Wer dann noch lachen kann

Jetzt kommt der zweite Teil von Birigt Vanderbekes Romantrilogie oder Familiensaga, “Wer dann noch lachen kann”, 2017 erschienen.

Den dritten Teil, “Alle die vor uns waren”, habe ich vor einem Jahr gelesen. Der erste der drei Bände “Ich freue mich, dass ich geboren bin” muß noch zu mir kommen.

Eine ungewöhnliche Lesereihefolge für eine Trilogie und ich denke, daß sich das beim Lesen gerächt hat, bin ich nach dem Buch, wo es um Gewalt, Kindesmißbrauch und eine aufgeweckte Kleine geht, die sich in die Phantasie flüchtet und als erwachsene Frau, die nach einer alternativen Physiotherapie zu entscheidenden Erkenntnissen kommt, ein wenig ratlos gegenübergestanden und war von Birgit Vanderbekes stark ironischen Ton, in dem sie eine Kindheit beschreibt, die vielleicht autobiografisch ist, sowohl ein wenig abgeschreckt, als auch überfordert.

Dabei habe ich von der 1956 in Dahme geborenen Autoren, die seit langen schon in Frankreich lebt, schon einiges gelesen und war wohl auch bei einigen ihrer dicht geschriebenen Bücher ähnlich ratlos, weil sie, da sie sehr abstrahiert, nicht so leicht zu verstehen sind.

Das Buch habe ich beim Literaturquiz der “Buch-Wien” gewonnen und lange nicht gelesen, dann hat mir “Piper” im vorigen Jahr, den dritten Teil geschickt, wo es um das Alter geht.

Hier geht es im ersten Teil des hundertfünfzig Seiten Buches, um eine sehr aufgeweckte Ich-Erzählerin, die von ihrem Vater, einem Pharmareferenten grün und blau geschlagen wird und von der Mutter, die sich selber sehr mit Medikamenten vollstopfte und sehr viel zu Ärzten geht, wozu sie das Kind mitschleppte und ihnen erklärt, daß es zu phantasievoll ist, verrückt wäre und in die in die “Klapse” gehöre. Das Kind flüchtet sich in die Phantasie, hat einen imaginären “Mikrochinesen” zum Freund und spricht sich selber Mut zu, was ich sehr eindrucksvoll geschildert empfand, wie sie beispielsweise, die verschiedenen Pharmafirmen gegeneinander auspielt

Dann kommt es zum Bruch im Text, denn es geht ins erwachsene Ich und nach Südfrankreich. Die Erzählerin ist schon Mutter oder Großmutter, hat einen Autounfall und infolgedessen Schmerzen, wo die Physiotherapie nichts hilft.

Da wird sie einem alten Mann, einem Monsieur Mounier empfohlen, der vierzig Euro für die Stunde verlangt und seine Frau bei der Anmeldung empfiehlt, nicht allein zu kommen und genug zu Trinken mitzunehmen. Der tastet sie ab, spricht dann von einer Vergiftung und sagt ihr, daß sie selber wissen würde, was das bedeutet, sagt ihr zum Abschied, daß Sie “die kleine Karline”, so wie sie sich als Kind immer selber nannte, “grüßen soll” und ihr Mann Gianni, nennt ihn dann den “Mikrochinesen”, weil auf seinem Praxisschild “Mikrokinesitherapie”, steht, das führt zu einem Deja-vue und der entscheidenden Wendung.

Sie schläft sie zwei Tage, die Schmerzen sind weg und sie erzählt ihrem Mann Gianni, daß ihre Mutter, als sie zwölf war und ihre erste Regel hatte, zu einem Gynäkologen schleppte und ihr die Pille verschreiben ließ und ihm auch andeutete, die Tochter wäre auf die schiefe Bahn gekommen, obwohl das nicht stimmte, eine Verquickung, die mir von der Schreibdramaturgie nicht ganz nachvollziehbar war, im Klappentext aber sehr gelobt wird.

Ein Buch, das man nicht vergißt, habe ich irgendwo gelesen, dem kann ich zustimmen und bleibe durch die sehr starke Erzählweise, die ich mir wohl ein wenig unmittelbarer wünschte, fast verstört zurück, obwohl einer Psychologin und Psychotherapeuten Traumatisierungen und Kindesmißbrauch nicht fremd sein sollten, ich sie aber meistens einfacher erzählt bekomme.