Urlaub in Wien

“Fein der Kindergarten ist aus, jetzt habe ich Ferien, brauche ein Monat lang nicht hingehen und kann mit euch Urlaub machen, Mama, ich freu mich so!”, rief Lena laut und streckte Michaela Reisinger ihre Kindergartentasche hin aus der einige Zeichnungen und Bastelbögen herausragten.

“Und diese dummen Lollypops muß ich auch nicht mehr lutschen, nicht wahr, Mama, das brauche ich jetzt nicht mehr? Ich freu mich so, daß du ind der Papa jetzt zu Hause seid, Zeit für mich habt und auch, daß der Leo zu uns kommt und mit uns Ferien macht! Wann kommt er denn, Mama und warum kommt er zu uns? – Weil seine Mama, deine Freundin Melanie vom Arbeitsamt nach Tirol geschickt wurde, um dort zu servieren und weil sie ihn dort nicht mitnehmen kann, kommt er zu uns, nicht wahrr? , fragte sie und Michaela Reisinger nickte.

“Das freut dich doch Lena, dann bist du nicht so allein und wirst deine Kindergartenfreunde nicht vermissen! Der Leo ist zwar schon ein bißchen größer als du, ihr werdet aber genug Platz in deinem Zimmer haben und du hast dich doch auch immer gut mit ihm verstanden!”

“Klar Mama, er ist acht und kommt schon in die dritte Klasse, während ich ja immer noch im Kindergarten bin, obwohl ich bald vier bin und daher auch schon groß bin, aber-!”, sagte sie und brach ab, um Michaela mit ihren großen Kinderaugen erschrocken anzusehen

“Stimmt das, daß der Leo sich dreimal in der Woche testen lassen muß, um mit uns in den Prater Ringelspiel fahren und ins Gäsehäufel zu gehen zu können? Stimmt das, Mama, daß du das auch mußt, wenn wir Eis essen gehen? Aber ich muß das nicht! Ich muß nicht mehr diese Lollypops lutschen oder schon!”, hat die Tante Hlde gesagt! Die hat gesagt, daß wir weiter freiwillig die Lutschtests machen sollen, damit wir wissen, daß wir nicht ansteckend sind und unsere Oma nicht krank machen! Aber die Tante Laura hat gemeint, daß die nicht mehr gültig sind, daß man keine Selbsttests mehr machen darf, weil damit viel zu viel geschummelt wurde! Wir sollen gurgeln, hat die Tante Laura gemeint, weil das sehr einfach und sicher ist! – Warum gurgeln wir nicht Mama?”, fragte sie und sah Michaela Reisinger, die wieder etwas ratslos wirkte, fragend an. Die hatte Lenas Kindergartentasche genommen, die Zeichnungen und die Bastelbögen herausgenommen und in Lenas Regal gelegt. Dann drehte sie sich um, sah das Töchterlein an und fügte “Stimmt hinzu!”

“In Wien müßen auch die die Kinder weiter, wie bisher in der Schule, gestestet sein, damit sie nicht das Delta-Virus das sich jetzt verbreitet und sehr ansteckend sein soll, in sich haben! Aber du brauchst das noch nicht, denn du bist erst vier!”, antwortete sie sich schon vor Lenas Frage, warum sie das nicht müße, fürchtete und fügte “Wir haben das bisher nicht gebraucht und brauchen es vielleicht auch mit dem Leo nicht zu sehr tun, da wir heuer nicht wegfahren, sondern den Sommer in Wien verbringen wollen!”

“Gehen wir da nicht ins Bad schimmen und nicht in den Prater Ringelspielfahren, wenn der Leo sich dreimal in der Woche testen lassen muß?”, fragte Lena und wirkte enttäuscht.

“ins Gasthaus werden wir nich so viel gehten,weil ichselber koche nd im Park in den du gern gehst und der auch dem Leo gefallen wird, braucht er keinen Test und auch nicht, wenn ihr ein Eis essen wollt! Das bekommt ihr an der Theke, glaube ich, auch so und in den Gastgarten müssen wir unsnicht setzen”,antwortete Michaele Reisinger tröstend.

“Im Freien baucht man auch keine Maske!”, ergänte Lena schon wieder fröhlich.

