht so abgehoben. Die sprachlichen Holprigkeiten lassen sich auch noch verbessern und die Thekla und die Fritzi Stränge ließen sich  noch extra aufarbeiten, wie überhaupt die Nachrichten aus “Tausend und einer Nacht” noch fertig schreiben, denn da hätte ich ja erst die erste von der Prinzessin Schezi.

Danach bin ich ins Bett E-Booklesen gegangen und dann schlafen, in der Nacht aufgewacht und da war der Handlungsfaden, den ich dann aufgeschrieben habe, schon da.

Vermutlich wird das Ganze siebenundzwanzig Szenen bekommen und in der nächste, drei oder vier waren noch in meinem schwarzen Moleskino aufnotiert, wird die Yasmin wieder in der Schule sein, die habe ich inzwischen gedacht, will ja Detektivin werden und kommt auf den Einfall, eine Jean, ein Shirt und vielleicht auch ein Kopftuch in einen Sack zu packen und sich vielleicht damit vor die Moschee zu stellen, dann kommt auch die verschleierte Selma, raunt ihr “Flughafen” zu und sie treffen sich dort am Klo, die Burka wird ausgezogen, vor der Toilette warten schon Selmas Mutter, Thekla Morgenstern, der Pfarrer, Fritzi und vielleicht auch Fatma Challakhi und bringen Selma zurück, das heißt auf die Polizei und Fatma Challaki wurde inzwischen mit dem Minister fotografiert und als Integrationsmodell ins Facebook gestellt, vielleicht ist es auch ins Fernsehen gekommen. Thekla bietet Yasmin das Kabinett zum Schlafen an, damit sie Platz für sich hat “Ein Zimmer für mich allein!”, ruft die entzückt und fragt verwundert auf Theklas Frage, ob sie Virginia Woolf kenne, wer diese Tante ist?

Sie ist aber mit ihrem Aufsatz berühmt geworden, Minister Bastian kommt in die Schule und sie bekommt  einen Integrationspreis und wieder ein Foto, Selma mit Kopftuch links und sie rechts vom Minister und Thekla Morgenstern kann die “Romantherapie” in den Bücherschrank legen.

So weit so what. Es wird wahrscheinlich “Entwicklungen einer Bibliophilin” heißen, denn die Depression ist weg, die Aufgabe da und jetzt in die Finger gespuckt und so locker und genau wie möglich, zu Ende schreiben, egal wie lange ich für den Rohtext brauche und wie lang es wird, dann korrigieren und schauen, daß der Alfred damit nachkommt, warten ja schon zwei andere Manuskripte auf ihn.

“Selmas Kopftuch” oder Szene zwei, kann ich, wenn es dem Politikwissenschaftler Willi Heimlich, der mich zu dem “Bücherfest in den Reumannhof” eingeladen hat und der, wie ich daraufgekommen bin, ebenfalls schreiben dürfte, gefällt, entweder mit oder ihne der “Güler” lesen, obwohl das wäre schon ein spannender Kontrast, was sich alles in fünfunddreißig Jahren verändert hat und die Veränderung meines Schreibens, von dem ich ja immer so verzweifelt behaupte, daß ich es wenigstens ein bißchen kann, ließe sich auch feststellen.

Auf jedenfalls tue ich es sehr viel und habe schon ein beachtliches Ouvre, fast fünfunddreißig selbstgemachte Bücher werden es inzwischen sein, aufzuweisen und das ist  auch nicht zu verachten, auch wenn nicht experimentell und auch sehr abgehoben ist und die Beistriche sowie die “S-Schreibung” nicht stimmen sollte.

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