In meinem fremden Land

Nach den Impressionen aus einem idyllischen Ex-DDR-Dörfchen geht es weiter mit Hans Fallada, nämlich mit der Neuauflage seines Gefängnistagebuch von 1944 und das ist wahrhaft ein “wahnsinniges” Stück Zeitgeschichte.

Im besten Sinn des Wortes, denn da schießt einer im August 1944 im Alkoholdelirium auf seine Frau und wird eines übergenauen Richters wegen, in ein Gefängnis für geisteskranke Kriminelle eingewiesen und dort schreibt er für oder gegen sein Leben.

So genau läßt sich wohl nicht definieren, denn was macht der einseits angepasste Schriftsteller und Gutsherr Rudolf Dietzen, der andererseits ein für die Nazi unerwünschter Schriftsteller geworden ist, der aber wahrscheinlich doch sehr gut an den Unterhaltungsromanen, die er in dieser Zeit geschrieben hat, verdiente.

Hier sind vielleicht auch Vergleiche mit Rudolf Brunngraber angebracht, von dem man auch nicht so go genau weiß, ob er jetzt ein Nazi war oder nicht.

Fallada schreibt zwar fast unleserlich und auf den Kopf gestellt, so daß, die ständig hereinkommenden Wächter, es nicht gleich erkennen und an Geschichten für Kinder, glauben, seine Erinnerungen und Erlebnisse an diese grauenhafte Diktatur.

Dazwischen gibt es immer eingeschoben Berichte von Leuten, die von den Nazis hingerichtet wurden, weil sie beispielsweise einen Koffer oder eine Druckereipresse versteckten und ein Fall für die Euthanasieprogramme wäre der Alkoholiker, Nervenkranke und Morphinist höchstwahrscheinlich auch gewesen.

Sei es wie es sei, Hans Fallada hatte ein sehr ungewöhnliches Leben und war wahrscheinlich auch ein sehr widersprüchlicher Charakter. Das kann man schon an seinen Pubertätskrisen sehen und ist sowohl bei “Wikipedia”, als auch in der vor kurzem erschienenen Biographie von Peter Walther nachzulesen.

Im Netz findet man auch, daß es bei dem bei der bei “Aufbau” am 19. Jänner erschienenen Auflage, schon eine Ausgabe von 2009 gibt, eigentlich findet man im Netz derzeit fast nur Informationen über sie und in dem von Jenny Williams und Sabine Lange herausgegebenen Buch, steht auf Seite 287: “Hans Falladas bisher unveröffentlichtes Gefängnistagebuch aus dem Herbst 1944 wird als Teil des “Trinkermanuskripts” in der Akademie der Künste, Berlin, aufbewahrt.”

Das stimmt, würde ich sagen, insofern nicht, daß die 2009 Ausgabe ein ganz anderes Cover hat, also wäre ein größerer Hinweis, als der im Impressum, daß die Erstausbage 2009 bei Aufbau erschien, wenigstens für mich sehr hilfreich gewesen.

Ansonsten finde ich das Buch vor allem als Psychologin sehr interessant.

Denn das, was da von der Entstehungsgeschichte berichtet wird, klingt so unglaublich, daß man es auf den ersten Blick für erfunden halten könnte und in dem sehr ausführlichenNachbemerkungen, ist auch mehrmals zu lesen, daß Fallada, seine Tagebuchnotizen  sehr romanhaft mit Schilderungen, Bildern und Szenen angelegt hat.

Er hat sie auch sehr schnell geschrieben, im wesentlichen im September 1944, denn im Dezember wurde er wieder entlassen. Und dazwischen gibt es auch, die Kindergeschichten und das Buch “Der Trinker” und an seinem nichantisemitischen antisemitischen Roman hat er auch gearbeitet.

Sehr viel Zeit zu überarbeiten hatte er im Gefängnis wohl nicht, später, vor der Herausgabe hat er das dann  getan und einiges verändert und in den Anmerkungen kann man auch sehr genau nachlesen, wo Fallada sich irrte und, wo etwas nicht stimmt.

Einiges war mir schon aus der Biographie von Peter Walther bekannt und es beginnt, wie man auch in den Anmerkungen sehr plastisch nachlesen kann, im Jänner 1933 in der Weinstube Schlichter in Berlin. Da saß Fallada mit Ernst Rowohlt,  seiner Suse und dessen Frau und Ernst Rowohlt, der berühmte Verleger pflegte sein Publikum auch zu unterhalten, in dem er sich ein Sektglas servieren ließ und dieses dann zum Erstaunen der Zuschauer genüßlich zerbiß. Jetzt wird er aber durch den Kellner unterbrochen, der den Gästen aufgeregt verkündet “Der Reichstag brennt!