“Das finde ich fein, denn hinter den weßen Kaffeefilter, die der Papa immer trägt, wenn er mit mir in den Supermarkt geht, schwitzt man fürchterlich und du schaust damit auch wie eine Ente aus!”, sagte sie und kicherte vor sich hin.

“Deshalb trage ich sie auch nicht so gern!”, erklärte Michaela Reisinger und lächelte auch.

“Stimmt, Lena im Freien braucht man die Masken nicht mehr und wenn man im Parks die Tests nicht braucht, dann brauchen wir auch nicht soviel gurgeln und wir werden auch im Wienerwald wandern gehen! Du wirst sehen, das wird toll und wir werden einen schönen Sommer haben!”, versprach Michaela Reisinger und war in die Küche gegangen, um den Tisch für das Mittagessen zu decken.

“Es gibt Pizza, Lena, die magst du doch gern und dazu Hollundersaft!”

“Fein!”, rief diese, um dann wieder besorgt vor sich hinzusehen.

“Aber auf den Rathausplatz zu diesem Filmfestival, wo du und der Papa immer gegangen seid, können wir dann auch nicht gehen, Mama und weißt du, was die Tante Laura noch erzählt hat? Sie hat gesagt, wenn man das jetzt macht, kann man sich vorher in einer Impfbox impfen lassen und braucht dann nicht den 3-G oder grünen Impfnachweis, wenn man sich nachher den Film ansehen will! Aber die Tante Hilde hat geschimpft und gesagt, daß das Blödsinn ist, weil sich dann die Leute schon beim Parlament anstellen, um in die Impfbox zu kommen und dabei keine Kaffeefiltermasken tragen und da stecken sie sich an und nach dem Impfen kommen sie in den Rathausplatz auch nicht hinein, wenn sie keinen Test haben! Das ist sehr kompliziert und man sollte das viel ernster nehmen und beim Impfen, das sehr wichtig ist, nicht so leichtsinnig sein? – Bist du schon geimpft, Mama?”, fragte sie dann und schaute Michaela, die wieder etwas ratlos und verlgen geworden war, so streng an, wie das vermutlich auch die Tante Hilde im Kindergarten tat.

“Noch nicht!”, antwortete sie und schüttelte entschlossen den Kopf.

“Da warten wir noch etwas, haben der Papa und ich uns gedacht, weil ich eine Freundin habe, bei der diese Thrombose aufgetreten ist und sie starke Schmerzen hatte!”

“Und die Impfungen sind auch noch nicht so ganz erprobt und zugelassen, Mama, nicht wahr? Das hat die Mama vom Kevin, der von der Kira gesagt, aber die ist da bös geworden und hat gemeint, daß die Kevin-Mama eine Impfverweigerin und eine Schwurblerin ist! – Bist du das auch, Mama? Aber Schwurblerin ist ein schönes Wort! Ich möchte auch schwurbeln, Mama! Bitte laß mich das tun, wenn ich schon mit dem Leo nicht Ringelspiel fahren darf, weil der sich nicht ständig testen lassen will! Aber du und der Papa könnt zu diesen Impfparties gehen, von denen die Tante Laura der Tante Hilde auch erzäht hat, daß es die jetzt gibt, um die Leute zu der Impfung zu motivieren! Denn die brauchen einen Anreiz, um das zu tun, weil sie zu faul dazu sind! Also brauchen sie niederschwellige Angebote und die soll es im Supermarkt und auch am Friedhof geben, hat die Tante Laura gesagt. Warum am Friedhof, Mama? Da kann man doch keine Party machen, weil das die Ruhe der Toten stört und die dann nicht mehr ruhig schlafen können, wenn die Leute auf der Party gtanzen! Am Friedhof muß man erst und still sein, hat die Tante Hilde erklärt und nach dem Impfen soll man auch keinen Alkohol trinken, sondern sich niedersetzen und schauen, ob man den Stoff verträgt und keinen allergischen Schock bekommt! Wie kann man dabei tanzen und Musik hören, Mama? Das ist doch komisch, nicht wahr?”, wollte Lena wissen und schaute Michaela fragend an, die immer noch ratlos war und den Kopf schüttelte, weil sie das auch nicht wußte und all die Widersprüchlichkeiten, die sich da auftaten, der kleinen Tochter nicht erklären konnte. Also drehte sie sich zum Herd, nahm die Topfhandschuhe und die Pizza aus dem Rohr, um sie auf den Tisch zu stellen.

