Machtkampf im Ministerium

Jetzt kommt ein Buch, das eigentlich schon veraltet ist, denn von einem “Machtkampf im Klassenzimmer” oder diesbezüglich im Ministerium hat man schon länger nichts gehört, ging es im letzten Jahr ja eher um das Dauertesten, das Maskentragen und ob die für die Kinder schädlich, neurotisieend, traumatisierend oder nicht ist. Aber die Spannungen, die es in den Schulen gab, werden sich durch den mangelnden Unterricht dort, sicher nicht verbessert haben und die Deutschkenntnissse werden durch den Digitalunterricht auch nicht besser geworden sein. Es gibt vordergründig aber andere Probleme, da wird da die Abschiebung von Afghanen gefordert und der Delta Cluster im U- Ausschluß diskutiert, etcetera.

Aber der Reihe nach. 2018 hat die sozialistische Gewerkschafterin und Lehrerin an einer Schule im zehnten Bezirk, glaube ich, Susanne Wiesinger, ein Buch über den “Machtkampf im Klassenzimmer” geschrieben, im dem sie auf die Probleme, die es an den sogenannten Problemschulen, wo alle kinder migrationshintergrund haben, gibt. Hat sie da ja beobachtet, daß sich ihre Schüler nach den Anschlag von Charly Hedo Anfang 2015, darüber eher freuten und daß es auch schwierig ist, wenn an den Schulen Broschüren verteilt werden, die die Mädchen dazu aufforderten zu ihren lesbischen Bedürfnissen zu stehen, die muslimischen Mädchen sich aber nicht einmal ihren ehepartner aussuchen dürfen und oft noch zwangsverheiratet werden.

Das Buch hat Aufsehen erregt. Ich habe es nicht gelesen aber mehrere Interviews darüber gehört und Bildungsminister Fassmann hat sie deshalb zur Leiterin einer Ombudsstelle bestellt, in der die Probleme aufgezeigt und Lösungen erstellt werden sollten.

So ist Susanne Wiesinger ein Jahr durch alle Bundesländer gereist und hat mit Lehrern, Schülern, Eltern Interviews gemacht und dabei gleich beklagt, daß ihr da zu ihrer Sicherheit Berater oder Spitzel zur Seite gestellt wurden, die ihr immer sagten, daß sie das und das, den Journalisten nicht sagen dürfe. Sie hat deshalb öfter überlegt, ihren Job hinzuschmeißen und wieder an die Schule zurückzugehen. Bildungsminister Faßmann hat sie aber immer ermutigt zu bleiben und so ist Anfang 2020, also noch vor Corona ein weiteres Buch herausgekommen, wo sie diese Schwierigkeiten, bezeihungsweise den Machtkampf, den sie im Ministerium erlebte, beschrieb. Ich habe das buch von Doris Kloimstein, die ja an Bildungsfragen auch sehr interessiert ist, überrreicht bekommen, angesichts meiner langen Leseliste es aber auf der nächste Jahr verschoben und jetzt ist ja vieles anders geworden. Also spannend zu sehen, was sich in dem Jahr verändert hat. Anfang 2020 habe ich noch einige Diskussionen darüber gehört. Susanne Wiesinger wurde, glaube ich, nach Erscheinen von ihrer Ombusfrauposition abgesetzt.Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört und keine Ahnung, ob sie jetzt wieder an ihrer Schule ist und, wie die Situation dort ausschaut?

Jetzt sind aber ohnehin Ferien. Die Kinder ab zwölf werden geimpft, die ab sechs sollen sich in Wien dreimal wöchentlich testen lassen, um ins Bad und ins Eisgeschäft zu dürfen. Aber das fällt ja, wie in Susanne Wiesingers Buch steht, für die muslimischen Mädchen ohnehin aus, weil die ja weder mitturnen noch schwimmen gehen dürfen.

