Da war ich eigentlich noch nie

Im Sommer liest man Sommerbücher, auf diese idee hat mich eigentlich “leselustfrust” vor jahren einmal gebracht, mein langer Sub hindert mich inzwischen daran, das zu tun, aber manchmal kommen die Bücher auch so auf mich zu, wie es mir mit”Der Wunderkammer des Reisens in Deutschland so” ging, denn da gibt es ja den “Verlag des kulturellen Gedächtnisses” das,wie soll ich sagen schöne bibliophile Raritäten verlegt. Mit der “Wunderkammer der deutschen Sprache” hat es angefangen und jetzt geht es um das Reisen durch Deutschland, was ja in Zeiten, wie diesen ein bißchen schwierig ist oder eigentlich auch nicht, denn es sollen ja jetzt alle reisen,womit sich das Delta Virus dann auch munter verbreitet,die Maturanten es aus Mallorca nach Österreich brachten oder wie es das Cover zeigt, eine Reise in die Vergangenheit, sieht man da ja einen alten Fotoapparat, eine Frau mit einer Reisetasche und Stöckelschuhen, einenSchifahrer und und und…

“Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an das Reisen in Deutschland denken?”, wird da im Vorwort gefragt und ich, die ich ja im Nachbarland wohne, denke da an die Reisen nach Hamburg und Hannover, als Zehnjährige, dann meine Leipzig Frühlinge, die Radreise mit der Ruth 2007 von Ybbs nach Regensburg, dann die Radreise von Ulm nach Regensburg und und und von oder nach Passau sind wir auch ein paarmal mit der Anna geradelt und die ersten Reisen habe ich mit meinen Eltern auch in ihrem altenVW-Käfer unternommen.

Also in der Badewanne oder am Balkon liegen und zumindestens geistig in dem schön illustrieren Buch durch Deutschland reisen,wo wieder einmal alle diesbezügliche Bereiche erwähnt werden und es von der Vergangenheitdurch in die Gegenwart geht. Mit dem Finger auf der Landkarte kann man das natürlich ebenfalls machen und da die diesbezüglichen Zuordnungen treffen und dann gibts auch noch das Brauchtum, also die “Waldkirchner Rauhmacht”,die “Oldenburger Kohlfahr”tbis hin zur “Leipziger Buchmesse”, die ja früher im März stattfand. Es gibt das Reisen mit der Kutsche, wie man das um 1840 machte oder die Fußreisen, die früher en vogue waren. Da gibt es dann Ratschläge, was man dazu alles mitnehmen soll? Die literarischen Museen und Gedenkstätten werden auch angeführt, wie den “James Krüss Turm” oder das “Michael Ende Museum” in Bayern. Die Zoos werden auch angeführt und da habe ich gelernt, daß es auch einen in Leipzig gibt, da war ich noch nie führe ich an. Aber vielleicht komme ich noch einmal dorthin. Und um die ganze Welt kann man ja angeblich mit der Eisenbahn fahren oder sollte das einmal können und das Buch führt eine lyrische Kritik an “Oh Eisenbahn,was bist du kommen, hast WanderersRuhe uns genommen!”

Schon 1880 hat man sich um denUmweltschutz Sorgen gemacht und dann geht es auch schon zu den Nationalparks. Souveniers sind natürlich auch ein Thema, da gibt es die Stocknägel, die man sich mit einem hübschen Bildchen auf seinen Spazierstock pinnen kann und dann sind wir auch schon bei den Hotels und was die machen, damit die Gäste nicht die Bademäntel oder das Leintuch als Souvenier mitnehmen?

Da fällt mir Heinrich Spoerls “Wenn wir alle Englein wären”, ein Buch von meiner Großmutter, ein ,wo das da auch einmal ein Thema war. Dazu passen dann die Kurorte mit ihren Kurschatten. Das hat ja Stefan Zweig, glaube ich im “Brennenden Geheimnis” ganz schön beschrieben, wo der Knabe eifersüchtig auf den Liebhaber der Frau Mama war, sie dann aber nicht verriet. Das Rotlichtmilieu muß natürlich auch erwähnt werden. Da gab es ja in Berlin in den Neunzehnhundertzwanzigerjahren regelrechte Bordellführer, die die Touristen anlockten oder auch in die Irre führten und eine “Dampfschifffahrt ins Reintal” und wie das 1828 so war, wird auch beschrieben. Zum Kunstgenuß gehören außer den schon erwähnten Schriftstellerstuben, auch die Freiluftmuseen.