So hat das tausendjährige Reich in Deutschland  angefangen, in Österreich passierte das erst fünf Jahre später und Fallada plaudert weiter, daß Ernst Rowohlts dritte Gattin, sein drittes Reich, steht irgendwo später, dem kleinen Töchterlein immer schön, das “Heil Hitler-Grüßen” beibrachte, was derVerleger, der Fallada immer Väterchen nannte, insofern sabotierte, in dem er der Kleinen “Rotfront- Ein Arschist blond!”, zu skandieren beibrachte,  was höchstwahrscheinlich auch nicht so ungefährlich war.

Dann geht es weiter mit dem Bericht von dem Häuschen in dem Fallada mit Frau und dem ältesten Sohn, die Zwillinge wurden gerade erwartet, wohnte, das einem ehemaligen Fabrikanten gehörte und sehr verschuldet war. Fallada wollte es ihm abkaufen, der wandte sich aber an die Nazis, die Fallada in Schutzhaft nehmen ließen, ihn, wie er meinte, gerne auf der Flucht erschoßen hätten, dann hätte der Vermieter aber auch nichts davon gehabt, der ihn, als er von Fallada gekündigt wurde, mit der SA erpresste, sodaß er ihm weiterhin die Miete zahlen mußte und auch seine Möbel einbehalten wurden.

Gerettet aus dieser Misere hat Fallada Peter Suhrkamp, der in den Kriegswirren, die Furcht von Bertram Fischer ausnützte und dessen Verlag übernahm.

Ja, die Verlage haben gewechselt, Ernst Rowohlt mußte emigrieren. Der Verlag gehörte plötzlich jemanden anderen und Fallada zog sich mit seiner Familie nach Carwitz, das in dem Buch Mahlendorf genannt wurde, zurück.

Ganz so schlecht ist es ihm dort aber nicht gegangen oder doch, wollte er doch ein Drehbuch seines “Eisernen Gustavs”, er hat ja im Krieg Unterhaltunsromane geschrieben, für Emil Jannings schreiben, hat das auch getan, Goeblels oder auch Minister Rosenberg haben das aber verhindert und so wurde Fallada zum unerwünschten Schriftsteller und mit den Bürgermeistern und Lehrern, die es in dem Dörfchen Carwitz gab, gab es auch Probleme, denn die waren bald aufrechte und aktive Nazis, die die Dorfbewohner und natürlich auch Fallada erbärmlich schikanierten.

Es kamen, je länger de Krieg wehrte, auch immer wieder Einberufungen, Fallada mußte zu den Musterungen und dort sagte man ihm, wie einmal dem braven Soldaten Schwejk, daß eine Schizophrenie, Epilespisie, wie überhaupt jedes Nervenleiden egal sein, man darf in diesem Fall zwar keine Kinder kriegen, fürs Vaterland sterben aber schon.

Ein ehemaliger Hausarzt rettet ihn und schreibt ihn endgültig kriegsuntauglich und am Schluß, dazwischen gibt es immer wieder Einschübe und Rechtfertigungen, wieso Fallada nicht emigrierte und, daß das, was er da mache eigentlich wahnwitzig und gefährlich sei, eine Vision, daß er sich mit seiner Familie im Keller seines Hauses gemütlich macht, während oben zuerst die Ratten herumlaufen und der Krieg dann irgenwann einmal doch beendet ist.

In Wahrheit bekam Fallada im Oktober oder so Ausgang, so schmuggelte er das Manuskript hinaus, schrieb dann offenbar bis zu seiner Entlassung an dem Antisemitischen Roman weiter, der nie erschienen ist und ich kann die Aufzeichnungen jeden, der über diese Zeit des Zwanzigstenjahrhunderts etwas erfahren will, sehr empfehlen und die Biographie natürlich auch.

Es ist auch ein kleiner Folder beiglegt, der auf die Biographie hinweist, ein paar Fotos zeigt, die dort enthalten sind, außerdem sind da auch die aktuellen Romanausgaben, die “Aufbau” ja nach und nach unzensuriert wieder neuauflegt, enthalten.

“Jeder stirbt für sich allein” habe ich schon gelesen, den “Blechnapf” und den “Kleinen Mann”, in älteren Ausgaben, “Wolf unter Wölfen” wartet in meinen Regalen, “Ein Mann will nach oben, Der Trinker” und “Der Alpdruck” müssen noch zu mir kommen.

