Sandseele

Jetzt kommt ein Buch über Afghanistan, oder die Erfahrungen die ein deutscher Oberstleutnant 2008 dort machte. “Buch Contakt” machts möglich und da habe ich schon ein Buch über Albanien und eines über den Kosovo gelesen, die in kleinen oder wie bei diesen bei BoD erschienen ist. Geschrieben wurde esvon einem Wolf Gregis, der eine Offiziersausbildung machte und im Auslandseinsatz in Afghanistan war. Dann hat er Germanistik und Geschichte studiert und für den Roman “Sandseele”, das jetzt erschienen ist, ein Stipendium erhalten. Außerdem engagiert er sich in Verteranenverbänden und das Buch handelt von einem Martin Küfer, der eben vor zehn Jahren im Einsatz in Afghanistan war. Jetzt sitzt er in seiner schönen Wohnung, von seiner Frau Greta liebevoll mit IKEA-Dekorationen versehen, was ihm auf die Nerven geht.

Es geht ihm, seit er aus Afghanistan zurückgekommen ist, nicht sehr gut. Hat die Geschehnisse von damals verdrängt und die Erinnerungsstücke daran in eine Schachtel verbannt. Seine Frau Greta ist mit den Kindern in einem Spa-Hotel, endlich allein, sagt sich, er will arbeiten. Aber da holt ihn, als er sich mit den Nudeln, die Tagesschau ansieht, die Vergangenheit ein. Denn da ist ein Abdul Rahman, jetzt, Mahor, zu sehen, den er von damals kannte, was bei ihm Angstvorstellungen auslöst und er wieder zu rauchen beginnt. Er holt die Schachtel und packt nach und nach die Erinnerungsstücke aus. Da gibt es ein Bild von Abdul, seinen Freund, einen Schlüßelbund, einen Shemag, das ist eine Kopfbedeckung der Beduinen gegen den Sandsturm, der offenbar ins Afghanistan herrscht, etcetera.

Stück für Stück nimmt er sie aus der Schachtel auf der “Afghanistan” steht, heraus und geht dabei seinen bisher verdrängten Afghanistaneinsatz durch. Dazwischen wird, er, was für mich ein bißchen unverständlich ist, von seiner Greta immer wieder angerufen. Er geht aber nicht ran und man denkt, die Ehe ist offenbar nicht gut. So war es aber schon früher. Greta ist Krankenschwester und sehr häuslich, siehe die IKEA-Dekorationen, die er haßt. Er will in das Leben hinaus, will nach Afghanistan, sie will das nicht und man erfährt nun, wie er idealistisch nach Kabul gekommen ist. Da sitzt eine Bettlerin mit Burka, die sie Maria nennen. Er will zu ihr hin, wird aber vom Fahrer abgehalten, weil sie dann überfallen werden könnten. Als Nächstes sieht er, wie ein Soldat mißhandelt wird. Er will auch da helfen. Dann kommt es zu einer Aktion “Maiwand”, eine deutsch-afghanische Operation, wo er Abdul und seinen Onkel kennenlernt und es zu den Erlebnissen, kommt, die er zehn Jahre lange verdrängte und dabei auch einen Freund verlor.

Am Schluß schickt Greta Videos von den Kindern und er meldet sich bei ihr.

“Der Karton stand offen auf dem Boden, leer. Es war noch ein guter Karton, die Ecken nicht abgestoßen, sondern fest und gradlinig. Greta würde ihn noch gebrauchen können. Für die zu klein gewordenen Kindersachen, die sie auf dem Dachboden sammelte. Für das aussortierte Spielzeug, Bilderrahmen und Osterdekoration. Die Aufschrift “Afghanistan” würde ich wegradieren, dann fiel er unter all den anderen Kartons mit all dem anderen Krams auf dem Dachboden gar nicht auf.”, lauten die letzten Sätze.

“Man konnte dem Sand nicht entkommen. Nicht am Hindukusch. Man konnte auch den Erinnerungen nicht entkommen. Nirgends.”, steht am Buchrücken.