1862 ist Theodor Fontane durch die Mark Brandenburg gewandert und hat ein Buch darüber geschrieben, das Sagen, Ortsbeschreibungen, Geschichen, etcetera, enthält. eine über das Schloß Freienwalde, das Witwe von Friedrich Wilhelm II bewohnte, die von ihren Enkelkindern dort oft besucht wurde, ist in dem Buch auch abgedruckt und Johanna Schopenhauer hat sich 1828 über die reisenden Engländer im Rheinland die ihrer Meinung nach arrogant auftraten und “Die ganze Ordnung” störten, mokiert.

Dazu passen die Auszügeaus einem Englisch- Lehrbuch für Kellner ,1924, denen beigebracht wurde, wie man sich auf der Station im Hotel und auch beim Billardspielen unterhält. Dann kommen die Zimmermädchen an die Reihe, die 2019 beschrieben, wie sich die an den Gästen revanchieren, die Zahnbürsten benützen, mit den Handtücher das Klo reinigen, die Kleider anprobieren, etcetera.

Otto Julius Bierbaum hat 1909 das “Erste Autoreisebuch der deutschen Literatur” geschrieben und meinte “Es wird zwar, wie ich glaube, nicht mehr lange dauern und das Reisen im Automobil ist etwas gewöhnliches , vor der Hand aber gehören löngere Reisen dieser Art noch zu den Seltenheiten”

Hinweise für den Familienausflug gibt es auch, sowie eine kurze Geschichte des Verkehrsfunks, wo das Bild von einer Reihe von VW-Käfers die im Stau stehen am Beeindrucksten ist und Ludwig Ganghofer hat 1892 den Radführerschein gemacht, den man damals offenbar brauchte und dann über seine Radtouren geschrieben.

Radtouren für Frauen, beziehungsweise Bücher darüber gibt es auch. Das hat die Radfahrpionierin Amalie Rother 18987 geschrieben und darin auch erklärt, warum sich die Französinnen nicht auf Radtouren machen. Denn Ersten waren sie zu unselbständig, zweitens konnten sie ihren Kosmetikkoffer nicht auf das Rad mitnehmen. Obwohl es schon damals den Service gab, sich seinen Koffer ins Hotel vorschicken zu lassen.

In der DDR war das Campen sehr beliebt, weil es zu wenige Hotels gab. Die Campingplätze haben meist auch sehr schöne stimmige Name und wenn man in der DDR schon campte, hat man da wahrscheinlich auch fotografiert. So hat in den Neunzehnhundertfünfzigerjahren Walter Dreizner, der 1961 bei seinem Bruder in den USA war, in die DDR zurückkehrte, was er bereute, 1957 einen “Urlaubsfotoratgeber” herausgegeben, wo er Tips gab, wie man “Die Sonne ins Bild” bringt oder die Köpfe auf den Fotos nicht abschneidet.

Johanna Schopenhauer, die Mutter des Philosophen,die sich ihr Leben, als Reiseschriftstellerin verdienen mußte und die offensichtlich sehr kritisch war, hat noch einen Artikel über lärmende Kinder im Hotel, die sie störten geschrieben und dann geht es beim Thema Reisen auch sehr wichtig, zur Eisenbahn und da um den Knigge, beziehungsweise dem richtigen Benehmen im Zugabteil eine “Mitropa-Speisekarte” aus dem Jahr 1957 ist abgedruckt. Da konnte man Ochsenschwanzsuppe und PragerSchinkenbrot um drei Mark neunzig zum Frühstück essen und ein Gedicht aus der “Mitropa-Zeitung”, wo einer die “Kraftsuppe” lobte ist auch abgedruckt:

“Ich sitze gern an schönen Tagen, so mittags zwischen zwölf und zwei, im weißgedeckten Speisewagen, bei einer Tasse Kraft mit Ei”.

Dann gehts um Fliegen und das ist auch interessant. Denn darüber haben sowohl Kafka als auch Ringelnatz gedichtet.

