Elfter Nanowrimotag

Nachdem sowohl die “Buch-Wien” als auch die “Buch Basel”, die ja beide, trotz des ähnlichen Names, sehr unterschiedliche Veranstaltungen waren, vorüber sind und nach dem österreichischen Buchpreis auch der Schweizer vergeben wurde, kommt wieder ein Schreibbericht, denn ich bin erstaunlicherweise, trotz des vielen literarischen Trubel, der in der letzten Zeit passierte nicht unttätig gewesen und habe auch schreibtechnisch etwas weitergebracht und der Plot des “Fräulein Nos” ist auch ein bißchen angewachsen.

Zumindest habe ich jetzt mehrere Handlungsstränge und mehrere Ideen, die zwar alle noch etwas vage und ungeordnet sind und wahrscheinlich noch zusammenkommen müßen, aber mein Worttagessoll habe ich auch erreicht, zwar nicht mehr so viel auf einmal als an den ersten Tagen geschrieben, aber auch in Basel sind es fast täglich eine Szene und einmal sogar zwei geworden, so daß ich jetzt bei über  achtundfünzig Seiten, zwanzig  Szenen und 28. 644 Worten liege. Da immer noch einige Tage oder Worte im voraus bin und laut meinem Statiskplan am zwanzigsten November fertig sein sollte, also diesmal sogar eine etwas normalere Kurve als in den früheren Jahren habe und nicht schon in der ersten Woche fertig bin, auch wenn, was die Handlung betrifft, der innere Kritiker schon manchmal wieder “Das ist Blödinn, was du da schreibst und es wird wieder niemanden gefallen oder niemand lesen!”, schreit und wenn man sich gleichzeitig auf einem Literaturfestival befindet, eine fremde Stadt besichtigt und die Szenen nachts oder sehr früh im Hotelzimmer oder Zug schreibt, die dann auch sehr flüchtig hingeworfen wurden, ist das wahrscheinlich normal. Und der “Nanowrimogedanke” ist ja auch einen ersten Rohentwurf zu schreiben, der dann noch bearbeitet wird und die Ideen sind da und das Handlungskonzept wächst ebenfalls, auch wenn das Ganze vielleicht noch nicht so zusammenpasst und noch viele Lücken, beziehungsweise Fehler hat und ich habe ja auch schon geschrieben, daß ich mit den Namen noch nicht so ganz klar komme und noch nicht so richtig weiß, wie meine Personen jetzt wirklich heißen, weil ich oft drei verschiedene für eine verwendet haben, die mir auch noch nicht so ganz gefallen. Da kann ich vielleicht später auch noch eine Namensstruktur machen und mir die entsprechend klingenden Namen heraussuchen.

Jedenfalls haben inzwischen zwei Fernsehdirskussionen stattgefunden, Fatma Alkmir hat mit einen FPÖ-Politiker und einer Frau von der Rassismusstelle darüber diskutiert, daß sie in der U- Bahn beschimpft und angespuckt worden ist.

Dann ist auf Dorothea Hartiners Drängen Ulrich Blucembach dort aufgetreten und hat Harry Krempinsky Stammkundin verteidigt, hofft immer noch, daß Anna zu ihm zurückkehren wird, was auch geplant ist.

Nolantha ist im Reinhardt-Seminar ungeduldig, die vielen Sprech- und Stimmübungen gefallen ihr nicht, hat sich in den Sohn eines Burgschauspielers, Fabian Neumayr verliebt und probt mit ihm ein Theaterstück oder einen Dialog, um Gerti Schuster zu rehaibliteren, das ihre Freundin Johanna, die Buchhändlerstochter und Poetryslamerin geschrieben hat und, das sie in Harries Nachtcafe aufführen wollen. Gerti Schuster ist inzwischen ein kleines Mißgeschick passiert und sie hat eine Handtasche gefunden, beziehungsweise zugesteckt bekommen, in der sich ein Brief ihrer Nichte Claudia befindet und Henrike Werner wandert mit Hund Harry Krümel Blümel immer noch zwischen dem Heiligenstädter und den Grinzinger Friedhof hin und her um sowohl ihrem verstorbenen Mann, als auch ihrer Tochter <martha das alles zu erzählen.