Hans Fallada

Der Name Hans Fallada war mir, glaube ich, immer schon als berühmter deutscher Schriftsteller bekannt, den “Kleinen Mann”, Band eins der “Rororo Taschenbuch Ausgabe”, habe ich, glaube ich, in den offenen Bücherschränken gefunden, sowie den ersten Hans Fallada, den “Blechnapf” den ich gelesen habe und auch nicht sehr viel anfangen konnte, erschien mir das Buch, glaube ich, als sehr umständlich, obwohl ich mich da schon in die “Wikipedia-Biografie” eingelesen habe.

Fallada ist das Pseudonym für Rudolf Dietzen und die Fallada-Bücher habe ich auch, wenn immer ich sie gefunden habe, gesammelt.

So habe ich auch “BBB-Bauern Bonzen und Bomben” gelesen und wohl einen ähnlichen Eindruck, wie beim “Blechnapf” gehabt.

Der “Kleine Mann”, der im vorigen Jahr bei “Aufbau”, die den Autor ja inzwischen unzensiert wieder auflegen, vollkommen herausgekommen ist, habe ich in der alten Ausgabe gelesen und hat mir  besser gefallen.

Das vorige Jahr habe ich dann mit einem Fallada, ich glaube, einen Kauf aus einer Abverkaufskiste einer der beiden Buchhandlungen auf der Wiedner Hauptstraße, die es nicht mehr gibt, begonnen, eines der leichten Unterhaltungsbücher mit denen Hans Fallada, wie ich jetzt weiß, den Krieg überstanden hat.

Ich habe im Vorjahr dank dem “Aufbau-Verlag” aber auch den letzten Fallada “Jeder stirbt für sich allein” gelesen, der dort schon etwas früher unzensuriert erschienen ist und jetzt die Biographie, die der 1965 in Berlin geborene Peter Walther pünktlich nach dem siebzigsten Todestag, geschrieben hat, der in Potsdam das “Brandenburgische Literaturbüro” leitet und Mitbegründer des Literaturportals “literaturport” ist.

Und die kann ich jeden  und vor allem psychologisch Interessierten sehr empfehlen, denn Falladas Lebenslauf, der auf dem ersten Blick wahrschlich unwahrscheinlich klingt ist, glaube ich, ein Paradebeispiel der Bipolarität und der Spaltung und gibt Zeugnis eines sehr bewegten Lebens in einer sehr bewegten Zeit.

1893 wurde er ins Greifswald als Sohn eines höheren Juristen geboren, es gab zwei ältere Schwestern, ein jüngerer Bruder folgte und der kleine Rudolf war in seiner Jugend oft krank, kam hier schon mit dem Morphium, das ihn sein ganzes Leben verfolgen sollte, in Berührung und hatte auch eine durchaus expressionistische Jugend.

So schrieb er an die Eltern einer Jugendfreundin Briefe, in denen er sich und sie eines unsittlichen Verhältlnisses bezichtigte. Es gab auch ein Duell oder einen Doppelselbstmordversuch mit einem Freund, den Dietze überlebte.

So kam er in Sanatorien wurde dort von Arthur Tecklenburg einem Schüler  von Kurt Binswanger, einem berühmten Psychiater und seiner Tante Ada betreut und das erste Buch “Der junge Goedschal-ein Pubertätsroman” ist auch sehr expressionistisch.

Der Herr Landesgerichtsrat fianzierte die Schriftstellerversuche des Sohnes unter der Bedingung, das das Buch, wenn es erscheint, unter einem Pseudonym herauskommt, so wurde der Hans Fallada, weil Rudolf Dietzen Grimms Märchen liebte, geboren.

Nach dem Sanatorium begann er seltsamerweise nicht mit einem Studium, sondern mit einer landwirtschaftlichen Lehre.

Er arbeitete später auch als Buchhalter, wo es zu Unterschlagungen kam, womit er seine Süchte, Alkohol, Morphium, Zigaretten, Schlafmittel, finanzierte.

So macht er die Studien für den Brechnapf, lernt auch seine Suse, das Vorbild für das Lämmchen aus dem “Kleinen Mann” kennen, hatte mir ihr drei Kinder, ein viertes ist gestorben, lernt Ernst Rowohlt kennen und hat mit dem “Kleinen Mann” einen Welterfolg.

