Der Sommer ohne Männer

Mein heurigen Sommerbuch, der 1955 in Minnesota geborenen Siri Husvedt, Ehefrau von Pau Auster, von der ich die “Zitternden Frau” und, ich glaube, noch etwas gelesen habe, habe ich vor ein paar Jahren um Weihnachten bei einem Abschlußverkaufs in St. Pölten bekommen.

Siri Husvedt, die sich in ihren Arbeiten, sehr auf Psychologisches zu beziehen scheint, schreibt darin von der Mitfünfzigerin, Mia, einer Schriftstellerin, die von ihrem Ehemann plötzlich eine “Pause”, wegen einer seiner Assistentinnen, wie Siri Husvedt ironisch schreibt “verordnet” bekommt.

Das stürzt sie in eine Krise, bringt sie in die Psychiatrie, sowie zu einer verständnisvollen Therapeutin, so daß sie daraufhin beschließt, ihren Sommer bei ihrer Mutter und deren gleichaltrigen oder älteren Freuninnen zu verbringen, sowie einen Literaturkurs zu geben, der von sieben Schülerinnen besucht wird.

Sie gibt ihnen die Aufgabe über die “Grauslichkeiten” und ihre Widersprüche zu schreiben, führt selbst ein Sextagebuch in dem sie ihre Vergangenheit erforscht, freundet sich mit ihrer Nachbarin und ihren zwei kleinen Kindern an und bekommt seltsame Briefe von einem Mister Niemand, der vielleicht, wie sich herausstellen wird, eine Missis ist.

Die Schülerinnen beginnen Alice, weil sie ein bißchen anders, eine Streberin oder so, zu mobben, werfen ihre blutige Binde voll Abscheu auf den Tisch, fingieren ein Date und die Lehrerin, die von ihrer Tochter Daisy inzwischen aufmunternde Briefe bekommt, das Dad schlecht aussieht und von seiner Pause weg ins “Hotel” gezogen ist, veranstaltet in der Schreibgruppe zuerst ein Rollenspiel, dann wird ein gemeisamer Text verfaßt, mit dem alle leben können.

Eine der mütterlichen Freundinnen wird auf die “Alzheimer-Station” abgeschoben, die andere erleidet einen Schlaganfall und Boris beginnt schließlich Briefe zu schreiben, in dem er seine Änderung gelobt und sieben Punkte anführt, die er in Zukunft beachten wird, von besser kochen und im Kühlschrank nachzusehen, ob auch genügend Milch da ist, das er Mia immer lieben wird, was ihr das wichtigste ist,  am Schluß kommt er selbst und die Midlife- oder Krise des die des Älterwerdens  ist überstanden und das Leben geht weiter bis in den Tod…

Einen theoretischen Excurs über das Geschlechterverhältnis und, ob Frauen denken können, gibt es auch und das ist es was die “Amazon-Leserinnen” an dem Buch beanstanden, der fortwährende Excurs in die Psychologie-Psychiatrie und die Verwendung der entsprechenden Fachausdrücke.

Mich, die ich ja in der Psychologie zu Hause bin, stört das weniger, als Roman würde ich den “Sommer ohne Männer” trotzdem nicht bezeichnen und eigentlich auch nicht als ein Sommerbuch.

Es ist ein Excurs über das Leben und da,s was einer Frau zwischen fünzig und sechzig so passiert, der Mann betrügt sie vielleicht, die Mütter werden alt und sterben, die Töchter flügge,  die jungen Ehefrauen werden vieleicht auch schon von ihren Männern betrogen oder geschlagen und die Kinder weigern sich zu sprechen oder tun das mit Phantasiefiguren, während es bei den Pubertierenden ADHD Verdacht gibt und die halbe Klasse Ritalin schluckt.

Ja, das Buch spielt in Amerika und wurde von einer amerikanischen Schriftstellerin geschrieben, so kommt der Sex natürlich vor und Dr. Freud.

Daß die Mädchen ihre Binden heutzutage noch in der Klasse verlieren, halte ich eher für anachronistisch, mir ist das, glaube ich, mal passiert, da werden wohl eher falsche Nackfotos und Hasspostings ins Facebook gestellt.

Im Writerstudio habe ich gelernt, daß solche Romane wohl mehr Personal Essays oder literarisch aufbereitete Memoirs sind. Noch etwas kommt bei Siri Hustvedt, der Frau eines berühmten Schriftstellers hinzu. Sie kommuniziert auch mit ihren Leserinnen, spricht sie an, gibt Ratschläge, etcetera. Das Ganze ist auch eher zusammenhanglos in kleinen oder größeren Minitaturen, die manchmal nur ein paar Sätze lang sind, geschrieben.

Zeichnungen gibt es auch und so könnte man sagen, daß ich ein interessantes künstlerisch aufgearbeitetes amerikanisches Buch über das Leben und, das was einer Frau zwischen fünzig und sechzig so passiert und in abgewandelter Form, mein Mann hat mich nicht verlassen und kauft die Milche und die Orangen auch regelmäoig sein, auch mir passierte.