Nach der Danksagung gibt es einen Anhang, wo man erfahren kann, welche Musik Wolf Gregis beim Schreiben hörte. Man erfährt etwas über die Vereranenvereine und die Dienstgrade der Bundeswehr, was mich nicht so unbedingt interessante, aber sonst ein spannendes Buch gelesen habe.

Die Kanzlerin

“Literaturtest” schickt mir ja seit Frühling immer wieder Angebote der von ihnen betreuten Bücher und da es mir da  ja immer schwer fällt, nein zu sagen, habe ich mich durch das Sortiment und auch durch alle Genres gelesen, was ja interessant ist und ich da auch keine Vorurteile habe.

So hat es mit Josef Formanek begonnen und das war ein sehr spannendes Buch, das mir sonst entgegangen wäre, dann habe ich ein bißchen  bei “Novum” hineingeschnuppert, mit zwei sexdurstigen jungen Männern ist es nach Finnland und zu den Elchen gegangen, dazwischen gab es einen Briefroman mit einer Viererbeziehung, ein Jugendbuch, eine aufregende “Fischer-Neuerscheinung” und dann zum Schluß noch etwas Trachiges, hat mich da doch die Journalistin Linda Behringer, die, glaube ich, in Dubai lebt, in das Skandalleben der deutschen Kanzlerin geführt oder eigentlich nicht.

Denn natürlich ist ja alles erfunden und die fiktive Kanzlerin Angeilika Mörkel, sieht der realen nur ganz zufällig auf dem Cover ähnlich und dann beginnt es auch ein wenig langatmig und für meinen Geschmack zu komisch.

Das Ganze ist in achtunddreißig Kapitel gegliedert, die zumindestens am Anfang schon fast abgeschlossene Kurzgeschichten sind und es beginnt sehr nah an der Realität, nämlich mit einem Steuerskandal.

Da sieht ein alter Rentner im Fernsehen, daß Angelika Mörkel-Merkel in der Schweiz ein Konto angelegt haben soll. Man sieht die Kanzlerin mit einer Mütze, die an einer anderen Stelle Hut genannt wird, mit ihrem Mann die Bank betreten, sieht ihre Unterschrift und die Kanzlerin taucht unter,  wird beziehungsweise in der WG des Sohnes ihres Pressesprechers versteckt.

Dort kommt es zu allerhand Komplikationen. Eine Leiter fällt auf ihren Kopf. Der Rentner vom ersten Kaptel ist der Nachbar und erleidet einen Schlaganfall.

Angelika Mörkel oder Geli, wie sie genannt werden will, bleibt aber trotzdem eine Weile in Kreuzberg unentdeckt, obwohl sich alle Journalisten und Paparazzis, die Beine nach ihr abrennen und ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt ist.

Ihr Ehemann Johannes entpuppt sich,  als schwul und der Aufdecker Tom Berber folgt seinem Nuschi in ein Fußpflegeinstitut.

Es kommt, wie es kommen muß, die Kanzlerin leckt Feuer, freundet sich mit den Studenten an, pflegt den alten Nachbarn und kommt auf einer Geurtstagsparty auch noch mit dem Journalisten in Kontakt.

Alle helfen ihr und halten die Schnauze und so beginnt sie eigenmächtig den Fall aufzuklären. Reist in die Schweiz wo alles begann und dreht in einem Hotelzimmer ein You tube-Video,  das sie ihren lieben  Mitbürgern schickt, um ihre Unschuld zu beweisen und ich denke, es ist wieder mal bewiesen, daß auch BoDs und fast oder wirklich Selbstgemachtes durchaus spannend und zu lesen ist.

Es ist natürlich Genreliteratur, mit der man beim “Blockbuster Wettbewerb” nicht teilnehmen darf, aber Hand aufs Herz das ist wohl auch, was die Leute gerne und wahrscheinlich lieber, als was Hochpoetisches oder zu sehr Experimentelles lesen, also, wie ich meine für den Weihnachtstisch in Deutschland und vielleicht auch Österreich und der Schweiz bestens geegnet, obwohl ich persönlich einen Schritt weiter von den Echtangaben abgegangen wäre und vielleicht mehr erfunden hätte, aber über sprechende Namen hatte ich ja auch schon mal ne Diskussion und manches ist vielleicht auch zu ähnlich, als daß es wahr sein könnte.