“Das weiß ich auch nicht, Lena, ich denke aber, daß der Bürgermeister meint, daß die Kinder, die das schon gewohnt sind, sich weiter testen lassen sollen und die Leute sollen sich impfen lassen, damit sie geschütztsind und sich das Virus nicht verbreiten kann und wir einen schönen Urlaub erleben und den werden wir haben, wenn der Leo kommt und mit ihm die Parks entdecken, damit er nicht traurig ist, daß das Arbeitsmarktservice seine Mama nach Tirol geschickt hat, weil man dort Servierinnen braucht, wo sie sich übrigens auch regelmäßig testen lassen muß, damit sie die Gäste nicht ansteckt! Wir werden uns davon nicht irritieren lassen, sondern unsere Pizza essen und dann in deinem Zimmer alles für den Leo herrichten und du kannst ihm, wenn er am Nachmittag kommt, auch deine Zeichnungen zeigen, damit er sieht, was ihr im Kindergarten so macht und er kann dir dein Zeugnis zeigen, daß, wie mir die Melanie berichtet hat, sehr gut sein soll!”

8 thoughts on “Urlaub in Wien

  1. Ja, lieber Uli, Sie sind wirklich sehr aufmerksam, Kompliment, ich hab das gestern noch vorwegnehmen wollen, daß Sie sich sicher aufregen werden,daß die Lena in so endlos langen Sätzen spricht!
    Ja, das hat sich bei der ersten Lena-Geschichte so eingebürgert, da war sie drei und kam in den Kindergarten!
    Das war, glaube ich, im September. Also ist sie jetzt vier, eine Weihnachts-Lena- Geschichte hat es dazwischen auch gegeben!
    Wär wahrscheinlich gescheiter gewesen, die Lena damals fünf sein zu lassen, dann käme sie jetzt in die Schule und könnte fragen “Mama, warum muß ich soviel testen, das ist doch irgendwie dumm, weil ich gesund bin, das Geld so zu verschwenden, statt in den Krankenhäuser die wirklich Kranken zu testen?”
    Falls Sie es noch nicht bemerkt haben, das Ganze ist eine Art Parabel oder “Kindermund spricht die Wahrheit” und wundert sich, was da alles derzeit so bei uns geschieht!
    Es gibt Vlogger, die sprechen da, egal ob sie Österreich oder Deutschland meinen, von “Absurdistan”, die Lena fragt also und fragt und die Mutter schaut irgendwie ratlos und kann die Kinderfragen nicht beantworten.
    Also muß die Lena viel reden, denn wenn sie den Wortschatz meiner zweijährigen Enkeltochter hätte, würde das nicht funktionieren.
    Andererseits kenne ich einige dreijährige Kinder, die auch schon einen ganz schönen Wortschatz haben, auch wenn sie den Hintergrund der Corona-Maßnahmen wahrscheinlich nicht verstehen und auch nicht in Frage stellen!
    Es war also eine Corona-Geschichte zum zwölften “Literaturgeflüster-Feiertag”. Morgen kommt noch eine wo, die Mathilde, aus “Mathilde im Coronaland” die Heldin ist, dann geht es ganz normal, sozusagen mit dem alltäglichen Sommerfrischenschreibwahnsinn weiter!
    Die Mathilde ist wahrscheinlich so alt wie ich, aber Achtung, lieber Uli, sie gendert!
    Also wird es auch noch spannend werden und ich freu mich schon auf Ihren Kommentar!

  2. Wenn Sie es doch selbst erkennen, dass solche Dialoge mit einer Vierjährigen Widerspruch beim Leser hervorrufen, warum ändern Sie es dann vor dem posten nicht ab? Es mag ja eine Parabel oder was auch immer sein, trotzdem sollten die Verhältnisse stimmen. Kinder in diesem Alter fragen oder sprechen i. d. R. in kurzen Sätzen.

