Europa Erlesen-Salzkammergut

Der “Wieser-Verlag” hat ja die “Europa-Erlesen-Reihe”, wo eine Reihe von europäischen Städten, Gegenden, etc, literarisch vorgestellt werden und die man, wie in den Vor-oder Nachworten empfohlen, bestens dafür geeignet sind, sie zu den jeweiligen Reisezielen als passende Lektüre mitzunehmen.

Der liebe Rudi Lasselsberger hat mir einmal das “Linz-Bändchen”, wo, glaube ich, ein Text von ihm enthalten ist, geschenkt und vor ein paar Wochen lag eine Reihe dieser Bände vollkommen neu und unbenützt, im Bücherschrank und so habe ich zugegriffen und da ich mir vor einigen Jahren angewöhnt habe, meine Reisen mit den entsprechenden Büchern zu begleiten, habe ich  das Bänchen eingepackt, als wir zu Sladky 27, 28 oder 29 aufgebrochen sind, weil ich dachte, das geht jetzt ins Salzkammergut, was, wie mich Hubertus Czernin, der Herausgeber, belehrte, nur zum Teil stimmt, denn das Tote Gebirge, liegt zwar im steirischen Salzkammergut, aber die ausgewählten Texte bezogen sich hauptsächlich auf Bad Aussee, Bad Ischl, das Ausseerland, etc und durch Bad Aussee, sind wir bei der letzten Sladky-Wanderung durchgefahren, als wir von der Rinnerhütte kamen, aber dort wollen wir von der anderen Seite, erst beim nächsten Sladky hinauf.

Egal. Die Salzkammergutlektüre hatte ich schon vorige Woche eingepackt, als es kurz zu Luis Stabauer an den Attersee ging, da allerdings einSalzkammergutbuch von Alfred Komarek, das ich dann nicht gelesen habe.

Auf den Berg habe ich gedacht, ist aber das kleine “Wieser-Bändchen” handlicher, was dann so auch nicht stimmte, weil ich zum “Tauplitz-Haus mit dem Auto hinfahren konnte und einige der Gruppe mit Reisetaschen angekommen sind.

Ich habe, als ich gesehen habe, daß es mit Peter Altenberg und Alexander Lernet-Holenia beginnt, das Lesen dann am Freitagbabend unterlassen, es aber am Samstag nach der verregneten Tour auf den Tragl wieder aufgenommen und das Buch auf einen Zug ausgelesen, beziehungsweise, durchgeblättert.

Herausgeber ist, der 2006 verstorbene Hubertus Czernin, das Bändchen ist 1998 bei “Wieser” herausgekommen, der sich im Nachwort outet, daß er seine Kindertage jedes Jahr mindestens zwei Monate im Salzkammergut, das ja bestens geeignet für die Sommerfrische war und ist, verbrachte und beginnen tut der Band mit einem Text von J. A Schultes, der 1809  “Über die vorteilhafteste Art das Salzkammergut zu bereisen” schrieb und da “Gmünden” “St. Gilgen”, “Ischel”, den “Hallstädter-See” etc, erwähnte.

Wirklich spannend wurde es  bei Alexander Lernet-Holenias,  1897-1976, “Hochwasser im Salzkammergut”, als der “Es regnet tagelang und nächtelang. Die Zimmer stehen leer.  Die Autobusse aus Tölz und Berchtesgaden bleiben aus. Des Ortes Vizebürgermeister, selbstverständlich SPÖ hat schon erklärt: Wenn das so weitergeht, so glaubt er doch noch an Gott, und seis auch nur, um ihm die Schuld an der verregneten Saison zu geben…”

Dazwischen habe ich den Alfred mit dem Otto Lambauer über die nächste Wahl und die FPÖ diskutieren gehört und gedacht, daß ich Lernet-Holenia bisher offensichtlich falsch einschätzte und weitergelesen.

Es kamen dann Texte von Fritz von  Herzmanofsky-Orlando und Peter Altenberg offensichtlich begnadete Salzkammergut Sommerfrischler und Hilde Spiel ist dort offensichtlich auch öfter gewesen.

Ihr Text  “Dieser See ist blau” ist offensichtlich ein Romanauszug aus “Verwirrung am Wolfgangssee” und Barbara Frischmuth, die 1941 in Altaussee geboren wurde und glaube ich, dort wieder lebt, ist mit einem Auszug aus ihrer “Klosterschule” vertreten, ein Buch das ich vor längerer Zeit gelesen habe und in Altaussee waren wir einmal, als die Anna ganz klein war und haben in dem Gasthau, wo wir geschlafen haben, prompt Barbara Frischmuth getroffen.

