Vom Abschied zum Vertuschen

Jetzt gehts weiter mit der “Alten Schmiede”, wo heute wieder “Textvorstellungen” waren und zwar die ersten, die von Michael Hammerschmid, dem neuen Moderator, geleitet wurden, die ich hörte und der stellte zum Thema “Nähe, Distanz und Geheimnis”, wie es am Programmzettel steht, einen  bekannten und einen mir unbekannten Autor vor.

Der Bekannte ist der 1960 geborene Oberösterreicher, Rudolf Habringer, mit dem ich 2007 bei den “Textvorstellungen” noch im Parterresaal gelesen habe, das Thema war, glaube ich, “Radio” und ich stellte meinen “Wiener Stadtroman” vor, von Rudi Habringer, der inzwischen bei “Picus” verlegt, aber schon bei “Styria” bzw. diesem oberösterreichischen Verlag war, von dem mir einmal Frau Führer ein paar Bücher schickte, habe ich auch schon einiges im Bücherschrank gefunden und ihm einmal, glaube ich, zum Thema Island im Literaturhaus gehört, er war auch Linzer Stadtschreiber, gemeinsam mit dem lieben Rudi Lasselsberger und Andreas Renoldner, die beide zu der Lesung gekommen waren, sonst war nicht so besonders viel Publikum da und Klaus Ratschiller, der mich freundlich grüßte, habe ich nicht gekannt.

Andreas Renoldner klärte mich auf, daß er eine Sendung bei FM4 hat bzw. bei diesem Literaturpreis mitmacht oder beschäftigt ist, was mein Unwissen ein bißchen erklärt, denn FM4 höre ich ja nicht.

Der 1959 in Klagenfurt geborene Autor, stellte jedenfalls seinen 2012 bei “Atelier” erschienenen Roman “An deiner Stelle” vor und Michael Hammerschmied, der seine Einleitungen, wie auch Angelika Reitzer sehr gründlich macht, erklärte am Anfang, die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Bücher und er hatte für jeden Autor auch ein Thema.

Bei Klaus Ratschiller war es “Abschied und Aufbruch” und sein Roman scheint brüchige oder prekäre Verhältnisse zu schildern, handelt es sich doch bei seinem Protagonisten um einen, der davon lebt Diplomarbeiten anderer zu schreiben, dann dringt er in die Wohnung seiner Nachbarin Agnes ein und bespielt für sie Tonbänder in dem seine Geschichte erzählt und die Stellen, die Klaus Ratschiller las bezogen sich auch auf das Diplomarbeiten schreiben, einer von Jakobs Kunden war einer, der von seinem Vater in ein Jusstudium gedrängt wurde, das ihn nicht interessierte, als der Vater starb begann er auf Wunsch seiner musischen Mutter ein Germanistikstudium in Auftrag und will von Jakob nun um neunzig- oder siebzigtausend Schilling eine Diolomarbeit über “Vögel im Wald in der Literatur”.

Dazu gab es ein paar Zitate und Beispiele und Rudi Habringers Roman “Was wir ahnen”, von dem ich schon im Vorjahr bei “Rund um die Burg” ein Stückchen hörte, scheint ein Krimi oder Nichtkrimi zu sein, hat ein großes Personeninventar, zwei Frauen sind aber die Hauptpersonen, eine Psychotherapeutin deren Mann ermordet wird und eine andere, die seine Liebhaberin war, die hat auch ein Kuckuckskind, Polizeibeamten spielen dabei eine Rolle und drei Länder bzw. Städte nämlich Linz, Regensburg und Krumau und Rudi Habringer erklärte in der Diskussion  auch einiges wie er den Roman konzipierte und welche verschiedenen Erzählstimmen es dabei gibt und die Schlagwörter, die Michael Hammerschmid zu diesem Roman fand, waren “Untreue und Vertuschen.

Ein interessanter Abend mit zwei realistischen Autoren, moderiert von einem Lyriker, der, wie Angelika Reitzer einiges für die “Alte Schmiede” moderiert.

So hat er, glaube ich, im Vorjahr das Lyrikfestival Poliversale kuratiert und Anfang Juli gibt es “Dichterloh-13 poetische Entzündungen”, heute war aber die Prosa daran und die, das kann ich gleich verraten, war sehr interessant

Textvorstellungen mit Solo-Buch

“Die Merkmale der Textvorstellungen sind!”, sagte heute Angelika Reitzer in der “Alten Schmiede”, “daß hier immer zu einem bestimmten Thema drei oder auch vier (jetzt sind es auch schon zwei, füge ich hinzu) Autoren ihre Texte lesen, aber heute machen wir eine Ausnahme, denn heute gibt es nur ein besonderes Buch und dazu habe ich mir zur Untersützung, nicht nur weil es so dick ist, den Verleger und Autor Alfred Gelbmann mitgebracht!”