    “„Mama, warum muß ich soviel testen, das ist doch irgendwie dumm, weil ich gesund bin.” Der ganze Rest vom obigen Satz kann weg, kein Kind in dem Alter weiß von Geldverschwendung oder was in Krankenhäusern vor sich geht (außer es ist selbst krank und verbringt viel Zeit dort)

    Diese ganzen ewig langen Monologe, wie sie auch in der Unsichtbaren Frau vorkommen, sind nicht die Gedanken oder Aussagen Ihrer Protagonisten, sondern Ihre, liebe Frau Jancak. Sie legen den Figuren Ihre ureigensten Gedanken in den Mund, anstatt sie selbst für sich sprechen zu lassen. Würden Sie ein Buch in der Ich-Form schreiben, in dem Sie aus Ihrer eigenen Sicht erzählen würden, quasi autobiographisch, dann würde es funktionieren. Und auch dann täten kürzere Sätze not!

  3. Tja das ist wahrscheinlich so, wie wenn ich eine Parabel mit einem Fuchs schreibe und dem das sprechen lasse!
    Sie haben wieder recht, aber wir drehen uns im Kreis, weil die Leser wahrscheinlich wissen, was gemeint ist und, daß die Literatur nach anderen Kriterien funktioniert und man auch seine Phantasie einsetzenkann!
    Und das mit der Autobiografie ist auch recht interessant, denn ich denke immer, daß ich jetzt den Autor sprechen höre, obwohl der vielleicht sagt, ich bin nicht damit gemeint!
    Ich lese jetzt übrigens die “Obstdiebin”, das habe ich schon geschrieben und da gibts auch endlose Monologe und da schreibt Handke wahrscheinlich auch fünfhundert Seiten nur von sich selbst, ganz egal, was die Leser davon halten!
    Ich schlage vor, wir lassen das, denn da könnten wir uns endlos im Kreis drehen, objektiv haben Sie recht, aber mir erschien es sinniger, Lenas Alter zu lassen, statt sie jetzt plötzlich zwei Jahre älter sein zu lassen, obwohl sie im September erst drei war!
    Aber wenn wir das Corona-Geschehen weiter fortspinnen, löst sich das Problem wahrscheinlich irgendwann von selbst!

  4. Eine Geschichte mit sprechenden Tieren nennt man “Fabel”, nicht “Parabel”.

    Sie schreiben, dass die “Leser wahrscheinlich wissen, was gemeint ist”. Das ist nichts weiter als eine Umschreibung für: “Meine Leser sind mir wurscht, wenn sie’s nicht kapieren, nicht mein Problem.” Nach welchen Kriterien funktioniert denn Literatur und wer soll seine Phantasie wofür einsetzen? Soll der Leser etwa Ihren Job machen und Ihren Text in Gedanken in eine leserliche Form bringen? Ich bitte Sie!

    Natürlich hört man bei einer Autobiographie den Autor sprechen, denn er erzählt ja über sich, wenn er sie selbst verfasst hat. Wenn er sagt, ich bin nicht damit gemeint, ist es keine Autobiographie. Was soll das also?

    Und natürlich schlagen Sie vor, es zu lassen, wenn’s unangenehm wird. Nein, wir drehen uns nicht im Kreis, nur machen Sie immer und immer wieder dieselben textlichen und gestalterischen Fehler und sind nicht bereit und willens, daraus zu lernen.

  5. Und das ärgert Sie, verstehe!! Ich bleibe trotzdem bei der dichterischen Freiheit und habe mich entschloßen, die Lena vier und viel reden zu lassen und setze voraus, daß die Leser wissen, daß die meisten Vierjährigen wahrscheinlich nicht soviel reden und auch die Füchse in den Fabeln werden das wahrscheinlich nicht tun, wenn Sie nach den Trauben greifen, liebe Grüße!

  6. Und mit der Einstellung wundern Sie sich, dass Sie keine Leser finden, keine Interessenten für Ihre “Gewinnspiele”, keine Reaktionen auf Ihre Blogeinträge und keine Abnehmer für Ihre Bücher? Ernsthaft?

  7. Ob das wirklich an den langen Sätzen der altklugen Lena oder an der “Menschin” der Mathilde, um schon Ihren Kommentar von morgen vorwegzunehmen, liegt?

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