Begegnung mit Ilse Pollaks Tochter

Ich habe ja, als ich 1973 maturierte, Psychologie studiert und zu schreiben begonnen. Und da irgendwann, ich weiß nicht mehr so genau, ob während meines Studiums oder während meiner Verhaltenstherapieausbildung Mitte der Achtzigerjahre, Ilse Pollak kennengelernt. Eine alte Dame, die sich sehr freundlich, um die Studenten kümmerte, ihnen Kaffee ausschenkte oder ist das der Herr Wittek gewesen und ich habe sie einmal, das muß Mitte oder Ende Achtzig oder vielleicht schon Neunzig gewesen sein, als ich im SMZ-Ost an der Krankenpflegeschule unterrichtete, sie in ihrem Gemeindebau besucht. Das war wahrscheinlich, um den Valentinstag, jedenfalls habe ich ihr ein kleines Primelstöckchen mitgebracht. Eine freundliche alte Dame, die dann aus meinen Gedächtnis entschwunden ist.

Daß sie eine Tochter namens Susanne hat, die im “Picus Verlag” den Roman “Familientreffen” veröffentlich hat, hat sie mir wahrscheinlich erzählt, beziehungsweise habe ich das Buch gelesen. Daß E. A. Richter ihr Schweigersohn war, habe ich auch gewußt. Von dem habe ich die “Berliner Entscheidung” gelesen und 2010, glaube ich, als ich schon bloggte hat sich der bei mir gemeldet und mir einmal sogar eine Buchbeschreibung geschrieben und mir auch erzählt, daß seine Schwiegermutter gestorben ist und jetzt in der Realität von 2023, als ich mir mein Wochenveranstaltungsprogramm zusammenstellte und für den Mittwoch zuerst nichts gefunden habe, keine “Alte Schmiede” kein Literaturhaus, keine “Gesellschaft”, habe ich den Newsletter des “Republikanischen Clubs” bekommen, der mir mitteilte, daß die 1942 geborene Susanne Pollak ihr zweites Buch “Klara spielt nicht mit”, wieder eine Familiegeschichte, dort vorstellt.

Einige alte Damen im “Republikanischen Club”, die sich ihre Masken aufsetzten, Sybille Summer hat auf das Buffet hingewiesen, Wein, Chips und ein paar Süßigkeiten. Vanessa Redak hat moderiert und darauf hingewiesen, daß Susanne Pollak, die inzwischen in Frankreich lebte, deshalb waren auch einige französisch sprechende Damen im Publikum, ihre Lehrerin in Deutsch und Französisch in der Zirkusgasse war und ihr die Liebe zur Literatur beigebracht hat. Und Susanne Pollack, die 1942 im Exil in Frankreich geboren wurde, hat sehr lange an ihrem zweiten Buch geschrieben, das die Geschichte ihrer kleinen Schwester Klara, die in Wirklichkeit anders hieß, schildert.

Denn die Eltern, der Vater Arzt, Ilse Pollak hat, glaube ich, erst später Psychologie studiert, haben ihren drei Kindern, Susanne 1942 geboren, den fünf Jahre jüngeren Bruder und der 1952 geborenen Schwester, nichts von ihrer Fluchtgeschichte erzählt und sie obwohl sie das eigentlich nicht von ihnen gefordert haben, unter einen großen Druck gesetzt, nicht aufzufallen und die Braven und die Besten zu sein.

Susanne Pollak und der Bruder, der später Psychoanalytiker wurde, haben da mitgemacht. Die kleine Schwester nicht. Sie hatte Asthma und viele Krankheiten oder sich diese eingebildet, beziehungsweise vorgespielt. Hat ihr Medizinstudium abgebrochen, dann eine Tochter geborenen, Anna heißt sie wahrscheinlich nicht wirklich, wie die meine und ist dann mit siebenundvierzig Jahren gestorben. Susanne Pollak hat sich sehr lange mit der Frage beschäftigt, warum, die kleine Schwester nicht, wie sie mitgemacht hatte, sondern Widerstand leistete.

Daran knüpfte sich die die Frage, warum dine Eltern den Kindern nichts von ihrer Fluchtgeschichte erzählte und, daß Susanne Pollak erst sehr spät herausbekommen hat, warum sie in Lyon und nicht, wie die anderen Kinder ihrer Klasse in Kagran geboren wurde und da kann ich mich an die Hansi Berger erinnern, die ich im Klub der logischen Denker als Studentin kennengelernt habe, die von Prag nach Israel emmigrierte und dann mit ihrem ersten oder zweiten Mann nach Wien gekommen ist, die der sehr neugierigen Studentin auch nicht viel erzählte, wie das damals gewesen ist?

Das ist, glaube ich, erst die dritte Generation, die dann, die Vergangenheit und die schweigenden Eltern aufdeckt und sich damit beschäftigt.

Die Familiengeschichte geht dann weiter, daß sich Susanne Pollak, die sich nach dem Tod der Schwester, um ihre Nichte gekümmert hat, zu der sie ein schlechtes Verhältnis hatte und erst jetzt wieder zu ihr zurückgefunden hat.

Dreizehn Bücher gab es, glaube ich, zu verkaufen, die Hälfte wurde das auch und ich bin wieder ein bisschen in meine Vergangenheit eingetaucht, habe mich mit E. A. ,Richter unterhalten, der jetzt einen neuen Verlag sucht und, wie er mit verraten hat bei “Dichterloh” lesen wird und kann noch meine Parallelen anmerken, daß ich im November 1953 geboren wurde und eine 1942 geborene Schwester hatte, die 1978 an einem Autounfall verstorben ist.