Sonst waren wir ein paar Mal am Grundlsee, sind dort um den See herumgegangen, beim letzten Sladky-Treffen, sind wir dorthin abgestiegen, die Litera-Mechana hat dort eine Autorenwohnung, wo Gertraud Klemm und die Ruth vor kurzem waren, ich aber wahrscheinlich nicht eingeladen werde, weil mein literarisches Ouvre ja angeblich zu klein ist.

Gustav Ernst hat auch ein Buch darüber geschrieben und ich habe in meinem doch vorhandenen selbstgemachten Werk in “Lore und Lena”, die Lore mit ihrer wiedergefundenen Mutter auch auf die Sommerfrische nach Altaussee oder Bad Aussee geschickt.

Aber weiter im Buch:

Carl Zuckmayer war offenbar öfter im Salzkammergut und hat das “Baden und Schwimmen im Wallersee” beschrieben und von Franz Carl Ginzkey gibt es eine “Sonate vom Attersee” und da war ich ja kurz letzte Woche und habe mir von dort Luis Stabauers “Atterwellen” mitgenommen, die ich vielleicht zum nächsten Sladky-Treffen als Lektüre mitnehmen könnte, wenn ich das Buch nicht zulange auf meiner elendslangen Leseliste stehen lassen und den Komarek nicht auf einen Berg hinaufschleppen will.

Von Alfred Komarek von dem ich ja die “Villen der Frau Hürsch” gelesen habe, gibt es auch einen Text über “Aussee und die Ausseer und  Gerhard Zeillinger, der 1964 in Amstetten geburen wurde, gibt in seinem Text “Ischl”, das er “zu seinen frühen Kindheitserinnerungen zählt”, einen hervorragenden Einblick über die Sommerfrischler dort, erwähnt Lehar und Perutz und die, die in Auschwitz ermordet wurden und daher nach 1945 nicht mehr nach Ischl kommen konnten, von wo sie 1938 vertrieben wurden.

Er erwähnt auch den Kaiser, seine Villa und seine Jagdleidenschaft, beziehungsweise, die Anzahl der Gemsen und Hirsche, die er geschossen hat.

Ein sehr interessanter Text und sehr zu empfehlen, wenn man sich einen Eindruck über die Sommerfrische im Salzkammergut machen will und dann gibt es natürlich Karl Kraus, der mich mit seiner “Ischler Esplanade” auch sehr überraschte.

Jakob Wassermann , 1873-1934, von dem einige Texte im Buch enthalten sind, dürfte im Salzkammergut begraben sein und dazu passt sehr gut Christoph Ransmayrs Text “Der Totengräber von Hallstadt”, wo er diesen, beziehungsweise den Friedhof dort beschreibt, wo man Totenschädel “bewundern” kann.

Friedrich Torberg und Hermann Bahr haben Texte und von Robert Schindel gibt es einen Auszug aus “Gebürtig”, das ich auch gelesen habe und der  1937 als Jutta in Amstetten geborene Julian Schutting hat einen langen Text über die “Oktobertage in Altaussee”, den ich vieleicht noch gründlicher lesen sollte, um ihn ganz zu verstehen.

Da ich mich ja bald in meine Sommerfrische nach Harland in St. Pölten aufmache, hätte ich dazu Gelegenheit, aber nein, lieber nicht, denn da gibt es ja die Harlandbücher auf der Leseliste und das Projekt über die “Prekären Sommererlebnisse der Sandra Winter”, das ich dort angehen will.

Das “Wieser-Bändchen” ist aber auf jeden Fall allen, die sich auf Sommerfrische nach Hallstadt, Bad Aussee, Bad Ischl, an den Attersee, Mondsee oder sonstwohin gegeben wollen, wärmsten zu empfehlen.

Man kann sich ein bißchen einlesen, in die längst vergangene österreichische Literautur und auch ein paar aktuelle Dichter, wie beispielsweise Andreas Tiefenbacher, den ich, glaube ich, einmal in der “Alten Schmiede” hörte, kennenlernte.

Die Texte sind, wie zu bemerken, oft Romanausschnitte, so daß man sich an die Lektüre der ganzen Bücher machen könnte, was im Sommer und in der Sommerfrische auch zu empfehlen ist.