Hohe Berge

Bevor es zum österreichischen Buchpreis geht, noch ein Debut, das auch auf der “Bloggerdebut-Longlist” steht “Hohe Berge”, der 1968 geborenen Silke Stamm, die in Freiburg und Edinburgh Mathematik und Physik studierte und jetzt in der Nähe von Hamburg lebt. Sie hat 2013 den “Förderpreis der Stadt Hamburg” bekommen und 2020 für einen Vorabdruck von “Hohe Berge”, den “Hamburger Literaturpreis” und “Hohe Berge” schließt daran an, was ich über Kristine Bilkaus “Nebenan” geschrieben habe, die ja, glaube ich, auch in Hamburg lebt.

“Da passiert ja nichts!” und so habe ich, als ich angefangen habe auch im Konjunktiv geschrieben: “Aaron nicht in den Arm nehmen”, beispielsweise, was bei mir aber ignoriert wurde, so daß ich damit aufhörte und es wird eine geführte Skitour mit fünf Männern und einer Frau durch die Schweizer Berge geschildert.

Acht Tage dauert sie und interessant, es beginnt mit dem achten Tag, wo alles schon vorüber ist und alle heil im Gasthaus sitzen, beziehungsweise dann zum Bahnhof gehen, um nach Hause zu fahren.

So habe ich auch einmal geschrieben, mit den Kleindetails, wo mir dann ja “Da passiert ja nichts!”, gesagt wurde und bei Silke Stamm passiert wirklich nicht viel mehr als, daß diese acht Tage in der Schihütte von der Ich-Erzählerin, der einzigen Frau der Gruppe, die dort auch ihren Fünfziger feiert, erzählt wird.

Liest man vorher den Klappentext, was ich natürlich getan habe, weil ich mich ja hauptsächlich daran orientiere, glaubt man, daß man in dem Buch in ein Lawinenunglück hineinkommt, das die Protagonisten, wie das in den Romanen ja gefordert wird, an ihre äußersten Grenzen bringt.

Beginnt man zu lesen, erfährt man gleich, regt euch nicht auf, es ist nichts geschehen und das finde ich zumindest interessant und natürlich auch, daß man damit Preise gewinnen kann, weil ich es bei mir anders erlebt hatte.

So geht dann vom Tag acht zurück zum ersten Tag, wo die Erzählerin ankommt und dann Aaron und die anderen Männer die Gruppe trifft. Die sprechen Schweizer Deutsch, was nicht immer so leicht zu verstehen ist und interessant ist auch, daß die Erzählerin einen Seidenschlafrock auf die Bergtour, wo man ja in Hütten mit Plumpsklos und Lagern nächtig, mitgenommen hat. Es gibt aber auch Lawinensuchgeräte, die ausprobiert werden und abgesehen davon passiert dann ungefähr das, was ich auf den Hütten erlebt habe, wenn ich mit Alfreds Wandergruppe dort war. Da waren wir allerdings nie im Winter, bin ich doch keine Skifahrerin und haben so auch keine Lawinensuchgeräte gebraucht.

Es passiert also, das Decken zusammenlegen, das Apres-Schnäpschen, das Fenster öffen im Lager, weil es dort nicht gut riecht und auch die Schwierigkeiten, die man mit den Schnarchern in den Hütten hat, auch das habe ich bei Sladkys-Wandertouren erlebt, da sind sogar einmal Leute abgereist.

Das Laawinenunglück gibt es auch. Das betrifft aber nicht die Gruppe, da hat der umsichtige Führer die Tour vorher abgebrochen. Es betriff die Schweden, da kommt dann einer sogar ins Spital und die umsichtige Hüttenwirtin tut, was man bei Lawinenunglücken tun muß.

Am Schluß ist es vorbei und alle kommen den Berg hinunter. Wir sind wieder bei Tag acht angekommen und ich habe ein sehr ruhiges Buch gelesen, bei dem nicht sehr viel oder doch natürlich das, was man auf Skitouren in den Bergen erlebt, passiert und ich nehme mir noch mit, daß man damit Preise bekommen kann.

Dann brauht man aber wahrscheinlich, die entsprechende Leserschaft und die entsprechenden Feedbacks und ich habe diesbezüglichnur den sehr kritischen Uli und so bin ich gespannt, ob es auf die Bloggerdebutshortlist kommt, was auch den Vorteil hätte, daß ich dann ein Buch weniger zu lesen habe.

“Verblüffend, wie die Erzählform hier zum sehr tragfähigen Grund wird, einer Schneedecke gleich, über den die Geschichte kraftvoll und elegant – wie auf Skiern dahingleitet”, hat Jan Peter Bremer am Buchrücken geschrieben, mit dem ich ja einmal in Klagenfurt auch meine Schwierigkeiten hatte.