Das Kegeln und das Golfen wird beschrieben und dann natürlich auch das Schifahren und wir haben uns durch das Buch gelesen. Der Urlaub ist vorbei. Da gibt es auch einen Artikel und ich kann das schön illustrierte Buch wieder nur in den höchsten Tönen loben und das Lesen in Zeiten, wie diesen, wo man nach seinem Mallorca- oder wo auch immer Urlaub vielleicht in Corona-Zeiten in Quarantäne muß, sehr empfehlen. Am Balkon oder auf der Terrasse kann man das vortrefflich, muß dabei weder Maske tragen noch einen 3G-Nachweis bringen und ist so auf diese Art und Weise sowohl durch Deutschland, als auch durch das letzte Jahrhundert gereist.

Urlaub mit dem Bananenblatt

Das “Bananenblatt” ist eine vierteljährlich erscheinende Zeitschrift des “Holzbaum-Verlags”, der mir seine Erscheinungen ja immer so getreulich schickt und weil die diesmalige Ausgabe das Thema “Urlaub spezial”  hat, habe ich, da sich der Alfred derzeit für seine große Amerikareise rüstet, ich selbst bin ja ein Reisemuffel, obwohl ich öfter über das Reisen schreibe und auch zu diesbezüglichen Veranstaltungen gehe, das Heft einmal angefragt und wurde, das kann ich gleich berichten überrascht, denn ums Reisen oder auch den Urlaub geht es in dem Heft sehr wenig oder über Umwegen doch ein wenig, ist das Heft doch eigentlich eine Rundschau durch den Verlag und im Urlaub hat man ja Zeit und kann sich da recht gut die Publikationen aus dem “Holzbaum-Verlag” geben, die ja, weil sie meistens aus Cartons bestehen, auch sehr schnell zu lesen sind.

Also nehme ich mir die Zeit, obwohl ich gerade keinen Urlaub habe und meine Steuererklärung machen muß und blättere mich durch das Heft, beziehungsweise durch den “Holzbaum-Verlag” und da fängt es gleich mit einem Vorwort an.

“Sie fragen sich vielleicht”, steht da zu lesen: “Wie glaubwürdig kann eine Redaktion schon sein, die in ihrer Arbeitszeit über Urlaub schreibt?” Und schließt mit dem Satz “Und wir, wir machen jetzt mal Urlaub, nach dem  ganzen Streß!”

Vorher hat sie aber das Inhaltsverzeichnis gemacht und da gibt es von Seite vier bis dreiundzwanzig “Urlaub spezial” und dann weiter bis Seite dreißig mit “als redaktionelle Beiträge getarnte Werbeseiten.

Ich denke, die gibt es auch schon vorher, gibt es da ja Leseproben aus dem “Unnützen HamburgWissen”, “Bilder aus dem “Wien in leiwanden Grafiken Kalender”, “Cartoons for the Road” von Till Mette, ein Buch, das ich noch nicht kenne, eine Leseprobe aus “Wunderland Korrekturland” und Cartoons von Dorte Landschulz, Jean La Fleur, Michael Dufek, Martin Zak, Teja Fischer und Uwe Krumbiegel, bewährte  “Holzbaum-Cartoonisten” gibt es auch.

Zuerst gibt es aber unter dem Titel “Zum Sterben in der Schweiz” von dem Kabaretisten Renato Kaiser eine Antwort auf die Frage, ob es stimmt, daß die Schweizer Seen mit Schokolade gefüllt sind?”

Stimmt natürlich nicht oder doch vielleicht und man kann bei dem Text  auch ein wenig an die gegenwärtige Flüchtlingssituation  erinnert werden.

Dörte Landschulz zeichnete dann ein Flugzeug, wo der “Captain Muschi” am cockpit sitzt “Hihi “Muschi”, was ein lustiger Name für einen Piloten”, sich da die Passagiere denken.

Und man erkennt gleich an den Augen, ob die Touristin Ski Urlaub oder Urlaub in Saudiarabien machte, wenn man weiter zum nächsten Cartoon geht.

Werbung auf die literarischen Cartoon und an das “Grope Cartoonsutra”, die “liebste Witzvorlagen für Hug Hefner gibt es zwischendurch immer auch.

Und nun gleich zu den “Wien-Grafiken”, da kann man erfahren “Wer am Würstelstand “A Eitrige mid an Burgl und an Sechzehna Blech bestellt” oder “Wann die Wiener ihre Weihnachtsgeschenke kaufen?”