Es kommen noch andere Romane, einer “Wolf unter  Wölfen” auch im Schrank gefunden, wartet noch auf meiner Leseliste, das Gefängnistagebuch von 1944 “In meinem fremden Land” wurde auch bei “Aufbau” neu herausgegeben und ist gerade zu mir gekommen und als der Krieg kam, lebte Dietzen mit seiner Familie, später auch mit seiner Mutter, in Carwitz, das ist ein Mustergut, wo er mit den verschiedenen Haustöchtern verschiedene Verhältnisse hat, Unterhaltungsromae schreibt, aber weil wegen seiner Süchte und Tobsuchtsanfälle wehruntauglich auf eine Tour durch  zu den Reichsdiensten ins besetzte Frankreich geschickt wird, wo es ihm sehr gut gefällt und er auch lobende Berichte schreibt.

Er kommt aber auch wieder in die Psychiatrie oder in ein NS-Gefängnis, denn er schießt auf Suse und dort schreibt er, was ebenfalls  unglaublich klingt einen Bericht gegen das NS-Regime.

E schreibt aber auch einen nichtantisemitischen semitischen Roman, der nie erscheint, wird nach dem Krieg, die Ehe mit Suse wurde geschieden, er hat sehr bald eine ebenfalls süchtige junge Frau namens Ulla wieder geheireirat, für kurze Zeit Bürgermeister, wird von Johannes R. Becher, dem DDR Kulturministier, protegiert und dazu veranlaßt “Jeder stirbt für sich allein” zu schreiben und stirbt  1947 an einer Überdosierung in einem Krankenhaus.

Sehr interessant, sehr widersprüchlich und sicherlich empfehlenswert sich mit der unzensurierten Fallada- Gesamtausgabe zu beschäftigen. Ich werde aber auch die alten Bücher, so weit vorhanden, lesen.

“Zwei Lämmchen weiß wie Schnee” und “Die Stunde eh du schlafen gehtst”, warten da noch auf mich.

Aber auch einige andere Fallada Bücher, wie beispielsweise “Der Trinker”, Fallada hat ja sehr viel aus seinem persönlich Erlebten geschöpft, würde ich  gern lesen und freue mich, wenn ich dazu komme.

Eine Art Biografie “Damals bei uns daheim” hat er auch geschrieben und ein Buch “Wir hatten mal ein Kind”, wo der Tod der verstorbenen Tochter verarbeitet wird.

Jeder stirbt für sich allein

Von Rudolf Ditzen, respektive Hans Fallada, 1893-1947, habe ich schon einiges gelesen, beziehungsweise in den Schränken gefunden.

Das erste war “Wer einmal aus dem Blechnapf frißt”, das habe ich wie “Bauern, Bonzen und Bomben” eher langatmig und schwer zu verstehen, gefunden.

Von “Kleiner Mann, was nun?”, das jetzt von “Aufbau” wieder aufgelegt wurde, habe ich sogar die “Rororo-TB-Ausgabe Nr 1, von 1950 und dann habe ich Anfang des Jahres noch eine Liebesgeschichte von ihm gelesen, die habe ich nicht gefunden, sondern in einer der nicht mehr bestehenden Buchhandlungen auf der Wiederner Hauptstraße, um zwei oder drei Euro gekauft.

“Jeder stirbt für sich allein”, kurz nach dem Krieg geschrieben und vom späteren DDR-Kulturminister Johannes R. Becher in Auftrag gegeben, wurde vor kurzem, zum ersten Mal vollständig von “Aufbau” wieder aufgelegt und ein großer Erfolg geworden.

Jetzt ist es zu mir gekommen und ich kann nur bestätigen, es ist der beste Fallada, den ich gelesen habe.

Lang ist es auch, siebenhundert Seiten, einige davon sind aber Anhang, aber flotter und packender geschrieben, als das, was ich bisher von ihm gelesen habe und es geht um ein brisantes Thema.

Johannes R. Becher soll ihm die Unterlagen eines wahren Falles gebracht und den Widerstandsroman in Auftrag gegeben haben, wogegen sich Fallada erst einmal wehrte.

Ein Ehepaar  Hampel, beide um die fünfzig, eine Berliner Arbeiterfamilie, die Postkarten gegen Hitler schrieben, in Häuser legten und dafür hingerichtet wurden, hat es gegeben. Fallada machte einen spannenden Roman daraus, in dem es auch noch einige Seitenstränge gibt, die eigene Geschichten sind.

