Ich bleibe hier

Ich weiß gar nicht so genau, ob ich auf Marco Balzanos Südtirolroman auf dem vorletzten “Diogenes Bloggertreffen” aufmerksam wurde ober, ob das erst durch die Sendung “Aufgeblättert – Zugeschlagen” mit dem “Österreichischen Literaturpapst Robert Wagner”, der Martin Sellner verdächtig ähnlich sah, geschah?

Aber ich habe mir das Buch, wo auf dem Cover der Reschenstausee mit dem herausragenden Kirchturm, zu sehen ist, bestellt und jetzt gelesen.

Es ist vielleicht nicht so ein besonders literarisches Buch, wie Lutz Seiler “Stern 111”, das auch in dem Literaturformat vorgestellt wurde, hieß es dort, aber ein italienischer Bestsellers des 1978 in Mailand geborenen Marco Balzano, der dort auch als Lehrer tätig ist, von dem ich vorher noch nichts gehört habe und das Buch ist interessant.

Die Geschichte der Lehrerin Trina, von der Marco Balzano im Nachwort schrieb, daß er 2014, das Dorf Graun im Vinschgau mit dem Stausee und dem Turm, das inzwischen eine Touristenattraktion ist, besuchte. Von dem Thema fasziniert war, zu forschen begann und dann aus den historischen Tatsachen einen Roman machte, in dem, wie üblich alles erfunden und Ähnlichkeiten rein zufällig ist.

Oder doch vielleicht nicht so ganz. Denn das Dorf Graun hatte einen Pfarrer namens Alfred Rieper und ein Pfarrer namens Alfred kommt in dem Roman auch vor, in dem die Lehrerin Trina einen Brief an ihre Tochter Marica schreibt, die als die Nazis in das Dorf kamen und den Deutschsprachigen, die Option erstellten, nach Deutschland auszuwandern oder weiter in Südtirol als Menschen zweiter Klasse zu leben, mit der Schwester von Trinas Mann Erich, die in Innsbruck lebte, das Dorf verlassen hat und offenbar nie mehr zu ihrer Mutter zurückgefunden hat.

Aber zum Anfang des vorvorigen Jahrhunderts. Da macht Trina mit ihren Freundinnen Barbara und Maja in Bozen eine Lehrerinnenausbildung und 1923 ihr Examen. Das war das Dorf, ihr Vater ist der Schreiner dort, schon von den italienischen Faschisten Mussolinis besetzt und die deutschsprachigen Lehrer fanden keine Anstellung. So bietet ihnen der Pfarrer an, in den Untergrund zu gehen und in den Katakomben, die Kinder in Deutsch zu unterrichten.

Das ging oft schief, denn die Carabinieri dringen oft ein und Barbara wird nach Italien verschleppt, worauf ihre Familie böse auf Trina ist. Dann kommen die Nazis und Michael, der Sohn wird ein solcher. Die Eltern fliehen in den Berge und da muß Trina auch zwei Soldaten erschießen. Nach dem Krieg kommen sie in das Dorf zurück. Aber da ist schon die Firma Montecatini da, um den Staudamm zu bauen. Erich kämpft sehr engagiert dagegen. Wendet sich sogar an den Papst zu Unterstützung. Hilft aber alles nicht und die Familien können sich entscheiden, ob sie auswandern oder sich am Rande des Dorfes in Containern unterbringen lassen und das Geld, das sie als Entschädigung bekommen, können sie in Bozen holen. Aber da wären die Fahrkosten höher, als das, was sie bekommen hätten. Erich stirbt und Trina zieht schließlich doch in eine Zweizimmerwohnung, geht am See spazieren, beobachtet die Sommerfrischler, die sich die Attraktion anschauen kommen und schreibt den Brief an ihre Tochter und ich habe ein sehr beeindruckendes Buch mit einem interessanten Stück Geschichte gelesen, das mich ein bißchen an die Situation von heute erinnert, wo man ja auch nicht viele Chancen hat, wenn man beispielsweise gegen die Corona-Maßnahmen demonstrieren und sich nicht Freitesten oder Freiimpfen will und da habe ich ja schon in einem Facebook-Eintrag gelesen, daß die Eltern die ihre Jinder nicht testen lassen wollen, entmüdigt werden sollten.