So weit so what. Jetzt muß ich noch von Basel nach Wien zurückfahren und habe dann die Qual der Wahl, am vielleicht ruhigeren nächsten Harland- Wochenende, die bisherigen Seiten in Ruhe durchzugehen, um die Lücken zu schließen oder weiterhin Szene um Szene, um die Worte zeitgerecht zusammenzubekommen einfach drauflos zu schreiben und am Schluß zu versuchen, das Ganze einigermaßen geordnet und auch interessant zusammenzuschließen.

Mal sehen, ich bin gespannt und werde auch weiterhin darüber berichten.

Dreitägige Romanwerkstatt

Am Mittwoch ist der Alfred mit dem Karli schon wieder weggefahren. Eigentlich wollten sie nach Rumänien zur Romamusik, das ist dann nicht zustandegekommen, so daß sie auf Kroatien und Friaul umdisponiert haben und mit sozusagen zum Abschluß meiner Schreibvorbereitungsrituale, ein drei Tage Schreib Retrait Freitag bis Samstag beschert haben, auf das ich jetzt ja schon seit Juni, beziehungsweise dem Tag, als ich dem Alfred zum zweiten Mal das PDF zur “Unsichtbaren Frau” schickte, vorbereitete, beziehungsweise praktizierte.

Denn ich habe seither, abgehackt und unterbrochen durch meine Stunden, den Schweiz-Aufenhalt und das Neusiedlerseeradeln schon circa dreiundsechzig Rohseiten, das sind siebzehn Szenen, beziehungsweise 31.508 Worte, ein zwei Drittel “Nanowrimo”, wenn man es so rechnen will, das Ganze mehrmals korrigiert und das Romankonzept, die Geschichte von der Pensionistin, die einen Roman schreiben will, das ins Netz stellt, dabei ihrer tochter Magda näherkommt und gleichzeitig die Geschichten ihres afghanischen Nachbarn, seiner Klientin Maria Mattaschek und der Supermarktkassiererin Nastasja St. ist eigentlich nicht so neu in meinem Schaffenswerk, sondern folgt eigentlich meinem Muster, ist aber trotzdem vage. Irgendwie weiß ich noch immer nicht so recht, welche Geschichte die Magdalena da erzählt und was es mit der Begegnung mit dem weißen Auto auf sich hat, in dem sie drei Personen sieht, die sie an ihren Geburtshelfer vor fünfunddreißíg Jahren, die Hebamme Sofia und den Psychiater Matthes Enck, der inzwischen schon gestorben ist, erinnern.

Das ist noch sehr vage und wenn ich an den Titel denke “Magdalena Krchberg schreibt einen Roman”, der ja einerseits sehr prägnant und eindrucksvoll ist, kommen mir gleich wieder die Zweifel, wen wird das interessieren, das ist viel zu wenig abgehoben und so weiter und so fort….

So habe ich beim freitägigen und samstägigen Korrigieren der fünfundsechzig Seiten, die ich bis dahin hatte, mehrmal gedacht “Das geht so nicht! Da bist du schon wieder in der Ecke!”

Dann kam mir die Idee, daß ich das Ganze viel viel spannender gestalten sollte und mehrere Wendungen in den Handlungsverläufen bräuchte. Ein paar davon habe ich auch schon, beziehungsweise haben sie sich, als ich Ende August meinen Recherchetag machte, so herauskristallisiert.