Es gibt ein Vorwort von Konrad Paul Liessmann, der auf die hohen Ansprüche, die man von der Bildung hat, hinweist, die vom jeweiligen Standpunkt gesehen, sehr widersprüchig ist und, daß die Kinder, die betroffen sind, überbleiben, beziehungsweise von den jeweiligen Parteien lustig hin und hergeschoben werden.

Von den Kontrollmaßnahmen, die Susanne Wiesinger gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit erlebte, habe ich schon geschrieben. Sie beklagte vor allem, daß die Schulleiter und die Lehrer ihre Meinung nicht frei äußern, sonder nur das sagen dürfen, was die Partei von ihnen verlangt, obwohl sie vielleicht ganz anders denken oder in den Schulen etwas anders erlebten und, daß man gleich als rechts hingestellt wird, wenn man auf Probleme aufmerksam macht. Was jetzt auch die Corona-Kritiker sehr stark erleben.

Dann kommt man gleich zu den verpflichtenden Deutschklassen. Da wurden ja seit der türkis- blauen Regierung die Schüler getrennt und die, die nicht gut Deutsch sprachen, wurden seperat unterrichtet und waren nur beim Zeichnen und dem Turnen in der Klasse. Dagegen gab es ja massiven Widerstand, weil es als diskriminierend erlebt wurde. Ich sehe es aber eher als postiv, denn wenn ein Kind aus Afghanistan kommt, nicht Deutsch kann und dann gleich in der NMS sitzt, wird es nichts verstehen und daher auch nichts lernen. Susanne Wiesinger meint aber, daß es eher, die schon hier geborenen Kinder sind, die in die Schule kommen und nicht Deutsch können und meint hier,was mich erstaunte, weil ich es anders erlebte, daß hier oft die Eltern besser Deutsch, als die Kinder können. Erstaunlich deshalb weil es ja auch eine Kindergartenpflicht gibt und die Kinder ja ständig auf ihre Deutschkennsse überprüft werden. Eine Frage ist auch das Kopftuchverbot, daß es ja, glaube ich, inzwischen in den Schulen gibt. Iinteressant ist hier auch, daß ich dle im letzten Jahr, wo ich ja in Wien wenig auf der Straße war, auch kaum Kopftücher gesehen habe und der verpflichtende Ethikunterricht, gegen den sich, glaube ich, die katholische Kirche sträubt, wurde jetzt, soviel ich weiß, auch eingeführt.

Ein Problem sieht Susanne Wiesinger in der, we sie sagt, mangelnden Mischung in den Schulen, gibt es ja offenbar Problemschule mit hundert Prozent Migrantionshintergrund, die landen dann alle in den Rest- sprich neuen Mittelschule, wie die Hauptschule jetzt vornehm genannt werden, um die Kinder oder Eltern vor dem Ran in die AHS abzuhalten, will die ÖVp ja keine Gesamtschule und sträubt sich mit Händen und Füßen dagegen. So gehen alle, die das können ins Gymnasium. Die verlieren dadurch auch an Niveau und Susanne Wiesinger beklagt auch, daß in den Unterstufen schon viele Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen gehen, die dann Schwierigkeiten haben dem Schulstoff zu folgen. Susanne Wiesinger spricht auch von sekundären oder primären Analphabetismus oder der Schweiergkeit sinnerfassend lesen oder verstehen zu können.

“Nenne drei innere Organe?” lautet eine Frage “Ottakring und Simmering”, lautet die Antwort, das sind aber Wiener Randbezirke. Es gibt Schwierigkeiten mit der Evolutionstheorie, dem Schwimmen und Turnen, wie schon erwähnt, so daß sich manche Lehrer das nicht durchzunehmen trauen oder sich auch weigern mit ihren Schülern nach Mauthausen zu fahren, denn die könnten sich dort antisemitisch äußen und dann wären die Lehrer schuld.

