Nur sehr kurzes Frauenleiden?

Es ist ja immer dasselbe, da nehme ich mir vor, aber diesmal wirds wirklich ein langer Roman und wenn ich es nicht gleich hinbekomme, werde ich es solange umschreiben, bis es klappt und dann klappt es nicht. Die Korrigierphasen bestehen hauptsächlich aus Recht- und Inhaltsfehler. Aber was Wesentliches kommt selten hinzu. Höchstens Mal eine Szene, wie beim “Arbeitstitel” das bisher mein kürztestes Werk ist und ich schreibe ja sehr viel, habe ich ja im Vorjahr drei Corona-Texte geschrieben und die diesbezüglichen “Literaturgeflüster-Artikel” als Buch herausgebracht, das lasse ich jetzt weg und wenn es “Nanowrimos” , wären müßte ich viel anstückeln und das habe ich bei denen, die ich geschrieben habe, auch öfter gemacht beim “Fräulein No” habe ich ein paar Szenen angefügt, die ich später weggelassen habe und dafür dem Buch die Schreibberichte anfügte, damit es in der Rohfassung fünfzigtausend waren. Beim Korrigieren ist dann ohnehin noch viel weggekommen. Die “Liiteraturgeflüster-Bücher” sind sehr dick, aber das sind ja Blogartikel. Die “Radiosonate” war das auch, dafür ist das “Haus” dann wieder kürzer geworden und den “Arbeitstitel” habe ich ja auch sehr schnell geschrieben und er ist sehr kurz geworden. Macht ja nichts, aber das Nächste wird dann lang, versprochen, denke ich dann und das stimmt ja auch, vor allem wenn ichs selbst verlege, kanns so kurz sein, wie es will und der “Arbeitstitel” ist nach der ersten Umschreibphase, ja, da habe ich es dann um vierzig Jahre nach vor verlegt, sehr flüßig geworden und dann kam mir noch in dem “Plan dein Romanjahr-Webinar”, das “Frauenleben”, konzipiert, habe wie immer flott losgeschrieben oder doch nicht so ganz, denn ich habe, bevor ich damit angefangen habe, sogar die Arbeitsblätter nochmals ausgefüllt und dann natürlich nicht zwei Jahre meinen Roman vorausgeplant und auch nicht jede Szene vorher, sondern habe da immer einige im Voraus. Aber wenn ich anfange, weiß ich eigentlich, wo ich hinkomme und denke wirklich, das wird jetzt ein Monsterroman, dann habe ich irgendwann das Konzept. Vorher kann ich meistens nicht sagen, ob ich jetzt im ersten Drittel oder schon über der Mitte bin und dann weiß ich, ich bin bald fertig und in letzter Zeit denke ich dann, uje erst dreißigtausend Worte.

Bei den “Nanos” konnte ich es immer darüber bringen, beim “Fräulein No” wars schwieriger. Da hatte ich am Ende, glaube ich, auch soviel und diesmal hatte ich eigentlich die Handlung und dachte, uje, das müßte ich um die geplanten 60000 Worte, die ich mir ja diesmal fest vorgenommen habe, verdoppeln, aber dann wird es nicht. Denn es ist ja eigentlich schon dicht und das ist es, glaube ich, auch und flüssig geschrieben und so kann ich wieder schreiben:

Rohtext fertig 30 337 Worte, neunundzwanzig Szenen, sechzig Seiten, in der Rohform. Das heißt, jede Szene einmal korrigiert. Also wenn ichs durchkorrigiere habe ich wahrscheinlich fünftausend Worte weniger und schließe wahrscheinlich dicht an mein bisher kürzestes Geschichterl an. Aber es ist dicht und ich habe die drei geplanten Handlungsstränge und die auch in die Rahmenhandlung verwoben. Das ist mir, glaube ich, ganz gut gelungen und bekannte Elemente sind natürlich auch wieder drin. Der alte Onkel, der achtzigjährige Lektor, der eigentlich der Ausgangspunkt war, der täglich zum Grinzinger Friedhof fährt und dort seiner Rosi, das Geschehen erzählt.