Ob sich das Ganze wirklich so zugetragen hat, weiß ich nicht. Fallada schreibt im Vorwort, daß er sich gar nicht sosehr mit den realen Fakten, um besser erfinden zu können, beschäftigt hat und er hat erfunden, beziehungsweise geschrieben und es wirkt auch so, als hätte es ihm Spaß gemacht.

Da trägt die Briefträgerin, Eva Kluge, 1940, als Frankreich gerade kapitulierte, Post in das Haus Jabloskistraße 55, in dem oben am Dach eine alte Jüdin, dann ein frühpensionierter Gerichtsrat, eine Nazifamilie und das Ehepaar Quangel wohnt, beide Arbeiter, er bei der Arbeitsfront, sie bei der NS-Frauenschaft, der einzige Sohn im Feld und auch das nicht mehr, denn Eva Kluge bringt die Todesnachricht.

Ein Schlag für die Mutter, der darauf ein zorniges “Du mit deinen Führer!”, zu Otto Quangel, einem Möbeltischler, entfährt.

Das ist die Wende beziehungsweise der Auftakt, denn Otto Quangel fängt zuerst zu denken und dann zu schreiben an.

Die Frau, des wortkargen Mannes unterstützt ihn dabei und bevor sie das tun, entledigen sich beide ihrer NS-Positionen.

Eva Kluge tut das auch, tritt aus der Partei aus und flüchtet aufs Land, denn sie hat einen widerlichen Ehemann, den Enno Kluge und einen Sohn, der ihr bei der SS Schande machte und das ist schon die Nebengeschichte.

Denn da geht es auch, um zwei kleine Gauner, den Spitzel Backhausen und den arbeitsscheuen Enno, der aber ein Pechvogel ist, denn er ist ausgerechnet beim Arzt, um sich wieder einmal krank schreiben zu lassen, als dort eine dieser Karten “Mutter, Hitler hat dir deinen Sohn ermordet!”, eingeworfen wird und die Sprechstundenhilfe ist ohnehin spitz auf ihn, holt die Polizei und verdächtigt ihn.

Kommissar Escherich, ein alter Hase, erkennt zwar sofort den Irrtum, ist aber selber in Bedrängnis, denn sein Gestapo-Vorgesetzter macht großen Druck und will sich nicht seiner Polizeiarbeit, mit Fähnchen, die Standorte, wo die Karte gefunden werden, denn das Berlin zwischen 1940und 1942 ist so verängstigt und jeder etwas zu verbergen, daß fast alle Karten sofort abgeliefert werden,  zu markieren und so den Täter einzukreisen.

Er braucht einen schnellen Erfolg, so zwingt er den feigen Enno zu einer Unterschrift und treibt ihn schließlich in den Selbstmord. Diese Stelle gefällt mir weniger, aber sonst glaube ich, daß Fallada ein ausgezeichnetes Bild über das Leben der kleinen Leute in den Berlin, wo alle “Heil, Hitler!”, sagen mußten und es keinen Widerstand gegeben durfte, gelungen ist.

Es gibt den Widerstand doch, er ist aber leise und leider unwirksam und die Gestapo ist roh und verkommen, die Söhne bringen ihre Väter in die Psychiatrie und lassen sie niederspritzen und jeder beraubt und bespitzelt jeden.

Die Quangels haben aber zwei Jahre Glück und können ihre Karten ziemlich unbemerkt niederlegen, bis ihnen Fehler passieren und der Kommissar dank seiner Fähnchen entdeckt, daß der Täter in der Jablonskistraße wohnen muß.

So werden Otto und Anna verhaftet, Trudel Herweg, die frühere Braut des gefallenen Ottos, eine aufrechte Arbeiterin wird auch noch in den Fall verwickelt, sie erwischt den Fastschwiegervater beim Karten auslegen und ihr nunmehriger Ehemann wird auch noch mit einem Koffer eines ehemaligen Widerstandkämpfers entdeckt.

Lange wird dann noch die Zeit im Gefängnis, die Verhöre, bis zum Urteil, beschrieben.

Fallada ist wahrscheinlich ein eher umständlicher Schreiber, hat aber selber angemerkt, daß ihm damit sein bestes oder wieder ein gutes Buch gelungen ist, das ich zum Lesen sehr empfehlen kann, denn man bekommt ein ausgezeichnet Bild darüber, wie es damals gewesen war, so daß man besser versteht, warum das alles geschehen konnte und sich keiner wehrte.