Denn eine Rolle spielt auch Magdas unbekannter Vater, der könnte am Schluß auftauchen ,Krebs haben und Kontakt zu seiner Tochter wollen und die drei im Auto waren Sofis und Rudolf Rösslers Tochter Ulla, die einen linken Freund hat, Parlmalmentssekretärin bei einem FPÖ-Politiker ist und mit diesen zu einer entscheidenen Auseinandersetzung fährt, als Magdalena sie sieht und daraufhin, um ihre eigene Geburt herumkreist…..

Ich habe jetzt dreiundsechzig Seiten und denke mehr denn je “Das passt so nicht! Das muß ich ändern! Da muß ich die vier Handlungsstränge nochmals schreiben und eine eigene Geschichte draus machen!” und dachte auch, als sich das mit Alfreds Kroatienfahrt herausstellte und ich am Freitag keine Stunden hatte, da mache ich ein dreitägigen Schreibretrait.

Ich hatte schon etwa bis Szene zweiundzwanzig vorausgeplant, die mich jetzt aber auch nicht vom Sessel reißen und am Dienstag zwischen meinen Stunden die siebzehnten Szene geschrieben, von der ich auch nicht sehr befriedigt war.

Daß das regelmäßige Schreiben wichtig ist, habe ich zu Schreibbeginn, als ich da auf ein Zeitmanagementseminar von Jurenka Jurk aufmerksam wurde, herausgefunden, wußte aber schon, das ist bei mir nicht möglich.

Aber, daß man immer schauen soll, wenigstens ein bißchen am Ball zu bleiben und so beispielsweise immer das Notizheft bei sich zu tragen, in dem man Einfälle und Szene aufnotieren kann, halte ich sicher für eine wichtige Idee und versuche das auch zu praktizieren, weil ich damit mit meiner Hemmung meinem Hauptfeind und der inneren Stimme “Du kannst und kannst es nicht!”, am besten umgehen kann.

So kam also der Freitag, ich habe eingekauft, weil ich mir dachte, daß eine Art Buffet, ein Bruch in der Küche aufbereitet, wo ich mich bedienen kann, mich in die richtige Schreibstimmung bringen kann.

Wußte aber auch, ich muß wieder korrigeren, zwei bis dreimal habe ich das bisher getan, um in den Schreibfluß hineinzukommen, das habe ich am Freitag und am Samstag auch getan. Die fünfundsechzig Seiten auf dreiundsechzig gekürzt, das ist etwas woran sie einem bei “Nanowrimo” abraten, es für mich aber nicht anders geht, war gestern, um sechs damit fertig und mit der Szene siebzehn noch immer nicht zufrieden und jetzt am Sonntag weitermachen.

Aber wie? Ich könnte mich hinter mein Heft klemmen und die fünf Szenen, die ich geplant habe, schreiben. Da wäre ja einmal die, wo der Steff der Nasti ein Stück Seife schenkt und sie beleidigt davon läuft. Dann die, wo die Ruth die Maria zur Vertragsunterzeichnung bewegen will, diese Geschichte muß ich auch noch ausarbeiten und brauche überhaupt, das stimmt schon, falls mir das jetzt jemand schreiben sollte, ein noch genaueres  Konzept, worüber ich eigentlich schreiben will?

Also das Heft hernehmen und zu Clustern anfangen. Die Charakterbögen habe ich schon, sie sind aber eher schlampig und flüchtig aufgefüllt. Also die Namen meiner Hauptpersonen aufschreiben und darunter die Szenenfolgen notieren. Wie ist das mit der Nasti und dem Steff, dem Momo mit derMagdalena und der Maria und wie ist das mit dem Vater, der Maria die die Ruth ihr aufzwingen will, die hat sich herausgestellt ist eine Freundin der Sofi Böhm, die von ihrem Rudolf schon geschieden ist. Die Magdalena kommt mit ihrer Tochter zusammen, wo sich am Schluß der Vater meldet und die Magda schwanger wird.

Eigentlich gar nicht so wenig und wenn ich mehr straffe und dichter schreibe, wird vielleicht etwas daraus. Und das wäre schön, wenn da auch von außen was kommt!

