Tell

Das Schweizer Nationalepos aus dem vierzehnten Jahrhundert von Friedrich Schiller erfolgreich dramatisiert wurde jetzt von dem 1981 Schweizer Joachim B. Schmidt, der in Island lebt nicht neu oder nachgeschrieben, wie am Buchrücken des “Diogenes-Buchs” steht, sondern “zu einem spannenden Thriller in beinah hundert Sequenzen mit zwanzig verschiedenen Protagonistenstimmen”, gemacht. “Modern, frisch, und mit einen unwiderstehlichen Sog.”

“Stimmt!”, kann ich schreiben, obwohl ich das Anfangs gar nicht glaubte und vor dem Lesen fast bereute, daß ich mir das Buch zuschicken ließ. Denn was soll ich mit einer Schweizer Heldensage und dem Nationalhelden aus dem vierzehnten Jahrhundert? Irgendwann habe ich das Schiller Drama ja wohl gesehen oder in der Schule gelesen.

Bestellt habe ich es mir, weil es da ja einmal einen “Diogenes-Talk” gab, den ich fast verschlafen habe, also vor Rudi Anschobers “Pandemia” auf das ich schon sehr warte, weil die Pandemie, wie ich überall höre, ja noch nicht vorbei sein darf, noch hinein in die Schweizer Alpen und wie schon geschrieben, ich wurde überrascht und kann das Buch nur sehr empfehlen, auch wenn man, wie ich bei dem historischen Romanen schon beim ersten Weltkrieg aufhören will.

Es beginnt mit einem Bären und den sieht Hedwig, die Frau des Wilhelm Tell, es gibt ja die fast hundert kurzen Kapitel, ich habe sie nicht nachgezählt, die immer einen Protagonistennamen tragen. Tell jagt mit seinem Sohn Walter, der eigentlich der seines Bruders Peter ist, der in den Bergen einmal verunglückte, ihm nach und hat das Pech dabei vom Llandtvogt Gessler erwischt und des Wilderns verdächtigt zu werden. Der schickt von seinem Helfer Harras angestachelt, dann die Soldaten um ihn zu bestrafen und klauen ihm den Leiterwagen, die Großmutter verhindert, daß es dabei zu etwas Schlimmen kommt, fällt aber um und stirbt, was Tell noch rasender macht. Mit seinem Buben Walter gräbt er die Leiche dann ins Tal zu Vater Taufer hinab und dann muß er eine Kuh verkaufen.

Dazu muß er in die Stadt und den berühmten Hut grüßen, tut er nicht, weil er ihn nicht bemerkt, die Schergen oder die jungen Soldaten, die meisten immer betrunken sind, tun das aber und Gessler erscheint mit Harras ebenfalls und gibt den Auftrag, daß er den Apfel von Walters Kopf schießt. Tell hat den zweiten Pfeil im Köcher, wird danach gefangengenommen und soll über einen See irgendwohin geführt werden. Das Boot kentert, Tell kann aber schwimmen, richtet alle und zieht dann los in die Berge, um dort weiterzuleben oder nach seinem toten Bruder zu suchen, der genauso, wie ein Gespenst über allen schwebt, wie auch die Tatsache, daß der frühere Priester Vater Loser, VaterTaufer und auch Tell, als sie Kinder waren vergewaltigt hat. Die Mißbrauchserfahrung muß natürlich auch noch in die Legende hinein, ist es ja ein spannender Thirller geworden und am Schluß scheucht Lotta, die jüngste Tochter, die damals noch ein Baby, jetzt aber schon Großmutter ist, den Schreiber weg, der sich nach all dem erkundigt, obwohl man sich ja jetzt, wie die Tochter sagt, nicht mehr fürchten und die Geschichte auch nicht mehr vertuschen muß.

2 thoughts on “Tell

  1. übrigens lassen sich für mich zwischen dem grüßen des gesslerhutes bei wilhelm tell und dem heutigen tragen der zwangsmaske durchaus parallelen erkennen…

  2. Das ist wahrscheinlich Interpretationssache! Ich würde, die ich ja bekanntlich noch nie Maske getragen habe, das nicht unbedingt als Symbol der Unterdrückung, wie es ja, glaube ich, die “Querdenker “meinen, erkennen, sondern sie für eine übertriebene Gedsundheitsmaßnahme halten, mit dem Wunsch die Grippe dadurch zu unterdrücken und die Masken weiterhin zu verkaufen und vielleicht auch das soziale Kreditsystem einzuführen!
    Da bleiben natürlich viele Fragen, warum die Corona-Politik so betrieben wird und ob da jetzt Angst, Dummheit oder gar Kalkül dahinter steckt? Ganz erklärlich ist das für mich nicht und, da, wie Sie vielleicht wissen, in Österreich heute die Maskenpflicht in den Supermärkten und in den Öffis fällt, nur in Wien muß man sie weiterhin in Bus und Bahn tragen, ergeben sich da einige skurrile Situationen über die es sich wahrscheinlich herrlich schreiben und sich auch kein Sinn darin erkennbar ist, daß ich nun in Wien, wenn ich in ein Einkaufszentrum will, vorher fragen muß, ob sich dort eine Apotheke befindet oder nicht!
    Das ist willkürlich festgesetzt und dagegen sollte man vielleicht protestieren oder seinen Verstand einsetzen! Aber in den Supermärkten haben gestern, wie ich hörte ohnehin nicht mehr alle Masken getragen und die die es taten, fürchten vielleicht wirklich für ihre Gesundheit und sollten und werden das dann auch weiterhin tun!
    Lebe Grüße, schön von Ihnen zu lesen! ich hoffe es geht Ihnen gut und sie ärgern sich nicht zu viel über die gesellschaftlichen Realitäten, weil das ja nur Magengeschwüre erzeugt! Wandern ist dagegen eine gute Alternative und dafür müssen sie sich ja nicht unbedingt einen Trachtenhut aufsetzen, um zu provozieren!

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