Dies Herz, das dir gehört

Jetzt gehts an den Anfang der 2016-Leseliste und zu einem Buch von Hans Fallada aus dem “Aufbau-Verlag”, das ich 2013 aus der “Abverkaufskiste” von “Malota”, den es nicht mehr gibt, gezogen habe.

Dann habe ich es zuerst auf die 2013 Leseliste getan und dann irgendwie, wegen des Ungarn-Aufenthalts wahrscheinlich, umgetauscht und jetzt beginne ich das neue Jahr und meine “Alte Bücher Challenge” mit einem Buch von Hans Fallada oder Rudolf Dietzen, wie der 1893 in Greifswald geborene, wirklich geheißen hat,  von dem ich, die Bücherschränke machen es möglich, schon einiges gelesen habe und einiges, wie beispielsweise den “Blechnapf” oder die “Bonzen” habe ich eher langatmig empfunden, dieses Buch überraschenderweise nicht, was vielleicht damit zu tun hat, daß es “Aufbau” erst in den Neunzehnneunzigerjahren herausgegeben hat und daß es, wie im Klappentext steht, 1939 eigentlich ein Nazi-Propagandafilm mit Zarah Leander werden sollte. Der ist dann nicht zustande gekommen. Das Buch ist aber, wie ein Filmscript mit sehr viel Dialog geschrieben und das macht es es spannender, als das andere, das ich von Fallada gelesen habe.

Es geht, könnte man sagen, um die “Fallanda- Themen”, die kleinen Leute am Alexanderplatz oder auch um eine Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann aus gutem Haus und einem reschen feschen Fräuleinvom Land, beziehungsweise Verkäuferin in der Markthalle.

Hannes und Hanne und es geht gut aus, wie ein Märchen, steht im Klappentext und ich liebe ja Courths-Mahler. Ähnlichkeiten zum heutigen Leben gibt es auch, nicht nur, weil die Hanne ein Kopftuch trägt, wenn sie ihre Äpfel und Zitronen verkauft.

Das Buch ist in vier Teile gegliedert, der erste Teil beginnt mit einem Arbeiteraufstand. Eine Fabrik soll wegen Arbeitsmangel, auch sehr aktuell, geschlossen werden.

Die Arbeiter stehen davor und wollen hinein, da kommt der junge Herr Johannes, dem mit seiner Mutter und dem älteren Bruder, die Fabrik gehört und verspricht den Arbeiter das mit der Familie zu regeln.

Er kann sich gegen seinen Bruder aber nicht durchsetzen. So geht er nach Amerika, wird dort selber Arbeiter und fährt mit dem Scheck der Mutter wieder nach Haus, nachdem er es nicht aushält, am Fließband nur Muttern zu drehen.

Er kommt krank in Hamburg an, verpasst die Mutter, kommt dann nach Berlin, verläßt die Villa aber wieder, nachdem er hört, wie sein betrunkener Bruder über ihn spricht und geht in die Martkhalle am Alexanderplatz, um sein Schicksal, nämlich seine Hanne kennenzulernen.

Für sie schleppt er gleich Kisten, obwohl er doch Fieber hat, sie bringt ihn  in ihr Mädchenzimmer, im Haus der Tante, an deren Marktstand sie bedient.

Eine Intrige gibt es gleich auch und einen Diebstahl in den Hannes verwickelt wird. Das tapfere Mädchen läßt ihn aber nicht im Stich, so lebt sie mit ihm in wilder Ehe. Er wird Prokurist bei einem Händler,  will nicht nach Hause und kann sie deshalb nicht heiraten, weil er keine Papier hat.

Das geht bis zum dritten Akt gut, dann kommt wieder eine Intrige. Der Bösewicht schmeißt eine Kiste auf Hanne, er stürtzt sich vor, liegt darauf im Koma, so daß Hanne nicht umhin kommt, die Mutter zu verständigen, die sich ohnehin schon die Augen, um ihren Jüngsten ausgeweint hat. Alles wird gut und die Hanne eine resche fesche Fabriksbesitzerin mit “56  Lieferautos und 43 Buchhalter” wie die Tante sagt.

Fein, daß kein Nazifilm daraus geworden ist und fein, daß “Aufbau” Fallada jetzt wieder herausgibt. So ist “Jeder stirbt für sich allein” vor ein paar Jahren erschienen. Das müßte ich noch lesen,  der “Trinker” kursierte kürzlich im Netz und “Der kleine Mann” steht, glaube ich, auf der Frühliings-Aufbau-Vorschauliste.

Und noch eine Verlinkung zu einem nie gedrehten Nazifilm