Das schreibe ich ja öfter und dann kommt der Uli und sagt “Machen Sie nicht so viele Flüchtigkeitsfehler und ziehen Sie die Muttern an!” und ich denke “Ja, ein Lektorat würde die Fehler korrigieren!”

Sonst macht es der Alfred, es geht hier ja um den Rohtext und der sollte wahrscheinlich dichter sein und mehr von den depressiven Frauen weg, weil ich über die ja  wahrscheinlich schon oft genug geschrieben habe.

Aber man schreibt ja immer das und so gut, wie man es kann, immer denselben Roman hat Heimito von Doderer einmal gesagt und das machen ja auch die Longlistkanditaten und “Büchner-Preisträger”, die immer und immer von ihren Erlebnissen mit den Frauen, dem Älterwerden und ihren Krankheiten schreiben. Die lesenden Frauen kaufen es, die Kritiker schimpfen und die Literatur dreht sich vielleicht im Kreis, weil ja wirklich schon alles geschrieben wurde und ich denke immer öfter, wozu tue ich mir das an, wenn ich es ohnehin nicht kann? Aber ich kann es ja und habe schon über vierzig Bücher geschrieben, die man wahrscheinlich, ich gebe es schon zu, etwas straffen könne und ich versuche jetzt wieder den Kick in die Magdalena hineinzubringen und am Text zu arbeiten.

Meine Skepsis und Resignation, die ich dabei spüre, könnte mich dabei behindern. Aber ich glaube nicht, daß ich aufgebe, was ich ja sehr gut könnte, wenn ich in mein Badezimmer gehe, wo etwa dreißig Neuerscheinungen liegen, die ich in diesem Jahr noch lesen soll. Die hindern mich vielleicht ein wenig und so denke ich, nun gut, ich lese sie hinunter und bestelle mir dann nie wieder etwas und mache einen Bogen um die Schränke.

Denke, wenn ich das denke “Das wäre fein!” und weiß schon, daß ich das nicht tun werde. Genauso wenig, wie das Schreiben aufgebe, auch wenn es mich zunehmend nervt, jetzt endlich wirklich zu begreifen, daß nie etwas daraus werden wird, obwohl es ja schon ist und die Geschichte der Magdalena Kirchberg eigentlich ganz spannend sein könnte, wenn ich sie vielleicht ein wenig straffe. Mal sehen, ob mir das und das Clustern, das ich mir für den Nachmittag vorgenommen habe, gelingt, habe ich mich gefragt und dann sehr schnell vier Szenen geschrieben, so daß ich jetzt bei dreiundsiebzig Seiten, 36.666 und einundzwanzig Szenen bin.

Geclustert habe ich nicht so sehr, das liegt mir glaube ich nicht wirklich, habe aber wieder ein paar Ideen, am Ende geht die Ulla mit dem Heiner Link essen, Jens kommt dazu, es kommt zum Crash, Heiner fährt die beiden aber mit seinem Auto hin.

Die Magdalena freundet sich mit der Maria an, das Buch kommt heraus, Magdalena geht zur Präsentation, Maria schimpft und Magdalenas Roman bzw. Blog endet damit, daß Hannes Wolf sich meldet, von seiner Krebserkrankung erzählt und wieder Kontakt zu Magdalena und seiner Tochter haben will. Magda weigert sich, kommt aber zu Magdalena auf Besuch mit Max und erzählt ihrer Mutter, daß sie schwanger ist und die Nastasja kommt mit ihren Steff zusammen. So weit ist  der vorläufige Handlungsstrang jetzt gespoilert. Wie weit ich mit meinen  dreiundsiebzig Seiten schon bin, weiß ich nicht so genau. Ich schätze über der Hälfte und wie es mit der Handlung weiter geht und zu welchen Änderungen in den Verläufen, es kommt, wenn ich jetzt wieder unterbrechen werde, ist sicherlich sehr spannend.