Das gibts schom im “Fräulein No” und in der “Radiosonate” trauert auch einer um seine Frau. Aber die ist erstaunlicherweise sehr lang geworden, wohl weil ich mich an die Jahresstruktur hielt.

Und als ich damals den Lektor hatte, dachte ich noch während ich die “Show not tell-Szene” geschrieben habe, an die Emma, die Sprachkunststudentin werden will und eine Romanausschreibung über “Frauenleiden” findet. Dann geht sie zu ihrem Onkel und der gibt ihr den “Faust” zu lesen, die “Effi Briest” und die “Fromme Helene”, wohl um sie abzuschrecken und daraus entwickle ich den Roman.

Das hat sich dann sehr flüssig entwickelt. Es gibt wieder die Nachbarin und die Beobachtungen, die sich daraus entwickeln. Die der Emma heißt Helene Hofer und hat eine Flasche Eierlikör, als sie vom Einkaufen kommt und die ist natürlich eine Impfverweigerin wie die Mathilde oder die Alberta Wassermann, da konnte ich nicht anders und in der “Magdalena Kirchberg”, habe ich ja auch eine Dreiecksbeziehung. Da sieht die Magdalena drei Personen in einem Auto und will über sie eine Geschichte schreiben. Jetzt findet die Emma die fromme Helene in ihrer Nachbarin, das Gretchen ist ihre Freundin Greta, eine Jusstudentin und Umweltaktivistin und wurde einmal von ihrem Prof gestalkt. Jetzt trifft sie ihn wieder und verliebt sich in ihn und die Effi ist die Freundin der Helene, eine Krankenschwester, die Ehe ist ein wenig fad geworden, der Oberarzt verführerisch und während sie sich das läßt, geht der Mann zur Freundin und bringt Orangenlikör und das ganze erzählt, die Emma ihrem Onkel, dem sie Kolatschen oder Sachertorte bringt, damit er nicht versumpert und der erzählt es dann seiner Frau am Grab.

Eigentlich ganz schön viel für knapp sechzig Seiten oder dreißigtausend Worte. Zumindest kommt mir das vor und jetzt werde ich mir natürlich wieder die Romanplanung vornehmen und versuchen das Ganze vielleicht doch noch aufzupäppeln, verdoppeln oder neuzuschreiben. Mal sehen, ob es mir gelingt?

Bisher ist es das nie und muß wahrscheinlich auch nicht wirklich und die Effi Briest habe ich mir in Harland auch aus dem Regal holen wollen, um sie zu lesen. Der Bernhard liest sie seiner Rosi vor. Die “Fromme Helene” habe ich mir aus dem Internet geholt. Das sechzehnte Kapitel “Es ist ein Brauch seit altersher: Wer Sorgen hat, hat auch Likör!” ausgedruckt. Auf die “Effie” mußte ich warten, weil erst jetzt wieder in Harland und ich werde auch schauen, ob ich das Buch finde und vielleicht kann ich auch noch was verändern oder einzubeziehen, in der “Dora Faust”” habe ich mich übrigens auch schon mit dem “Gretchen” beschäftigt und dieses ist, glaube ich, sehr modern geworden, obwohl ich ja wahrscheinlich doch eine eher konventionelle Schreibern bin.

Neugierig geworden? Nach der Bearbeitungsphase kann man dann in der Vorschau darüber lesen oder diskutieren bzw. die Gewinnspielfragen beantworten. Über mein Schreiben und die Verknüpfungen bei fast sechzig Büchern gibt es sicher automatisch viele Überschneidungen. Darüber kann man im “Literaturgeflüsterbuch II” lesen und jetzt überarbeiten und sagen, macht ja nichts, habe ich halt kürzere Bücher. Erzählungen statt Romane. Novellen sage ich meistens dazu. Was vielleicht auch ganz gut ist, weil die Leute, wie ich immer höre, auch eher Kürzeres lesen wollen.