Ich habe es ja schon oft geschrieben, die “Textvorstellungen mit Angelika Reitzer waren für mich etwas Besonderes, weil sie immer neue interessante Sprachtalente, wie Anna Weidenholzer, Sandra Gugic, Valerie Fritsch, die heute längst ihre Romane in großen Verlagen haben und auch schon große Preise gewonnen haben, vorstellte, einmal hat sie, glaube ich, auch Peter Campa vorgestellt, da war ich im im Dreiraumtheater bei Stefan Eibl Erzberg, die letzten Male habe ich auch versäumt, so daß mir die Kontinuität und der rote Faden inzwischen abgegangen ist, vielleicht gibt es ihn auch nicht mehr, aber trotzdem etwas Neues, “Textvorstellungen” mit nur einem Buch, einem Über-Buch könnte man so sagen und die Rede ist von Winfried Gindls “Maria Elend, Peter Flickers Aufzeichnungen über eine etwas umständliche kleine Reise”, ein fünfzehnhundert Seiten Buch, Bericht kein Roman, in zwei Bänden, bei “Kitab” erschienen und den 1962 in Klagenfurt lebenden Winfried Gindl, kenne ich als “Sisyphus-Verleger oder Lektor”, habe mit ihm, als ich noch meine Mansuskripte herumschickte, korrespondiert, einmal hat er mich sogar angerufen und sich an einem interessiert gezeigt und die “Frauenbilder” sind auch im “Sisyphus 7/1989” erschienen, das ist der Text wegen dem mir J.J., vielleicht heute noch böse ist, weil ich mich in ihnen ein bißchen auf ihn bezogen habe und jetzt kenne ich Winfried Gindl auch als Autor, beziehungsweise als Herausgeber, denn dieses “Maria Elend-Überbuch”, scheint ein verzwicktes Werk.

Beginnt es doch mit einem Manuskript im schwarzen Mülltonnensackerl, das der Verleger eines Tages vor seiner Haustüre findet, ein Motiv, das ich so ähnlich im “Wilden Rosenwuchs” auch verwendet habe, da wird das Manuskript in einer Mülltonne gefunden und die Bestsellerautorin mit Schreibblockade gibt es als eigenes heraus. Peter Flicker überläßt es dem Verleger sozusagen, es regidiert oder unregidiert bzw. selber zu verwenden und dann kommt auch noch ein anderer Verleger,  in diesem Fall, Wilhelm Baum vom “Kitab-Verlag”, wie Winfried Gindl später sagte und verlangte nach einem Manunskript und so erschien die umständliche kleine Reise auf fünfzehnhundert Seiten und entpuppte sich, wie Angelika Reitzer noch erklärte, als Live-Bericht und fast alles auch noch im Präsens geschrieben.

Es geht um eine Reise, die der fiktive Peter Flicker, denn natürlich hat Wilfried Gindl diesen Roman geschrieben, im Jahre 1981 machte, zuerst sollte es nach Griechenland gehen, dann ging es aber per Rail durch Österreich und man landete auch im Cafe Alt Wien und bezog sich dabei auf dies und das und all und jenes.

An dieser Stelle fing ich an an Peter Campa zu denken, der ja in seiner “Zweiten Reise” vielleicht etwas ähnliches machte.

Aber natürlich ist es nicht zu vergleichen, sind zwei verschiedene Stile und Winried Gindl Präsens-Sprache klang auch sehr einfach melodisch und schön.

Es gab auch gleich eine zwanzig minütige Textprobe, wo die Reisenden gerade in Italien strandeten, dann kam Alfred Gelbmann, der “Mitter-Verleger” und Germanist und hielt ein literaturwissenschaftliches Referat, in dem er das Buch in die Reihe der “Popromane” einordnete, sich dann auf das “Präsens” bezog, von dem ja behauptet wird, das man damit nicht erzählen kann.

Winfried Gindl kann es offenbar und die Stellen, wo er es nicht verwendete, wären meinte Alfred Gelbmann, viel flacher, als die anderen.

Im zweiten Lesungsteil ging es dann in das Cafe Alt Wien, wo der Erzähler strandete, um sich ein Nachtquartier zu suchen, dabei ein paar Leuten beim Telefonieren zuhörte, zwei Frauen beobachte, alte Plakate und die “AZ” las und dann gab es noch viele Fragen von Angelika Reitzer an den Autor, wie lange er an dem Buch geschrieben hat, wie er auf die Form gekommen ist, warum das Jahr 1981, etc?

“Zufall!”, war glaube ich die universale Antworte, aber 1981 hat der Autor tatsächlich eine ähnlich umständliche Reise gemacht und Wilhelm Baum ist auch gekommen und wollte ein Mansuskript und so hat er an seine Reiseerinnerungen gedacht und die umgeschrieben, etc.

 Irene Wondratsch war da und hat das Buch zum Teil, glaube ich, schon gelesen, Thomas Northoff habe ich gesehen und andere Autoren und wieder ein interessantes Buch und eine interessante Schreibweise entdeckt, gibt es von denen jenseits des Mainstreams ja sehr viele, wenn ein fünfzehnhundert Seiten Buch auch nicht sehr leicht und sehr schnell zu lesen ist.