Ach, Wien

Während meines Pendels von Harland nach Göttweig oder Krems, lese ich Maximilan#bezirkowitschZirkowitschs “Hommage an das Zufällige in der Stadt”, ein Büchlein aus, wie könnte es anders sein, dem “Holzbaum-Verlag”, denn das ist der junge Mann, der bei den Präsentationen von “Kafee”, Frühstück” etcetera “in Wien” mit einem Bällchen an der Spitze steht, es in die Menge wirft und nachher an die glücklichen Gewinner Goodietüten verteilt.

Das Buch des Fotografen, der durch die Stadt marschiert, den Alltag abknipst und seine Geschichten dazu schreibt, scheint es schon länger zu geben, denn Maximilian Zirkowitsch hat beim “Buchquartier” im Dezember daraus gelesen. Jetzt ist es auch zu mir gekommen und so kann ich, bevor es zur Sektmartinee nach Krems geht, ein bißchen darin schmökern und meinen Flüstereindruck geben.

“Maximillian “Bezirkowitsch”-Zikowitsch fotografiert gern komische Alltagsbegebenheiten, die Geschichten erzählen. Seine liebsten Bilder hat er hier gesammelt. Herausgekommen ist ein Stadt- und Landportrait der etwas anderen Art, eine Liebeserklärung an den Alltag”, steht am Rücken  des achtundvierzig Seiten Heftchens das um wohlfeile fünf Euro zu haben ist.

Also gehen wir es an und schauen hinein:

“I love  VOLKSTOD” steht auf einem Pickerl. “Wien 15; Märzstraße #RHSH bleibt real und hat keine Angst”, hat Maximilian Zirkowitsch draunter geschrieben.

“#Opfa” ist offenbar ein beliebter Hashtag-Index, denn da gibt es ein überklebten H.C.Strache-Plakat. Am Donaukal steht “I love you” auf einen Stein und auf einem anderen “Opfa-Foto”, ist “Dein Vater” zu lesen.

Weiter geht es mit den “Maggi-Suppen”, die offenbar ihre Faschingseditionen haben. “Prinzessinnn” und “Feuerwehr”, steht auf den rosa und blauen Tüten.

“Jetzt neu im Angebot: schwule Suppe und Heterosuppe”, hat der Bezirksflaneur dazugeschrieben.

Es gibt Fotos von Kinderwägen und eines, wo auf der Kleiderbox der “Caritas” das Wörtchen “kills” dazu geschrieben steht und für alle, die es noch nicht wissen: “NOTHING WILL MAKE YOU PERFEKT EXCEPT ALLAH”.

“Aha!”

Und wenn man wissen möchte, was Maximilian Zirkowitsch von der Werbung hält;: “WILLST DU GUT UND BILLIG KAUFEN, MUSST DU ZUM SOCKENKAISER LAUFEN”

Wiederum “Aha!” und weiter in dem Alltagsbüchlein, das nicht nur Fotos, sondern auch Texte anzubieten hat.

In einem, den Maximilian Zirkowitsch, glaube ich, auch im Museumsquartier gelesen hat, geht es, um den Fund einer “Seekuh” in seiner “Heimatgemeinde Bad Vöslau”.

Es gibt aber auch politische Texte, beziehungsweise solche, die sich mit den Zeitungsmeldungen nach den Terroranschlägen in Frankreich von 2015 beschäftigen und sehr erbaulich, das Alltagsgespräch zweier künftiger Sozialarbeiter: “In welchen Bereich soll ich als Sozialarbeiter gehen, wenn die FPÖ Präsident und Kanzler stellt und alles kürzt?” Sozalarbeiter im Burnout “Gefängnissozialarbeit”

Zum dritten Mal aha und alles ändert sich oder doch nicht so ganz, beziehungsweise sind wir noch nicht so weit und als die Neonazis von der Polizei in Plauen in der Höhe der Karl-Marx-Grundschule von der Polizei mit Wasserwerfern gestoppt wurden, haben sich die Kinder mit Zäunen auf den Plakaten gewehrt.

Es gibt also auch ein bißchen Hoffnung in unserem neoliberalen Leben und Facebool-Postings von unserem Alltagsmeister, der offenbar auch U-Bahn fährt, gibt es natürlich auch.

Denn da will eine junge Mutter ein Kind beim Ausziehen stoppen, schreit es an und erklärt den staunenden Passanten “Ich glaub nicht, dass die Leute das sehen wollen.” Das Kind bleibt unbeirrt bei seinem Vorhaben. Darauf wird sie wieder lauter. “Hast du die Mama schon einmal so was machen gesehen?” Das kind schaut und murmelt “Ja.” “Da prustet eine alte Frau neben mir los “Heit is haaß, Leiite denkt nix!”, hat Maximilian Zirkowitsch offenbar dazu geschrieben und macht sich auch Gedanken, wie man den “Bachmann” oder sogar den “Mörike-Preis” mit Hilfe seines Handies gewinnen kann.

“Aus meinen ganzen ‘Autocorrect Fehlern könnte ich auch einen lyrischen Text machen”,gibt es dazu zu lesen, den Rest müßte man sich wohl anschauen, um ganz zu verstehen.

Spannend  also in Maximilian Zirkowitsch literarisches Nähkästchen zu sehen und mit ihm auf eine Wiener Alltagstour zu gehen.

Ob es auch eine Buchpräsentation gegeben hat, in dem man, wenn man das Bällchen fing, das Buch gewinnen konnte, weiß ich nicht.

In dem Bananenblatt übers Reisen, habe ich aber, glaube ich, auch eine diesbezügliche Werbung gesehen und jetzt auf  nach Krems, wo ein bißchen “geFIANT” und “geJANDELT” werden wird, was wohl auch zum  literarischen Alltag von Wien gehört.