Susanne Wiesinger schreibt von einer tschetschenischen Schülerin, die ihre Mitschülerin zwang den Hjiab zu tragen und von einem anderen Mädchen dem die Haare abrasiert wurden, weil sie sich zu wenig bedeckte. Dem Jugendamt hat das Mädchen dann erklärt, sie hätte sich mit Kaugummi verklebt und eine Lehrerin war sehr hilflos, daß sie ihrer Schülerin nicht helfen konnte, die sich ritze oder schnitt. Sie hat das Jugendamt verständigt, das hat aber auch nicht sehr viel getan, als eine Therapie zu empfehlen, die dann nicht angenommen wurde und Schwierigkeiten hatte Susanne Wiesinger auch bei ihrem Ombudsfraujob, da beklagte sie das mangelnde Interesse der Wiener bildungsdirektion, wie der Stadtschulrat heute, glaube ich, heißt, die Wiener SPÖ warf ihr Verrat vor und unterstellte ihr ÖVP- oder FPÖ- lastig zu sein. Sie zitiert aber auch einen Besuch in Vorarlberg, wo die Lehrer und Schuleiter alle behaupteten keine Probleme zu haben und lieber mit ihr über Politik diskutieren wollten. Susanne Wiesinger meint, daß Problemschüler, aber auch Problemschüler von einer Schule zur anderen verlagert werden, ohne daß die Schulleiter Informationen über die Problemlage bekommen.

Die Lehrer meint Susanne Wiesinger erleben in den Klassen viel, wogegen sie nichts machen können, werden immer mehr zu Sozialarbeitern und sind beispielsweise hilflos, wenn immer mehr Mädchen von den Schulen verschwinden, weil sie verheiratet wurden, etcetera. Susanne Wiesinger führt hier das Beispiel einer türkischen Maturantin an, die es geschafft hat und nicht versteht, warum das bei den anderen nicht so ist? Ihre Eltern kommen ja auch aus der Türkei, hatten aber nichts gegen die Bildung ihrer Kinder und das von drei tschetschenischen Modeschülerinnen. An der Maschine mußten sie Hijab lüften, die Männer waren dagegen. Es könnte ja ein Mann vorbei kommen und ein Stückchen Haut sehen. So wurde verdunkelt und Susanne Wiesinger bespricht die Dilemmen vor denen viele Lehrer stehen. Anpassung an die muslimischen Normen oder die Schüler verschwinden. Die Mädchen fahren nicht am Schikurs mit, weil sie dort angeblich ihr Jungfernhäutchen verletzen. Das kommt aus den Muscheen meint Susanne Wiesinger und beklagt, daß die Eltern nicht mitarbeiten wollen und ist für Strafen und Abschafffung der Mindestsicherung, wenn sie ihre Kinder nicht auf den Ausflug schicken. Da bin ich grspalten, den die türkischen Familien haben einen anderen kulturellen Hntergrund. De Kinder nur an die Werte der Schule anzupassen, trifft es da wohl auch nicht. Die Lösung wäre der Kompromiß und das Gespräch. Das ist aber mühsam und in den Schulen ist die Autonomie von den vielen Vorschriften, die aus den Ministerien von Leuten, die nichts von der Praxis verstehen, ohnedies immer mehr bedroht.

Am Schluß gibt es eine zehn Punkteempfehlung und ein sehr schöner Graphikteil wo an Hand von Schultaschen und Belistiften, die Problemlage noch einmal optisch erklärt wird. Das Buch wurde unter Mitarbeit eines Jan Thies geschrieben und ich füge am Schluß noch an, daß es trotzdem sehr gut ist, daß ich es erst jetzt, nach der Pandemie in der wir ja immer noch stecken, gelesen habe.

Denn jetzt verstehe ich den Machtkampf zwischen der Stadt Wien und dem Bund und die Entmündigung, die inzwischen ja alle getroffen hat noch viel besser und mich würde wirklich interessieren, was sich in den eineinhalb Jahren in unseren Schulen geändert hat? Ein bißchen bekomme ich das, die ich ja meine Berufslaufbahn in den Kindergärten der “Kinderfreunde” und im schulpschologischen Dienst begonnen habe, sowie bei “Rettet das Kind” Gastarbeiterkinder betreut habe, in meiner Praxis auch mit.

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