Odysseus X

Die nächste Besprechung erfolgt etwas verspätet, lag  doch dasBuch über Silvia Plath von  Sigrun Höllrigl, das mir die “Editon-Keiper” so freundlich schickte, bei meinem Nachbarn im Postkasten und der brauchte dann zwei Wochen es mir zu bringen.

“Roman” steht wieder darunter und ich würde es um das Wort “poetisch” ergänzen, ist Sigrun Höllrigl 1966 geboren, doch die Leiterin des “Art Visual & Poetry Filmfestivals”, bei dem unter anderen schon Cornelia Travnicek gelesen hat und ich habe sie auch 2009 bei der “Ö Sam Sieger Sause” im Literaturhaus kennengelernt, damals dürfte sie schon an dem Roman geschrieben haben, zumindest habe ich das in dem damaligen Artikel so nachgelesen, sie hat mir auch ihre Visitenkarte gegeben, die ich lange bei mir trug und dann irgendwann verloren habe und sie hat mich bei dem Gespräch über ihre hohen Ansprüche, die sie an die Slamer-Vortragskunst stellte, sehr beeindruckt.

Ein bißchen ist das auch in dem Buch zu finden, gibt es da ja eine Stelle, wo geschrieben steht, daß “Litetratur, bildende Kunst, Musik etc, die nicht übertreibt und abgehoben ist, eine schlechte ist”, uje, uje, uje, das muß ich mich wohl wieder am Schopf oder an der Nase nehmen, sehe ich das als wenig abgehoben sozialkritisch realistisch psychologische Plotschreiberin nicht so, aber ich habe inzwischen Sylvia Plaths “Glasglocke” gelesen und war sehr beeindruckt vom Werk und Lebenslauf der Dichterin S., wie Sigrun Höllriegl hartnäckig schreibt und beeindruckt, bin ich auch von “Odysseus X”, obwohl ich den Titel nicht ganz verstanden habe.

Denn der Handlungsaufbau ist etwas kompliziert, da kommt Sally Keane, fünfundzwanzig, hochbegabt mit einem IQ von 140, die schon als Fotografin Ausstellungen hatte und auch schon einige literarische Veröffentlichungen, bzw. gewonnene Literaturpreise, mit einem Stipendium aus den vereinigten Staaten nach Cambridge, wie ihr großes Vorbild, um über sie schreiben und vielleicht auch herauszufinden, was es mit dem Selbstmord der Dichteinr  auf sich hat und ob der Dichter T., wie Höllriegl wieder schreibt, schuld daran ist?

In drei Tagen wird auf hundertvierzig Seiten der Kurzroman erzählt und er verläuft in drei Schienen, bzw. in drei Schriften, obwohl das kursive und kleinere Gedruckte, nicht immer, wie man annehmen könnte, Zitate aus Plaths Werken sind, die gibt es natürlich auch, ungefähr eine Seite lang, sind Zitate aus den Tagebüchern angegeben und zwei Gedichtbeispiele gibt es auch.

Die Studentin oder Künstlerin Sally, hochbegabt, wie wahrscheinlich ihr Vorbild, die sowohl von Stipendien als auch vom Ertrag ihrer Werke lebt, Arbeiterkind aus Detroit, hat sich von ihrem Freund Chris, der sie in Amerika auch betrog, getrennt und macht jetzt wahrscheinlich ebenfalls, wie ihr Vorbild, mehrere Lieb-und Bekanntschaften durch und am ersten Tag ist sie am Weg nach London, denn ihre Zimmernachbarin Carol, ebenfalls Amerikanerin, Tochter aus reichen Haus, hat sie an einen Verleger vermittelt und der soll jetzt Sally erstes Buch herausbringen.

Das tut er aber nicht, sondern sagt in etwa “Kindchen tun Sie weiter, wenn Sie die englischen Literaturzeitschriften bringen, machen wir das Buch, inzwischen drucken wir dreiIhrer Gedichte!”, lädt sie auch auf eine Party ein und legt seine Hand auf ihren Arm und Sally ist enttäuscht.

Denn das ist eine Niederlage, hat sie doch schon Gedichtveröffentlichungen und ist wahrscheinlich ähnlich ehrgeizig, wie ihr großes Vorbild, das ja auch als junge Frau, wahrscheinlich ebenfalls mit fünfundzwanzig nach Cambrigge gekommen ist, dort über Shaekespeare eine Arbeit schrieb, über Ostern ihren Freund R., die abgekürzten Namen machen es  nicht so guten Plath-Kennern ein wenig schwer, nach Paris nach, dort lernt sie zwar nicht den Dichter T. ihren späteren Ehemann Ted Hughes, den sie dann bald heiratet, von ihm zwei Kinder bekommt, an Depressionen erkrankt und sich dann umbringt, kennen, verbringt mit ihm aber eine stürmische Liebesnacht und Chris kommt am dritten Tag auch nach Cambridge schlägt sich mit Rod, auch ein Amerikaner und inzwischen Sallys Freund und am Ende ist er “mit Schnittverletzungen und einer Wirbelverletzung am Hals davongekommen, durch die Verletzung hat er eine Menge Blut verloren.”

Sally sitzt daneben, visualiert sich an die Sonne nach Griechenland und denkt wieder an die Depression der Dichterin S.

“Ich fühle mich schwach und müde, Chris schläft, während ich langsam erwache.”

Sehr schön und wahrscheinlich wirklich den höchsten Ansprüchen gerechtfertigt, die Sprache der Dichter S. H., man hat einen sehr poetischen Roman gelesen, in dem die Schicksale der beiden jungen Frauen und Dichterinnen höchst kunstvoll ineinander verflochten sind.

Hat auch einiges über die Dichterin Sylvia Plath erfahren, die 1932 in Boston geboren wurde und sich 1963 in London das Leben nahm.

In Cambridge war sie wohl 1956, das ist der Zeitpunkt, auf den sich Sigrun Höllrigl in ihrem Roman bezieht und interessant ist vielleicht noch etwas anderes.Der Zufall nämlich, daß jetzt offenbar auch eine wahrscheinlich hochgabte und rotzfreche junge Frau, mit dreiundzwanzig, noch ein wenig jünger, als die beiden Dichterinnen, beim Wettlesen in Klagenfurt antreten wird und vorher schon durch ihre allerdings journalistischen Texte, von denen sich einer auch auf Depressionen, psychische Krankheiten und die Überforderung, denen die heutigen Studenten ausgesetzt sind, bezieht, aufgefallen ist.

Da sehe ich Ähnlichkeiten, auch wenn beim Bachmannlesen Prosa erwartet wird, aber Sigrund Höllriegs Plath- Biografie ist ja  trotz des “Visual&Poetry Festivals” ein Roman und auf Ronja von Rönnes Fecebookseite hat einer gemeint, “Wenn Heinrich von Heine eine Tochter mit Bettina von Armin hätte, dann wären das Sie”

Interessant die Veränderungen der hochbegabten jungen Frauen zwischen 1950 und 2015 könnte man meinen.

Sylvia Path wurde, glaube ich, von der “Frauenbewegung hochstilisiert”, während die 1992 den Feminismus nicht mehr für nötig hält  und jetzt sollte man sich wahrscheinlich die Plathsche-Lyrik geben oder wenn man es prosaischer will, sich  in ihren Lebenslauf vertiefen, um den poetischen Roman noch ein bißchen besser zu verstehen.