Die “Cartoons for the Road” die noch zu mir kommen müssten, sind in Englisch geschrieben. Na klar, das braucht man bevorzugt auf seinen Reisen und da klopft der Tod beispielsweise an der Tür einer schönen Villa und das Hausmädchen erklärt “Dr. Lippincott is not receiving visitors. He is ill!”.

Ob das den Gevatter wohl abhalten kann?

Das “Wunderland Korrekturland” passt da wohl genausowenig zum Thema, aber der “Holzbaum-Verlag” ist ja sehr satirisch, was also auch für seinen Werbeträger gilt und man erfährt am Ende des Heftes auch, daß man es sowohl online, als auch mit der altmodischen Postkarte zum Ausschneiden bestellen kann, dafür gibts auch eine Abopräme und kann zwischen Oliver Ottischs “Kopf hoch”, “Sex mit 45“, meine erste “Holzbaum Publikation und Clemens Haipl “Meine Kindheit in den Bergen” wählen und da kann ich gleich bedauern, daß es früher bei “Holzbaum” mehr Literarisches gegeben hat, aber ich bin im Heft ja erst auf Seite neunzehn, wo es “noch eine leiwande Urlaubsgrafik” gibt und man erfahren kann, wo sich die Leute in “New York am liebsten ungestört am Arsch kratzen”

Die Cartoons von Uwe Krummbiegl kenne ich, glaube ich, auch schon, da sitzt der Schimmwart im “Abenteuer Erlebnisbad” vor seinem Computer und drückt genüßlich grinsend auf den Knopf der “Haifisch Schleuse”

Und “Liebe Passagiere” Mit ihrem Flug unterstützen Sie unser Programm zur Wiedereingliederung alkoholabhängiger Piloten” heißt es dann genauso listig und man sieht schon einen solchen Piloten auf das Flugzeug zumarschieren, aber, wie soll man auch sonst  wieder in die Welt eingegliedert werden?

Wenn ein “Pyromane auf Reisen” geht, kann er, wenn er vieleicht vergessen hat, “Ein Feuer zu legen” ganz schön ins Schwitzen kommen.

Und jetzt sind wir schon bei den sonstigen Werbeseiten und da wird auf das Buch von Maximilian Zirkowitsch “Ach Wien”, das ich auch nicht habe, aber beim “Buchquartier- dem Markt der Independent und Kleinverlage” auf den auch hingewiesen wird, kennenlernte, also bin ich doch nicht die große “Holzbaum-Expertin” habe mir aber auch das “Unnütze BremerWissen” in Anbetracht meiner überlangen Leseliste ganz bewußt nicht bestellt, soll man ja nicht so gierig sein, dafür kann ich auf Seite fünfundzwanzig aber erfahren “Welche Speisen man nicht ohne eine Semmel oder ein Stück Brot essen kann” und was die “häufigsten Unfall-Todesursachen im Jahre 2016 in Österreich waren”.

Dann gibts noch eine Geschichte, die in Dialogform von der Bekehrung eines Ungläubigen zu Gott handelt, was auf dem ersten Blick wahrscheinlich auch nicht viel mit Urlaub zu tun hat oder wieder doch vielleicht, handelt sie ja offenbar in Amerika, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und dorthin wird ja, wiederhole ich mich, der Alfred demnächst mit dem Karli reisen und ich habe mich ganz genüßlich, durch die Publikationen des “Holzbaums-Verlages” geblättert, was ja vielleicht auch der Sinn vom Urlaub und vom Reisen ist.

Auf meiner ersten und wahrscheinlich einzigen Lesereise in diesem Jahr bin ich  schon gewesen und weil ich ja vorwiegend an Literatur interessiert bin, hat der “Holzbaum-Verlag” noch ein paar Tips für mich.

So gibt es beispielsweise am 26. Februar einen “Tagebuch Slam” im  “Tag” in der Gumpendorfetrstraße” und Proben aus den “Besten Wortwitzen der Welt” gibt es auch und ach richtig auf das Cover hätte ich jetzt fast vergessen.

Das zeigt zwei Goldfische in ihren Gläsern, das eine steht am Meer unter dem Himmel mit der Sonne und dorthin sehnt sich ganz idyllisch das Fischchen, das in seinem viel größeren Glas auf irgendeinem Tischchen steht.