Operation Kasper

Jetzt kommt ein hundertzwanzig Seiten Roman des 1932 in Zagreb geborenen Bora Cosic, der sowohl in Berlin, als auch in Rovinj, lebt den ich in Montenegro gelesen habe, als ich mich dort mit kroatischer Literatur beschäftigen wollte. In der “Alten Schmiede” habe ich ihn auch einmal gehört und seine Frau hat sich sehr nett mit mir unterhalten, als ich allein beim Wein und den Nüssen gestanden bin und “Der “große, alte, listig-heitere Mann der serbischen Avantgarde”, wie die neue Zürcher Zeitung Bora Cosic nannte, hat mit “Operation Kaspar” einen pointierten, hintersinnigen Roman geschrieben, der den alten Migrantentraum von Bildung und einem besseren Leben gnadenlos zerplatzen lässt”, steht am Buchrücken und wurde von Brigitte Döbert übersetzt.

In drei Kapitel wird diese Parabel, wie ich es nennen würde, erzählt, “Der Stall”, “die Straße,” der “Garten” und der Traum der Migranten wird in einer großen aber vertotal vermüllten Wohnung, die sich wie ich mir vorstellen könnte, in Belgrad befindet, begonnen. Da lebt ein mittelaltes Paar. Die Frau trägt Unterkleidung, wie das dort offenbar so üblich war und räumt und putzt oder versucht das wenigstens. Der Mann trägt Hut in der Wohnung, denn sie gehen nicht hinaus, fährt Fahrrad um den Küchentisch, was ein bißchen an Lockdown eins, als das Buch wahrscheinlich geschrieben wurde, erinnern könnte, spielt Geige und liest Zeitung. Sie sprechen nicht viel miteinander und eines Tages nehmen sie einen großen leeren Koffer und gehen damit auf die Straße. Den Verbindungsmann, der ihnen Papiere und Geld bringen soll, treffen sie nicht, so stehen sie vor einer Filmwand am Hauptplatz und werden von der Polizei angesprochen, die sie aber nicht versteht und auch die Dolmetscherinnen zucken nur die Achseln. So werden sie zu einem Professor Daumer gebracht, der seine Russen für die Spargelernte verloren hat und sollen die ersetzen. Der will ihnen, wie der Professor in “My fair lady”, das westliche Leben oder die Sprache und die Bildung beibringen. Scheiter aber daran und am Ende kommen die Russen erschießen die Beiden und murmeln dann enttäuscht “Teufe auch, das sind gar nicht Nikita und seine Frau!” und man bleibt vielleicht nachdenklich zurück, hat man doch gar nicht das Klischee gelesen, das man sich vielleicht von den serbischen Emigranten erwartet hätte.

“Kaspar Hauser” fällt einem ein, darauf spielt der Titel auch an, wurde meiner Meinung nach aber nicht wirklich getroffen. Aber natürlich hat der alte serbisch-kroatische Intellektuelle, der glaube ich, auch fließend Deutsch spricht, einen anderen Blick auf die Sache als ich und hat einen, wie schon geschrieben, satirischen Kurzroman über die europäische Situation und ihre zerplatzen Migrationsbewegungen geschrieben, die jetzt durch den Angriffskrieg auf die Ukraine vielleicht wieder eine neue Sichtweise bekommen.

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